Tote Nachbarn & Böse Tiere. Jamie Coyson

Tote Nachbarn & Böse Tiere - Jamie Coyson


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      Kurzgeschichten

       Jamie Coyson

      Copyright © 2020 Jamie Coyson

      1. Auflage 2020

      

Buchcovergestaltung: Jamie Coyson Bildmotiv: Vektorgrafik von Peter Hermes Furian © Shutterstock.com Unterstützung: tredition Verlag E-Book / Satz: Laura design.lauranewman.de Lektorat: Luise Deckert www.luise-deckert.de Korrektorat: Sabrina Finke www.lektorat-lesefluss.de Verlag & Druck: tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg
ISBN: 978-3-347-13363-1 (Paperback) ISBN: 978-3-347-15029-4 (E-Book) Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung. Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar. Sämtliche Personen in diesem Roman sind frei erfunden.

       - Für Murphy -

      Ein Spaziergang mit dir brachte mich auf die Idee.

      Vorwort

      Es war einmal eine Nachbarschaft, in der die Menschen und Tiere glücklich lebten. Es wurde fröhlich auf der Straße geplaudert, die geliebten Hunde sprangen durch das hohe grüne Gras und alle Vögel in den Bäumen zwitscherten zufrieden im Chor. Selbst die Katzen rekelten sich in ihren Verstecken. Die Wege lagen sauber gefegt in der Sonne. Die frisch geputzten Fenster der Häuser glänzten sauber im Wettstreit mit den lachenden Kinderaugen auf dem nahen gelegenen großen Abenteuerspielplatz. Es lag eine wunderbare, fast geheimnisvolle Stille über dem Wohnviertel. Alle Bewohner schienen zufrieden zu sein. Es lebte sich wirklich angenehm in dieser Nachbarschaft.

      Aber einige wenige Personen und mehrere frustrierte Haustiere tanzten aus der Reihe. Schon bald sollte das friedliche Miteinander ein böses Ende nehmen. Jedenfalls überlebte nicht jeder die nächsten Wochen. Ihr werdet es hier lesen und hoffentlich darüber staunen und lachen. Vielleicht habt ihr ein wenig Mitleid, geht in euch, fangt an, eure Mitmenschen zu respektieren, oder erhaltet ein ganz anderes Bild von eurem Haustier. Ihr wisst nämlich nie, was passieren kann, wenn ihr jemandem ziemlich auf die Nerven geht.

      Viel Spaß beim Lesen!

      Das Fenster im Treppenhaus

      Es gab eine kleine Stadt irgendwo im Westen des Landes. Dort gab es eine kleine Nachbarschaft mit Mehrfamilienhäusern im üppigen Grün. Und wie es so ist, mögen sich die Mieter oder eben nicht. Diese Geschichte handelt von einem Hausbewohner, der bei seinen Mitmenschen nicht beliebt war. Ihr fragt euch jetzt sicherlich, warum, stimmt’s? Ich erzähle es euch. Aber aufgepasst: Das könnte auch in eurer Ecke passieren!

      Ich nenne die Person Herr Krüger. Ein so häufiger Name, dass sich keiner, lebend oder tot, beleidigt fühlen dürfte.

      Besagter Herr Krüger, Bewohner eines Hauses mit sechs Parteien, sah so aus, wie man sich einen Fabrikarbeiter vorstellt. Abgerundet wurde sein dürftiges Aussehen durch eine schlichte Umhängetasche, deren Farbe so kläglich aussah wie die wenigen Haare auf seinem Kopf. Die Arbeitsstiefel stellte der Mann jeden Tag in den Hausflur auf die Fußmatte vor seiner Wohnung, wenn er von der Arbeit kam.

      Dass sein penetranter Fußgeruch in dichten Wolken durch das gesamte Treppenhaus zog, war ihm dabei völlig egal. Verließen seine Mitbewohner ihre Wohnungen, sprinteten sie zum Ausgang.

      Glaubt ihr nicht? Stimmt aber.

      Jeder halbwegs normale Mensch bringt seine vollen Müllbeutel direkt aus dem Haus in die dafür vorgesehenen Behälter namens Mülltonnen. Eine tolle Erfindung. Wirklich. Herr Krüger stellte den stinkenden Abfall direkt neben seine Schuhe vor der Wohnungstür ab. Oft vergingen Stunden, bis er auf dem Weg zum nächsten Kiosk, wo er seinen Vorrat an Tabak und Bier auffüllte, die überquellende Tüte nach draußen verfrachtete. In der Zwischenzeit wurden seine Nachbarn durch die Abfallgerüche belästigt, kaum dass sie das Treppenhaus betraten. Manchmal zog es sogar durch die Türschlitze in ihre Wohnungen. Sie ekelten sich so sehr, dass sie versuchten, dieser täglichen Belästigung mit diversen Raumsprays den Garaus zu machen. Nichts half.

