Blut Und Feuer. Dana Lyons

Blut Und Feuer - Dana Lyons


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und drehte über die Ebene ab, wo er außer Sichtweite fliegen konnte. Der heiße Wind riss an seinem Gesicht und sein Drachenherz hämmerte, stieß Blut in seine Flügel. Die Fläche seiner Flügel trug ihn schneller und schneller, ließ den menschlichen Aspekt seines Gehirns zusätzlich hungern. Ein von Hormonen getriebener Rausch ursprünglicher Kraft verzehrte ihn, während er in der Luft herumtollte. Der Drache übernahm vollständig, als Visionen von Blut und Feuer seinen Geist füllten. Er brüllte vor Drachen-Entzücken.

      Blut und Feuer; Feuer und Blut.

      Der Stoff aus Drachenträumen.

      An der Shuttle-Abholstelle auf der Oberfläche von Draco Prime schloss David Armstrong seine Drachenflügel und trat hinein. Er wandelte sich zum Menschen und griff nach seinem Rucksack in der Ablage über ihm. Er zog schnell seinen Overall an, nahm Platz und schnallte sich an. Gegenüber von ihm war der Vorarbeiter und hochrangige Draco Dämon, Nate Givens.

      David drehte sich, so dass er Nate aus seinem Augenwinkel beobachten konnte. Nate war einer der älteren Draco Dämonen. Seine Produktionsstände waren unter den Besten, während er eine beispielhafte Akte beibehielt. Er hatte eine dauerhafte Frau, die er mit zwei anderen Dämonen teilte und seine Ansammlung an Credits war der Stoff aus Legenden.

      Nate war das Pantheon Aushängeschild.

       Aber ich kenne dein Geheimnis.

      David spielte am Ende seines Gurts herum. Es war verboten zu fliegen, doch er hatte Nate gesehen, wie er jenseits des Tagebaufelds aufgestiegen war. Der Anblick von Nate, wie er wild flog, rüttelte in ihm das Verlangen wach mitzumachen, um wissentlich trotz der Auflagen zu fliegen, sein Drachenblut singen zu hören.

      »Nein«, murmelte er. Als Drache zu fliegen ging auf die Kosten des sinnlichen Menschen. Wenn Dämonen ihrem Drachenverstand nachgaben, litt der menschliche Verstand. Schade dem menschlichen Verstand und alles andere litt dementsprechend … besonders der Sex.

      Lazar hatte es in der Tiefe erklärt. »Dieses Unterstützungssystem – gestaltet, um die Balance im Verstand zu erhalten, ist im Labor unberechenbar. Als ich die menschliche und tierische Natur kombiniert habe, hat Mutter Natur entschieden, wie sich der neue Organismus an diesen Mix anpassen würde. Dieser Schutzmechanismus spielt die Freude des Drachen am Fliegen gegen die Freude des Menschen am Sex aus. Diese zwei sind unaufhaltsam miteinander verschlungen. Es ist der Balancepunkt zwischen dem reptilischen Verstand und dem menschlichen Verstand.«

      Hilde, dachte David. Eine Welle des Verlangens erfüllte seine Lenden. Der Gedanke an sie schenkte ihm immer eine Erektion.

       Ich kann fliegen oder ich kann Hilde haben.

      Für ihn gab es keine Alternative; Hilde war exotisch und wunderschön und er liebte sie. Er würde sie oder seinen Verstand nicht gegen die Freude des Fliegens eintauschen. Er blickte schnell zu Givens, fragte sich –

       Wie viel deines menschlichen Verstands hast du wegen diesem einen Flug eingebüßt? Wie viele weitere Flüge hast du gestohlen?

      Der Verstand eines Drachen war zerbrechlich.

      Ein Schauer schüttelte seine Wirbelsäule.

      »Leonard, wie geht es dir heute?«

      Leonard Jeffrey nahm Platz in der Bar in Dracos beliebtestem Feierort, dem End of the Line. Er lächelte den Barkeeper an. »Kepler, ich bin ein Mann, der hier mit dem Anfang der Schlange im Visier in der buchstäblichen Endstation sitzt.«

      »Oh, denkst du das?« Kepler wischte über die Bar und warf eine Serviette hin. »Soll ich dir den Anfang-der-Schlange-Drink machen?«

      »Nein.« Leonard streckte seine Hand aus. »Ich will es nicht verschreien, weißt du. Die Liste ist noch nicht raus. Aber ich bin genau in der Schlange. Bring mir ein Bier und behalt es für dich, über was wir gesprochen haben, okay?«

      Kepler schenkte ein Bier ein und stellte es vor Leonard. »Du bist ein abergläubischer Kerl, mein Freund.«

      Leonard nippte an seinem Bier. Sein Fünfjahresvertrag war vorbei und er wollte von der Draco Station herunter. Manche würden dafür töten auf Draco zu bleiben, andere würden dafür töten zu gehen.

