Sammelband 6 Krimis: Die Konkurrenten und andere Krimis für Strand und Ferien. Walter G. Pfaus

Sammelband 6 Krimis: Die Konkurrenten und andere Krimis für Strand und Ferien - Walter G. Pfaus


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der Polizei oder auf den Rathäusern abgegeben.

      Mit einem Polizisten als zweitem Vorsitzenden hofft der Verein nun, das unverschuldet ramponierte Image wieder aufpolieren zu können. Ich wünsche es dem Verein schon, weil ich ja selber schon seit vier Jahren Mitglied bin.

      Die Hufnagel musste natürlich auch ihren Senf dazu geben. „Warum heißen Schützen Schützen, wenn sie nicht schützen sondern schießen?“ hat sie gefragt. Ich habe das an den Löhle weitergegeben und der hat mir dann das GötzZitat an den Kopf geworfen, mit der freundlichen Aufforderung, es an die Hufnagel weiterzuleiten. Ich habe das aber nicht gemacht. Dafür habe ich sie bei ihrer nächsten Anzeige einfach ignoriert. Ich habe einen wichtigen Termin vorgeschoben und sie einfach stehen lassen. Das kann sie gar nicht leiden.

      Gestern Abend bin ich also tatsächlich einstimmig zum zweiten Vorsitzenden gewählt worden. Danach habe ich viele Hände schütteln und auch viel Wein trinken müssen.

      Trotz des viel zuviel genossenen Weines, habe ich überraschenderweise einen klaren Kopf. Der Hiller hat mir das vorher gesagt. Der Hiller Manfred ist für den Einkauf beim Schützenverein zuständig. Er kauft nur guten Wein, hat er gesagt. Nur Württemberger Trollinger oder Trollinger mit Lemberger.

      „Und nur von seinem Schwager in Heilbronn“, hat der Löhle grinsend erwähnt.

      „Kannst du dich beschweren?“ hat ihn der Hiller fast beleidigt gefragt. „Erstens ist der Wein sehr gut und zweitens bekomme ich noch Rabatt.“

      „Den Rabatt hast du uns ja noch gar nicht probieren lassen“, hat der Löhle darauf mit total ernstem Gesicht gesagt. Den Witz hat der Hiller dann nicht verstanden und ist einfach weggegangen. Er ist halt immer schnell beleidigt.

      2

      Alles wäre also an diesem Morgen wunderbar gewesen, wenn dieses blöde Telefon nicht so penetrant geläutet hätte. Und wenn ich nicht abgehoben hätte. Aber als pflichtbewusster Beamter nehme ich den Hörer halt doch aus der Station.

      Und damit war es endgültig vorbei mit der „ruhigen Kugel“. Von nun an würde im Dorf nichts mehr so sein, wie es einmal war.

      „Köberle“, melde ich mich.

      „Habe ich dich geweckt, Hanno?“ erkundigt sich der Störenfried. Die Stimme kam mir zwar irgendwie bekannt vor. Aber ich wusste im Moment nicht, wo ich sie einordnen sollte.

      „Und wer glaubt, mich geweckt zu haben?“ frage ich deshalb zurück.

      „Ich bin es, Max.“

      „Max? Max wer?“

      „Na, Max.“ Eine Weile war es still. Ich versuche mich zu erinnern, wie viele Max ich kenne. Da fährt er fort: „ Max Hufnagel, der Stille mit der lauten Frau.“

      „Ach, du bist es, Max! Tut mir Leid, dass ich dich nicht gleich an deiner Stimme erkannt habe. Aber ich habe eine lange, feuchte Nacht hinter mir.“

      „Ja, ich habe schon davon gehört, dass du dich zum zweiten Vorsitzenden des Schützenvereines hast wählen lassen. Du weißt ja, Sie weiß alles und Sie erzählt mir auch alles. Ich wette, du bist einstimmig gewählt worden.“

