Moonlight Romance Staffel 3 – Romantic Thriller. Scarlet Wilson
wo ich hingehöre und keine Probleme bereiten kann. Ihnen nicht und anderen auch nicht.«
Jetzt wurde Frau Schmitz-Wellinghausen erst richtig verlegen, so schien es Angelika, die nun genug hatte von dem müßigen Spiel.
»Wollen Sie mich nicht mit dem Herrn bekannt machen?« fragte sie energisch. Und als Frau Schmitz-Wellinghausen ganz offensichtlich zögerte, fuhr sie fort: »Wenn nicht, dann kann ich das ebenso gut selbst erledigen.«
Sie streckte ihre Rechte aus und sagte: »Mein Name ist Angelika Neubert. Mit wem habe ich das Vergnügen?«
Nun reagierte Eugenie Schmitz-Wellinghausen überraschend schnell: »Das ist Herr Rupert Geiss-Landmann, ein Passauer Urgestein. Und eine wichtige Persönlichkeit in dieser Stadt was kulturelle Belange angeht. Und das ganz aus eigenem Ermessen, dazu Träger der Ehrenmedaille und wohl bald auch Ehrenbürger der Dreiflüsse-Stadt.«
»Nun mal langsam, meine Liebe«, sagte Geiss-Landmann und stampfte mit seinem Stock auf das Pflaster. »Das mit der Ehrenbürgerschaft liegt, wenn überhaupt, noch in weiter Ferne. Aber ausschlagen würde ich das natürlich keineswegs. Ehrenamtliches Engagement sollte im Allgemeinen besser und nachhaltiger gewürdigt werden, denke ich. Aber auch Frau Schmitz-Wellinghausen«, er wandte sich Angelika direkt zu, »auch sie sollte ihr Licht nicht unter den Scheffel stellen. Sie ist nämlich die Beauftr…«
»Das ist absolut uninteressant«, wurde Geiss-Landmann abrupt, fast wütend, unterbrochen. »Denn Frau Neubert und ich müssen nun los. Das Schiff wartet.«
Damit zerrte sie Angelika am rechten Arm so lange, bis diese ihr – wenn auch widerwillig – folgte. Was hatte dieses Passauer, wie ihre Reisegefährtin das genannt hatte, »Urgestein« ihr über ihre neue Bekanntschaft erzählen wollen?
Da würde sie nachhaken. Auf dem Schiff. Immerhin ganze vierzehn Tage würde sie dafür Zeit haben.
*
Die »Danubia Queen« war ein typisches Fluss-Kreuzfahrtschiff. Es fuhr unter bulgarischer Flagge; die Besatzung bestand ausschließlich aus Bulgaren. Das hatte er dem aufwendigen Prospekt entnommen, der ihm mit einer Beschreibung des Schiffes und seinen Gegebenheiten zugeschickt worden war.
Jan-Herbert von Schwandorff war mit dem Zug von München aus angereist, erster Klasse natürlich, das war er so gewohnt. Den am Bahnhof bereit stehenden Bus hatte er verschmäht und sich in ein Taxi geschwungen, das ihn quer durch die Stadt auf die andere Seite der Donau bringen sollte. An die zweite Anlegestelle, die seit langen Jahren nötig war, da es inzwischen zahlreiche Reiseveranstalter gab, die von Passau aus ihre Schiffe Richtung Schwarzes Meer schickten oder auch kürzere Reisen anboten, die dann in Budapest endeten. Der Fahrer wusste offensichtlich Bescheid und murmelte leise vor sich hin: »Unsereins würde auch gerne mal …«, bevor er losfuhr.
Die Fahrt mit den Taxi hatte unverhältnismäßig lange gedauert, da ihnen immer wieder eine alte Rostlaube von Auto den Weg abgeschnitten hatte, in der eine grauhaarige Oma saß, die offenbar nicht genau wusste, wo sie hinwollte. Jedenfalls kreuzte sie immer wieder ihren Weg, wie durch Zauberhand war sie stets vor ihnen und behinderte ihr Vorwärtskommen. Der einheimische Taxifahrer fluchte wie ein Wiener Bierkutscher, bis es ihm endlich gelang, das Vehikel, mindestens dreißig Jahre alt und ersichtlich nur vom Rost zusammengehalten, auf der Donaubrücke zu überholen. Dann endlich war freie Fahrt angesagt. Und Jan-Herbert von Schwandorff grübelte darüber nach, wie ein so offensichtlich ungepflegter Wagen, der wahrscheinlich von Rostlöchern markiert war, durch den TÜV kommen konnte.
Als das Taxi am Anlegeplatz anhielt, erkannte von Schwandorff, dass die »Danubia Queen« in zweiter Reihe angelegt hatte. Zwischen ihr und dem Ufer befand sich ein weiteres Schiff, den Namen konnte er auf die Schnelle nicht erkennen, das aber offenbar noch nicht bereit zum sofortigen Auslaufen war. Jedenfalls waren Besatzungsmitglieder mit der Säuberung des Oberdecks beschäftigt, über das der Zugang zur »Danubia Queen« ausgeschildert war.