      »Also ist dein Vertrag und deine Credits alles aufgestellt?«, stupste Kepler.

      »Jep, warte einfach meine Zeit ab, bis der nächste Flug raus geht«, sagte er.

      »Kein Risiko in den Limbus zu fallen?«

      Leonard erschauderte. Ein Schauer krachte seine Wirbelsäule herunter wie ein Brocken arktisches Eis. Limbus war eine von Pantheon ausgeklügelte Todesspirale, welche viele dazu zwang einen neuen Vertrag zu unterschreiben. Für ihn wären das weitere fünf Jahre auf der Station.

      »Ich nicht«, platzte er heraus. »Ich nicht.« Der Gedanke an einen weiteren Fünfjahresvertrag ließ ihm den Atem stocken und brachte seine Augen zum Tränen. Er nippte an seinem Bier, zwang ein Lächeln auf sein Gesicht.

       Ich bin ein Kurzzeitler. Alles was ich tun muss, ist den Anfang der Schlange zu erreichen.

      Hilde Martin saß vor ihrem Schminktisch, wartete auf David, ihren Drachenliebhaber, dass er nach seiner Schicht hereinkam. Sie kämmte langsam ihr langes schwarzes Haar, Augen geschlossen, wagte es nicht ihr Spiegelbild anzublicken.

       Dieser Ort hat mich verändert.

      Draco Station war ein abhängig machender, verführerischer und hedonistischer Außenposten, wo die Zeit vorgab nicht zu existieren. »Oh, aber die Zeit ist ganz sicher hier.« Sie legte die Bürste ab und zwang ihre Augen auf. Ihr Spiegelbild war ehrlich, zeigte eine gerunzelte Stirn und einen zögerlichen Blick.

      Mit David zusammen zu sein war unglaublich. Aber die größere Wahrheit war, dass sie nicht bleiben konnte und er nicht gehen konnte. Sie befürchtete, dass wenn sie nicht in den nächsten Flug kam, sie Dracos abhängig machende Natur einsaugen würde und sie niemals von der Station herunterkam und auf die Erde zurückkehrte.

      »Wenn ich bleibe … wird die Zeit vergehen und eines Tages werde ich verrunzelt und alt sein, und wenn ich auf der Station sterbe, wird mein Körper in den Weltraum ausgeworfen.«

      Sie ächzte bei dem entsetzlichen Traumbild, das sich in ihrem Verstand verwurzelt hatte. Wenn man auf der Station stirbt, gab es keinen Freifahrtschein nach Hause für eine irdische Beerdigung. Dein Körper wurde durch eine Luftschleuse mit dem Müll über Bord geworfen, um für immer alleine in der gefrorenen Weite des Weltalls zu treiben. Die Vorstellung ihrer Überreste in den endlosen Tiefen des Weltalls versetzte sie in Angst. Aber Draco Station zu verlassen, würde Davids Herz brechen.

       Meins auch, ich liebe ihn. Aber sogar noch mehr fürchte ich, dass ein auf dieser Station verbrachtes Leben ein verschwendetes Leben ist.

      »Verdammt.« Sie hasste sich selbst. Zu bleiben bedeutete ein Leben endloser leidenschaftlicher und erotischer Liebe. Die Entscheidung, ob sie bleiben oder gehen soll, hatte sie seit Beginn ihrer Beziehung verfolgt. Aber sobald David sie in die sinnlichen Vergnügen eines Drachenliebhabers eingeführt hatte, konnte sie sich nicht dazu bringen zu gehen, in der Hoffnung die Entscheidung zu vertagen.

      Aber er hat ihr einen Ring gekauft.

      Plötzlich tickte die Uhr.

      Sie starrte unnachgiebig auf ihr Bild. Konnte sie ihn tatsächlich verlassen? Glücklicherweise, wie alle weiblichen Unterhaltungs-Dienstleister, war sie in der Lage Draco zu jeder Zeit zu verlassen. Sie schaute auf ihre Uhr.

       Ich muss meinen Namen auf die nächste Abflugliste bekommen.

      2


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