Sammelband 7 Krimis: Tuch und Tod und sechs andere Thriller auf 1000 Seiten. Alfred Bekker
nicht, wovon Sie sprechen, Berringer.
Ehrlich nicht.“
„Davon, dass der Kerl, der in einem Golf vor Ihrem Haus herumlungerte, hier auf der BOOT war und Ihren Stand beobachtet hat, kurz bevor sich dieses Rollkommando die Sturmhauben überstreifte und losschlug.“
„Sie denken doch nicht im Ernst, dass diese beiden Dinge irgendetwas miteinander zu tun haben?“
„Kann ich es ausschließen?“
„Gerndorf ist einfach nur ein Versager“, sagte Peter Gerath und wurde dabei ungewohnt heftig. Er sprach mit einer Vehemenz, die dafür sorgte, dass sich sogar einige der Polizisten umdrehten, die in der Zwischenzeit damit beschäftigt waren, den Tatort einer ersten Begutachtung zu unterziehen.
„Woher kennen Sie Gerndorf?“
„Wir sind uns ganze zwei Mal persönlich begegnet. Das eine Mal war auf einem Empfang der Industrie- und Handelskammer Krefeld, und das andere Mal in einem Prozess, in dem er versucht hat, seine wirtschaftliche Misere anderen anzuhängen.
Aber für Misserfolg im Geschäftsleben ist man ganz allein selbst verantwortlich.
Wenn ich in all den Jahren, in denen ich nun schon an führender Position im Business tätig bin, eins gelernt habe, dann das. Und jetzt entschuldigen Sie mich bitte.“ Berringer telefonierte noch mit Kommissar Björn Dietrich, bevor er die Messe verließ. Dietrich versprach, sich um alles Nötige zu kümmern und die Sache in die Hand zu nehmen. Dass zwischen dem Überfall des Rollkommandos und den Anschlägen auf Peter Gerath ein Zusammenhang bestand, galt als sehr wahrscheinlich.
„Die Hinweise, die uns dein Mitarbeiter in Hinblick auf illegale Warenladungen aus China via Rumänien und Ungarn, sowie die Geschäfte eines gewissen Ferdinand Commaneci geben konnte, scheinen sehr wertvoll zu sein.“
„Ich wette, dass der Kerl, der mir auf der BOOT ins Netz gegangen ist, mit dem Verein etwas zu tun hat“, meinte Berringer.
„Anzunehmen. Leider redet er bislang noch nicht mit uns. Aber ich bin überzeugt, dass wir ihn noch eines Besseren belehren können. Schließlich ist der junge Mann nur ein kleiner Handlanger, der dazu angeheuert wurde, auf der BOOT ein bisschen Krawall zu machen und den Avlar-Tex-Stand aufzumischen. Wenn er begreift, dass es hier um einen Mordfall geht, wird er kalte Füße kriegen.“
„Hast du mit den Düsseldorfer Kollegen Kontakt aufgenommen“, fragte Berringer.
„Ja. Wir bereiten eine koordinierte Operation vor.“
„Falls es irgendwelche Hinweise auf die sogenannte Eminenz gibt, dann möchte ich davon erfahren.“
„Das wirst du, Berry. Ganz bestimmt.“
„Ich würde gerne bei den Befragungen dabei sein.“
„Berry, du weißt, dass das nicht geht.“
„Ja.“
„Also vertrau deinen alten Kollegen, fahr nach Hause und erhol dich etwas von dem Stress.“
Berringer seufzte. „Vielleicht ist das das Beste.“
„Ganz bestimmt“, gab sich Dietrich überzeugt, dann fiel ihm noch etwas ein.
„Übrigens haben die Kollegen in Düsseldorf inzwischen die Genehmigung, Commanecis Telefon abzuhören. Das BKA hält es für möglich, dass der Kerl mehrere Morde in Rumänien und Deutschland in Auftrag gegeben hat, aber das ist ihm bislang nicht nachzuweisen.“
„Ich mache dir einen Vorschlag. Mein Mitarbeiter Mark Lange hat Commaneci in den letzten Tagen beschattet und eine Serie von Fotos gemacht. Vielleicht könnt ihr jemanden auf den Bilder identifizieren.“
„Schick uns die Bilder als E-Mail-Anhang!“
„Mach ich.“
Berringer beendete das Gespräch und rief in der Detektei an. Vanessa hielt die Stellung. Mark war noch unterwegs, wurde aber jeden Moment erwartet.
