Die Stunde der Apachen: 12 Romane einer großen Western-Saga. Pete Hackett

Die Stunde der Apachen: 12 Romane einer großen Western-Saga - Pete Hackett


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der Revolvermündung leckten.

      Pulverdampf wölkte vor Wilburns Gesicht. Ein Rauchfaden kräuselte aus der Mündung des Revolvers. Er ließ die Waffe einmal um den Finger rotieren, dann stieß er ihn ins Holster. »Narren!«, knurrte er ohne die Spur einer Gemütsregung.

      Während er in die Hütte ging, trug Farley seinen Sattel zum Corral, suchte sich ein Pferd aus und begann es zu satteln.

      Scott Wilburn trat mit einer Pfanne voll Eier in der Hand in die Tür. In der Linken hielt er eine Gabel. »Wir sind gerade richtig zum Abendessen gekommen«, rief er lachend.

      Da wehte Hufgetrappel heran.

      »Das ist wahrscheinlich der dritte der Kerle, der sich bei den Rindern befand«, vermutete Scott Wilburn. »Na schön. Wir werden ihn seinen Gefährten hinterher in die Hölle schicken.«

      Lester Wilburn zog die Winchester aus dem Scabbard und riegelte eine Patrone in den Lauf.

      Das Hufgetrappel wurde deutlicher. Und dann trieb ein Reiter sein Pferd zwischen den Hügeln hervor.

      Lester Wilburn zielte über den leeren Sattel. Über die Zieleinrichtung der Winchester starrte sein eisiges Auge auf den Reiter. Langsam zog der Bandit durch. Als der Abzug den Druckpunkt erreichte, staute er den Atem.

      In dem Moment, als er abdrückte, trieb der Cowboy sein Pferd an. Und das rettete ihm das Leben. Die Kugel pfiff an ihm vorbei, der Knall wurde über ihn hinweggeschleudert. Er riss sein Pferd herum, setzte unerbittlich die Sporen ein und stob zwischen die Hügel.

      »Verdammt!«, presste Lester Wilburn hervor.

      »Er darf die Ranch nicht erreichen!«, schnappte Scott Wilburn und schleuderte die Pfanne und die Gabel von sich, rannte zu seinem Pferd und kam mit einem kraftvollen Satz in den Sattel. Das Tier unter ihm streckte sich. Lester Wilburn trieb sein Pferd an. Das rhythmische Zusammenspiel von Muskeln und Sehnen setzte ein. Stücke von Grassoden und Erdreich spritzten unter den wirbelnden Hufen davon.

      Der Cowboy jagte zwischen den Hügeln dahin. Es war ein Wettlauf mit dem Tod. Die Gegend schien an ihm vorbeizufliegen. Weit über den Hals des Pferdes gebeugt ritt er. Dicht vor seinen Augen wehte die Mähne des Pferdes. Er schaute zurück. Die Hügel verbargen die Verfolger vor seinem Blick. Einen Moment lang fragte er sich, ob er überhaupt verfolgt wurde. Dann sah er einen Reiter hinter einem Hügel hervorkommen. Das Pferd schien regelrecht dahinzufliegen. Der Oberkörper des Burschen bewegte sich rhythmisch im rasenden Schritt des Tieres.

      Yard um Yard zerfloss unter den trommelnden Hufen. Der Cowboy sah jetzt auch den zweiten der Verfolger. Tiefgeduckt saß er auf seinem Pferd. Besorgt fragte sich der Flüchtling, wie lange wohl sein Pferd dieses Tempo durchhalten konnte. Irgendwann würde sich der Hufewirbel verlangsamen. Zunächst nur unmerklich, dann immer rascher...

      Felsen säumten seinen Weg. Im halsbrecherischen Galopp stob er zwischen sie, rücksichtslos trieb er das Pferd durch hüfthohe Comas, hinein in einen Einschnitt zwischen den haushohen Steinbarrieren. Das Pferd wurde langsamer. Der Cowboy feuerte es mit dem langen Zügel und schrillem Geschrei an. Und das Tier schien sich noch einmal zu einer Kraftprobe aufzuraffen. Als spürte das Tier, dass es an ihm lag, das Leben seines Reiters zu retten. Und es war, als steigerte diese letzte, verzweifelt anmutende Anstrengung sein Tempo.

      Gehetzt schaute der Cowboy zurück. Die beiden Verfolger waren wieder aus seinem Blickfeld verschwunden. Er zerrte das Pferd in den Stand. Das Tier brach auf den Hanken ein. Seine Lungen pumpten. Schaum troff von seinen Nüstern.

      Die Hufschläge der Verfolgerpferde brandeten heran wie ein Gruß aus der Hölle. Die Echos verstärkten sie.

