Schmelzendes Eis. Elizabeth Johns

Schmelzendes Eis - Elizabeth Johns


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Dank, Mr. Stanton“, antwortete Jolie bescheiden.

      Benedict sah Easton an, leicht amüsiert, dass man ihn Mr. Stanton nannte, aber Elly mischte sich ein, bevor er etwas sagen konnte.

      „War Charlotte schon in der Stadt?“

      „Nein, angeblich zieht sie Bücher den Bällen vor. Meine Mutter verzweifelt. Sie glaubt, es würde sie überzeugen, wenn ich selbst gehe. Ich hatte gehofft, dass mir das erspart bleibt, aber so wie es aussieht, muss ich wohl.“

      „Dann könnt ihr wenigstens zu zweit das Übel ertragen“, sagte Elly zu Easton. „Wir sollten eine kleine Gesellschaft geben für Olivia und Charlotte, da es auch das Ende der Saison ist. Zu dieser Zeit wird man sowieso nirgends mehr einen freien Tag finden, nur die engsten Freunde werden anwesend sein.“

      Benedict war überzeugt, dass Lady Easton dafür sorgen würde, aber würde es seiner Mutter gefallen?

      „Das klingt für mich annehmbar, wenn ich London schon nicht vollkommen umgehen kann“, stimmte er zu.

      Er sah zu der Cousine hinüber, um ihre Reaktion zu sehen, aber sie hatte ihr Gesicht abgewandt, als sie ihre Teetasse betrachtete.

      „Jolie kann mir helfen, die Liste und die Daten aufzustellen. Ich werde deiner Mutter einen Brief mit den Namen schicken, damit sie dem zustimmen kann.“

      „Sicherlich“, stimmte Jolie zu.

      „Nun gut“, seufzte er resignierend.

      „Es wird besser werden, als du glaubst, alter Freund“, sagte Easton, als er ihm auf die Schulter klopfte. „Soll ich dich zu Vater bringen?“

      Jolie beobachtete, wie Mr. Stanton mit ihrem Cousin davonging und versuchte, ihn vor Elly nicht zu offensichtlich zu bewundern. Aber sie war verzaubert. Das war eine vollkommen neue Erfahrung für sie.

      „So sieht Benedict normalerweise aus“, erklärte Elly.

      „Er sah aus wie ein echter Gentleman“, bemerkte Jolie unschuldig.

      „Ich kann mich täuschen, aber du wirst ihn wohl häufiger sehen, wenn wir Olivia und Charlotte zusammen vorstellen wollen." Elly schenkte ihr ein wissendes Lächeln.

      „Ich freue mich über Olivias Gesellschaft. Ich war nicht besonders erpicht darauf, nach unserer Rückkehr allein zu sein. Ich habe nicht erwartet, dass du jede freie Minute mit mir verbringst“, antwortete Jolie ausweichend.

      „Ich weiß, und es macht mir nichts aus. Ich war nicht der Liebling der Gesellschaft, so wie du.“

      „Wenn ich es nur so gut haben könnte wie du", sagte Jolie wehmütig.

      „Ich habe keinen Zweifel daran, dass du den Richtigen akzeptieren wirst, wenn du ihm begegnest“, sagte Elly mit einem Zwinkern.

      „Langsam fürchte ich, dass etwas mit mir nicht stimmt. Ich habe mir schon oft gewünscht, dass Vater etwas für mich arrangiert, aber er wollte es nicht. Und obgleich ich die Wahl habe, gibt es keinen, mit dem ich den Rest meines Lebens verbringen möchte“, sagte Jolie leicht frustriert.

      „Du kannst dich glücklich schätzen, dass du die Wahl hast.“

      „So sagt man mir. Aber im Moment tröstet es mich wenig.“

      Andrew riss die Tür auf und rannte atemlos ins Zimmer. „Elly, komm mit!“

      „Was ist los, Andrew? Ist alles in Ordnung mit Gwen?“, fragte Elly.

      „Das Baby!“, rief er anstelle einer Erklärung.

      „Ich hatte es nicht so schnell erwartet.“ Sie sprang aus ihrem Sessel, um ihrem Bruder zu folgen.

      „Kann ich irgendetwas tun, um zu helfen?“, rief Jolie ihnen nach. „Obwohl ich so gut wie nichts über Geburten weiß.“

      „Nein, ich habe jede Menge Hilfe dabei. Mach die Gästeliste für die Party“, schlug Elly vor, als Andrew sie aus dem Zimmer zerrte.

