Fear Street 48 - Das Verhängnis. R.L. Stine

Fear Street 48 - Das Verhängnis - R.L. Stine


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auf, dass sie ziemlich hübsch aussah. Nicht richtig schön. Aber irgendwie frech und niedlich. „Ich hab wirklich gedacht, ich hätte ein ertrunkenes Mädchen im Pool gesehen“, sagte sie stirnrunzelnd und schloss die Augen. Wahrscheinlich sah sie die Szene wieder vor sich.

      „Durch das Gewitter war das Licht so merkwürdig“, warf ich ein. „Wahrscheinlich hat sich irgendwas im Wasser gespiegelt …“

      „Und warum ist meine Ausweiskarte zwei Jahre alt?“, unterbrach sie mich. Lindsay hatte mir gar nicht zugehört, weil sie so tief in ihre eigenen Gedanken versunken war.

      Sie griff nach der Karte, die sie oben auf die Kommode gelegt hatte. Nachdem sie noch einen Blick darauf geworfen hatte, schob sie sie in die Tasche ihrer Jeans.

      „Und warum stehe ich nicht auf der Liste?“ Das klang fast wie ein Aufschrei. „Ich weiß, dass ich angenommen worden bin. Ich weiß, dass es nicht mein Fehler ist.“

      „Pete wird das bestimmt alles aufklären“, versicherte ich ihr. Was sollte ich auch sonst sagen?

      Vom Gemeinschaftsraum drang lautes Gelächter bis zu uns herüber, als Phil das Gebrüll wilder Tiere imitierte.

      Als das Lachen verstummte, hörte ich, wie Deirdre eine Bemerkung über Lindsay machte. Wieder prusteten alle los. Ich warf ihr einen schnellen Blick zu und fragte mich, ob sie es gehört hatte.

      Aber sie schien mit ihren Gedanken immer noch weit weg zu sein.

      „Komm, gehen wir wieder zu den anderen“, sagte ich zu Lindsay. „Du kannst deine Sachen ruhig hierlassen.“

      Sie nickte und wir trabten zurück in den Gemeinschaftsraum.

      In dem Moment, wo wir auftauchten, verstummte das Gelächter.

      Ich ließ mich in den nächstbesten Sessel plumpsen. Lindsay schaute sich unsicher um und setzte sich dann auf einen Klappstuhl neben dem Schreibtisch.

      „Du siehst schon viel besser aus“, sagte Danny zu ihr und lächelte sie an.

      „Danke“, antwortete Lindsay verlegen. „Wenigstens bin ich jetzt wieder trocken.“ Sie schaute zu mir herüber. „Danke, May-Ann.“

      Ein dröhnender Donnerschlag ließ die Scheiben erzittern. Ich warf einen Blick zum Fenster. Draußen war es stockfinster. Der Regen prasselte in Strömen gegen das Glas.

      „Wie wär’s denn jetzt mit ’ner Runde schwimmen?“, schlug Arnie vor.

      „Du fängst an“, sagte Phil.

      „Traust du dich etwa nicht?“, fragte Arnie herausfordernd.

      Offensichtlich hatte er irgendein Problem. Keine Ahnung, was er damit beweisen wollte.

      Plötzlich wurde es ganz still. Keiner schien mehr zu wissen, was er sagen sollte. Aber wir kannten uns ja auch kaum. Wir waren schließlich keine alten Freunde oder so.

      Lindsay knabberte auf ihrer Unterlippe herum und zerbrach sich anscheinend über irgendwas den Kopf.

      Ich beugte mich in meinem Sessel vor. Eigentlich wollte ich das gar nicht sagen. Es schlüpfte mir einfach so raus. Meine Stimme durchbrach die lastende Stille. „Ich weiß, wen du im Swimmingpool gesehen hast, Lindsay.“

      Sie blickte erschrocken auf. „Wen denn?“

      „Einen von den toten Jugendlichen“, sagte ich leise.

      6

      – Danny –

      Damit hatte sie natürlich die gesamte Aufmerksamkeit auf sich gelenkt.

      Genau in dem Moment, als May-Ann das mit den toten Jugendlichen sagte, ließ ein heftiger Donnerschlag den Raum erzittern, und das Licht ging aus. Eines der Mädchen schrie erschrocken auf. Bestimmt war es Cassie.

      Ich hörte Arnie und Phil lachen. Dann fing Arnie an, unheimliche Geräusche zu machen. Huuuuuhuuuu und schauriges Stöhnen.

