Der Raum, in dem alles geschah. John Bolton

Der Raum, in dem alles geschah - John Bolton


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mir auch gesagt, dass Paul im Laufe der Pompeo-Verhandlungen gesagt habe, ich sei »die schlechteste verdammte Entscheidung«, die Trump getroffen habe. Kelly antwortete: »Er scheint mir ein netter Kerl zu sein«, was Paul zu einer weiteren Tirade veranlasste. Das alles machte mich stolz.

      Während dieser hektischen ersten beiden Wochen nahm ich auch an mehreren handelsbezogenen Treffen und Telefonaten teil. Ich war Anhänger des Freihandels, aber ich stimmte Trump zu, dass viele internationale Abkommen nicht den wahren »Freihandel« widerspiegelten, sondern den Handel steuerten und für die USA alles andere als vorteilhaft waren. Insbesondere stimmte ich zu, dass China das System ausgespielt hatte. Es verfolgte in der angeblich freihandelsorientierten Welthandelsorganisation (WTO) eine merkantilistische Politik, während es gleichzeitig geistiges Eigentum der USA stahl und erzwungene Technologietransfers betrieb, die uns über Jahrzehnte hinweg Kapital und Handelsverkehr in unkalkulierbarem Maße raubten. Trump verstand, dass eine starke US-Binnenwirtschaft entscheidend für eine wirksame Projektion der politischen und militärischen Macht der USA war (nicht dass er, wie ich zu verstehen begann, allzu viel projizieren wollte), ein Grundsatz, der für China und alle anderen galt. Und ich hatte rein gar nichts mit Entscheidungsfindungs- und Zuweisungsprozessen der WTO zu tun, die die nationale Entscheidungsfindung dominieren sollten. In diesem Punkt stimmte ich völlig mit dem US-Handelsbeauftragten Bob Lighthizer überein, einem ehemaligen Kollegen von mir, mit dem ich Mitte der siebziger Jahre bei Covington & Burling zusammengearbeitet hatte.

      Macron traf am 24. April zum ersten Staatsbesuch der Trump-Regierung ein, empfangen mit einer Zeremonie, die selbst die Franzosen beeindruckt haben muss. Zum Bedauern der Presse ging nichts schief. Die französische und die US-Delegation stellten sich auf dem Südrasen auf, während der Präsident und die First Lady im diplomatischen Empfangsraum auf die Ankunft der Macrons warteten und die Militärkapellen spielten. Ich fragte Dunford irgendwann nach dem Namen eines der Lieder, und er fragte den Kommandeur des Militärbezirks Washington, aber keiner von beiden wusste es. »Noch eine Enttäuschung«, sagte Dunford, und wir lachten beide. Ich war beeindruckt von all dem militärischen Prunk, vor allem als das »Old Guard Fife and Drum Corps« in Uniformen des Revolutionskrieges aufmarschierte und »Yankee Doodle« spielte. Das entschädigte für eine Menge bürokratischer Qualen.

      Die Vorbereitungen für den Ausstieg aus dem Abkommen machten einen Riesenschritt nach vorn, als Mattis am 25. April zustimmte: »Wenn Sie sich zum Rückzug entschließen, kann ich damit leben.« Enthusiastische Unterstützung sah anders aus, aber immerhin signalisierte dies, dass Mattis sich deswegen nicht die Haare ausreißen würde. Dennoch wiederholte Mattis bei jeder sich bietenden Gelegenheit, dass er gegen den Ausstieg war, worauf Trump einige Tage später entschlossen erwiderte: »Ich kann nicht drin bleiben.« Das war die endgültige Aussage, dass wir aussteigen würden. Später, am Morgen des 25. April, betonte Trump mir gegenüber noch einmal, dass er wollte, dass Mnuchin mit »den schärfstmöglichen Sanktionen« bereitstand, wenn es so weit war. Ich traf mich an diesem Morgen auch mit Étienne, und mein klarer Eindruck war, dass Macron die französische Seite nicht vollständig über das Einzelgespräch mit Trump informiert hatte. Das war eine ausgezeichnete Nachricht, denn es bedeutete, Macron hatte voll und ganz verstanden, dass Trump ihm gesagt hatte, dass wir im Begriff waren, uns zurückzuziehen.


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