G.F. Barner Staffel 3 – Western. G.F. Barner

G.F. Barner Staffel 3 – Western - G.F. Barner


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war in Städten, in denen es so ähnlich zuging wie hier«, antwortet Rosco leise. »Meine Idee ist für Sie vielleicht überraschend, aber ich habe dieses Spiel schon zu oft erlebt. Major, gibt es jemanden in dieser Stadt, der Geld genug gehabt haben könnte, um vier Saloons einzurichten und Strohmänner für sich arbeiten zu lassen?«

      »Der Teufel – Sie meinen, dass ein Mann alle vier Saloons …? Donner, Bomben und Granaten, das wäre ein Stück! Hören Sie, Rosco, ich bilde mir nicht ein, alle Leute zu kennen, aber die reichen Leute kenne ich bestimmt. Müsste Ihr Mann selber etwas vom Spiel verstehen?«

      »Verteufelt viel, Major, er müsste praktisch Spieler sein oder wenigstens jemanden an der Hand haben, der ein ausgezeichneter Spieler und mit allen faulen Tricks vertraut ist. Das sieht mir nach der Art aus, die in der wilden Zeit auf dem Mississippi gespielt wurde.«

      »Der Mississippi? Junge, waren Sie mal dort?«

      »Ich bin dort geboren, Major.«

      »Schöne Gegend, wahrhaftig! Bin nie unten gewesen. Also, der Kerl müsste viel vom Betrügen verstehen? Junger Freund, ich glaube, wir haben niemanden hier in der Stadt, der das könnte. Gibt es denn Anzeichen dafür, dass es so ist?«

      »Ja«, antwortet Rosco. »An dem Abend, an dem Shermans Betrug entdeckt wurde, schlossen alle Saloons. In dieser Nacht sind sämtliche faulen Tricks an den Roulettes und in den Spielsälen weggebracht worden. Wenn man Augen für ausgewechselte Roulettes hat, dann sieht man es, kennt man die Dinge, Major, der Mann, der hinter der Sache steckt, hat schnell gearbeitet.«

      »Verteufelt, wenn es so wäre, mein Junge«, erwidert der Major grimmig. »Ich werde mich umhorchen, die reichen Leute kenne ich alle. Mal sehen, ob nicht einer diese teuflische Idee gehabt hat oder jemand zu seinen Freunden gehört, der vom Betrügen genug versteht. Ein Jammer in dieser Stadt, man traut sich kaum noch, ein ehrliches Spiel anzufangen, aus lauter Furcht, man könnte betrogen werden. Keinem Gesicht kann man mehr trauen, so weit sind wir gekommen.«

      »Nun«, sagt Rosco lächelnd. »Major, wenn wir ein kleines Spiel machen wollen, ich betrüge nicht, keine Sorge!«

      »Ein kleines Spiel, Rosco?«, fragt der Major seufzend. »Junge, wenn ich Zeit hätte, ich muss heute noch eine Menge Dinge erledigen, aber, nun ja, drei Runden vielleicht, mehr nicht, dann muss ich gehen. He, Bill!«

      Der Waiter kommt, der Major lacht polternd und sagt: »Bring mir ein neues Spiel, Bill, aber beeile dich, ich habe es eilig!«

      »Major, versuchen Sie mal nachzudenken, wer der Halunke sein könnte«, murmelt Rosco, als Bill verschwunden ist. »Ich könnte es auch auf andere Art erfahren, aber ich möchte kein Aufsehen mehr.«

      »Was für eine Art, mein Sohn?«

      »Ich könnte Donaldsons Saloon arm machen«, gibt Rosco zurück. »Allein am Roulette würde es zu schaffen sein!«

      »Niemand gewinnt dort ewig, Rosco, die Kugel rollt immer anders!«

      »Bei mir nicht, Major, ich kenne das System, es ist ziemlich sicher. Von zehn Einsätzen gehen nur zwei verloren!«

      »Was? Junge, jetzt reden Sie einem alten Mann Unsinn vor.«

      »Es ist wahr, es gibt ein System, Major, Sie können es glauben.«

      Der Major lacht, streckt die Hand aus und klopft ihm auf die Schulter.