      Durch das Fenster fiel jetzt ein seltsames Zwielicht herein. Ein heller Blitz durchzuckte den Himmel und beleuchtete die mit Regentropfen bedeckte Scheibe. Es sah alles total unwirklich aus.

      Ein paar Sekunden später begann das Licht zu flackern und ging wieder an. Alle waren erleichtert.

      Mir fiel auf, dass Phil auf der Couch ein Stück näher zu Cassie gerückt war. Der hatte es aber eilig! Hatte sie gerade erst kennengelernt und schmiss sich schon an sie ran.

      Deirdre beobachtete ihn die ganze Zeit. Es sah so aus, als hätte sie auch ein Auge auf ihn geworfen. Langsam wurde ich ein bisschen eifersüchtig. Wenn Cassie und Deirdre beide hinter Phil her waren, wer blieb dann noch für mich übrig?

      Lindsay hatte die Arme fest vor der Brust verschränkt und wirkte ziemlich verkrampft. Ob sie sich überhaupt mal entspannte? War sie etwa immer so nervös? Oder war sie bloß aufgeregt, weil sie nicht auf der Liste stand?

      Ich wollte gerade fragen, ob irgendwer eine Taschenlampe dabeihatte, für den Fall, dass das Gewitter uns noch mal das Licht auspustete.

      Aber Lindsay ergriff das Wort. „Was soll das heißen?“, hakte sie nach und sah May-Ann mit zusammengekniffenen Augen an. „Welche toten Jugendlichen?“

      „Genau, wovon redest du eigentlich?“, schaltete sich jetzt auch Phil ein.

      Alle drehten sich zu May-Ann um. Sie trug weit geschnittene weiße Shorts und hatte ihre langen Beine übereinandergeschlagen. Normalerweise stand ich auf große Mädchen. Doch bei May-Ann war ich mir da nicht so sicher. Okay, der erste Eindruck täuschte manchmal, aber ich fand, dass sie irgendwas Merkwürdiges an sich hatte – etwas Kaltes und Abweisendes.

      „Dieser Klub ist verflucht“, sagte May-Ann mit gedämpfter Stimme. „Hier geschehen schreckliche Dinge.“

      Jetzt starrten sie alle an. „Was redest du da eigentlich?“, fragte ich sie. Schließlich gehörte es zu meinem Job als Oberboss, die Moral der Truppe hochzuhalten. Und was May-Ann da erzählte, gefiel mir überhaupt nicht.

      Wir waren doch erst dabei, uns kennenzulernen. Es hatte mir gerade noch gefehlt, dass jemand die anderen verrückt machte, bevor der Klub überhaupt öffnete.

      „Jeden Sommer kommen hier Leute unter äußerst mysteriösen Umständen ums Leben“, murmelte May-Ann. Ihre Stimme war gerade laut genug, um das Prasseln des Regens zu übertönen.

      „Die letzten beiden Sommer ist jemand im Pool ertrunken“, fuhr sie fort.

      „Was? Dieselbe Person ist zwei Jahre hintereinander ertrunken?“, rief Arnie.

      Das war nicht besonders komisch. Wie alle Witze von ihm. Aber die anderen lachten trotzdem – wahrscheinlich aus lauter Nervosität.

      Nur May-Ann nicht. Sie zog die abgewinkelten Beine an den Körper, ihre dunklen Augen glänzten vor Aufregung. „Es ist wahr“, beharrte sie.

      „Was genau ist passiert?“, fragte Deirdre. „Wer ist ertrunken?“

      „Letztes Jahr ein vierzehnjähriger Junge“, berichtete May-Ann. „Im tiefen Teil des Pools – obwohl an diesem Tag drei Rettungsschwimmer Dienst hatten.“

      „Puh“, murmelte Cassie. Sie schüttelte nachdenklich den Kopf.

      Deirdre räusperte sich und starrte auf ihre Sandalen hinunter.

      „Und vor zwei Jahren ist eine Rettungsschwimmerin ertrunken“, fügte May-Ann hinzu. „Könnt ihr euch das vorstellen? Eine Rettungsschwimmerin! Und das im flachen Ende des Pools!“

      Wieder ein Blitz und ein lauter Donnerschlag, bei dem sogar ich zusammenzuckte.

      Als ich mich umschaute, sah ich nur ernste Gesichter. May-Ann hatte allen Angst eingejagt. Besonders Lindsay schien ganz erschrocken zu sein.

      „Im Klub gehen die Geister der Ertrunkenen um“, verkündete May-Ann mit düsterer Stimme. „Hier


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