G.F. Barner Staffel 3 – Western. G.F. Barner

G.F. Barner Staffel 3 – Western - G.F. Barner


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dem Hofzaun, hart am Mietstall, steht in diesem Moment der alte Newton. Als Rosco ins Freie tritt, verschwindet der Alte blitzschnell.

      Langsam überquert Rosco, sich eine Zigarre vorher ansteckend, die Fahrbahn. Er geht auf den Eingang der Kneipe zu. Das Haus hat nur eine Vordertür, die direkt in den Schenk­raum führt. Hinter dem Tresen steht ein dickleibiger schwarzhaariger Mann mittleren Alters. Linker Hand sitzen vier Männer an einem Tisch und pokern. Am rechten Ende des Tresens lehnen zwei junge Leute mit Hobelspänen an der Arbeitskleidung, die ihr Bier trinken.

      Knapp neben ihnen führt eine Tür anscheinend zum Gang, von dem aus eine Treppe ins Obergeschoss hochgehen muss.

      Joe Rosco tritt an den Tresen, bestellt sich einen Drink, zahlt sofort und sagt zu dem Mann: »Saxton, Joffrey schickt mich. Die beiden, die bei dir wohnen, haben etwas zu verkaufen.«

      »Sie wollen eine ganze Menge abstoßen, scheint mir. Nun gut, die Treppe hoch, die letzte Tür – das Zimmer zum Hof, Mann!«

      »Danke!«

      Mehr sagt Rosco nicht, er trinkt sein Glas leer und geht dann auf die Hintertür zu. Er kommt in einen ziemlich dunklen Gang, von dem aus eine schmale Treppe nach oben führt. Er bemüht sich, leise zu gehen, zieht auf halber Treppe seinen Revolver. Oben macht der Gang einen scharfen Knick nach rechts und links. Durch ein Fenster fällt Licht in den Flur, dessen Boden von einem billigen Baumwollläufer bedeckt ist. Fast geräuschlos geht Rosco Schritt für Schritt nach links und bleibt dicht vor der Tür stehen. Hinter der Tür klappert es leise, es knirscht kaum hörbar. Das Geräusch hört sich an, als wenn Leder reißt.

      Rosco geht in die Knie, er kann durch das Schlüsselloch blicken.

      Der Schlüssel steckt von der Innenseite und ist nach oben gedreht, die Tür ist verschlossen.

      Rosco betrachtet die Tür, die nicht sonderlich stabil ist, und macht langsam zwei Schritte zurück. In dem Augenblick, in dem er sich zusammenkrümmt, um loszuspringen, klappt unten eine Tür. Rosco wird steif, die Stufen der Treppe beginnen zu knarren – ein Mann kommt die Treppe empor. Mit einem einzigen, langen Schritt steht Rosco an der schmalen Tür rechter Hand, legt die Hand auf die Klinke, drückt und hat die Tür auf. Er steht vor einer schmalen, kaum zwei Schritt langen und einen Schritt breiten Kammer. Ein kleines Fenster, dessen Scheiben blind vom Staub sind, wirft nur geringes Licht in den Raum. Rosco tritt ein und drückt dann die Tür hinter sich vorsichtig ins Schloss. Wer immer die Treppe heraufkommt – er wird das wenige Licht, das aus der Kammer in den Flur gefallen ist, kaum bemerkt haben. Joe Rosco hält den Atem an. Die Schritte nähern sich jetzt dem Ende der Treppe, die Stufen knarren laut.

      Im nächsten Augenblick biegen die Schritte nach links um. Der Mann kommt in den Gang – genau auf Roscos Versteck zu. Er geht jetzt hart an der Tür zur Kammer vorbei, dann bleibt er stehen. Das Klopfen kommt – dreimal tackt ein Knöchel gegen die Tür links, dann folgen noch zwei leise Schläge.

      »Elmer?«

      »Ja, mach auf, York.«

      Dies – und Rosco erkennt es blitzschnell – ist seine Chance. Er hört das Scharren des Schlüssels, das Knacken des Schlosses, zieht mit der linken Hand die schmale Tür auf und blickt durch den Spalt auf den Rücken eines Mannes.

      Vor dem Mann öffnet sich die Zimmertür. In ihr taucht der andere auf, der große, hagere Bursche, der etwas in der rechten Hand zu halten scheint.

      Rosco stemmt sich ab, gibt der schmalen Kammertür einen Schwung nach innen und reißt seinen Revolver aus der Tasche. Mit einem wilden Satz kommt Rosco durch die Tür in den Gang geflogen. Sein zweiter Satz lässt ihn bis dicht vor den jüngeren Mann kommen. Und als er hinter ihm aufsetzt, dreht sich der jüngere Bursche heftig um.

      Rosco kommt für ihn zu schnell. Mit der linken Faust ausholend, trifft Rosco den jüngeren Burschen in die Seite, noch ehe er sich ganz umwenden kann. Der Stoß befördert den Mann an dem hageren Kerl vorbei und lässt ihn bis zum Tisch fliegen. Auf dem Tisch liegen ein Messer, ein Brett und ein Fell. Dann verlagert Rosco jäh sein Gewicht und wirft sich seitwärts gegen die Tür.