„Hör zu, ich habe keine Zeit, dir einen langen Bericht zu geben. Schick bitte den gesamten Bildersatz, den Mark von Commaneci und seiner Kamarilla gemacht hat, an Björn Dietrichs E-Mail-Adresse.“
„Wenn’s weiter nichts ist ...“
„Im Augenblick nicht.“
Danach fuhr Berringer zurück zur Detektei. Dort traf er Mark Lange und Vanessa Karrenbrock an.
„Wir waren inzwischen nicht untätig“, sagte Mark Lange. „Allerdings glaube ich, dass uns bei Commaneci und seinen Leuten nur noch die Polizei uns einen Schritt weiterbringen kann.“
„Die sind an der Sache dran“, sagte Berringer.
„Ich hab übrigens einen rumänischen Austauschstudenten wegen der Übersetzung einiger im Internet veröffentlichter Presseartikel angesprochen, in denen es um Commaneci geht“, berichtete Vanessa Karrenbrock.
„Und?“
„Er war bis vor einer Stunde noch hier. Das Ergebnis ist sehr interessant. Commaneci ist offenbar in Rumänien bereits zweimal wegen des Verdachts der Verabredung zum Mord angeklagt worden.“
„Da er noch auf freiem Fuß ist, kann dabei nicht viel herausgekommen sein“, meinte Berringer.
Vanessa Karrenbrock nickte. „Beide Fälle wurden rasch niedergeschlagen. Es wurde offen der Verdacht der Bestechung geäußert, aber das konnte nie nachgewiesen werden. Einmal starb der festgenommene Lohnkiller, der gegen Commaneci aussagen wollte, im Gefängnis und auf mysteriöse Weise.“
„Nun erzähl mir noch, dass die Morde, um die es bei den Gerichtsverhandlungen ging, mit einer Jagdwaffe ausgeführt wurden“, sagte Berringer.
„Genau so ist. Und das verwundert auch nicht, denn die sind dort unten sehr verbreitet.“
Berringer musste sich daraufhin erst einmal setzen.
Es war bereits dunkel. Peter Gerath hatte sich an diesem Abend früh zu Bett gelegt, aber er fand keinen Schlaf. So war er wieder aufgestanden und ging durch das riesige Wohnzimmer, barfuss und im Pyjama. Darüber trug er einen Morgenmantel. Draußen machte sich einer der Wachhunde kurz bemerkbar.
Was ist das für ein Leben - gefangen im eigenen Haus!, ging es ihm durch den Kopf.
Ein Schritt auf die Terrasse, und es wurde auf einem geschossen!
Die Geschehnisse auf der BOOT wühlten ihn noch ziemlich stark auf. Viele Kunden würden sich diskret von ihm zurückziehen, aus Angst, selbst zur Zielscheibe der Unbekannten zu werden. Vor Wut und Hilflosigkeit ballte er die Hände zu Fäusten.
Frank Severin hatte offenbar mit der Textil-Mafia kooperiert. Aber er – Peter Gerath -
war entschlossen, dieses Spiel nicht mitzumachen.
Es war nur zu hoffen, dass dieser ganze Saustall ausgemistet wurde, dachte er.
Berringer hatte einen wichtigen Beitrag dazu geleistet, indem er einen der Schläger festgehalten hatte. Den Rest erledigte hoffentlich die Polizei.
Und was ist mit Gerndorf?, fragte eine Stimme in Geraths Hinterkopf, die er vergeblich versuchte, zum Schweigen zu bringen. Er konnte diesen Namen nicht mehr hören, aber vielleicht war es besser, sich den Dämonen der Vergangenheit zu stellen, als ständig vor ihnen auf der Flucht zu sein.
Er schloss die Augen.
„Schluss!“, sagte er so laut, als wäre noch jemand im Raum, dem er das Wort verbieten wollte. Er wollte nicht mehr darüber nachdenken.
Das Telefon klingelte. Gerath zögerte, ehe er zum Apparat ging und abnahm. Wer konnte das sein? Berringer? Dessen Auftrag war im Grunde erledigt, fand Gerath.
Herauszufinden, wer Frank Severin umgebracht hatte, das war Aufgabe der Polizei.
„Hier