Vier Bergromane Sammelband: Hochmut kommt vor dem Fall und andere Romane. Alfred Bekker
Bauern hoffen, dass Marianne und Toni ein Paar werden, damit beide Höfe einst zusammengelegt werden können - aber die junge Frau hat ihrerseits nur Augen für Max. Im Frühjahr soll geheiratet werden. Toni ist allerdings nicht gewillt, sich so einfach damit abzufinden.
Durch ein paar dumme Zufälle und die Intrige der Bernmayer-Bäuerin kommt Misstrauen und Eifersucht zwischen die Liebenden.Es kommt zu einigen Verwicklungen und Toni gerät in den Verdacht, der Wilderer zu sein.
Im Angesicht der Berge treffen die feindlichen Brüder aufeinander...
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Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books und BEKKERpublishing sind Imprints von Alfred Bekker
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© dieser Ausgabe 2015 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen
1
Ein Schuss donnerte durch den Hochwald und hallte an den steilen Berghängen mehrfach wider.
Max zuckte unwillkürlich zusammen, nahm die eigene Flinte vom Rücken und fragte sich, aus welcher Richtung der Schuss wohl gekommen sein mochte.
Bei dem lauten Widerhall war das nämlich gar nicht so einfach zu bestimmen.
Der Krainacher-Max war ein schneidiger Jägersmann von gerade einmal 25 Lenzen. Er war dunkelblond und hatte strahlend blaue Augen, deren Blick er in diesem Augenblick wachsam über die Hänge streifen ließ.
Er war schon eine ganze Weile hinter einem Wildschütz her, der hier oben im Hochwald und an den Hängen seit einiger Zeit sein Unwesen trieb. Aber bis jetzt fehlte dem jungen Jäger leider jede Spur.
Innerlich kochte er, wusste aber, dass er jetzt versuchen musste, kühlen Kopf zu bewahren.
Dann sah Max den Wilderer auf einer Lichtung an einem der Hänge. Der Wildschütz schien gerade dabei zu sein, sich und seine Beute in Sicherheit zu bringen.
Der Mann hatte sich ein Stück Wild über die Schultern gelegt. Max konnte auf die Entfernung nicht genau erkennen, was es war.
In der Rechten hielt der Wildschütz sein Gewehr und auf dem Kopf einen dunkelroten Hut, das war deutlich zu sehen. Aber vom Gesicht des Mannes konnte der Krainacher-Max nichts erkennen.
Zu dumm!
Und dann verschwand der Wildschütz im nächsten Moment mitsamt seiner Beute im Wald.
Mei, jetzt oder nie!, ging es dem Jäger durch den Kopf, der überhaupt nicht daran dachte, schon aufzugeben.
Mit etwas Glück konnte er den Kerl noch erwischen! Schließlich hatte der Wilderer eine schwere Last zu tragen und war dementsprechend langsam.
Max zögerte nicht lange und spurtete los, um zu jenem Hang zu erreichen, an dem er den Wildschütz gesehen hatte.
Max Krainacher war ein guter Läufer und vor allem kannte er sich hier oben im Hochwald aus. Sein Revier war ihm so vertraut, wie seine Westentasche; in diesem Punkt konnte niemand an ihn heranreichen.
Erst, als Max wenig später die Lichtung erreicht hatte, auf der der Wildschütz sich unvorsichtigerweise hatte sehen lassen, gönnte der Jäger sich eine kurze Verschnaufpause.
Er sah sich nach Spuren um, fand etwas Tierblut und eine Stelle, an der das Gras niedergedrückt war. Aber er fand auch noch etwas anderes. Ein Taschenmesser mit einem kunstvoll bemalten Perlmuttgriff, auf dem ein röhrender Hirsch zu sehen war.
Der Jäger bückte sich und hob das Messer auf, um es einzustecken. Vielleicht würde es ihm ja helfen, den Übeltäter zu überführen!
Dann lief Max in jene Richtung, in die er den Wildschütz hatte entschwinden sehen. Auf dem feuchten Waldboden fand er nun sogar Fußspuren, die gut und gerne von dem Kerl stammen konnten.
Sie führten weiter hinauf und je weiter Max ihnen folgte, desto härter wurde der Boden, so dass es schließlich keine Spuren mehr gab.
Weit kann er net sein mit seiner schweren Last!, dachte der Jäger zuversichtlich.
Ganz gewiss war er dem Wildschütz dicht auf den Fersen!
Max suchte das ganze Gebiet gründlich ab. Jeden Unterschlupf, den er kannte und auch der alten Berghütte, in der seit dem Tod des alten Greindl niemand mehr wohnte, stattete er einen Besuch ab.
Ohne Erfolg.
Er stieg auch hinauf zu den Felsen, obwohl es recht unwahrscheinlich war, dass der Wilddieb mitsamt seiner Beute hier hinauf gestiegen war.
Zwar gab es hier oben genügend gute Verstecke, aber es hätte schon ein ausnehmend guter Kletterer sein müssen, der es geschafft hätte, mit einem Stück Wild auf dem Rücken hier hinaufzukommen.
Langsam wurde die Sonne milchig und der Jäger wusste, dass er auch diesmal den Kampf gegen seinen Widersacher verloren geben musste, wollte er den Abstieg nicht in der Dunkelheit hinter sich bringen müssen.
Aber irgendwann, das schwor er sich grimmig, würde er denjenigen schon fassen, der hier unerlaubterweise im Hochwald auf Jagd ging!
Es war nur eine Frage der Zeit.
2
Auf seinem Heimweg schaute Max noch kurz beim Bernmayer-Hof vorbei.
Vor der Haustür saß der Sepp, der hier seit ein paar Jahren Großknecht war. Er hockte auf der Bank und streckte die Beine von sich. Nach einem anstrengenden Tag gönnte er sich jetzt offenbar die wohlverdiente Ruhe. In seinem Mundwinkel hatte er ein Pfeifchen, das er jetzt herausnahm, als er den