Mörder-Paket Juli 2020: 10 Krimis für den Strand: Sammelband 9015. A. F. Morland
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Ismael kippte das Geld aus seinem Hut in die hohle Hand. Er rollte seine Decke zusammen und stand auf. Das Handy hatte er in die Brusttasche seines Mantels gesteckt. Ohne es abzuschalten.
Den ganzen Nachmittag über hatte er hier auf dem Bürgersteig der 9th Avenue gesessen und gebettelt. Keine fünfzig Schritte von der Ecke zur 28. Straße entfernt.
Er legte die Decke auf seinen Einkaufswagen und stülpte sich den Hut über. Mit der Linken presste er das Handy ans Ohr, seine Rechte verschwand in der Manteltasche. „Und?‟
„Er ist in den Streifenwagen gestiegen.‟ Raphaels Stimme. „Sie nähern sich der Kreuzung. Gleich sind sie bei dir. Halt dich bereit ...‟
Ismael ließ das Handy in die Brusttasche gleiten. Aus der Außentasche des Mantels holte er eine Streichholzschachtel. Er schob sie auf und fingerte einen kleinen, schmalen Stift heraus. Dann öffnete er die lederne Aktentasche in seinem Einkaufskorb. Er steckte den Zünder in den weichen Plastiksprengstoff.
Kaum nahm er die vielen Menschen wahr, die an ihm vorbei hasteten. Kaum die Autoschlange, die sich über die 9th Avenue wälzte. Langsam schob er den rasselnden Einkaufswagen zur Einmündung der 28. Straße ...
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Auf Valezkis innerer Bühne schwebte der unglaublich süße Hintern des unglaublichen süßen Mädchens, das über ihm wohnte. Er bekam nicht mit, was die beiden Cops vor ihm quatschten.
Wann hast du eigentlich zum letzten Mal mit einer Frau geschlafen ...?
Er sah ihr Lächeln, er sah ihre Brüste wippen, er sah den Saum ihres Minikleides über ihren Oberschenkel rutschen. Sein Schwanz pochte in seiner Hose.
„Kommen Sie, Valezki, noch so einen Spruch.‟
Diesmal war es Miler, der noch mehr hören wollte. Grinsend hatte er sich nach ihm umgedreht.
„Meditieren Sie erst mal über den‟, brummte Valezki. Durch die Windschutzscheibe sah er die Bremslichter eines Wagen aufleuchten. Castle stieg auf die Bremse. Stau. Zu Fuß wäre er schneller gewesen.
Sein Schwanz brannte. Verdammt, du brauchst mal wieder eine Frau, Mike ... Er tastete seine Jackentaschen ab. Wie wäre es mit heute Abend? Seine Hände glitten in seine Hosentaschen. Es gab genug Frauen in seiner Stammkneipe, die auf Künstler standen ...
„Anhalten!‟, rief er barsch. „Ich hab was vergessen ...!‟
„Verflucht, Valezki‟, stöhnte Miler. „Wissen Sie, dass mich nicht mal meine Alte so nervt wie Sie ...‟
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„Sie sind nur noch ein paar Schritte von der Kreuzung entfernt‟, flüsterte Raphael. Er drückte das Handy gegen sein Ohr. Seine Hände waren schweißnass. Seine Knie zitterten. „Bist du bereit?‟
„Bereit‟, kam es zurück. Ein Bus schob sich an dem Streifenwagen vorbei. Der Verkehr stockte.
„Warte noch‟, zischte Raphael. Er sah sich um. Nur noch wenige Menschen tummelten sich auf dem Rasen des Parks. Die meisten waren dem Regen gewichen.
Seine Aufmerksamkeit konzentrierte sich wieder auf die Straße. Der Bus hatte den Streifenwagen überholt. „Sie sind jetzt noch zwanzig Schritte von der Kreuzung entfernt‟, keuchte Raphael. „Ich unterbreche die Verbindung ...‟
Er steckte das Handy ihn die Tasche und spurtete über den Rasen auf den südlichen Parkrand zu ...
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Im Laufschritt eilte Valezki zu seinem Haus zurück. Typisch Mike,grinste er in sich hinein. Vergisst das Wichtigste.
Wenn er eine Frau aufreißen wollte, brauchte er Kondome, ganz klar. Er stieg die Vortreppe hinauf. Wenn er der süßen Nachbarin nicht begegnet wäre ... Vielleicht hätte er nicht mal Appetit auf Frau bekommen an diesem Abend.
Sein Schritt verlangsamte sich. Stufe für Stufe lief er das Treppenhaus hinaus. Er hatte ja Zeit. Den Bullen hatte er gesagt, dass er doch zu Fuß in seine Stammkneipe gehen wollte, und sie sollten schon mal vorfahren. Natürlich würden die sturen Cops den Teufel tun ...
Über ihm ging eine Tür. Die Nachbarin? Vielleicht sollte er sie noch heute Abend zum Essen einladen ...
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Der Bus schob sich vorbei.
„Nein, verdammt!‟, blaffte Castle. „Wir fahren nicht voraus! Wir warten, bis er kommt und rollen neben ihm her!‟
„Von mir aus‟, knurrte Miler.
Die Autos standen dicht an dicht am Straßenrand. Keine Möglichkeit