Vom Zucker-Junkie zur Zuckerfrei-Heldin. Birgit Böhm
was passiert bei einem übermäßigen Zuckerkonsum? Dabei gelangt sehr schnell, sehr viel Glucose ins Blut. Der Blutzuckerspiegel steigt. Um dem entgegenzuwirken, gibt die Bauchspeicheldrüse extra viel Insulin ab. In diesem Fall fordert es die Zellen besonders energisch auf, dass sie die Glucose aufnehmen sollen. Sobald sich die Situation entspannt hat und der Blutzuckerspiegel in einem normalen Bereich ist, zieht sich Insulin wieder zurück. Es ist allerdings nicht besonders schnell. Denn wenn der Blutzuckerspiegel im normalen Bereich angekommen ist, ist immer noch etwas Insulin da. Der Blutzuckerspiegel wird weiter gesenkt – unterhalb des normalen Bereiches. Das wird als Unterzuckerung bezeichnet. Ich denke, du kennst diesen Zustand: Du bist unruhig, angespannt, fühlst dich antriebslos oder hast eine Heißhungerattacke. Dein Körper verlangt wieder etwas extrem Zuckerhaltiges. Der Kreislauf beginnt von Neuem. Ich nenne das „Zuckerbetrieb“. Durch zu viel Zucker kann das Hormonsystem erheblich aus dem Gleichgewicht geraten.
Nun stellt sich die Frage: „Warum macht Zucker dick?“ Grundsätzlich gilt, wenn der Körper mehr Energie speichert, als er verbraucht, legt er sie als Fettpolster an.
Felix sagt: „Glucose ist eine Energiequelle für uns Menschen. Als Blutzucker landet Glucose über den Blutstrom überall dort, wo wir sie gebrauchen können. Zum Beispiel in den Muskeln – oder im Gehirn. Ohne Glucose gingen dort die Lichter aus, denn unsere grauen Zellen kommen ohne diesen Stoff nicht aus. Daher stammt vielleicht auch der Mythos, man müsse unbedingt Zucker essen. Dank eines Vorgangs, den wir Gluconeogenese nennen, kann unser Körper allerdings Glucose aus anderen Nährstoffen herstellen und wir sind bestens fähig, ganz ohne Zucker oder andere Kohlenhydrate im Essen zu überleben. Gelangt allerdings zu viel Zucker ins Blut, dann kann uns das umhauen. Das ist tatsächlich giftig. Damit das nicht passiert, reguliert das Hormon Insulin den Blutzuckerspiegel. Gerät zu viel Zucker ins Blut, treibt Insulin ihn raus aus dem Blut und rein ins Gewebe. Es speichert den Zucker. Wenn man das lange und oft genug macht, wird man dick. Was dem Eisbären gut steht, finden wir an uns selbst nicht so schmuck. Viel schlimmer als die überflüssigen Kilos am Körper sind jedoch die Nebenwirkungen. Auf Dauer leiert der Insulin-Mechanismus aus. Unsere Empfindlichkeit für Insulin sinkt; wir benötigen immer mehr Insulin für die gleiche Aufgabe; irgendwann werden wir insulinresistent und dann stehen wir plötzlich mit Diabetes da. Die Bauchspeicheldrüse ist frittiert und wir müssen per Insulinspritze nachhelfen. Wen das nicht stört, sollte spätestens durch den Blick auf die Liste der Folgekrankheiten aufwachen: Erhöhte Risiken für Krebs, Herzinfarkt, Schlaganfall, Nervenschäden sind nur der Anfang des langen Kassenzettels für das heimische Süßigkeitenregal."
Das war unser gemeinsamer Ausflug in das Zucker-Thema, der dir die allerwichtigsten Fakten liefern und einen kleinen Überblick verschaffen soll. Falls du in das Thema Ernährung tiefer eintauchen möchtest, so findest du auf Seite 231 eine Liste mit Expertinnen. Eine Empfehlung habe ich an dieser Stelle noch für dich: Schau in den nächsten Wochen vermehrt auf die Nährwerttabellen der Nahrungsmittel, die du einkaufst. Achte auf den Zuckergehalt, also auch auf die Kohlenhydrate. So bekommst du ein Gefühl dafür, wo wie viel Zucker drin steckt. Du kannst beim Einkaufen außerdem auf die Nährwerttabellen von Produkten achten, die du nicht kaufst. All das ermöglicht dir, einen Eindruck vom Zuckergehalt in Lebensmitteln zu gewinnen.
Bevor ich dieses Kapitel nun abschließe, lasse ich dich noch meine ganz persönliche Definition von Zucker wissen. Bedenke aber, meine Definition von Zucker ist meine persönliche Definition. Meine Vorgehensweise ist auf KEINEN Fall als Empfehlung zu verstehen. Jeder darf und soll seine eigene Definition finden. Wenn hundert Menschen sagen, dass sie zuckerfrei leben, dann sind das in der Regel hundert unterschiedliche Versionen von „zuckerfrei“. Für manche ist es das Vermeiden von Industriezucker, für andere das zusätzliche Weglassen von Honig, Agavendicksaft, Birkenzucker & Co, für wieder andere ist es der Verzicht auf Industriezucker und schnell verfügbare Kohlenhydrate. Jeder Mensch entscheidet für sich, was für ihn gut ist und Sinn macht. Es kommt immer darauf an, was du mit dem Verzicht auf Zucker für dich erreichen möchtest.