      Die Tür bekommt einen Schwung, der sie an irgendeinen Blechgegenstand fliegen lässt. Der Hagere aber ist blitzartig weg, taucht unmittelbar vor Rosco auf und hat die Hand schon hochgerissen. Aus den Augenwinkeln sieht Rosco den Totschläger, die schwere, lederüberzogene Stahlkugel und die Feder, die beim Herausschießen aus dem Röhrchen ein schnarrendes Geräusch erzeugt. Es gelingt dem Spieler gerade noch, den rechten Arm abwehrend hochzureißen und den Revolver zur Abwehr dem Totschläger entgegenzustrecken.

      Dann saust der Totschläger pfeifend herunter. Er trifft den Lauf des Revolvers mit einem klingenden, hellen Schlag, ehe er an der Waffe abgleitet. Dicht vor Roscos Kopf saust die Kugel vorbei. Würde Rosco den Revolver nicht noch dazwischengebracht haben – der Hieb hätte ihm den Schädel zertrümmern können.

      »Elmer!«, keucht der Große. »Schnell!«

      Rosco hat keine Zeit, auch nur einen Blick auf Elmer zu schicken. In dem Moment, in dem der Arm des Mannes unten ist, packt Rosco zu. Seine Finger krallen sich in den Ärmel der Jacke Yorks. Ein Ruck – Rosco reißt den Arm zur Seite, sieht aber im selben Augenblick die linke Faust des Großen kommen. Der wilde Stoß trifft seine unteren Rippen, ehe er den Ellbogen herumnehmen und den Stoß blockieren kann. Der Bursche ist schnell und dabei genau. Der Hieb nimmt Rosco für ein, zwei Atemzüge die Luft. Dazu reißt York wild den rechten Arm fort. Stoff knirscht – der Mann hat den Arm frei und holt blitzschnell aus.

      Verzweifelt nutzt Rosco den Rückwärtsdrall aus, den ihm der Stoß gegeben hat. Er wirft sich nach hinten, nimmt ruckhaft den Kopf weg und hört das grelle Pfeifen der Stahlfeder an seinem Kopf vorbeischwirren. Dann knallt der Totschläger, den der Hagere nach ihm geschleudert hat, in das Bild, das George Washington vor seinem Haus auf dem Mount Vernon zeigt. Glas splittert und regnet herab.

      Und von links springt der jüngere Bursche auf ihn los, der das Messer vom Tisch aufgerafft hat.

      Scheinbar taumelnd dreht sich Rosco, prallt mit den Händen an die Wand, wirft einen Blick nach hinten und drückt sich dann nach rechts weg. In derselben Sekunde schießt der Arm des jüngeren Mannes an ihm vorbei. Das Messer bohrt sich knirschend in die Holzwand des Raumes. Für einen Moment prallt der Bursche gegen die Wand – Zeit für Rosco, sich blitzartig nach links zu drehen und den Revolver in die Seite des Mannes zu stoßen.

      »Halt!«, sagt er dann fauchend. »Eine Bewegung, dann drücke ich ab. Halt – ich …«

      Er kommt nicht weiter. Er hört den japsenden Laut des jungen Burschen, der sich nicht wehrt und sieht York losfliegen. Mit einem einzigen Satz ist York am Fenster, lässt die beiden aufstehenden Flügel nach außen schwingen. Dann setzt er hoch und springt.

      »York – York, hilf mir doch, ich …«

      Der Junge verstummt, als Rosco einmal ausholt und ihn wegstößt. Während Elmer zu Boden stürzt und reglos liegen bleibt, ist Rosco mit zwei Sprüngen am Tisch vorbei und rennt auf das Fenster zu. Ehe er es noch erreichen kann, hört er unter sich einen dumpfen Aufprall.

      Keine zwei Sekunden später blickt Rosco bereits aus dem Fenster. Alles, was er sieht, ist der Schatten des Hageren, der um die Ecke des Hauses verschwindet. Rechter Hand aber taucht nun der alte Newton auf. Er hat seinen Walker-Revolver gezogen, schreit irgendeine Warnung und reißt die Waffe hoch. Newton ist im Hof, das kleine Tor hinten steht offen. Vorn brüllt Abe Adams, stürmt in den Hof und sieht Newton sich plötzlich ducken.

      York ist mit sechs, sieben Sprüngen an der Ecke des Hauses. Er rennt herum, hat vor sich einen Holzstapel und erreicht ihn, als er rechts den bärtigen Mann auftauchen sieht. Mit einem Griff erwischt York eines der Scheite, wirbelt es herum, duckt sich hinter dem Holzstapel und schleudert es dann weg.

      Das Scheit schießt genau auf Newton zu, der sich noch duckt, aber nicht mehr wegspringen kann. In der nächsten Sekunde trifft das schwere Holzscheit den alten Mann mitten vor den Kopf.

      Der Aufprall ist so heftig, dass Newton Feuer sieht, hinstürzt und benommen liegen bleibt.

      Während


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