Als der 31-jährige Immobilienmakler ausstieg, hielt unmittelbar hinter seinem Taxi jene Schrottlaube, mit der sich der Fahrer auf der Herfahrt hatte herumschlagen müssen. Die ältere Dame, die dem Vehikel entstieg, machte einen sehr energischen Eindruck.
»Kann mir jemand helfen?« schrie sie laut, damit sie möglichst weithin gehört wurde. Im Gegensatz zu Angelika schien ihr die Hitze überhaupt nichts auszumachen. Ein Crewmitglied der »Danubia Queen«, erkennbar an dem Namensschild, das er linksseitig am Overall trug, eilte zu ihr.
»Ich fahre mit der …« Ihr Blick fiel auf das Namensschild, auf der auch der Schiffsname angezeigt wurde. »Ach, ich sehe schon: bei Ihnen bin ich richtig. Können Sie bitte veranlassen, dass mein Gepäck …«
Das Auftreten der alten Dame glich fast einem Zeremoniell: irgendetwas Hoheitsvolles lag in ihrem Verhalten. Und das trotz des schäbigen Vehikels, mit dem sie angekommen war. Während der Bootsmann ihr Gepäck, zwei kleine Köfferchen und eine Reisetasche zur »Danubia Queen« trug, stellte sie ihre Rostlaube am Kai, direkt neben einem übervoll belegten Parkplatz ab, ungeachtet der Tatsache, dass sie damit im absoluten Halteverbot stand. Einem der daneben stehenden Jugendlichen drückte sie fünf Euro in die Hand mit den Worten:
»Sobald es eine Parkmöglichkeit gibt, stellst du meinen Wagen dort ab. Meinen alten Diener klaut sowieso keiner. Der Schlüssel steckt, lege ihn bitte nachher unter die Fußmatte, damit ich ihn bei der Rückkehr zur Hand habe.« Das sagte sie so energisch laut, dass Umstehende mit Leichtigkeit mithören konnten.
Jan-Herbert von Schwandorff hatte dem Ganzen amüsiert zugesehen. Kein Zweifel, die alte Dame hatte Stil, wenn sie auch nicht besonders üppig mit irdischen Gütern ausgestattet zu sein schien. Galant half er ihr über die hölzernen Planken auf das vordere Schiff, das sie nebeneinander überquerten, um dann die »Danubia Queen« zu betreten.
Unmittelbar neben der Rezeption wurden sie vom Kapitän des Kreuzfahrtschiffes empfangen, der sich in etwas holprigem Deutsch als »Georgi Stojanow« vorstellte.
Neben ihm stand die Dame der Reiseleitung, Annegret Huber, deren herzliches »Grüß Gott« sie als Süddeutsche auswies.
*
Das transsilvanische Schloss Dragovac liegt inmitten weitläufiger, dunkler Wälder, in denen neben Bären und Luchsen auch menschliche Bestien herumstreifen, die in keinem Zoologischen Garten zu besichtigen sind und deren Existenz von Zweiflern weltweit in Frage gestellt wird. Lediglich die Literatur hat sich ihrer angenommen, doch eben deswegen wird ihr tatsächliches Vorhandensein umso heftiger und nachhaltiger bestritten. Das geht nach dem Grundsatz, dass nicht sein kann, was nicht sein darf.
Zum Schloss Dragovac gehört eine kleine gleichnamige Ortschaft, deren einfache Hütten nur noch teilweise bewohnt sind. Denn es ist beschwerlich, hier inmitten der waldreichen Einöde zu leben; die Annehmlichkeiten westlicher Zivilisation sind noch nicht in stärkerem Ausmaß bis hierher vorgedrungen, selbst Elektrizität ist selten anzutreffen, da sich kaum einer der hier lebenden Bevölkerung dies leisten kann – kostenmäßig. Abendliches Licht wird meist von aus Bienenwachs geformten Kerzen gespendet und geheizt wird während des harten Winters nicht mit Gas oder Öl, sondern mit großscheitigem Holz, das es allerdings in reichlichem Umfang gibt.
Einzig das Schloss und seine Bewohner verfügen über gewisse Annehmlichkeiten, von denen aber die gemeinen Dörfler rein gar nichts wissen. Das ist ganz simpel zu erklären: die Dorfbewohner sind ganz »normale« Menschen; sie glauben zu wissen, dass die im Schloss etwas anders veranlagt sind, aber Genaues ist ihnen nicht bekannt.
Auf den in mühsamer Plackerei dem Wald abgerungenen Feldern wachsen Rüben und Kartoffeln in großen Mengen, aber schon der Getreideanbau ist wenig ertragreich und oft genug vernichtet die harte Witterung, die krassen Gegensätze zwischen Heiß und Kalt, auch noch die letzten kärglichen Reste einer möglichen Ernte.
Diese Hinweise mögen genügen, um darzustellen, wie abgelegen und vom Rest der Welt abgeschnitten Schloss Dragovac im hintersten Teil von Transsilvanien liegt. Entsprechend scheel wird dieses Hinterweltlertum vom restlichen, modernen Rumänien angesehen. Auch sei der Hinweis gestattet, dass die durch die Schlossbewohner betriebene strikte Abschottung ihres Herrschaftsbereichs