(M)eine kreative Kurzzeittherapie. Katrin Thomas

(M)eine kreative Kurzzeittherapie - Katrin Thomas


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erfahren werden müssen und stetiger Wandel zum Leben dazugehört.

      Vielleicht haben Sie bis jetzt gedacht, dass Sie Ihr Leben im Griff haben. Alles lief glatt: in der Ausbildung, im Studium, im Job und mit der Familie. Und dann passiert etwas, das Sie aus der Bahn wirft. Und Sie bemerken, dass Sie gerade nicht wissen, wer Sie sind und was Sie ausmacht. Sie können nicht reagieren oder erfahren großen Kummer. In einer solchen Phase gibt Ihnen dieses Buch eine neue Chance. Kreativ, frei und spontan dürfen Sie etwas tun. Sie können zu Hause beginnen, sich selbst kennenzulernen.

      Ihre Intuition wird angesprochen und durch das kreative Arbeiten gelangen Sie in jedem Fall zu mehr Selbsterkenntnis.

      Fange

n Sie an!

      Und wenn Sie bemerken, dass Sie allein nicht weiterkommen, zögern Sie nicht, sich weitere Hilfe zu suchen. Die ersten Schritte sind getan, aber ein kleiner Stupser von Außenstehenden kann sehr effektiv sein. Freiberufliche Therapeuten, wie ich es bin, gibt es in jeder Region – und sie sind gerne bereit, eine gewisse Zeit mit Ihnen an den Themen zu arbeiten, die Sie bereits mithilfe der Anregungen dieses Buches wunderbar vorbereiten konnten. Mittlerweile gibt es Beratung auch vermehrt online oder telefonisch. Vielleicht erleichtert dies den ersten Kontakt.

      Eine Lebensberatung kann aber den Gang zum Arzt nicht ersparen, wenn ernsthafte Erkrankungen vorliegen oder Suizidgefahr besteht. Sie bietet vielmehr eine Begleitung in Umwälzungsphasen an.

      Mithilfe meiner eigenen Erfahrungen möchte ich Ihnen deutlich machen, dass unterschiedliche Formen von Beratung und Therapie im Leben unterstützen können, insbesondere dann, wenn man in kritischen Lebensphasen allein nicht weiterkommt.

      Ich bin in der DDR aufgewachsen und mit 21 Jahren im März 1984 nach West-Berlin ausgereist. Ich entschied mich für eine Ausreise, weil ich mich in der DDR eingeschränkt fühlte und tatsächlich überwacht wurde. Reisen konnte ich nur in die Tschechoslowakei, weil man für dieses Land kein Visum benötigte, bestimmte Literatur war nicht verfügbar, auch die Musik, die ich hören wollte, war kaum erhältlich. Mein Freundeskreis bestand aus Menschen, die sich mit der Welt auseinandersetzten, die diskutierten, tanzten, Musik machten, oft lange Haare hatten. Manchmal kamen auch junge Leute aus dem »Westen« dazu, und wir hatten durch sie die Möglichkeit, größere Zusammenhänge zu erkennen.

      Eines Tages um 6 Uhr morgens stand die Staatssicherheit vor der Tür. Die Wohnung, die ich mit meinem Freund bewohnte, wurde durchsucht und wir in getrennten Fahrzeugen zu einem Verhör in die Normannenstraße in Berlin gebracht. Einfach so, ohne dass wir uns etwas hatten zu Schulden kommen lassen – außer vielleicht, jung, abenteuerlustig und freiheitsliebend zu sein. Meinem Freund und mir wurde unterstellt, Flugblätter gedruckt zu haben und den Staat denunzieren zu wollen. Dieser haltlose Vorwurf konnte glücklicherweise entkräftet werden, es wurde uns aber empfohlen: »Passt euch besser an oder geht in den Westen.« Nach dieser Erfahrung wurde mir klar, dass eine Ausreise die einzige Lösung wäre. Schlaflose, angsterfüllte Monate folgten diesem Übergriff.

      Ich heiratete meinen Freund und wir beantragten gemeinsam die Ausreise, die – nach einigen erfolglosen Versuchen – mit der Ausreisewelle im März 1984 bewilligt wurde.

      Im Westen angekommen, wurden alle Pläne für unseren Neuanfang schnell durchkreuzt. Mein Ehemann starb kurze Zeit nach der Ausreise bei einem Autounfall in West-Berlin. Ich ließ mich nicht unterkriegen und packte mein Leben nach einer kurzen Trauerphase wieder an. Das Leben im neuen Land wollte gelebt werden. Ein Freund wurde zum Lebensgefährten und wir heirateten bald.

      Mit 22 Jahren wurde ich Mutter. Ich holte mein Abitur an der Abendschule nach, wenn der Vater zu Hause war. Nach drei Jahren Ehe klappte es nicht mehr. Ich trennte mich, zog mit meiner Tochter aufs Land bei Hannover, studierte Sozialpsychologie und Soziologie, suchte mir einen neuen Partner – und wurde immer dünner.

