Toni der Hüttenwirt Paket 3 – Heimatroman. Friederike von Buchner

Toni der Hüttenwirt Paket 3 – Heimatroman - Friederike von Buchner


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wie ich dich kenne, Markus, gefällt dir der zweite Platz nicht. Du bist einer, der immer auf der Poolposition sein will.«

      »Genau, Vater! Da komme ich ganz nach dir. Ich teile die Startposition nur mit euch. Also hört mir zu.«

      Markus holte Luft.

      »Es gibt in Waldkogel ein Gehöft, den Gerstmair Hof. Den kaufe ich. Das heißt, zuerst kauft die Firma ihn, dann übernimmt Tina später den Besitz. Dass dabei Steuern verschenkt werden, weiß ich. Aber unter diesen Umständen ist es mir egal. Der Hof ist ihr Elternhaus, deshalb will ich ihn ihr zur Hochzeit schenken. So, das war der mehr private Teil, der jetzt in den geschäftlichen Part übergeht. Wir sind mit unserer Ladenkette hauptsächlich hier im Norden vertreten. Wir sind zwei Brüder. Also, kann einer hier im Norden sich um die Sache kümmern und einer im Süden.«

      »Im Süden sind die Berge, das wird dann wohl deine Aufgabe, Markus!«, lachte Gerold.

      Markus legte seiner Familie ausführlich dar, wie er sich alles gedacht hatte. In Waldkogel würde die erste Filiale im Süden entstehen. Von Waldkogel aus wollte er dann expandieren.

      Markus erzählte ausführlich von Tina und den Plänen ihrer Eltern, die sie so unglücklich machten.

      »Du bist ganz schön clever, Markus!«, lobte ihn sein Vater.

      Markus schüttelte den Kopf.

      »Ehre, wem Ehre gebührt. Ich war so um Tina in Sorge, dass ich nicht so weit dachte. Toni brachte mich auf die Idee.«

      »Höre sich das einer an!«, lachte Gerold. »Das hätte ich nicht für möglich gehalten. Du hast wirklich nicht ans Geschäft gedacht. Dann musst du wirklich sehr verliebt in diese Tina sein. Du hättest uns allen kein überzeugenderes Argument für deine Liebe geben können. Das ist der Beweis, dass diese Tina die Liebe deines Lebens ist. Du denkst nur an sie, und alles andere tritt in den Hintergrund.«

      Gerold hob sein Glas.

      »Auf die Liebe meines Bruders, die aus dem Arbeitstier Markus wieder einen Menschen gemacht hat!«

      Sie lachten und tranken.

      Dann besprachen sie die Einzelheiten. Gerold wollte sich um den Erwerb der Immobilie kümmern und sofort mit dem Einrichten eines Verkaufsraumes beginnen.

      »Ich habe den Hof noch nicht gesehen, Gerold. Mache es irgendwie, ich vertraue dir. Es muss nur schnell gehen. Tinas Eltern können wohnen bleiben. Der Neubau ist noch nicht fertig. Außerdem wäre es völlig unnötig, dass sie umziehen. Tina will sie bestimmt im Haus haben. Es ist wichtig, dass die Großeltern in der Nähe sind«, sagte Markus.

      »Markus, Markus, das klingt wie der perfekte Plan. Ich hoffe, deine Tina sagt auch Ja«, bemerkte Hans Brunner.

      »Das wird sie, Vater! Sie wird sich über meine Überraschung freuen. Ein größeres Geschenk könnte ich ihr nicht machen. Tina ist niemand, den man mit Diamanten, einem Sportwagen oder einem Dutzend Pelzmänteln beeindrucken kann. Sie ist bodenständig und sehr natürlich. Sie wird es als Liebesbeweis ansehen, dass sie auf dem Hof leben kann und unsere Kinder dort aufwachsen.«

      »Gut, dann hast du unseren Segen, Markus. Gerold, du nimmst das in die Hand«, stimmt Hans Brunner zu.

      »Ja, Vater. Ich fahre morgen sofort nach Waldkogel.«

      Während Gerold das sagte, schaute er seine Frau an.

      »Ich habe eine Idee! Eva«, wandte er sich an seine Frau, »du kannst mit mir kommen. Du quartierst dich auf diesem Gerstmair Hof unter deinem Mädchennamen ein. Du bist ein kontaktfreudiger Mensch und wirst dich sicherlich bald mit Tinas Mutter anfreunden. Auf diese Weise erfahren wir mehr, was vielleicht auch Markus’ Tina freut. Ich wohne in einem Hotel im Ort.«

      »Du kannst im Hotel ›Zum Ochsen‹ Quartier beziehen.«

      »Was ein verrückter Plan, Gerold«, lachte seine Frau. »Aber wenn dieses Abenteuer dazu beiträgt, damit Markus und Tina glücklich werden, dann spiele ich mit.«

      Hans und Sophie Brunner würden sich inzwischen um die Enkelkinder kümmern, was keine große Veränderung war, denn sie lebten alle zusammen unter einem Dach.