      Der Cowboy trieb sein Pferd wieder an. Unruhe und Rastlosigkeit bereiteten ihm körperliches Unbehagen. Er wusste die Schüsse, die gefallen waren, zwischenzeitlich zu deuten. Die Angst griff mit knöcherner Klaue nach ihm, krallte sich in ihm fest und ließ ihn nicht mehr los.

      Das Pferd lief auf eine Einkerbung zwischen zwei Hügeln zu. Zu beiden Seiten schwangen sich die Abhänge nach oben, auf den Kuppen der Anhöhen ragten Felsen aus dem Boden. Der Cowboy umrundete einen der Hügel und wandte sich nach Süden. Immer wieder hielt er an. Seine Verfolger hatten noch nicht aufgegeben. Das Hufgetrappel schlug heran. Der Mann folgte den Windungen zwischen den Anhöhen. Ununterbrochen sicherte er um sich. Das Gewehr hielt er in der Hand, den Kolben hatte er auf seinem Oberschenkel abgestellt. Eine Kugel befand sich im Lauf.

      Plötzlich trieb ein Reiter sein Pferd hinter einem Hügel hervor und ihm in den Weg. Ein niederträchtiges Grinsen kerbte die Mundwinkel des Burschen nach unten. Er hielt das Gewehr an der Hüfte im Anschlag.

      Der Cowboy parierte sein Pferd. Unwillkürlich schaute er über die Schulter zurück. Der zweite seiner Verfolger lenkte sein Pferd über eine Anhöhe und ließ es langsam hangabwärts gehen. Er hielt den Sechsschüsser in der Rechten.

      Sie hatten ihn zwischen sich.

      Die Angst stieg wie ein Schrei in dem Cowboy auf.

      Langsam näherten sich ihm die beiden. Der Cowboy schaute in das verwegene Gesicht Scott Wilburns, der ihm den Weg nach Süden verlegt hatte und der mit dem Gewehr auf ihn zielte. Ein Blick in die Augen des Banditen führte ihm dessen ganze Unberechenbarkeit und Skrupellosigkeit vor Augen. Die verbrauchte Luft entwich seinen Lungen, als er begriff, dass hier Endstation für ihn war.

      Als ihn die Kugel traf, spürte er keinen Schmerz. Sein Denken riss. Dunkelheit schlug über ihm zusammen. Als er am Boden aufschlug, war er tot.

      Lester Wilburn angelte sich den langen Zügel des Pferdes. Die beiden Banditen ritten zurück. Sie konnten ihren Trail der Rache fortsetzen. Leichen pflasterten ihren Weg.

      *

      »Ich habe Antwort aus Tularosa erhalten«, sagte Colonel Miles. »Ihre Geschichte scheint zu stimmen. Allerdings steht hier auch etwas, das ich nicht so recht begreife. Danach hat Scott Wilburn seinen Bruder und einen Komplizen befreit. Die Banditen sind Ihretwegen nach Tularosa gekommen. Colonel Randall nimmt an, dass die Schufte Sie an der Grenze suchen.«

      Fragend und zugleich herausfordernd schaute der Colonel Tyler Whitlock an.

      »Ich kann mir den Sinn dieser Mitteilung auch nur zusammenreimen, Sir. Nachdem Scott Wilburn aus dem Gefängnis hier geflohen war, begab er sich nach Fort Wingate. Dort traf er mich nicht an. Irgendwann, als er die Geduld verlor, machte er sich auf den Weg nach Tularosa. Er will mich töten. Wilburn will sich rächen, weil ich ihm ziemlich übel mitgespielt habe. Wahrscheinlich nahm man dort seinen Bruder und einen seiner Komplizen fest. Scott Wilburn gelang es, die beiden zu befreien.«

      »Was werden Sie tun?«

      »Stehe ich noch immer unter Ihrem Befehl, Sir?«

      »Nein. Sie sind in einer besonderen Mission unterwegs, und ich akzeptiere das. Wenn ich auch der Meinung bin, dass sich Ihr Auftrag erledigt hat. Mit dem gesprochenen Wort ist nichts mehr auszurichten. Das letzte Wort in der Angelegenheit Victorio werden die Waffen haben.«

      »Das sehe ich auch so, Sir. Der Sache mit Wilburn will ich allerdings ein Ende bereiten. Darum werde ich auf die Banditen in El Paso warten. Und dann ...« Whitlock zuckte mit den Schultern. »Nun, ich werde wohl nach Tularosa zurückkehren.« Er nickte mehrere Male, als wollte er damit seine Worte unterstreichen, und endete schließlich mit kratziger Stimme: »Der Krieg hat ein Ausmaß angenommen, das kein Entgegenkommen und keine Zugeständnisse mehr zulässt.«

      Danach herrschte bedrücktes Schweigen.

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