      Das Leben war anstrengend. Ich arbeitete mich mit dem Neuen an Elternbildern und am Mann- und Frausein, an der Gleichberechtigung ab. Gleichberechtigung als Mutter? Ich hörte immer wieder Sätze wie: »Wegen dem Kind musst du doch eh einkaufen, kochen, putzen, da muss ich das doch nicht machen. Ich hacke doch Holz.«

      Zufällig erhielt ich einen Hinweis auf eine Lebensberatungsstelle. Dort traf ich auf eine sehr kompetente, etwas ältere Frau, die selbst Mutter war und meine Lebenssituation verstehen konnte. Sie war systemische Therapeutin. Diese, meine erste Lebensberatung, die über einige Wochen verlief und einmal in der Woche eine Sitzung von einer Stunde beinhaltete, brachte mich mir näher. Ich fuhr zur Mutter- und Kindkur, zog mit meiner Tochter in ein Studentenwohnheim in Hannover und erlebte mich nach und nach als stark.

      Während des Studiums und zusätzlich dazu wurde ich innerhalb von drei Jahren systemische Einzel-, Paar- und Familientherapeutin. Ein Praktikum bei der Familienberatung in einem Kinder- und Jugendheim begleitete die gesamten drei Jahre. In der Universität war die praktische Anwendung des Gelernten kein Teil des Studiums. Wie soll man aber nach vier oder fünf Jahren Studierens wissen, wie, was und wo man arbeiten will, wenn man dies nicht schon einmal in der Praxis ausprobieren kann? Ich hatte mir schon während des Studiums Gedanken gemacht, und deshalb war ich durch meine praktischen Tätigkeiten gut aufgestellt. Ich bekam sofort eine Teilzeitstelle in einer Jugendberatungsstelle als Therapeutin.

      Ich fand eine Wohnung für mich und meine Tochter und einen Garten in der Nähe. Der Freund wurde erst immer distanzierter, dann war er vollkommen weg. In vier gemeinsamen Jahren merkt man, ob eine Beziehung sich weiterentwickelt und eine Zukunft hat. Die Trennung und der frühe Tod meines Vaters kamen zeitgleich. Ich trauerte allein, an Wochenenden oder in Zeiten, in denen meine Tochter bei den Großeltern oder bei ihrem Vater war.

      Meine erste Stelle nach dem Studium erwies sich nicht als Glücksgriff. Der Chef der Beratungsstelle mobbte die Angestellten. Nach einem Jahr kündigte ich. Ich machte mich selbstständig, arbeitete einige Zeit in einer Lebensberatungsstelle, in der ambulanten Jugendhilfe und in der Volkshochschule. In dieser Zeit traf ich meinen jetzigen Mann, der damals noch studierte. Seit 26 Jahren gehen wir miteinander durch dick und dünn und sind weiterhin glücklich.

      Die selbstständige Arbeit brachte natürlich auch Unsicherheiten mit sich. Urlaub, Krankenkasse und Alterssicherung, alles musste ich allein stemmen. Deshalb nahm ich eine halbe feste Stelle in der sozialpädagogischen Familienhilfe an. Dort arbeitete ich mit gestörten Familien und deren Kindern, musste ergründen, ob ein Kindeswohl gefährdet war. Dies war eine sehr verantwortungsvolle Tätigkeit, die oft auch schlaflose Nächte mit sich brachte.

      Und eines Tages spürte ich die Auswirkungen der Belastungen der letzten Jahre: ein Ohrpiepsen, ein Tinnitus und einen Furunkel.

      Dies war der Auslöser für meine zweite Beratungserfahrung. Diesmal ging ich zu einem Psychoanalytiker. Zu Beginn jeder Sitzung fragte er mich, was wir denn heute zusammen machen wollten. Weil ich vom Fach war, meinte er wohl, dass ich alles bereits wüsste – aber dann hätte ich ja nicht seine Hilfe gesucht.

      Krisen machen vor niemandem Halt.

      Besserung stellte sich nicht so sehr durch die psychoanalytischen Sitzungen ein, sondern durch Akupunktur. In diesen Behandlungen geschah etwas für mich völlig Überraschendes: Unter Tränen erinnerte ich mich plötzlich an die Erlebnisse meines Großvaters im Krieg und die damit verbundene gefühlte Kälte. Ihm war im wahrsten Sinne »der Arsch abgefroren«.

      Genau dort saß das Furunkel. Dies war meine erste bewusste Begegnung mit feinstofflichen Energien, die kollektiv und innerhalb des Herkunftssystems mitunter fühlbar sein können und zu bestimmten Zeiten auftauchen. Durch das Erfühlen, das Weinen, das Erkennen der Verbundenheit kam der Heilungsvorgang in Fluss. Weiter half auch meine anthroposophische Ärztin, die täglich Naturheilmittel spritzte und wusste, dass man auch mal eine Woche Ruhe braucht, bei solch einer anstrengenden Arbeit, die sehr viel Verantwortung für andere Kinder


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