      Der Hochsommer legte sich über das Land. Die Menschen schwitzten bei mehr als 35 Grad. Herr Krüger schloss das Fenster im Treppenhaus tagsüber, somit vermischte sich die drückende Luft mit dem Gestank. Die anderen Bewohner hatten Angst, es zu öffnen, denn wenn sie es taten, gab es einen riesigen Krach. Das Ergebnis: warme wunderbare Gerüche für alle. Und das jeden Tag. Es roch nicht nur nach Schweißfüßen und Müllhalde, sondern auch nach ungelüfteter Wohnung, Bahnhofstoilette, süßem Parfüm und Zigarettenqualm.

      Im Haus lebte eine junge Familie: Mutter, Vater und Kleinkind. Diese eigentlich netten Menschen mochten es nicht mehr hinnehmen, dass es hinter ihrer eigenen Haustüre stank. Sie ärgerten sich so dermaßen darüber, dass sie dadurch fast wahnsinnig wurden. Schimpfend liefen sie die Treppen rauf und runter. Keine Frischluft!

      »Unerträglich«, rief der Vater.

      »Widerlich«, sagte die Mutter.

      »Stink, stink«, brabbelte das Kleinkind und brummelte. »Stink, stink.«

      Ja, verehrte Leserinnen und Leser, die armen Menschen litten Qualen, mit Herrn Krüger traute sich jedoch niemand zu reden. Dieser hatte sich in der Vergangenheit nämlich so sehr über die Klagen seiner Mitmenschen aufgeregt, dass die komplette Nachbarschaft hatte mithören können. Laut und grimmig hatte er die armen Menschen angeschrien, sodass sie schließlich aufgegeben hatten.

      Aber das stille Leiden sollte ein Ende haben. Alle Bewohner des Hauses, außer Herrn Krüger, trafen sich heimlich in einer Gaststätte und tauschten sich aus. An jenem Abend stand für sie fest: Herr Krüger muss weg! So schmiedeten sie einen Plan und freuten sich schon auf die frische klare Luft, welche in Zukunft durch ihr Treppenhaus wehen würde. Das Ende des Stinkers rückte näher.

      Sie warteten auf den geeigneten Zeitpunkt, um sich endgültig von ihrem Nachbarn zu verabschieden. Zwei Wochen später war es endlich so weit. Herr Krüger biss ins Gras. Wörtlich. Lehnt euch zurück und genießt seinen Abgang.

      Wie so oft putzte die junge Mutter das große, bodentiefe Fenster des besagten Treppenhauses. Jedes Mal ärgerte sie sich darüber, dass es so schwer zu säubern war. Sie reckte und streckte sich, bis es in der heißen Mittagssonne glänzte.

      Nun, liebe Leute, an diesem Tag kümmerte sie das alles nicht, denn innerlich brannte sie darauf, dass Herr Krüger von der Nachtschicht nach Hause kam. Sie hatte dafür gesorgt, dass ihr geliebtes Kleinkind zu ihren Füßen mit Glasmurmeln spielte. Sehr viele dieser bunten Kugeln kullerten über die kalten Fliesen unter dem Fenster.

      Endlich war es so weit. Sie hörte die Haustür am Ende des Treppenhauses aufgehen. Herr Krüger schnaufte die Stufen hoch.

      Keine Angst, liebe Leserinnen und Leser, dem Kind wird nichts passieren.

      Die junge Frau griff ihren Sohn und nahm ihn liebevoll in die Arme. »Schau mal, Leon, wie schön die Mama geputzt hat! Schau mal, wie viel frische Luft durch das offene Fenster reinkommt.«

      Leon brüllte und zappelte. Seine Mutter drückte ihn zärtlich an die mütterliche Brust. Herr Krüger quälte sich die letzten Stufen hoch, ärgerte sich über das Gebrüll und schimpfte vor sich hin. Er hasste Kinder. Er fühlte sich so müde, dass er nicht darauf achtete, was auf dem Fußboden so lag. Mit einem knappen Gruß drückte er sich an der Nachbarin


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