himmlisch heiße Lustbarkeiten. Lilly Grünberg

himmlisch heiße Lustbarkeiten - Lilly Grünberg


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du bekommst Zuhause nicht genug Sex.«

      Der Spruch riss sie unsanft aus ihrer Versunkenheit. »Mann, Benno, schleich dich hier nicht so an!«, fuhr sie ihren Mitarbeiter an.

      Doch Benno grinste nur. Hauptberuflich war er Lebenskünstler, deshalb behauptete er immer, den Job in ihrer Patisserie nicht wirklich nötig zu haben. Auch Sex bekam er genug, wenn man seinen Erzählungen Glauben schenken durfte. Melinas Typ war er nicht; mit siebenundzwanzig war Benno nicht nur einige Jahre jünger als sie, sondern er war auch der Mode erlegen, Vollbart zu tragen. In der Schokoladenproduktion war es aus Hygienegründen Pflicht, eine Plastikhaube über den Kopf zu ziehen, damit keine Haare in die Lebensmittel fielen. Nur für Vollbärte schien es noch keine Regelung zu geben.

      Auch jetzt wischte sich Benno ein paar Krümel aus dem Bart. Hatte er also wieder genascht. Melina seufzte. Ihr Geschäft lief gut, was vor allem an den herrlichen Schokoladenpralinen, zartschmelzenden Trüffeln und verführerischen kleinen Törtchen lag, die sie anboten.

      Man sollte meinen, wer so viel Liebe und Aufmerksamkeit seinen Schokoladenkreationen widmete, bekäme zuhause ebenfalls mehr als genug davon. Leider war das Gegenteil der Fall, wie Benno ihr gerade wieder, wenn auch unbeabsichtigt, schmerzhaft klar gemacht hatte. Ihr Mann war im öffentlichen Dienst tätig, ein typischer Büromensch, der ihren Laden, in den sie so viel Herzblut steckte, als ‘dein kleines Hobby’ abtat und es nicht mochte, wenn sie zuhause nach Schokolade roch. Genauso wenig, wie er ihre süßen Kreationen mochte. Ein gutes Steak mit Pommes Frites, und möglichst wenig Grünzeug, damit konnte sie ihn glücklich machen. Nicht jedoch mit einem Schoko-Nuss-Törtchen oder einem Erdbeer-Rhabarber-Trüffel, und die Fernbedienung zuhause bekam deutlich mehr Streicheleinheiten ab als seine Frau.

      »Da kam gerade ‘ne Anfrage rein, wegen deiner Workshops«, unterbrach Benno ihre Gedanken. »Der wollte wissen, ob du auch vegane Sachen machst.«

      »Vegan?« Melina runzelte die Stirn. Als gelernte Konditorin hatte sie sich in verschiedenen Chocolaterie-Workshops weitergebildet, aber das Thema ‘vegane Ernährung’ war dabei nie zur Sprache gekommen. Ihre Ausbilder waren immer der Meinung gewesen, Butter und Sahne seien unverzichtbare Geschmacksträger. Auch sie selbst liebte ihre süßen, fetten Kalorienbomben.

      »War ja nur ‘ne Frage. Ist wohl ein ziemlich bekannter Foodblogger. Aber dann sag ich besser mal ab.«

      »Warte!« So eine Chance wollte Melina sich nicht entgehen lassen. Sie bot seit einigen Monaten einmal in der Woche Schokoladen-Workshops zu verschiedenen Themen an, um sich einen zusätzlichen Kundenkreis zu erschließen – sehr zum Unwillen ihres Mannes, weil diese Kurse meistens abends oder am Wochenende stattfanden. »Hat er irgendetwas Genaueres gesagt, was er möchte?«

      »Er erwähnte deine Schokoladentörtchen und fragte, ob es die auch in einer veganen Variante gibt.«

      Für ihre Schokoladentörtchen war Melina sogar bis über die Grenzen ihrer Kleinstadt hinaus bekannt. So schwer konnte es ja wohl nicht sein, diese köstlichen Leckereien ohne tierische Produkte zuzubereiten. »Das muss dann aber ein Extratermin werden.«

      »Geht klar.« Pfeifend schob Benno ab.

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      Drei Wochen später, an einem Sonntagnachmittag, war es soweit. Melina hatte sich vorher ausführlich informiert, welche Zutaten sie ersetzen musste, und ihr Rezept mehrfach ausprobiert, bis sie es perfektioniert hatte.

      Außer seinem Vornamen, einer Handynummer und Bennos Aussage, dass er Foodblogger war, wusste sie nichts über ihren Kunden. Das war aber nichts Ungewöhnliches. Das einzig Ungewöhnliche war, dass dies ein Einzeltermin war; normalerweise hatte sie immer Gruppenkurse mit bis zu sechs Personen. Viel Platz war in ihrer dem Verkaufsraum angeschlossenen Produktionsküche, in der die Kurse und Workshops stattfanden, nämlich nicht.

