Ich bin kein Ausländer, ich heiße nur so. Amir Shaheen

Ich bin kein Ausländer, ich heiße nur so - Amir Shaheen


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      Inhaltsverzeichnis

       Migrationskäse

       Türkisch für Nicht-Araber (1)

       Kölschsalam – Warme Worte zur Begrüßung

       Türkisch für Nicht-Araber (2)

       Sierra Hotel – Schuhe putzen für den Ernstfall

       Türkisch für Nicht-Araber (3)

       Bitte ohne Cäsar – Buchstabieren mit Migrationshintergrund

       Türkisch für Nicht-Araber (4)

       Zugvogelfrühstück – Care-Pakete aus Nahost

       Türkisch für Nicht-Araber (5)

       Orientalischer Humor – Comedian ohne Übersetzer

       Türkisch für Nicht-Araber (6)

       Multioriginär – Hassan Böll im Kursaal

       Mokkamorphose: Wie ich unabwendbar Araber wurde – Nachwort und Dank

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      Amir Shaheen

      Ich bin kein Ausländer,

      ich heiße nur so

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      CIP - Titelaufnahme in die Deutsche Nationalbibliothek

      © 2020 by Sujet Verlag

      Amir Shaheen

      Ich bin kein Ausländer, ich heiße nur so

      ISBN: 978-3-96202-614-1

      Lektorat: Gerrit Wustmann

      Korrektorat: Marie Steinhoff

      Umschlaggestaltung: Tarlan Mirshekari

      Layout: Linda Volk

      Druckvorstufe: Sujet Verlag, Bremen

      Printed in Europe

      1. Auflage: 2020

       www.sujet-verlag.de

       Das ABC ist äußerst wichtig,

       Im Telefonbuch steht es richtig.

      Joachim Ringelnatz

      »Name?«

      »Kemal Kayankaya.«

      »Können Sie buchstabieren?«

      »Das meiste schon. Nur bei Fremdwörtern hapert’s manchmal.«

      Jakob Arjouni: Ein Mann, ein Mord (1991)

      Migrationskäse

      „Shaheen. Guten Tag.“

      „Marktforschung Krüger, mein Name ist Miriam Kleine-Holtzberg. Spreche ich mit Herrn… Ahh-miier… Scha-hien?“

      „Worum geht’s denn?

      „Herr Schahien, Sie wurden gezielt ausgewählt. Wir führen eine Studie im Auftrag unseres Kunden durch. Ich würde Sie gerne zu einem Interview einladen.“

      „Wozu?“

      „Zum Thema Frischkäse.“

      „Also, bitte!“

      „Wir zahlen Ihnen selbstverständlich eine Aufwandsentschädigung. Hätten Sie am kommenden Donnerstagnachmittag Zeit? Das wäre wunderbar. Wie gesagt, Sie wurden gezielt ausgewählt. Sie haben ja einen Migrationshintergrund.“

      „Was? Nein, habe ich nicht!“

      „Donnerstag nicht? Es ginge auch Freitag. Haben Sie da Zeit?“

      „Nein, auch nicht! Weder noch. Alles nicht, gar nichts davon. Auf Wiederhören.“

      Türkisch für Nicht-Araber (1)

      Sayın Hastalarımız!

      Was?

      Sayın Hastalarımız! – Das ist Türkisch.

      Ich war noch nie Türke.

      Ich war auch noch nie zur Kur.

      Jetzt bin ich beides.

      Kur heißt heute Reha. Die Klinik, die ich zu diesem Zweck aufsuchen soll, tut sich offenbar schwer mit meiner Nationalität. Wie überhaupt mit meiner Identität und meiner Sprachkompetenz. Und überdies auch mit meinen Ernährungsgewohnheiten. Eigentlich hatte ich erwartet, sämtliche diesbezüglichen Unklarheiten längst ausgeräumt zu haben.

      Einige Wochen vor meinem geplanten Reha-Aufenthalt hatte ich bereits einen ganzen Stoß Unterlagen per Post bekommen. „Sayın Hastalarımız“, wurde ich freundlich begrüßt. Auf Türkisch.

      „Sehr geehrter Rehabilitand, um Ihnen eine möglichst ungehinderte Aufnahme in unsere Klinik bieten zu können, ist es für uns wichtig zu wissen, wie gut Sie die deutsche Sprache verstehen bzw. sprechen.“

      Ah ja.

      „Sizler için Almanca dilinde bir tedavi mümkün olabilir mi? – Kann eine Therapie in deutscher Sprache erfolgen?“

      Sayın Hastalarımız? Therapie in deutscher Sprache?

      Was soll der Quatsch?, dachte ich. Und wäre diesem Schreiben nicht auch eine deutsche Übersetzung beigefügt gewesen, hätte ich seinen Inhalt, der mir freundlicherweise in einer irrtümlich unterstellten Muttersprache nahegebracht wurde, gar nicht zur Kenntnis nehmen können. So aber erfuhr ich, dass ich gebeten wurde, die Frage per Kreuzchen im Kästchen mit „Evet“ oder „Hayır“, Ja oder Nein zu beantworten.

      So viel Entgegenkommen muss man anerkennen.

      Ich halte es wirklich für eine sehr vorausschauende, fürsorgliche Maßnahme, Menschen, deren Muttersprache nicht die deutsche ist, komplexere Inhalte auf diese Weise zu vermitteln. Was nur leider in meinem Fall völlig unsinnig ist, so dass ich mich überhaupt nicht angesprochen fühlte und im Gegenteil annahm, diese Post sei fälschlicherweise an mich versandt worden. Ich war schon im Begriff, den umfangreichen Stapel Papiere vollständig und ungelesen dem Altpapier zu übereignen, da erfasste ich ein weiteres Formblatt. Und das ließ mich zögern. Denn mit diesem wurde ich gebeten, vorab ein „Yedi-Günlük-Gida tüketim protokolü“ zu erstellen – ein „Sieben-Tage-Verzehrprotokoll“, wie ich lernen durfte, nachdem ich das Blatt mit dem deutschen Text gefunden hatte. Wozu das in meinem Falle überhaupt nötig sein sollte, war mir nicht klar. Ich bin weder übergewichtig noch habe ich Bluthochdruck oder Herz-Kreislauf-Probleme oder dergleichen.

      Der


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