Mami Staffel 1 – Familienroman. Gisela Reutling

Mami Staffel 1 – Familienroman - Gisela Reutling


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Töne«, lächelte Ina.

      Carsten lächelte zurück. »Barbara und Erich halten die Stellung«, erklärte er. »Barbara hat gesagt, sie merkte schon lange, daß etwas ›im Busch‹ wäre, und sie wollte uns endlich mal wieder mit anderen Mienen sehen.«

      »Das soll sie haben, hm?« Ina bot ihm ihren Mund. Ein inniger Kuß besiegelte es.

      Vier Tage – das kann wenig, und das kann viel sein. Für die beiden, die sich wiedergefunden hatten, war es viel. Denn jede Stunde gehörte ihnen, auf sonnigen Wegen, abends in der gemütlichen Gaststube, und schlaflose Nächte gab es nicht mehr.

      Es war nicht so, daß sie in rosaroten Illusionen schwelgten, was ihre Zukunft dereinst zu dritt betraf. Die Anforderungen würden wachsen mit einem Kind, aber die Gewichte würden sich verlagern. Nicht NUR der Beruf sollte im Mittelpunkt ihres Lebens stehen, um den sich alles drehte. Es würde eine andere, neue Erfüllung geben, die ihnen Wärme und Glück ins Haus brachte.

      Als sie endlich wieder in ihrem Büro waren, schmunzelte Barbara, nach einem prüfenden Blick: »Da scheint ja einiges wieder ins Lot gekommen zu sein. War aber auch Zeit.«

      »Ich krieg ein Baby, Barbara«, sagte Ina strahlend.

      »Weißt du das jetzt schon?« fragte Barbara trocken.

      »Das weiß ich schon seit zwei Monaten«, gab Ina zurück.

      »Ach, so, das war’s also… Na denn«, ihr Arm fuhr durch die Luft, als wollte sie auf den Tisch hauen, »dann werde ich demnächst ein Projekt für Babynahrung konzipieren.«

      »Es eilt noch nicht«, sagte Ina, und fröhlich begab sie sich an die Arbeit, während Carsten schon mit einem Kunden telefonierte.

      *

      Erwartungsvoll sah Olli zu seinem Frauchen empor und tappte mit der Vorderpfote nach ihm, als es in der Diele zur Jacke griff.

      »Ja, ja, ich nehme dich schon mit«, sagte Julia und nahm die Leine vom Haken, was Olli zu einem Freudentanz veranlaßte.

      Am späten Nachmittag war es ihr eingefallen, daß sie wieder einmal nach Anettes Wohnung sehen müßte. Der Briefkasten steckte immer voll von Reklameblättern; Privatpost war kaum dabei. Die paar Grünpflanzen, so anspruchslos sie auch waren, sollten doch nicht verdursten.

      Olli lief schnüffelnd in der fremden Wohnung herum. Nachdem Julia auch noch gelüftet hatte, schloß sie sorgfältig ab und fuhr mit dem Lift hinunter. Als sie zu ihrem Wagen ging, sagte plötzlich jemand hinter ihr: »Hallo, Frau Rodenbach.«

      Julia wandte sich um, ein überraschter Ausdruck huschte über ihr Gesicht. Es war Mathias Walden.

      »Guten Tag, Herr Walden.« Sie reichte ihm die Hand. »Daß wir uns ausgerechnet hier wieder treffen, wo Sie mich damals aufgelesen haben…«

      »Ich habe dort meine Kanzlei.« Mit dem Kinn deutete er auf ein mehrstöckiges Geschäftshaus. Seine warme, feste Hand hielt ihre Hand. »Wollten Sie jetzt nach Hause, oder haben Sie noch etwas vor?«

      »Ich habe nichts vor. Ich habe nur eben die Wohnung meiner Kusine versorgt«, antwortete Julia etwas unsicher. Es sah tatsächlich aus, als freue er sich über dieses unvermutete Wiedersehen.

      »Dann könnten wir doch noch irgendwo eine Tassee Kaffee zusammen trinken«, sagte der Mann lebhaft, »ich bin heute auch ausnahmsweise pünktlich im Büro fertiggeworden. – Ja, Olli, ja«, das galt dem kleinen Hund, der ihn am Hosenbein anstubste, »dich muß ich doch auch begrüßen.« Er beugte sich zu ihm nieder und streichelte über das seidenweiche Fell. »Du bist ja schon ein ganzes Stück gewachsen, das geht aber schnell. Bist du auch brav und machst keine Pfützchen mehr auf den Teppich, hm?«

      »Nein, das macht er nicht mehr. Er nagt höchstens meine Schuhe an«, bemerkte Julia heiter.