      Markus seufzte.

      »So, das ist erst einmal geregelt. Ich nehme jetzt eine Dusche, esse einen Happen und lege mich schlafen. Morgen früh nehme ich ein Auto aus dem Fuhrpark der Firma und fahre zurück nach Waldkogel. Ich dachte, ich nehme den alten Jeep, der jetzt noch vom Hausmeister gefahren wird. Du kannst den Leihwagen abgeben oder abholen lassen, Vater.«

      »Willst du nicht ein besseres Auto nehmen? Der Jeep fällt bald ausei­nander. Ich wollte ihn schon verschrotten, aber verderben mit unserem guten Geist von Hausmeister wollte ich es mir auch nicht. Er will ihn behalten, dieser Oldtimer­freak«, bemerkte sein Vater.

      »Siehst du, alles hat seinen Sinn. Ich will nicht mit einer Limousine auf die Oberländer Alm fahren. Außerdem würde sie doch nur he­rumstehen. Ich werde mit Tina wunderbare Wanderungen machen. Wir werden in den Bergen unter den Sternen biwakieren. Wozu sollte ich einen Luxusschlitten brauchen?«

      Markus trank sein Glas aus und stand auf. Er ging hinauf in seine Wohnung.

      Markus’ Eltern, sein Bruder und dessen Frau saßen noch zusammen und redeten.

      »Ich wünsche ihm alles Glück der Erde und des Himmels«, sagte Markus’ Mutter.

      »Das wünsche ich Markus auch. Ich sehe zwar nicht ein, warum er diesen komplizierten Weg einschlagen will, aber das muss er entscheiden. Wenn es sein Wunsch ist, dann stelle ich mich nicht dagegen. Ich würde es anders machen. Ich würde mit Tina reden und sie einfach heiraten. Ich würde mit offenen Karten spielen. Hoffentlich weiß Markus, was er da tut?«

      »Hans, Markus weiß das sicher! Der Junge war nie leichtsinnig. Er hat seine Gründe, und ich vertraue ihm. Ich kann es kaum abwarten, Tina kennenzulernen.«

      »Dann fahre mit Eva nach Waldkogel, Sophie. Die Kinder sind bis zum Mittag in der Schule. Ich komme früher aus dem Büro heim. Außerdem sind sie doch schon groß. So viel ich weiß, sind sie meistens bis zum Abend bei Freunden auf dem Reiterhof oder auf dem Fußballplatz.«

      Gerold und Eva wischten Sophies Bedenken vom Tisch. Außerdem war es dann einfacher. Eva würde bei ihrem Mann im Hotel »Zum Ochsen« wohnen und Sophie Brunner sich auf dem Gerstmair Hof einquartieren. Das beruhigte Sophie sehr. Schließlich wollte sie genau wissen, wie die Familie war, deren Tochter Markus ehelichte. Nach dem, was Markus bisher von Franz Gerstmair erzählt hatte, stellte sie sich ihn als sturen Bauer vor, und er war ihr nicht besonders sympathisch.

      Markus wurde in die neuesten Pläne eingeweiht. Er lachte.

      »Gut, macht, was ihr wollt. Aber gebt euch nicht zu erkennen, sonst ist meine Überraschung misslungen. Und du, liebe Mutter, falls du dich nicht zurückhalten kannst, mich auf der Berghütte zu besuchen und Tina zu besichtigen, dann kennen wir uns nicht. Halte dich zurück, bis ich dir Grünes Licht gebe, versprochen?«

      Sophie Brunner hob die Hand, wie es Markus und sein Bruder Gerold als Kinder getan hatten und sagte: »Ja, versprochen! Großes Indianerehrenwort! Der große Manitu ist mein Zeuge!«

      Sie lachten alle. Dann gingen sie schlafen.

      *

      Gerold Brunner kontaktierte am Vormittag vor der Abreise die Immobilienmaklerin in Kirchwalden.

      »Brunner, Fleisch- und Feinkost«, meldete er sich am Telefon. »Mein Name ist Gerold Brunner, Mitinhaber des Unternehmens und einer der Juniorchefs. Wir haben beschlossen, im Süden zu expandieren. Jetzt suchen wir zuerst einmal für einen Mitarbeiter eine Immobilie. Unser Mitarbeiter will auf dem Land wohnen. Er ist ein begeisterter Bergsteiger und Bergwanderer, sehr naturverbunden. Er liebt die Umgebung von Waldkogel und Waldkogel besonders. Der Mann ist ein As auf seinem Gebiet. Uns ist also daran gelegen, ihm ein Ambiente zu bieten als Dienstsitz, das seinen Vorstellungen entspricht. Wir suchen folglich einen großen Bauernhof, mit guter Bausubstanz. Sie sind uns empfohlen worden. Ich will Ihnen nicht


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