Mit Killern darf man nicht handeln: 7 Strand Krimis. Conrad Shepherd

Mit Killern darf man nicht handeln: 7 Strand Krimis - Conrad Shepherd


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dass ich Sie nerve, Kollege”, sagte Wildenbacher. “Aber das beruht ja auf Gegenseitigkeit. Und dafür, dass das so ist, arbeiten wir ja doch meistens ganz gut zusammen.”

      “Ich muss zugeben, auch Sie leisten hin und wieder wertvolle Beiträge”, sagte Förnheim.

      “Danke - für Komplimente dieser Art bin ich empfänglich!”, grinste Wildenbacher und trank dann das halbe Bierglas in einem Zug leer.

      “Apropos Nerven...”

      “Ja?”

      “Das Nerv-Potential, das Sie repräsentieren, Herr Kollege, ist ja noch relativ überschaubar.”

      “Jetzt werden Sie ja schon fast persönlich!”

      “Was wirklich nervt ist, dass in der Behörde, in der wir arbeiten, die Genies und Könner sich von einfältigen Idioten sagen lassen müssen, was sie zu tun haben.”

      “Hm.”

      “Da kommt so ein Typ wie dieser Kubinke...”

      “Ich weiß!”, seufzte Wildenbacher.

      “... und der sagt dann einfach: Ich bin der Ermittler und so und so läuft das. Ich brauche das, das und das. Zack! Zack! Und wir sind dann diejenigen, die die eigentliche Arbeit machen. Und wer wird dann am Ende dafür befördert?”

      “Ich weiß!”

      “Na eben!”

      “So ist es eben, Kollege.”

      “Dann sind wir uns ja immerhin in diesem einen Punkt einig”, sagte Wildenbacher. “Kubinke nervt!”

      2

      „Hey Mann, was glotzt du so?”

      Friedhelm Nöllemeyer ließ das Päckchen mit dem schneeweißen Pulver in der linken Tasche seines Mantels verschwinden. Die Rechte griff nach der Waffe, die er am Gürtel trug, einen kurzläufigen Revolver vom Kaliber 22. Nöllemeyer riss die Waffe heraus. Seine Augen waren weit aufgerissen, die Pupillen unnatürlich geweitet. „Ja, dich meine ich!”, rief er heiser.

      Er richtete den Revolver auf den schwarzbärtigen Mann mit der Baseballkappe, der wie aus dem Nichts aufgetaucht zu sein schien. „Warum verfolgst du mich?”

      „Ich verfolge Sie nicht. Ehrlich!”

      Friedhelm Nöllemeyer kam näher. Der Bärtige wagte es nicht, sich zu rühren.

      Friedhelm Nöllemeyer spannte den Hahn seines Revolvers.

      3

      Die Gedanken rasten nur so durch Friedhelm Nöllemeyers Kopf. Er wandte sich kurz um. Der Dealer, von dem er den Stoff hatte, war längst auf und davon. Aber dieser schwarzbärtige Kerl dort hatte alles gesehen. Die ganze Transaktion. Da war sich Nöllemeyer sicher.

      „Hören Sie, ich werde jetzt einfach weiter gehen”, sagte der Bärtige. „Und Sie gehen auch weiter. Ich weiß nicht, wer oder was Ihnen heute so auf die Nerven gegangen ist, dass Sie mit einer Waffe herumfuchteln. Aber ich will nichts von Ihnen und da wir uns vollkommen zufällig begegnet sind, wüsste ich auch nicht, was Sie von mir wollen.”

      Nöllemeyers Revolverhand zitterte.

      Ein Bulle!, das war sein erster Gedanke gewesen. Ein Bulle, der mir eine Falle gestellt hat, in die ich hineingetappt bin!

      Aber an dieser Theorie hatte Nöllemeyer inzwischen erhebliche Zweifel. Es musste irgendetwas anderes dahinterstecken.

      Der Bärtige drehte sich um.

      Offenbar wollte er seine Ankündigung in die Tat umsetzen und tatsächlich einfach gehen. Aber so einfach wollte Nöllemeyer ihn nicht davonkommen lassen.

      „Keine Bewegung”, sagte er.

