ZOMBIE RULES. David Achord

ZOMBIE RULES - David Achord


Скачать книгу
auf den vorherigen Adrenalinschub war, aber das zu wissen, linderte weder die Symptome, noch konnte es meine Nerven beruhigen.

      Dreißig Minuten später war ich sauber und trug frische Kleidung. Rick hatte ein Feuer in Gang gebracht und meine Klamotten hineingeworfen, einschließlich meiner Schuhe. Als sie verbrannten, füllten sie das Haus mit dem Gestank von verschmortem Gummi. Er sah mich an und reichte mir dann seine allgegenwärtige Whiskey-Flasche. Zögerlich nahm ich einen Schluck und verschluckte mich dabei prompt. Er grunzte und nahm die Flasche wieder an sich.

      »Ich habe deinen Wagen ausgeladen. Bist du fit genug für ein bisschen Arbeit?«, fragte er. Ich nickte. In Wahrheit tat mir alles weh, aber ich musste mich unbedingt ablenken. »Unter der Küchenspüle befinden sich ein paar Gummihandschuhe und ein großer Schwamm. Du holst dir einen Eimer mit heißem Wasser, machst etwas Bleiche hinein, etwa zwei Tassen voll, und schrubbst jeden Zentimeter deines Pick-ups sauber, sowohl drinnen als auch draußen. Anschließend fahren wir damit im Dreck und Schlamm herum und machen ihn wieder dreckig.«

      »Warum soll ich das denn machen?«, fragte ich verwirrt.

      »Himmel, Mann, du weißt doch wohl, warum. Wir wollen das Blut und die DNA von dem Jungen nirgendwo an deinem Wagen haben. Mache dir keine falschen Hoffnungen, wir sind noch nicht über den Berg. Es könnte Zeugen geben oder die Überwachungskamera könnte alles aufgezeichnet haben. Aber, und das ist ein großes Aber, wir könnten Glück haben. Falls uns die Polizei einen Besuch abstattet, wirst du zugeben, dass du beim Kroger-Markt warst, und dass der Junge wahrscheinlich einer der Jungs war, die dich angegriffen haben, aber du hast ihn nicht gesehen und du hattest auch keinerlei Konfrontation mit ihm. Kapiert? Falls sie noch mehr Fragen stellen, die klingen, als ob sie Bescheid wüssten, stellst du dich einfach dumm und kriegst einen Anwalt, okay?«

      Ich nickte. Es schien alles absolut logisch zu sein. Er sah mich nicht unfreundlich an. »Du denkst gerade darüber nach, was du getan hast, oder? Du glaubst, du hast jemanden ermordet, stimmt's?«, fragte er. Ich nickte wieder. Das Zittern trat plötzlich wieder in Erscheinung. »Okay, Junge, lass mich dir mal etwas sagen. Falls du dich selbst stellen willst, dann viel Glück dabei. Ich werde dir in den Knast schreiben, falls diese Grippe-Geschichte nur vorübergehend ist. Aber sieh das doch mal so: Der Kerl hat verdient, was er gekriegt hat. Wenn du ihn nicht erstochen hättest, wer weiß, was er mit dir angestellt hätte. Du hast einfach nur getan, was du tun musstest. Ich will deswegen kein Gewinsel von dir hören. Stimmt's, Jungs?« Er sah die Hunde an. Doch diese saßen einfach nur mit leeren und hundeartigen Ausdrücken auf dem Gesicht da. »Siehst du, die Jungs stimmen mir zu.«

      Ich pflichtete ihm wortlos bei und verbrachte die nächste Stunde damit, meinen Wagen abzuwischen. Nachdem ich damit fertig war, fuhr ich ihn auf der Farm umher, um ihn wieder schön schmutzig zu machen. Ich verließ mich voll und ganz auf Ricks Ratschläge. Ich wollte nämlich auf keinen Fall ins Gefängnis. Ich bin dürr, blond, habe nordische Züge, blaue Augen und ein breites Lächeln. Ich bin ziemlich sicher, dass meine Gefängnisfreunde während meines Aufenthalts meinen Namen zu Susi ändern und mich Lippenstift und ein kurzes Kleid tragen lassen würden. Keine sehr angenehme Vorstellung.

      Auf Ricks Anraten hinnahm ich noch ein paar Schlucke Whiskey und ging kurze Zeit später ins Bett. Ich dachte, ich könnte niemals einschlafen, aber der Schlaf übermannte mich schließlich doch. Ich wachte allerdings mehr als einmal wegen Albträumen auf. Rick und die Köter merkten davon nichts.

      Lauffeuer

      Die Polizei kam nicht. Rick hatte recht gehabt. Sie hatten offensichtlich schon genug mit einer anderen Krise zu tun. Wir sahen uns die Nachrichten im Fernsehen an. Videoaufnahmen aus der ganzen Welt zeigten, wie Menschen ausrasteten und andere Menschen angriffen. Die gewaltsamen Stellen wurden anfangs noch unkenntlich gemacht, wichen aber bald brutalen und unzensierten Bildern. Wir schauten dabei zu, wie sich kranke und wahnsinnige Leute auf unglückselige Opfer stürzten, sie zerrissen und nagend und kauend die Zähne in ihrem Fleisch vergruben. Wir sahen, wie Polizisten und Soldaten Seite an Seite auf die herannahenden Meuten feuerten und wie sie schließlich von den Massen überwältigt wurden. Schusswunden, abgesehen von Kopfschüssen, schienen sie nicht zu beeinträchtigen.