      „Wette gewonnen. Aber deshalb holst du mich doch sicher nicht aus dem Bett. Und sag jetzt bloß nicht, dass deine Frau dich schickt, um eine Anzeige zu machen. Das würde ich dir dann schon sehr übel nehmen. Ich wollte mir nämlich heute mal einen freien Tag nehmen.“

      „Den freien Tag wirst du dir ein anderes Mal nehmen müssen. Es liegt ein totes Kind in meiner Garage.“

      „Ein totes Kind?“

      „Ja. Sieht aus, als wäre es ein Neugeborenes. Ich habe mit so was zwar keine Erfahrung, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass das Kind tot ist.“

      „Und wie kommt ein totes Kind in deine Garage?“

      „Das weiß ich doch nicht.“ Es klingt fast ein wenig ärgerlich. „Komm her und sieh es dir an.“

      „Aber da muss ich doch erst die Kripo...“

      „Das kannst du auch von hier aus machen“, drängte der Max jetzt. „Ich weiß nicht, wie lange ich die Leute noch von meiner Garage fernhalten kann.“

      „Wieso wissen das schon andere Leute? Hat deine Frau wieder...“

      „Sie hat doch das tote Kind in der Garage entdeckt. Und dann hat sie geschrien wie am Spieß. Das Geschrei hat schon die ganze Nachbarschaft angelockt und ich fürchte, es werden bald noch mehr kommen.“

      „Halt die Stellung!“ befehle ich ihm. „Lass niemanden in die Garage. Ich beeile mich. Aber mit zwanzig Minuten musst du schon rechnen.“

      Ich warte erst gar keine Antwort ab, drücke das Gespräch weg und stelle mich kurz unter die Dusche. Dann wähle ich die Nummer der Kriminalaußenstelle Ehingen. Ich stelle auf Lautsprecher. Marion Meggle, die seit einigen Monaten die Anrufe entgegen nimmt, meldet sich.

      „Köberle hier“, sage ich, während ich mich anziehe. „Kann ich den Chef sprechen?“

      „Ist es dringend?“

      „Sehr dringend. Wir haben ein unbekanntes totes Kind im Dorf.“

      „Gut, ich verbinde.“

      „Köberle!“ dringt kurz darauf die laute Stimme von Moosbauer aus dem Telefon. Moosbauer ist immer so laut. Als Chef muss man so laut sein, hat der Hirnbein mal gesagt. Und der Hirnbein muss es ja wissen, weil er mal Moosbauers Nachfolger werden will. „Was gibt es? Aber machen Sie es kurz. Ich bin gerade in einer wichtigen Besprechung.“

      „Wir haben hier ein totes Kind. Jemand hat ein totes Neugeborenes in einer Garage abgelegt.“

      „Sind Sie schon vor Ort?“

      „Nein, noch nicht. Ich wurde eben erst benachrichtigt.“

      „Von wem?“

      „Von Max Hufnagel, dem Besitzer der Garage. Seine Frau Luise hat das Kind entdeckt.“

      „Könnte sie selbst was damit zu tun haben?“

      „Nicht direkt. Eher indirekt.“

      „Geht das auch etwas genauer?“

      „Das Ehepaar Hufnagel ist kinderlos. Er ist um die sechzig und Frührentner. Sie dürfte im selben Alter sein, also jenseits eines gebärfähigen Alters. Dafür gebärt sie Klatsch in allen Variationen.“

      „Dann meinen Sie also, jemand könnte ihr aus Rache das tote Kind in die Garage gelegt haben.“

      Schnelle Auffassungsgabe hat er, der Chef, das muss man ihm lassen.

      „Könnte durchaus sein“, sage ich. „Sie hat sich im Dorf eine Menge Feinde gemacht. Eine Anzeige pro Woche ist normal. Sie sieht anscheinend alles und weiß alles. Selbst wenn sie Hundescheiße auf dem Bürgersteig sieht, kann sie sagen, von welchem Hund die stammt.“

      Ich habe mich inzwischen in meine Uniform gezwängt.

      „Na wunderbar“, sagt Moosbauer. „Dann wird sie doch auch wissen, wer ihr das tote Kind untergeschoben hat.“

      „Ich fürchte,


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