Deutsche Geschichten. Группа авторов
hier ist es bewegt,
und wenn wir es melden,
es Aufsehn erregt.
DER ZWEITE
Es imponiert ja doch allen,
authentisch mit Bildern,
ist einer gefallen,
die Stimmung zu schildern.
DER ERSTE
Wir sind gern informiert
von besonderen Seiten.
Was mich intressiert,
sind die Einzelheiten.
Er tritt an einen sterbenden Soldaten heran.
DER ZWEITE
Sie, machen S’ zum End
ein verklärtes Gesicht!
Ich brauch’ den Moment,
wo das Aug Ihnen bricht.
DER ERSTE
Sie sind doch gescheit –
solang Sie am Leben,
ist hinreichend Zeit,
eine Schilderung zu geben.
DER ZWEITE
Was haben Sie empfunden,
was haben Sie sich gedacht,
wir brauchen die letzten Stunden,
wie war denn die Schlacht?
DER ERSTE
Schaun S’, das wird goutiert auf Details ich schon spitz’, und Ihr Heldentod wird eine schöne Notiz.
DER ZWEITE
Dieses Detail schon allein hat
für das Blatt seinen Reiz,
und der Chef gibt mich ein
für das Eiserne Kreuz.
DER STERBENDE
Geschwinde – geschwinde –
seht, wie ich – mich – winde –
verbinde, Herr Doktor –
verbinde, verbinde!
Seit so vielen Stunden –
mit so vielen Wunden –
sie bluten, sie bluten –
sie sind nicht verbunden.
Nur noch wenig Minuten –
laßt mich doch nicht verbluten –
verbindet geschwinde,
ihr müsset euch sputen.
So seht doch – wie mir schon –
der Atem – entschwindet –
geschwinde – Herr Doktor –
verbindet, verbindet!
DER ERSTE KRIEGSBERICHTERSTATTER
Der erzählt nichts – zu peinlich!
Der wird immer verstockter.
Er hält mich wahrscheinlich
für einen Dokter!
DER ZWEITE
Krieg ist Krieg – hör’n S’, ich hust’,
unsere Pflicht hier ist schwer,
über Ihre zerschossene Brust
sag’ ich nur c’est la guerre.
DER ERSTE
Denn Wunden verbinden, das hab’ ich nicht studiert, aber für Eindrücke finden wer’n wir honoriert.
DER ZWEITE
Die Stimmung zu melden, das ist unser Brot.
Einen schweigsamen Helden, den schweigen wir tot.
Wenden sich zur Abfahrt.
DER STERBENDE
Mein Weib – ach – ich – bitt –
das ist – eine Qual –
so – nehmen S’ mich mit –
bis zum – nächsten – Spital!
DER ERSTE KRIEGSBERICHTERSTATTER
Das ist doch gediegen –
was der von mir will!
So bleiben Sie doch liegen
und halten Sie still!
DER ZWEITE
Für einen Gemeinen
ist das eine Ehr’!
Ihr Bild wird erscheinen,
was wollen Sie mehr!
DER ERSTE
Wenn ich Ihnen garantier’,
es erscheint ein Bericht!
Ich war vor dem Tod hier,
so schaun S’ mir ins Gesicht!
DER ZWEITE
Er sagt nichts darauf.
Ich glaub’, es wird gehn.
So nehm’ ich ihn auf
man wird doch da sehn.
Er photographiert.
DER ERSTE
So sein S’ doch nicht fad,
es soll stimmungsvoll sein.
Uns fehlt der Kurat,
Sie sind leider allein.
DER ZWEITE
Das wär’ ein Effekt,
dem Abonnenten zu zeigen, den Priester direkt
über den Helden sich neigen!
DER ERSTE
Wir sind doch intim, er tät’s mir zu Liebe,
weil ja schließlich auch ihm eine Reklam dabei bliebe.
DER ZWEITE
Wo man ihn ja einmal braucht,
ist er natürlich beim Teufel.
Das ist trostlos … Es raucht!
Nur ein Blindgänger, kein Zweifel!
DER ERSTE
Geh’ mr! Hier is stier,
hier is doch nix los.
Gehn wir ins Pressequartier
vor dem Gegenstoß.
DER ZWEITE
Der würde mich nicht
im geringsten tuschieren,
ich kann bloß bei dem Licht
nicht photographieren.
DER ERSTE
Sie, hier wie mir scheint
kann noch was geschehn,
der Punkt ist vom Feind
zu gut eingesehn!
DER ZWEITE
Es lohnt nicht zu bleiben.
Bin ich ein Held?
Also was soll man schreiben?
Ein