Mir persönlich bekommt es sehr gut, wenn ich auf das Folgende verzichte:
• Haushaltszucker sowie alle Zuckeralternativen, ausgenommen Erythrit.
• Obst, ausgenommen Himbeeren, Heidelbeeren und Erdbeeren, weil diese wenig Zucker enthalten.
• Kohlenhydrate wie Reis, Kartoffeln, Nudeln und Brot.
Ich achte darauf, nicht mehr als 30 Gramm Kohlenhydrate pro Tag zu mir zu nehmen. Dabei bin ich allerdings nicht dogmatisch. Es gibt Zeiten, da achte ich mehr darauf, und dann lasse ich wieder etwas locker.
Definition Zuckerfreiheit
Zuckerfreiheit ist deine wahre Natur.
Inzwischen hast du das Wort „Zuckerfreiheit“ in diesem Buch zigmal gelesen. Falls du auf die Idee gekommen bist, es in eine Suchmaschine einzugeben, um herauszufinden, was es genau bedeutet, so bist du vermutlich nicht fündig geworden. Das Wort Zuckerfreiheit steht (noch) nicht im Duden. Daran arbeite ich noch. ;)
Ich teile sehr gerne meine Definition von Zuckerfreiheit mit dir. Es wäre schön, wenn es mir gelingen würde, dir die Zuckerfreiheit als etwas näherzubringen, das du nicht ausschließlich mit dem Verstand erfassen, sondern auch mit dem Herzen fühlen und ganzheitlich wahrnehmen kannst.
Zuckerfreiheit entspricht unserem natürlichen Wesen.
Häufig verstellen uns gedankliche und emotionale Muster den Blick auf das Wahre und Echte in uns und halten uns davon ab, wir selbst zu sein. Das Problem ist, dass wir vergessen haben, dass Zuckerfreiheit unser natürlicher Zustand ist. Im Laufe der Jahrzehnte unseres Lebens haben wir begonnen zu glauben, dass der Zucker-Junkie, die Abhängigkeit, Machtlosigkeit und Selbstzweifel in uns, der Normalzustand sind. Doch das stimmt nicht. Zuckerfreiheit ist unser Naturzustand. Deshalb musst du Zuckerfreiheit auch nicht suchen, denn sie ist bereits da. Zuckerfreiheit ist etwas, das wir nicht erst erreichen müssen, sondern etwas, das wir bereits sind. Die Zuckerfreiheit ist nichts, was du besitzt, sondern etwas, das du bist. Zuckerfreiheit ist ein innerer Seins-Zustand, der sich durch entsprechende Handlungen im Außen ausdrückt. Es ist die Entscheidung, das eigene Leben mehr zu lieben als Süßigkeiten & Co. Und die Möglichkeit, danach handeln zu können. Zuckerfreiheit ist die Kunst des Weglassens, dessen, was dir nicht gut tut – nicht nur beim Essen. Zuckerfreiheit ist ein Akt der Selbstliebe. Zuckerfreiheit ist Selbstermächtigung und Selbstbestimmung. Zuckerfreiheit bedeutet, der Mensch zu sein, der du sein willst, und das zu tun, was du tatsächlich tun möchtest. In der Zuckerfreiheit ist dir dein geistiges und körperliches Wohlbefinden heilig. Wenn Zuckerfreiheit deine innere Haltung ist, dann hast du die Energie, die du brauchst, um das Leben führen zu können, das du liebst. Zuckerfreiheit ist Lebensfreude und Lebendigkeit. Zuckerfreiheit bedeutet, dein Potential und deine Fähigkeiten zu leben. Zuckerfreiheit bedeutet, liebevoll mit dir umzugehen. Zuckerfreiheit ist die Wahl, zu deiner Essenz zurückzukehren.
Es ist normal, keinen Zucker zu wollen. Es ist vollkommen natürlich, darauf zu verzichten. Auch wenn sich das für dich möglicherweise noch nicht real anfühlt, so möchte ich dich dazu einladen, dich dafür zu öffnen, dass jede Form von Abhängigkeit eine Illusion ist und dass (Zucker-)Freiheit vollkommen deinem Wesen entspricht. Zuckerfreiheit bedeutet, unabhängig und selbstbestimmt zu sein. Es bedeutet einen bewussten und freien Umgang mit Süßigkeiten & Co zu haben. Wie du siehst, lässt sich Zuckerfreiheit nicht mit ein paar Worten beschreiben. Wenn ich dennoch nur einen Satz zur Verfügung hätte, um diesen Seins-Zustand für jeden Mann und jede Frau verständlich zu erklären, dann würde ich sagen, dass Zuckerfreiheit die Möglichkeit ist, auf Zucker verzichten zu können. Eine Wahl, die man im „Zuckerbetrieb“, nicht hat. Und gleichzeitig ist Zuckerfreiheit so viel mehr als der Verzicht auf Süßigkeiten & Co.
Die Zuckerfreiheit ist nicht gegen Zucker, sondern für das Leben.
IST-Zustand
Von hier aus gehst du los.
Das ist der Beginn einer Reise
in die Zuckerfreiheit – in dein
neues Leben, das du liebst.
In der Wirtschaft wird unter IST-Zustand die Analyse der aktuellen