G.F. Barner Staffel 1 – Western. G.F. Barner

G.F. Barner Staffel 1 – Western - G.F. Barner


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an den Enden hatten.

      »Dort, der Marshal war hier…«

      »So? Na und, was kann der mir schon?«

      »Ich glaube, er hat nach euch gesucht, Mort – er sah sich im Stall um. Hinten, weißt du, wo ihr die Pferde abstellt. Er hat aber nicht nach euch gefragt, er ritt wieder fort.«

      »Reiten soll gesund sein, hähähä! Kommst du bald her?«

      Sie streifte das Mieder ab, sie war nackt – und sie war schön. Eine nackte Frau, die ein Tablett mit einer Flasche und zwei Gläsern trug.

      Er hatte getrunken, an den Marshal gedacht, den er fürchtete. Der Mar­shal war schon lange hinter ihnen her. Er verdächtigte sie, hatte aber keine Beweise, würde auch nie welche finden, der Narr.

      Als er genug getrunken hatte, der nackte Mort Dillon, hatte es ihn in der Kehle gekitzelt. Lachen hatte er müssen, lachen.

      »Wenn der Narr wüßte, Liz! Ich lach’ mich tot, der blöde Kerl! Ja, wir haben die Pferde gestohlen, aber beweisen kann er es nicht. Natürlich waren wir es, wer denn sonst, Liza? Wenn der blöde Kerl etwas finden wollte, müßte er bei den Toten suchen. Er könnte mal bei Juan Montenero nachfragen – hähähä!«

      Er hatte sich vor Lachen ausschütten wollen.

      Das Lachen ließ den kleinen Bruder am Boden frieren, es war ein gellendes, schauriges Gelächter, das über den Friedhof und Juan Monteneros Grab hallte.

      Mort Dillon krümmte sich noch mehr zusammen, in seinen Augen tanzten tausend Teufel. Dann sah er das nächste Bild und lachte nicht mehr.

      Jim Clement auf einem Wallach, die Hände nicht an den Zügeln, die Hände auf dem Rücken in Handschellen.

      Sie hatten gerade aus Comanche reiten wollen, als Clement vor ihnen auf dem Weg gehalten hatte.

      Der Pferdehändler aus der Sierra Grande bei Capulin hatte sie angestarrt und dann geschrien:

      »Er hat sie gefunden…!«

      In diesem Moment waren die Nerven mit Charly durchgegangen. Vier Worte hatte Jim Clement ihnen zugeschrien, vier Worte, die ihnen eine ganze Story erzählt hatten – die von den gestohlenen Pferden, dem Versteck in den Bergen, wo sie umgebrannt worden waren und wo Mar­shal Logan sie gefunden haben mußte. Oder besser, wo Logans dreimal verfluchter Grauschecke sie entdeckt hatte, dieses Pferd, das eigentlich kein Pferd war, denn wie konnte ein Pferd denken, wie konnte es Dinge tun, die kein Pferd tat?

      »Halt, runter vom Pferd, halt, Charly, ich schieße!«

      Charly hatte durchgedreht, war schießend davongerast, hatte aber den Marshal nicht getroffen. Auch Mort war aus dem Sattel gehechtet und in die Büsche geflohen, weil sein Pferd nach Logans erstem Schuß unter ihm zusammengebrochen war. Die zweite Kugel war Mort in die rechte Schulter gefahren und hatte seinen Arm gelähmt. Links schießen konnte er nicht, das war das Ende gewesen. Charly war davongekommen, hinter der Scheune in Deckung gegangen. Als der Marshal kam, wollte er ihn abknallen. Aber dann war Arrow, der dreimal verfluchte Grauschecke, aufgetaucht. Das Pferd war von hinten mit einem Riesensatz über den Zaun geflogen. Und dann war das passiert, was Charly noch nach Monaten im Jail nachts hatte träumen und schreiend aufwachen lassen. Arrow, Logans Wunderpferd, war mit den Hufen auf Charly Dillon losgegangen, es hatte Charly vor den Kopf getreten.

      Eine halbe Stunde später hockten sie in Handschellen im Saloon. Logan drehte James Flemmings Tabakdose zwischen den Fingern.

      »Wo habt ihr Flemming gelassen? Woher habt ihr die Tabaksdose? Dillon, Flemming hatte über zweitausend Dollar bei sich! Wo ist das Geld?«

      »Wir wissen nichts von Flemming. Ich hab’ die schöne Dose von einem Greaser gekauft – in Raton auf dem Wochenmarkt. Nein, ich kannte den Greaser nicht – so ein kleiner, mickriger Kerl mit Hängeschnauzbart und einem faltigen Gesicht. Was denn, wir sollen Flemming umgebracht haben, wir? Ich habe noch nie im Leben jemand umgebracht, außer ein paar Schmeißfliegen, die mein Pferd belästigten. Das Geld für die Pferde? Stimmt, wir haben das Geld von Clement bekommen, aber wir haben es abgeliefert. Das war doch gar nicht unser Geld, Mann!«

