Albrecht Dürer's Kupferstiche, Radirungen, Holzschnitte und Zeichnungen. Bernhard Hausmann
Die ausgezeichneten Abdrücke haben Papier mit dem Wasserzeichen des Ochsenkopfes Nr. 1.
B. 3 bis 18. Das Leiden Christi.
Christus am Fuße des Kreuzes von den Seinen beweint, vom Jahre 1507, B. 14, ist der erste Stich, welchen Dürer nach seiner Rückkunft von Venedig gearbeitet hat, daran reihen sich die im Jahre 1508 gestochenen »Christus im Oelgarten«, und »die Gefangennehmung«, B. 4 und 5, »der Schmerzensmann« vom Jahre 1509, B. 9, »die Kreuzigung« vom Jahre 1511, B. 13, die Blätter B. 6, 7, 8, 9, 10, 11, 12, 15, 16 und 17 vom Jahre 1512, endlich B. 18 vom Jahre 1513.
Vergleicht man die einzelnen Blätter unter einander, so tritt das älteste, B. 14, wesentlich gegen die übrigen zurück, wogegen die Stiche vom Jahre 1508 mit zu den schönsten der ganzen Folge gehören, übrigens sind auch unter den Blättern vom Jahre 1512 einige, z.B. B. 7, 8 und 11, welche in malerischer Wirkung der Abdrücke gegen die übrigen zurückstehen.
Dürer hat ohne Zweifel einzelne Stiche dieser Folge verkauft, ehe das ganze Werk vollendet war, auch scheinen mehrere der Blätter, namentlich B. 3, 13 und 17, welche sich besonders zu dem damals gebräuchlichen Einlegen in die Gebetbücher eigneten, bedeutend häufiger als die übrigen abgedruckt zu sein, da in den vollständigen Exemplaren dieser Folge, auch in den sonst gleichmäßigsten, diese drei Stiche häufig matter zu sein pflegen als die übrigen. Eine Ausnahme davon macht indeß das wundervolle Exemplar in der Königlichen Kupferstich-Sammlung in Copenhagen, wo grade diese Abdrücke fast die schönsten sind.
Dieses schöne Werk, von Dürer in seinem Tagebuche »die Passion in Kupffer« genannt und für 10 Stüber (einen halben holländischen Gulden) verkauft, hat sich vielfach in guten Abdrücken bis auf unsere Zeiten erhalten, zu den Seltenheiten gehören indeß ganz gleichmäßige Exemplare.
Einzelne sehr schöne Abdrücke findet man auf Papier mit dem Wasserzeichen des Ochsenkopfes, doch habe ich bei den guten recht gleichmäßigen Abdrücken des ganzen Werkes in der Regel immer Papier mit der hohen Krone angetroffen, und glaube daher: daß diejenigen von Dürer auf seiner Reise in den Niederlanden verkauften, nach seinem Tagebuche recht zahlreichen Exemplare, auf diesem Papier abgedruckt sein werden.
Das Berliner Kupferstich-Cabinet und die vortreffliche Dürer-Sammlung des Herrn Commeter in Hamburg bewahren wohlerhaltene besonders gleichmäßige Exemplare auf Papier mit dem Wasserzeichen des Reichsapfels mit Stern, Nr. 5, doch sind solche in Farbe nicht ganz so kräftig, wie die vorhin bezeichneten auf Ochsenkopf- oder Kronen-Papier.
In anderen Sammlungen findet man auch wohl gleichmäßige aber schwächere Abdrücke, welche einer späteren Zeit angehören. So kommen auf Papieren mit dem Wasserzeichen des Kruges, Nr. 10, oder der Thürme mit Mauer, Nr. 14, ganze Folgen manchmal mit breitem Papier-Rande vor, welche aber in Kraft den früheren Abdrücken weit nachstehen. Die Platten sind überhaupt bis auf das äußerste abgenutzt worden, wie die ansehnliche Zahl völlig werthloser Abdrücke beweist, welche sich in manchen Sammlungen umhertreiben.
B. 19. Christus im Gebet im Oelgarten. 1515.
Dieses ist eine sehr häufig vorkommende Radirung, da die Platte sich bis auf die neueste Zeit erhalten hat und zuletzt im Besitze von Heller war[7]. Die alten reinen, ganz rostfreien Abdrücke auf Papier von feiner weißer Masse mit einem Abstande der Drahtstriche von 13½ Linien oder mit dem Wasserzeichen der zwei verbundenen Thürme sind indeß selten.
