10 Jahre jünger!. Sara Gottfried
bin, ertappe ich mich manchmal dabei, dass ich ein wenig zu lange auf die nichtinvasiven oder chirurgischen kosmetischen Lösungen starre, die auf Plakaten und im Fernsehen beworben werden. Wie ist das bei Ihnen?
Zwei der häufigsten Schönheitsoperationen, die Lidchirurgie und Gesichtsstraffung, werden immer beliebter.3 Warum sind Anti-Aging-Eingriffe auf dem Vormarsch? Was motiviert Menschen, sich Schönheitsoperationen zu unterziehen, wenn sie älter werden?4 Wissenschaftlichen Studien zufolge sind jene Menschen, die sich mit höchster Wahrscheinlichkeit unters Messer begeben, wohlhabende Frauen mit niedrigem Selbstwertgefühl, geringer Lebenszufriedenheit, die sich selbst für nicht besonders attraktiv halten und nicht besonders religiös sind. Diese Frauen schauen auch viel Fernsehen (und sehen im TV vielleicht wunderschöne Körper, denen sie nacheifern wollen). Die häufigste Motivation? Probleme mit dem Körperbild und eine Abneigung gegen das Altern. Doch wenn Sie glauben, Liften und Absaugen und Füllen seien Ihre einzigen Optionen, dann würde ich Ihnen gern eine weitaus sicherere und angenehmere Lösung anbieten.
Als Ärztin weiß ich, dass viele Patienten, die sich in den mittleren Lebensjahren Schönheitsoperationen unterziehen wollen, vielleicht nicht die minimale Selbstpflege bekommen, um mental, körperlich und emotional gesund zu bleiben. Patienten mit hohem Selbstwertgefühl sorgen tendenziell gut für sich selbst, indem sie sich bewegen und Sport treiben, keine Drogen nehmen, nicht rauchen, sich gut ernähren und viel Wasser trinken – alles Präventivmaßnahmen, die ein langes und gesundes Leben begünstigen. Wenn Sie sich bislang nur wenig um Ihre Gesundheit gekümmert haben, dann würde ich Sie ermuntern, sich selbst nach dem Grund dafür zu fragen. Vielleicht liegt Ihr Augenmerk auf Ihren Kindern, Ihrem Partner oder der Arbeit. Selbstpflege erfordert gedankliches Innehalten und Selbstreflexion. Wird das vernachlässigt, ist es schwierig, gesund zu werden, innerlich wie äußerlich. Eines weiß ich absolut sicher: Selbstpflege ist wirksamer als Schönheitsoperationen.
„Das Alter ist keine Entschuldigung“
Ich sah Ida Keeling zum ersten Mal auf Facebook. Dort entdeckte ich ein Foto von ihr, als sie gerade mit breitem Grinsen und eindrucksvollen Deltamuskeln Liegestütze machte. Sie ist bekannt für ihr Bonmot: „Das Alter ist keine Entschuldigung.“ Ich war schockiert, als ich herausfand, dass sie hundert Jahre alt ist. Neben dem Foto las ich, dass sie in Leichtathletik den Rekord im Hundertmeterlauf hält.5 Das sind ganz schön viele Hunderter. Ihre Augen funkeln trotz ihres dreistelligen Alters. Sie kennt die Wahrheiten zum Thema Bewegung: Es ist nie zu spät, anzufangen (sie begann im Alter von 67 Jahren mit dem Laufen), und die meisten Menschen bewegen sich nicht ausreichend (Ida läuft nicht nur, sie fährt auch Rad, springt Seil und geht zweimal in der Woche zum Yoga, obwohl sie sich mit Arthritis herumplagt).
„Manche Menschen, die sich selbst für ,alt‘ halten, sitzen nur zu Hause herum und warten auf den Tod – das ist einfach dumm“, sagt Ida. „Wenn ich könnte, würde ich ihnen sagen, sie sollen aufhören, sich selbst zu bemitleiden, und sollen aktiv werden, aber es ist auch kein Fehler, sich zu regenerieren, wenn man es braucht.“
„Bewegung ist eine der tollsten Arzneien der Welt“, erklärt Ida.6 Ja, Ihnen ist möglicherweise nicht bewusst, dass sich die Dosis dieser „Medizin“ auf Ihre Lebenserwartung auswirkt. Wahrscheinlich kennen Sie die derzeitige Empfehlung von 150 Minuten Bewegung pro Woche (das sind rund 30 Minuten an fünf Tagen pro Woche). Einer neuen Studie des National Cancer Institute und der Harvard University zufolge, in der 661 000 Menschen mittleren Alters vierzehn Jahre lang beobachtet wurden, senkt sogar Bewegung in niedriger Dosis, also sogar weniger als derzeit empfohlen, die Sterblichkeit um 20 Prozent. Noch bessere Neuigkeiten? Erhöhen Sie die Bewegung auf ein bis zwei Stunden pro Tag bei mäßiger Intensität, dann verdoppeln Sie den Nutzen.7 Das heißt, Sie sollten aktiv bleiben, wenn Sie älter werden. In Kapitel 7 zeige ich Ihnen die wissenschaftlich am besten untermauerten Übungen, mit denen Sie Ihre Gelenkigkeit erhalten können, und ich erkläre Ihnen, wie Sie für sich die richtige Dosis ermitteln.
