G.F. Barner Staffel 1 – Western. G.F. Barner

G.F. Barner Staffel 1 – Western - G.F. Barner


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stöhnte lauter.

      »Bill, Bill, komm zu dir! Bill…«

      Das Stöhnen steigerte sich, aber es dauerte Minuten, ehe er blinzelnd die flatternden Lider öffnete.

      »O Gott, Bill, ich bin hier – sieh mich an, Bill, hörst du mich?«

      Es dauerte noch einmal zwei, drei Minuten, bis ihn die Welt, in der er war, entließ und er in die Gegenwart zurückkehrte.

      »Scarlett – Pacco…«

      Das war kaum ein Flüstern, es war ein Lallen.

      »Bill, wir machen eine Trage und schaffen dich nach Trinidad zum Doc, hörst du?«

      In seinen Augen tauchte irgend etwas auf – Widerstand, Unwille – irgend etwas, das ihn erregte. Logan versuchte den Kopf zu schütteln.

      »Nein!« sagte er plötzlich. Es war, als konzentrierte er die letzten Kräfte, um sprechen zu können. »Nein – ich will – tot sein! Sie sollen denken – daß ich – tot bin.«

      »Du mußt zum Doc, du bist überall entzwei, Bill, du mußt zum Doc!«

      »Nein – Doc – zu mir! Nicht reden – nicht reden! Holt den Doc zu mir! Wo – Arrow – wo ist…«

      Der Hengst hatte hinter ihm gestanden und schnaubte ihn, kaum daß er seinen Namen nannte, heftig an. Er blies ihm ins Gesicht und leckte ihm die Wange. Es war, als wenn Logan lächelte. Sein zerschundenes Gesicht zuckte.

      »Du alter – Bursche, alter Schurke!«

      »Bill, er hat uns geholt, er hat unsere Haustür zertreten und uns hergeführt. Bill, was ist, hast du die Dillons gesehen? Pacco sagt, es waren zwei Männer – sie haben Steinrutschen gebaut. Bill, soll ich dich zu uns bringen? Das ist weiter als nach Trinidad, du wirst es vielleicht nicht durchhalten.«

      »Zu dir – ja! Den Doc holen, aber – nicht reden, er soll nicht reden! Weiß jemand, daß ihr…«

      Er keuchte abgerissen, seine Kraft schien ihn zu verlassen.

      »Nein, außer denen, die auf der Ranch sind, weiß niemand, was passiert ist, hörst du?«

      »Gut – sehr gut! Die Dillons, diesmal sollen sie…«

      Er hatte schon zuviel geredet und fiel wieder in Ohnmacht. »Pacco«, schluckte Scarlett. »Hält er bis zur Ranch durch?«

      »Si, er aus Eisen, er aus Stahl. Schlimm entzwei, aber bald wieder laufen, Miß.«

      »Ja, Pacco, aber könntest du die Dillons nicht verfolgen? Wenn Bill gesund wird, jagt er sie, ich will das nicht, ich will nicht, daß sie ihm noch mal eine Falle stellen.«

      »Spuren da oben bald tot«, sagte das Halbblut. »Dillons fort, machen alle Spuren tot, reiten über Felsen. Dillons viel schlau, Miß.«

      »Du meinst, du würdest ihre Spur verlieren?«

      »Vielleicht finden, vielleicht verlieren, Miß. Pacco reiten zu Doc, Spuren alle tot, wenn Pacco zurück.«

      Er hat recht, dachte Scarlett bedrückt. Er muß zur Stadt, während ich mit Bill zur Ranch reite, das ist wichtiger. Mein Gott, käme er ihnen zu nahe, würden sie ihn abknallen, dann machte ich mir ewig Vorwürfe. Der Doc ist wichtiger. Wo mögen diese Teufel nur sein? In Comanche?

      Sie wußte es nicht, sie ahnte nichts von dem, was die Dillons tun wollten.

      *

      Mort und Charly Dillon waren schon viele Meilen weiter im Norden und dreieinhalb Stunden lang durch Wasser geritten. Als sie den Purgatoire River westlich von Trinidad vor dem Smiths Canyon verließen, taten sie es auf einer Schwemmsteinbank. Sie breiteten zwei Decken aus, ließen ihre Pferde auf die Decken treten und rieben ihnen das im Fell sitzende Wasser ab. Dann warteten sie kaltblütig, bis das Fell so trocken war, daß sich kein Staub mehr in ihm festsetzen konnte.