      »Höhö, will mir etwas einreden, der Junge! Keiner hat es bis jetzt gefunden!«

      »Doch«, sagt Rosco leise, »mein Vater, Major!«

      »Höhö, ist er Millionär geworden?«

      »Nein«, murmelt Rosco düster. »Er wollte nie mehr, als zufrieden leben zu können. Eines Tages erschoss man ihn beim Spiel.«

      »Oh«, macht der Major erschrocken. »Junge, dann hätte ich das mit dem Millionär nicht sagen sollen, was? Tut mir leid, Rosco, ich bin nun mal immer etwas vorlaut.«

      Bill kommt mit dem Paket Karten, der Major bricht es auf, lässt die Karten durch die Finger streichen und nickt zufrieden.

      »Schön – neue Karten fühlen sich immer so sanft an, was? Wer gibt?«

      »Der erste König. Mischen Sie?«

      Er mischt und scheint sich an den schönen, neuen Karten zu freuen. Rosco hebt ab, der Major wirft das Blatt offen auf den Tisch, Karte für Karte, eine für ihn, eine für Rosco. Dann kommt der Karo-König, liegt bei Rosco und hält sein Zepter hoch.

      »Also Sie, mein Junge. Ach, es macht Spaß, so ein kleines Spielchen. Worum spielen wir, Rosco …? Einsatz …?«

      »Bestimmen Sie, Sir.«

      »Limit, fünf Dollar, gekaufte Karte zwei, ja?«

      »Sicher, Major!«

      Rosco hat das Blatt und mischt. Dann teilt er aus, fünf Karten. Selber fünf – es kann losgehen.

      »Junge, ich werde kaufen!«

      Der Major zieht einen Geldbeutel heraus und legt ihn auf den Tisch. Zwei Karten kauft er, dann blickt er Rosco an.

      »Ich erhöhe, mein Junge, gehst du mit?«

      »Aber sicher, Sir.«

      Fünf Dollar in die Mitte.

      Ach, denkt Rosco, ist das ein alter, gemütlicher Mann. Na, so alt ist er auch noch nicht – Ende vierzig, wie?

      »Immer höher, Junge?«

      »Immer höher, Sir, es soll doch Spaß machen, was?«

      »Hast recht, mein Sohn, was ist das Leben ohne Spaß – traurig, höhö!«

      Pokergesicht Rosco lächelt. Vierundzwanzig Dollar in der Mitte des Tisches. Poker mit zwei Mann – auch mal schön!

      »Kannst du noch atmen, Junge?«

      »Lunge gut, Sir!«

      »Dann rauf damit!«

      Donner, denkt Rosco, er muss ein gutes Blatt haben, ob ich erst mal vorfühle, ob er ein Bluffer ist?

      Vierunddreißig Dollar in der Mitte – schnelles Spiel. Der Major kichert dumpf.

      »Mein Sohn, ich erhöhe!«

      »Da muss ich mit!«

      Sie lachen beide.

      »Mit dir spiele ich gern, Junge, das macht Spaß. Teufel, darf nicht an die Arbeit denken. Wer die Arbeit erfunden hat, den müsste man erwischen. Ich schlüge den Kerl tot.«

      »Sie haben recht, Sir – Beschäftigung ist gut, darf nur nicht in Arbeit ausarten! Na, Sir – noch höher?«

      »Aber, mein Sohn, wofür hältst du mich?«

      Ruck zuck und schon liegen vierundfünfzig Dollar auf der Platte. Der Major blinzelt ihn durch die Brillengläser an.

      »Hallo, Freund Rosco, kannst du noch?«

      »Immer lustig, der Turm muss wachsen, was, Sir?«

      »Hast auch recht – wollen wir mal um zehn Dollar spielen?«

      »Warum nicht, ich mache alles mit, Sir!«

      Vierundsiebzig Dollar – Heiland, was geht die Post wieder ab.

      »Junger Mann, ich erhöhe.«

      »Das ist gut, Major, ich dachte schon, Sie wollten aufgeben!«

      »Mitten am Anfang, höhö.«

      Sein Lachen steckt einfach an, da kann man nichts machen. Plötzlich seufzt er – hundertvierzehn Dollar auf der Platte. »Junge, da muss ich ja einen neuen Kunden finden, dem ich einen langen Prozess führen kann, wenn ich so weiterspiele. Noch einmal das schöne Spiel!«

      »Major, wollen wir aufdecken?«

      »Meinst du, mein Sohn? Schön, was hast du denn zu bieten?«


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