      »So ein Frechdachs«, tat Mathias entrüstete. »Kommen Sie, Frau Rodenbach, nicht weit von hier ist ein nettes Café. Machen Sie mir eine Freude, mir noch ein wenig Gesellschaft zu leisten.«

      Bald darauf saßen sie sich an einem der kleinen runden Tische gegenüber. »Ich hatte gehofft, Sie würden mich mal anrufen, um mir zu erzählen, wie Sie zurechtkommen mit Ihrem neuen Hausgenossen«, sagte der Mann.

      »Halten Sie mich nicht für undankbar«, bat Julia. »Ich habe ziemlich viel gearbeitet in letzter Zeit.«

      »Wie schön!« Er lächelte ihr zu. »Ja, jetzt fällt mir ein, daß mein Neffe Benjamin inzwischen auch wieder etwas von Ihnen gehört hat. Er war ganz begeistert von der Sendung.«

      »Das war aber eine Wiederholung einer länger zurückliegenden Sendung. Auf etwas Neues muß er noch eine Weile warten, bis es eingeplant wird.«

      »Gut, das werde ich ihm sagen«, nickte Mathias. »Er fand es übrigens sehr beeindruckend, daß ich Sie persönlich kenne!«

      »Haben Sie ihm das erzählt?« lachte Julia leicht auf.

      »Ja, als das Gespräch mal darauf kam. Wissen Sie, was er gesagt hat? Uiij«, er ahmte den kindlichen Tonfall nach, »die möchte ich auch mal sehen, die sich solche feinen Geschichten ausdenkt.«

      »Wie alt ist Ihr Neffe denn?«

      »Fünf. Wir sind ganz dicke Freunde. Ich bin öfter bei meiner Schwester, ich verstehe mich auch mit meinem Schwager gut. Sie haben auch noch ein kleines Mädchen, eine Ulrike.«

      »Sie mögen wohl Kinder«, warf Julia ein.

      »Ja, sehr. Wie gerne hätte ich eigene.« Er wurde ernst. »Aber die einzige Frau, die ich mir für immer an meiner Seite gewünscht hätte, ist leider gegangen. Zurück in ihr Sonnenland, wo sie sich glücklicher fühlte als hier. Sie war Brasilianerin.«

      Sekundenlang schwieg sie. Daß doch ein jeder sein Leid zu tragen hat, ging es Julia durch den Sinn.

      »Wie geht es Ihrem Florian?« erkundigte sich Mathias schließlich

      Julia hob die Schultern. »Ganz gut«, antwortete sie. »Er freut sich, wenn er bei mir ist, an den Wochenenden, die mir von höchster Seite zugebilligt wurden, und er geht auch gerne wieder zu seinem Vater zurück.«

      »Erstaunlich.« Mathias wiegte den Kopf. »Ich meine«, verbesserte er sich schnell, »es ist natürlich ein großer Vorteil, daß er nicht unter einer Zwiespältigkeit leidet, wie so manches Scheidungskind. Er muß psychisch recht stabil sein.«

      »Wenn Sie es so nennen wollen… Jedenfalls ist Florian ganz unkompliziert. Er würde es wohl auch ohne Schwierigkeiten hinnehmen, wenn sein Vater wieder heiratete«, schloß sie mit gesenkten Lidern.

      »Steht das denn in Aussicht?« fragte ihr Begleiter.

      »Möglich ist alles. Allein wird er bestimmt nicht bleiben.«

      Mathias umfing Julia mit einem langen Blick. Sie sah so zart, so schutzbedürftig aus. Ein Gefühl schlich sich in sein Herz, das er kaum zu deuten wußte. Um von dem Thema, das ihre Züge so verschattet hatte, abzulenken, sagte er mit veränderter Stimme: »Hätten Sie nicht Lust, mal einen Ausflug zu viert zu machen, an einem schönen Frühlingssonntag zum Beispiel, Frau Rodenbach?«

      Julia blickte auf. »Zu viert…«

      »Ja, mit Ihrem Florian und mit Benjamin, der doch höchst daran interessiert ist, die JULIA persönlich kennenzulernen.«

      Darüber mußte Julia lächeln. »Was stellt sich so ein kleiner Junge denn darunter vor?«

      »Oh, ich habe ihm schon gesagt, daß Sie jung und hübsch sind«, lächelte Mathias zurück.

      »Hübsch…« Ihr Lächeln erlosch. Sie strich sich das Haar an der Schläfe zurück, es war eine Geste ohne jede Koketterie. »Das war ich vielleicht mal, als mein Leben noch in Ordnung war.« Sie sah auf ihren kleinen Hund, der bettelnd eine Pfote hob, und sie gab ihm eins von den Plätzchen, die ihnen zum Kaffee serviert worden waren.

      Mathias schaute ihr zu.

      »Olli nehmen wir natürlich mit«, sagte


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