Die neueren Abdrücke trifft man oft schwarz und voller Rostflecke, die Papiere derselben sind von geringer Güte.
B. 20. Der Mann der Schmerzen mit ausgebreiteten Armen.
Ein schönes, in recht kräftigen Abdrücken, sehr seltenes Blättchen, welches Heller mit Unrecht zu den früheren Arbeiten Dürer’s rechnet. Es unterscheidet sich von diesen durch die sorgfältigere, durchgebildete Behandlung des Vorgrundes und ich möchte, nach der großen Uebereinstimmung in Gefühl und Ausdruck mit dem folgenden Blatte, glauben: daß es nicht früher als dieses gearbeitet sein wird.
Der größere Theil der schönen Abdrücke ist auf Papier mit der hohen Krone, doch habe ich auch einzelne auf Ochsenkopf-Papier angetroffen.
B. 21. Der Mann der Schmerzen mit gebundenen Händen. 1512.
Dieses, durch den tiefen leidensvollen Ausdruck höchst ergreifende, mit der kalten Nadel gearbeitete, oder geritzte[8] Blatt, ist in schönen Abdrücken höchst selten und kommt in voller Kraft und Wärme nur in sehr wenigen Sammlungen vor. Die besseren Abdrücke sind auf Papier mit dem Wasserzeichen des Ochsenkopfes, die späteren werden zuletzt, fast bis zur Unkenntlichkeit, matt.
B. 22. Der Mann der Schmerzen sitzend. 1515.
In ersten, ganz reinen Drucken gehört diese Radirung zu den größten Seltenheiten, ist dann aber so schön, wie eine Federzeichnung Dürer’s.
Ein solches Exemplar wird dem Herrn Dr. Nagler nicht vorgelegen haben, wenn er, im dritten Hefte seiner Monogrammisten, pag. 158 und 159, dieses Blatt, verglichen mit der mit dem Monogramm und der Jahreszahl 1510 bezeichneten Copie, für eine Nachbildung, jene aber für das Original zu halten geneigt ist. Eine Vergleichung guter Abdrücke von beiden läßt, meines Erachtens, an der Ursprünglichkeit der mit der Jahreszahl 1515 bezeichneten Radirung durchaus nicht zweifeln, auch stimmt hiermit überein: daß Dürer erst nach seiner im Jahre 1515 nach Augsburg unternommenen Reise die Aetzkunst ausgeübt hat[9]. Die ersten Abdrücke dieser Platte sind auf sehr festem Papier, dessen Drahtstriche eine Entfernung von 13¼ bis 13½ Linien haben.
Auch von diesem Blatte, wie von der vorher bezeichneten Copie, giebt es zahlreiche spätere Abdrücke mit Rostflecken und Schmutz.
B. 23. Die Kreuzigung oder der Degenknopf.
Von den kleinen eminent seltnen Kupferstichen Dürer’s kommt dieses berühmteste seiner Blätter noch am ersten, auch in Privat-Sammlungen, vor.
Das Original ist jetzt, durch die von dem um die Kunst hochverdienten Inspector Passavant angegebenen Merkmale leicht zu erkennen.
Ich habe davon 18 Exemplare in Händen gehabt, darunter 5 in Wien, ohne jedoch im Stande gewesen zu sein: mit Sicherheit über das dazu verwandte Papier ein Urtheil zu fällen.
Der Festigkeit desselben nach glaube ich darin das Papier mit dem Wasserzeichen der hohen Krone zu erkennen, auch möchte dieser vortreffliche Stich wohl in die Periode von 1510 bis 1514 zu setzen sein.
Die Abdrücke sind ziemlich gleichmäßig, nie sehr voll in Farbe, einige sind indeß matter, auch wohl verwischt.
Die Copie A nach Passavant, nach Bratsch das Original, ist fast eben so selten als das vorstehende Blättchen; in der Detmold’schen Auction wurde dieselbe mit 60 Thlr. bezahlt.
Die Abdrücke sind weniger gleich und manchmal gering.
Uebrigens