      »Was soll das jetzt wieder, Dillon?«

      »Na, was ich sage – es war nicht unser Geld. Ein paar Freunde fragten uns, ob wir ihnen einen Gefallen tun wollten – nur ein paar Pferde zu Clement bringen. Na ja, das haben wir getan – hundertfünfzig Dollar sollten wir bekommen, wenn wir die Arbeit erledigt hatten. Gestohlen – wir? Wir stehlen doch keine Pferde? Marshal! Stehlen wir jemals Pferde, Charly?«

      »Nie, nie, Marshal, ehrlich nicht!«

      Dabei waren sie geblieben. Vor der Jury hatten sie ihre angeblichen »Freunde« gedeckt. Nein, Verräter waren sie nicht, sie verpfiffen doch keinen Freund! Dann das Urteil: vier Jahre!

      Durch die Zuschauermenge war ein Raunen gegangen – nicht etwa, weil den Leuten das Urteil zu hart erschienen war, nein, im Gegenteil, man hatte den treuherzig blickenden Dillons ihre Story geglaubt. Männer, die ihre Freunde nicht verpfiffen, waren doch wackere Burschen, die hatten Charakter!

      »Pfui!« hatten die Leute geschrien. »Pfui – ein Unrecht, ein Unrecht – ­buuuh!«

      Sie hatte auch mitgeschrien – sie, Liza Palucco.

      »So war das«, sagte Mort Dillon. »Liza – verstehst du, Charly, Liza hat unser Geld!«

      »Was?« stöhnte Charly und setzte sich auf. Mort hatte ihn angeredet, jetzt durfte er sicher sein, daß er nicht noch eine Tracht Prügel bekam, wenn er sich unaufgefordert erhob. »Was ist das – Liza hat unser Geld? Aber, wie soll sie denn…«

      »Hol das Pferd her, Junge, wir müssen nach Comanche zu Tom Pillar und dann vielleicht noch weiter nach Vermejo zu Antonio Palucco, ihrem Bruder. Der Lump ist genauso schlecht wie Liza, der verkauft dir einen Lungenpfeifergaul als Rennpferd! Liza hat das Geld, ich bin wirklich ganz sicher!«

      »Wie denn, wie will sie es denn erfahren haben…«

      »Das verstehst du doch nicht, Mann! Die Paluccos wohnen schon seit einem halben Jahrhundert an der Grenze. Vor zwei Jahren hat der alte Palucco noch gelebt, der kannte alle Mexikaner auf hundert Meilen in der Runde. So hängt es zusammen, wette ich. Juan Montenero, der Name hat ihr etwas gesagt, sie hat ihren Alten gefragt, wer Juan Montenero war. Ich wette, sie hat es sich allein geholt. Das Aas, das kaltblütige, verkommene Aas!«

      Charly verstand gar nichts mehr, er holte das Pferd. Sie hatten nur eins, zwei hatten sie mit dem bißchen Geld nicht kaufen können. Sie mußten auf einem Tier reiten, aber sie waren ja überzeugt gewesen, daß sie bald im Geld schwimmen würden.

      »Nimm den Kasten und die Zeitung mit, heb alles auf!« befahl Mort finster. »Die Zeitung ist wichtig!«

      Er ließ sie sich geben, sah nach dem Datum und nickte. Die Zeitung trug das Datum vom November vor drei Jahren, es war der »Raton Weekly«, der nur einmal in der Woche herauskam.

      Liza, dachte Dillon, Liza, dafür reiße ich dir die Kleider vom Leib, wenn ich mit dir in den Bergen bin. Dann binde ich dich nackt an einen Baum und peitsche dich aus, bis dir die Haut in Streifen herabhängt. Mir fällt schon etwas ein für dich, meine Teure! Das bist du wirklich, du bist mir sehr, sehr teuer geworden. Ich bring dich um, du Rabenaas!

      *

      Antonio Palucco rülpste einmal laut, als er sich vom Tisch erhob und den Teller mit dem Rest Pfefferbohnen von sich schob. Zwei Tage dasselbe Essen, zwei Tage den gleichen Durst, wenn er vom Tisch aufstand und zum Herd ging, auf dem die schmutzigen Töpfe und Pfannen standen. Das Geschirr stapelte sich in der Abwaschschüssel, denn er wusch nur einmal in der Woche ab.

      Antonio Palucco stellte den Teller mit dem Rest Bohnen zu dem anderen schmutzigen Geschirr. Dann lehnte er sich an den Herd und goß sich Kaffee ein.

      Früher hatte er nicht gerülpst, das hätte Maria nicht gelitten. Sie war wirklich eine gute Frau gewesen, seine Maria. Sie hatte ihn und den alten Vater versorgt – alles war hier in Ordnung gewesen, alles sauber, aufgeräumt.


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