      Wäre es wirklich jemand gelungen, ihnen bis zu diesem Punkt zu folgen – er hätte die Spur hier mit Sicherheit verloren

      Die Dillons ritten von nun an hintereinander nach Norden. Charly hatte die Stute an der Longe und kicherte in Abständen von kaum drei Minuten immer wieder vor sich hin. Wie schlimm auch immer sein Leben gewesen war – die Zeit im Jail war für ihn, den Mann, der nichts mehr als die Freiheit liebte und sich in den Bergen zu Hause fühlte, die fürchterlichste Hölle gewesen.

      »Ich habe auf ihn gespuckt«, kicherte Charly. »Ich hab’s ihm versprochen gehabt – ich habe auf ihn gespuckt!«

      »Hör endlich auf, du Affe!« knurrte Mort schließlich, dem das dauernde Gekicher langsam auf die Nerven ging. »Denke lieber an Liza Palucco. Wir müssen uns auf einige Dinge einrichten und Vorbereitungen treffen. Ich sage dir, sie wird uns empfangen lassen!«

      Charly nickte. Mort hatte recht – Mort wußte immer alles. Er sollte auch diesmal recht behalten!

      *

      Sie werden kommen, dachte die Frau und zog fröstelnd die Schultern hoch. Irgendwann sind sie hier, ich fühle es. Mort Dillon vergißt nie etwas, was man ihm angetan hat. Er kann hassen wie kein zweiter. Wer ihn bestiehlt, der wird das nur einmal und dann nie wieder tun, weil er ihn umbringen wird. Seit vierzehn Tagen sind sie frei, seit zehn Tagen weiß er, daß nur ich es gewesen sein kann. Mort ist zu schlau, teuflisch klug. Ich hätte meine Männer zum Friedhof schicken und sie dort oben warten und dann schießen lassen sollen!

      »Ma’m«, sagte der Mann hinter ihr. »Gehen wir?«

      »Ja, Burt!«

      Die Frau sah sich kurz um und die beiden Männer an: Burt Slade und Harry Morris, eiskalte Burschen, die nichts anderes zu tun hatten, als immer in ihrer Nähe zu sein. Sie waren schnell mit den Revolvern, genauso schnell wie Mort und Charly Dillon. Seit drei Wochen waren sie jetzt in ihrem Saloon und kannten die Beschreibung der Dillons genau.

      Der dritte Mann war Jim Collins. Er hielt ihr die Tür auf. Das Licht fiel jetzt in den Flur und auf die Treppe. An der Wand und auf der vierten Treppenstufe stand Lester Perkins. Einer stand immer dort – Tag und Nacht. Durch das schmale, von innen vergitterte Fenster konnte er den gesamten Hof überblicken. Die Hintertür des Hauses war durch zwei schwere Eisenriegel gesichert, das Schloß ständig verschlossen. In diesem Teil des Saloons hatte niemand etwas zu suchen, hier gab es nur drei Zimmer unten, drei oben und die Kammer.

      »Nichts, Ma’m«, sagte Perkins kühl. Der große, hagere Mann hätte eine Maus gesehen, weil der Hof durch zwei Laternen erleuchtet wurde. »Alles in Ordnung.«

      »Gut, Lester!«

      Collins ging jetzt voraus an Perkins vorbei und die Treppe hoch. Oben war der zweite Flur, von dem aus die Türen zu ihren Privaträumen führten. Drei Zimmer, ein Arbeitsraum, ein Wohnraum und das Schlafzimmer. Collins trug die Lampe in der Linken und in der Rechten den Colt. Die Männer waren eisenhart, aber sie kannten die Dillons nicht, sie waren überzeugt, daß hier keine Maus hereinkam.

      Ihr habt eine Ahnung, dachte die Frau, wenn ihr wüßtet, wozu Mort Dillon fähig ist…

      Collins blieb im oberen Flur vor ihr stehen. Sie gab ihm den Schlüssel zu ihrem Wohnzimmer, und er schloß die Tür auf. Dann betrat er den Raum.

      Sie ist hysterisch ängstlich, dachte Collins, verrückt könnte man das schon nennen. Jeden Abend dasselbe – Licht anmachen, jedes Fenster genau nachsehen, ob es nicht entriegelt worden ist, ob kein Bohrloch im Rahmen sein kann. Dann die schwenkbaren Eisengitter vorlegen, die Vorhänge zuziehen, das eine Fenster ihres Schlafzimmers öffnen, die Sperrstange festschrauben, an die man von außen nicht herankommen kann…

      Collins hatte mit den anderen über diese hysterische Angst der Frau gesprochen, und sie waren alle der gleichen Meinung: Miß Angel sah Gespenster. Diese schwarzhaarige eiskalte Lady, die nichts mit Männern im Sinn, aber in ihrem Saloon neun Mädchen hatte und sie in einem Seitenanbau schlafen ließ, wo sie Männer empfangen konnten, war von einer krankhaften Furcht vor Einbrechern und Mördern besessen.

      Jim Collins


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