Sie sind kein Sklave Ihrer Gene
Nach der gängigen Meinung haben sich unsere Gene seit dem großen Sprung nach vorn vor rund 50 000 Jahren nicht mehr sonderlich weiterentwickelt, als ein verhaltensbezogener, genetischer und kognitiver Sprung die erhebliche biologische Evolution des Menschen beendete. Genetische Anpassungen sind seitdem relativ oberflächlich; beispielsweise sind Menschen nun in der Lage, Körner und Milchprodukte zu verdauen, im Gegensatz zur überwiegenden Verdauung von Samen, Nüssen, Wurzelknollen, Fisch, Gemüse und tierischem Eiweiß.
Derzeit befinden wir uns mitten in einer Epoche, in der sich die Art und Weise, wie Medizin praktiziert wird, revolutioniert. Wir befinden uns im Zeitalter der biologischen Gestaltung. Bevor die Wissenschaftler im Jahr 2003 das gesamte menschliche Genom sequenziert hatten, nahmen die Menschen an, die DNA sei die Blaupause für alle Krankheitsursachen. Ganz im Gegenteil – Forscher haben festgestellt, dass Krankheiten nicht fest in unserer DNA verankert sind, dass sie viel veränderbarer sind, ein Ergebnis komplexer Wechselwirkungen aus DNA, Lebensstil und Umwelt. Im Wesentlichen haben Sie die Macht und Kraft, die Art, wie Ihre DNA mit Ihrem Körper spricht, umzugestalten, dieser Vorgang ist als Genexpression bekannt.
Die DNA kann zwar nicht alle Ihre biologischen Merkmale erklären, doch dieses Buch geht auf die entscheidenden Gene ein, auf die Sie Einfluss nehmen können, die Gene, die sich auf Gewicht, Alterungsprozess, Aussehen, Stressresilienz, geistige Klarheit und Gesundheitsspanne auswirken.
Wie Sie dieses Buch nutzen können
Wenn Sie die Hintergründe zu Ihren wichtigsten Genen kennen und ihre Wechselwirkung mit Ihrem Lebensstil, werden Sie in der Lage sein, die guten Aspekte Ihrer Genexpression an- und die schlechten Aspekte abzuschalten. Ich zeige Ihnen verschiedene Ansätze, um Ernährung, Schlaf und Bewegung zu verbessern, um den Stress zu vertreiben und die Gehirnleistung zu steigern, damit Sie lernen, wie Sie Ihren Alterungsprozess effektiv verlangsamen können. Jede Woche stelle ich Ihnen praktische Ansätze vor, die nach Themen unterteilt sind.
Woche 1: Essen
Woche 2: Schlafen
Woche 3: Bewegen
Woche 4: Loslassen
Woche 5: Umweltgifte meiden und Schutzfaktoren suchen
Woche 6: Beruhigen
Woche 7: Denken
Nach sieben Wochen wirkt das 10-Jahre-jünger-Programm dauerhaft, sodass sich die Zellen weiterhin fröhlich teilen, die DNA-Reparaturmechanismen erhalten bleiben, das Risiko sinkt, eine beängstigende Diagnose wie Krebs oder Demenz gestellt zu bekommen, und sich die Wahrscheinlichkeit verringert, dass Sie sich das Gesicht liften lassen müssen oder eine Gehhilfe brauchen. Vielleicht sollten Sie das Programm ein bis zwei Mal pro Jahr wiederholen, falls Ihre neuen Verhaltensweisen dem alten Schlendrian zum Opfer fallen.
Sind Sie bereit, jünger zu werden?
KAPITEL 2
Die Zwiesprache zwischen Genen und Lebensstil
„Am nachhaltigsten beeinflussen Ihre Gesundheit, Vitalität und Funktion ein Leben lang nicht die Ärzte, zu denen Sie gehen, nicht die Medikamente, die Sie einnehmen, und nicht die Operationen oder anderen Therapien, denen Sie sich unterziehen. Am nachhaltigsten beeinflussen die kumulativen Auswirkungen Ihrer Entscheidungen in puncto Ernährung und Lebensweise die Expression Ihrer Gene.“
Jeffrey Bland, Jünger in nur 20 Tagen durch die Phytonährstoffdiät
Keuchend folgte ich Justinas Fußspuren im Sand, fest entschlossen, mich nicht abhängen zu lassen. Wir besuchten meine Eltern in ihrem Haus an der Küste Oregons, und meine Schwestern und ich waren am Strand Laufen gegangen. Es war ein typischer Februartag im Nordwesten: ungefähr 10 Grad Celsius, stürmisch und Nieselregen. Justina, meine jüngste Schwester, sauste in einem Sprint davon. Sie rennt sehr gern schnell und hat die Art Körper, der einfach in allem gut aussieht. Sie könnte sich einen Müllsack überziehen und würde darin immer noch