      Wir verfolgten Blogs, Facebook, Twitter, Jabber, Steambox und ein paar andere soziale Netzwerke, von denen ich noch nie zuvor gehört hatte. Rick hatte sogar sein Amateurfunkgerät in Gang gesetzt und sprach mit seinen Prepper-Kollegen. Er war in einer Art Verein, bestehend aus Funkamateuren aus der ganzen Welt und sie sprachen stets in diesem eigentümlichen Amateurfunkfachjargon miteinander.

      Unter den Sachen, die ich eingekauft hatte, waren unter anderem auch große Karten und eine Schachtel Markierungsnadeln in verschiedenen Farben gewesen. Wir hängten die Weltkarte an die Wand und schoben Nadeln in die Städte, in denen von Ausbrüchen berichtet wurde. Die Farbcodierung spiegelte dabei die Anzahl der Meldungen wider. Rot stellte die höchste Zahl an Berichten dar. Nach zwei Tagen war der gesamte Mittlere Osten mit Rot übersät. Südeuropa und der Großteil von Afrika in Gelb. Die gute, alte USA fing langsam an, blaue Nadeln zu sammeln. Ich wollte eigentlich Grün benutzen, wie die Ampelfarben, aber Rick überstimmte mich schließlich. Er fand, dass Grün irreführend wäre. Ich erinnerte ihn daran, dass nur wir zwei diese Karte lesen würden, und ich bezweifelte, dass es zu Verwirrung bei uns führen würde, aber ich erhielt nur einen vernichtenden Blick als Antwort. Also wurde es letzten Endes Blau. Blau stellte die geringfügigen Meldungen dar.

      Am dritten Tag des Unterfangens war ganz Afrika Rot. Asien war größtenteils Gelb, aber das Rot kam mehr und mehr herangekrochen. Europa war komplett Gelb, mit Rot auf dem Vormarsch in Richtung Norden. Die meisten Städte in Nord- und Südamerika trugen blaue Nadeln, mit Ausnahme von Großstädten wie Rio, New York City und Los Angeles, die bereits gelb waren. Ich wies Rick auf eine einzelne, blaue Nadel hin. »Was ist denn damit?«, fragte ich. Sie steckte in der Antarktika.

      Rick drehte sich vom Computerbildschirm weg und blickte auf die besagte Stelle. »Es gibt eine Forschungsstation da unten. Die Fox-Nachrichten haben von einem sehr kranken Forscher berichtet. Es gab offenbar Probleme mit schlechtem Wetter und das Rettungsflugzeug konnte deshalb nicht hin. Seitdem haben sie den Funkkontakt komplett verloren. Sollte also wahrscheinlich sogar eine rote Nadel hin.« Sein Handy klingelte plötzlich. Er schaute es überrascht an, als ob er wirklich dachte, dass die Welt bereits untergegangen sei und wir die letzten Menschen auf dem Planeten wären. Nach einigem Klingeln nahm er das Gespräch schließlich an, sprach kurz mit wem auch immer am anderen Ende der Leitung und legte dann wieder auf. »Vor vier Tagen habe ich eine neue Lieferung Propangas bestellt. Sie haben sich heute entschieden, endlich rauszufahren. Der Fahrer zickt allerdings jetzt rum, weil die Straße versperrt ist.«

      Da wir kein Tor mehr hatten, hatten wir die Brücke kurzerhand mit einem John-Deere-Traktor, komplett mit Baggeraufsatz, blockiert. »Ich fahre den Traktor kurz weg und lasse ihn rein. Du hältst inzwischen ein Auge auf die Nachrichten, okay?« Ich war einverstanden. Die Brücke war der einzige Zugang zur Farm. Wenn man die Farm jetzt betreten wollte, musste man entweder reinfliegen, durch den reißenden Bach schwimmen oder mehrere Meilen mit einem Quad um die Farm herumfahren und dann mit einem Drahtschneider den Rinderzaun, der die gesamte Farm umgab, durchschneiden. Wir hatten uns gedacht, dass uns die Straßensperre wenigstens etwas Zeit verschaffen würde, um uns vorzubereiten, sollte die Polizei tatsächlich hier auftauchen.

      Das alte Gehöft, auf dem wir derzeit lebten, wurde mit Propangas und einem Kamin beheizt. Es gab einen Tank hinter dem Haus, der jeden Herbst neu befüllt werden musste. Ich fragte mich, was wir nächsten Herbst machen würden. Das war definitiv etwas für unsere To-do-Liste. Wir hatten zwar einen Brunnen für Wasser, aber die Pumpe wurde elektrisch betrieben. Wir hatten einen Generator, aber der war von Treibstoff abhängig. Wir hatten einen großen Benzintank für die Farmgerätschaften in der Nähe der Scheune, aber der würde bestimmt nicht ewig reichen. Doch alles in allem hatte Rick die Farm ziemlich gut ausgestattet. Er hatte sogar einen Rübenkeller gefüllt mit Konservendosen, Geräte zum Wiederbefüllen von Munition und alle möglichen sonstigen Gerätschaften. Wir hatten eine Räucherkammer, einen tiefen Bach, in dem es Fische gab, einen Hühnerstall mit Bruthennen und Rick hatte erst letzten Monat den Gemüsegarten abgeerntet.


Скачать книгу