      Jolie wünschte, sie hätte besser bei ihrer Mutter oder ihrer Schwester aufgepasst. Diese konnten gut organisieren, und sie hatte gelernt, sich von deren Führung des Haushaltes fernzuhalten. Aber sie ging davon aus, dass sie eine Gästeliste aufsetzen konnte, wenn sie es versuchte. Sie kannte sich gut aus in der ton, der feinen Gesellschaft, und wusste, wer für die Saison anwesend war. Sie wusste nur wenig über Mr. Stanton, aber er schien die Stadt nicht besonders zu schätzen, daher ging sie davon aus, dass es ihm egal wäre, wen sie einlud.

      Sie saß an dem kleinen Eichenschreibtisch und fing an, eine Liste der Familien zu machen, von denen sie glaubte, dass sie für Olivias und Charlottes Debüt passend wären. Sie wusste, dass die Leute kommen würden, da die Eastons nur selten in die Stadt gingen oder jemanden einluden. Sie musste zugeben, dass sie sich jetzt mehr darauf freute, zurückzukommen, jetzt, da sie wusste, dass Olivia bei ihr sein würde. Und vielleicht konnte sie sich mit Charlotte anfreunden - natürlich ohne Hintergedanken. Es waren nicht weniger als einhundert Namen, als sie fertig war. Das war, so glaubte sie, noch wenig nach den gängigen Standards der Gesellschaft.

      Es gab immer noch keine Nachrichten von Gwen oder dem Baby, daher schlenderte sie ins Musikzimmer, um sich etwas Zeit am Pianoforte zu gönnen. Sie freute sich jetzt etwas mehr darauf, in die Stadt zurückzukehren, und ihre Musikauswahl spiegelte ihre Stimmung wider. Mozart war etwas erhebender und fröhlicher als die gefühlvollen Stücke von Beethoven und Bach, die sie ausgewählt hatte, seit ihre Familie fortgefahren war. Nachdem sie mit der Rondo Alla Turca fertig war, sah sie auf die Uhr und war überrascht, dass sie seit einer Stunde gespielt hatte. Sie stand auf und streckte sich, bevor sie zum Fenster ging, um hinauszuschauen.

      Ihr Herz schlug ein wenig schneller, als sie Mr. Stanton beobachtet, der sich in der Auffahrt mit Easton unterhielt. Ein Stallbursche hatte ihm ein anderes Pferd gebracht, da er Dido hierließ. Er sah großartig aus, als der sich mit Leichtigkeit auf das Pferd schwang, einen braunen Wallach, der hervorragend zu ihm passte. Sie erinnerte sich an seine ungewöhnlichen, bernsteinfarbigen Augen, die sie mit vagem Interesse im Salon beobachtet hatten, und seine leicht gewellten, dunkelblonden Haare, die sein Gesicht mit dem markanten Kinn umspielten. Er war nicht so groß wie Easton, aber er war drahtig und kraftvoll. Er tippte sich an den Hut und trieb sein Pferd vorwärts.

      Sie wollte mehr über ihn wissen, über seine ruhige Zurückhaltung und sein mysteriöses Benehmen. Warum hatte sie noch nie zuvor von ihm gehört? Sie wollte Elly so gerne ausfragen, aber sie wusste, dass sie ihr nicht viel sagen würde. Sie glaubte, dass Elly sie bei jeder passenden Gelegenheit verkuppeln wollte. Sie wünschte, sie wüsste mehr über diesen Mann, damit sie mit ihren Gefühlen besser umgehen könnte. Was, wenn sie ihn wirklich mögen würde und er nichts zu bieten hatte? Würde sie ihn auch noch dann mögen, wenn er arm wäre? Sie war angenehm überrascht, dass der fehlende Titel seiner Anziehungskraft keinen Abbruch tat.

      Fünf

      Der nächste Tag brachte durch die Geburt von Henrietta Elizabeth einen Wirbelwind der Aktivitäten mit sich. Ihre ältere Schwester Millicent war in keinster Weise erfreut über den Neuankömmling, und der ganze Haushalt war damit beschäftigt, sie abzulenken, damit sie nicht nach ihrer Mutter jammerte. Ihr Kindermädchen kümmerte sich um das Baby und Jolie bot ihre Hilfe an, da sie keine anderen Aufgaben hatte. Jolie liebte Kinder, aber sie hatte noch nie so schwer daran gearbeitet, ein Kind glücklich zu machen - nicht, dass sie viel Erfahrung damit hatte. Glücklicherweise kam Andrew, um sie von der kleinen Millie zu befreien, bevor sie jedes Spiel, jeden Trick und jedes Lied, das sie kannte, angebracht hatte. Sie konnte sich endlich entspannen und hatte die Füße hochgelegt, als Olivia zur Türe hereingeschossen kam.

      „Oh! Jolie. Wo sind denn alle?“, fragte die muntere, junge Dame.

      „Schön dich zu sehen, Livvy.“ Jolie stand auf und umarmte ihre Cousine. „Gwen hat heute früh ihr Baby bekommen. Elly und das Kindermädchen waren fast den ganzen


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