      Sie befanden sich in einem Hinterhof. Müllcontainer quollen über. Ein paar parkende Fahrzeuge wirkten wie ausgeschlachtet. Es war nicht gerade die beste Gegend von Frankfurt.

      Der Bärtige blieb stehen.

      „Nicht umdrehen”, sagte Nöllemeyer. Er ging von hinten an den Bärtigen heran und setzte ihm den kurzen Lauf des Revolvers an den Kopf. Mit der anderen Hand begann er, den Mann zu durchsuchen. Er war auf jeden Fall unbewaffnet. In den Taschen des ausgeleierten Parkas, den der Bärtige trug, fand Nöllemeyer eine Brieftasche. Die nahm er heraus, trat dann ein paar Schritte zurück.

      In der Brieftasche befanden sich ein gültiger Führerschein, eine Kreditkarte, die Karte einer Krankenversicherung - alle ausgestellt auf den Namen Gieselher Omienburg.

      „Ich habe Sie schon einmal gesehen, Gieselher Omienburg”, stellte Nöllemeyer fest.

      „Das glaube ich nicht.”

      „Gestern, als ich in dem Bistro war. Da saßen Sie in einem parkenden Wagen auf der anderen Straßenseite!”

      „Hören Sie, ich sagte es schon einmal, ich will nichts von Ihnen.”

      „Und ich stelle Ihnen jetzt noch einmal die Frage: Warum spionieren Sie mir hinterher?”

      „Sie reden Unsinn.”

      „Ich glaube einfach nicht an Zufälle, Herr Omienburg. Dass Sie mir an zwei Tagen an zwei verschiedenen Orten begegnen muss einen Grund haben.”

      „Ihre rote Nase auch.”

      „Was soll das denn heißen?”

      „Falls Sie Allergiker sind oder sich total erkältet haben - gar nichts. Aber falls Sie andere Probleme haben, nehmen Sie sich eine der Karten aus meiner Brieftasche und rufen Sie mich gelegentlich an.”

      Nöllemeyer steckte die Waffe ein, um beide Hände frei zu haben. Falls der Kerl ihn angreifen sollte, konnte er sie schnell genug aus der Manteltasche ziehen. Er lockerte die Krawatte. Dann sah er genauer in der Brieftasche nach und fand die Visitenkarten, die der bärtige Omienburg offenbar meinte.

      „Die >Kampf den Drogen Stiftung<”, las Nöllemeyer stirnrunzelnd. Er steckte die Karte ein. Seine Hand glitt dabei in die Manteltasche und umfasste wieder den Revolvergriff.

      „Da arbeite ich mit”, sagte der Bärtige. „Genauer gesagt, ich leite ein Büro der Organisation.”

      Nöllemeyers Gesicht lief dunkelrot an. Er riss die Waffe erneut heraus und richtete sie auf Omienburg.

      „Verpiss dich!”, stieß er hervor.

      „Ihr Mantel ist aus Kamelhaar, Ihr Anzug sieht aus, als hätte er mehr als 1000 Euro gekostet. Ich glaube nicht, dass Sie auf den Inhalt meiner Brieftasche wirklich angewiesen sind!”

      Omienburg streckte die Hand aus.

      „Na los, verpiss dich, du Scheiß-Gutmensch!”, rief Nöllemeyer dann und warf ihm die Brieftasche hin. Omienburg hob sie auf und steckte sie ein.

      „Was ich gesagt habe, meinte ich ernst”, sagte Omienburg. Dann drehte er sich um und ging.

      Nöllemeyer sah ihm einen Moment nach. Er steckte die Waffe ein und ging weiter.

      Als er um die Ecke ging, bekam Omienburg gerade noch mit, wie Nöllemeyer sich etwas von dem Stoff, den er gerade gekauft hatte, auf den Handrücken häufte, um ihn zu schnupfen.

      4

      „Maik Ladberger, Frankfurter Polizei, Abteilung für organisierte Kriminalität”, sagte der großgewachsene Mann mit dem spitzen Kinn. Ladberger war Mitte vierzig und hatte, abgesehen von einem kurzgeschorenen Kranz um die Kopfmitte, kein Haar mehr auf dem Schädel. Seine Augen waren grau und wirkten falkenhaft und durchdringend.

      Der uniformierte Beamte sah stirnrunzelnd auf Ladbergers Dienstausweis.

      „Ich


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