      Sie warf einen letzten Blick auf ihre blitzblanke Arbeitsplatte, auf der sie schon die Zutaten bereitgestellt hatte, bevor sie leicht nervös nach vorne ging. Die einzige Möglichkeit, ihr Geschäft zu betreten, führte durch den Verkaufsraum.

      Tatsächlich, vor dem Schaufenster wartete ein Mann. Noch recht jung, wie sie überrascht feststellte, vielleicht Ende zwanzig. Aber Blogger waren wahrscheinlich eher jung und technikaffin.

      »François«, stellte er sich mit dem Namen vor, der auch in ihrem Terminplaner eingetragen war.

      »Oh, sind Sie Franzose oder Schweizer?«, fragte Melina überrascht.

      »Nicht ganz.« Er lächelte. »Belgier.«

      »Die belgische Schokolade ist ja auch sehr bekannt«, redete sie drauflos, um ihre Nervosität zu überspielen. Er sah aber auch wirklich verdammt gut aus. Dunkles, leicht welliges Haar, sehr sinnliche Lippen, warme braune Augen, die sie sofort an geschmolzene Schokolade erinnerten. Sein Körper war schlank, nichts deutete auf exzessive Schlemmereien hin, wie sie es bei seinem Beruf fast erwartet hätte. Der ganze Mann war eine einzige Versuchung!

      »Melina von ‘Melinas Chocoparadies’«, stellte sie sich verspätet vor. »Kommen Sie doch bitte herein.«

      Er folgte ihr nach hinten. Plötzlich kam Melina ihre ohnehin kleine Produktionsküche noch kleiner vor, so eine Präsenz hatte er.

      Er ist nur ein Kunde, versuchte sie sich selbst einzureden. Zwar jemand, der sehr wichtig für dein Geschäft sein könnte, aber erst einmal nur ein Kunde!

      Sie versuchte, ihre hungrigen Blicke auf seinen Körper im Zaum zu halten, während sie ihm mit bemüht neutraler Stimme etwas über den Anbau von Kakaobohnen, den Fermentierungsprozess und zuletzt die Herstellung von Schokolade erzählte. »Wir verwenden nur die besten Bioprodukte und stellen alle Pralinen und Trüffel selbst her. Sie sind etwas teurer, aber sie sind wirklich eine Sünde wert.«

      François nickte zu allem, was sie sagte. Dabei lag ein feines Lächeln auf seinem Gesicht.

      Melina wurde zunehmend unsicherer. Dennoch beendete sie den theoretischen Teil so souverän sie konnte, bevor sie zum Praktischen überging.

      »Sie sind also wegen meinen Schokotörtchen hier?«

      François lächelte. »Sie wurden mir sehr empfohlen.«

      Obwohl sie nicht vegan waren? Melina runzelte die Stirn. »Wenn Sie irgendwelche Fragen haben, scheuen Sie sich bitte nicht. Ich liebe Schokolade, und wenn ich in meinem Element bin, geht meine Begeisterung manchmal mit mir durch …«

      »Ich darf doch fotografieren?«, fragte François höflich und zeigte ihr eine kleine Digitalkamera.

      Stimmt, er war ja Blogger. Sie hätte eher eine Profikamera erwartet. »Natürlich.«

      Er lächelte schon wieder. Fast ein wenig hintergründig, dachte Melina.

      »Da wir mit Lebensmitteln arbeiten, muss ich Sie leider bitten, diese Plastikhaube überzuziehen.«

      Er warf einen Blick darauf. »Es sind ja nur Sie und ich hier. Das wäre jammerschade, eine so schöne Frau wie Sie damit zu verunstalten. Ich verrat’s auch nicht weiter, dass wir uns nicht an die Hygieneregeln gehalten haben.«

      Kurz zögerte Melina, ob sie ihm wirklich so einfach nachgeben sollte. Dann beschloss sie, Hygienevorschriften Hygienevorschriften sein zu lassen.

      »Mein Mitarbeiter hat gesagt, dass Sie Veganer sind«, plapperte sie drauflos, »deshalb habe ich mir erlaubt, das Rezept auf Ihre Bedürfnisse anzupassen. Dies hier ist das Original.«

      Sie zeigte ihm eins ihrer berühmten Schokotörtchen. Es bestand aus mehreren Schichten, die kunstvoll aufeinander aufbauten. »Den Boden bildet ein dunkler Biskuitteig mit Nüssen, darauf befindet sich eine Schokoladenmousse, und die Dekoration besteht aus dunkler Schokolade. Ich würde aber gerne einen anderen Boden machen, der ohne Eier auskommt.«

      François lächelte weiterhin und sah sie auffordernd an. »Das klingt gut.«

      Melina atmete erleichtert aus. »Ich dachte


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