Die Abenteuer des Odysseus. Auguste Lechner

Die Abenteuer des Odysseus - Auguste Lechner


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      Auguste Lechner

      DIE ABENTEUER DES ODYSSEUS

      Neu überarbeitet

      und mit einem Glossar versehen von

      Friedrich Stephan

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      Von Auguste Lechner sind ebenfalls als E-Books erhältlich:

      Ilias

      Herkules

      Die Nibelungen

      Parzival

      König Artus

      Auguste Lechner (1905–2000) erschließt mit ihren Werken die antike und die mittelalterliche Sagenwelt der Jugend. Insgesamt erschienen von ihr 24 Bücher mit einer Gesamtauflage von weit über einer Million Exemplare. Sie wurde mit dem österreichischen Staatspreis für Literatur sowie dem Europäischen Jugendbuchpreis ausgezeichnet.

      E-Book-Ausgabe 2020

      © 1961 Verlagsanstalt Tyrolia, Innsbruck

      Umschlaggestaltung: Tyrolia-Verlag, Innsbruck

      Satz: Arena-Verlag, Würzburg

      ISBN 978-3-7022-3905-3 (E-Book)

      E-Mail: [email protected]

      Internet: www.tyrolia-verlag.at

      Dieses Buch ist gedruckt als Arena-Taschenbuch erhältlich

      (Band 50023).

      Inhalt

       Kapitel 1

       Kapitel 2

       Kapitel 3

       Kapitel 4

       Kapitel 5

       Kapitel 6

       Kapitel 7

       Kapitel 8

       Kapitel 9

       Kapitel 10

       Kapitel 11

       Worterklärungen

      1 Die letzte Schlacht um Troja war geschlagen. Der Krieg war zu Ende.

      Um einer Frau willen hatte er einst begonnen, als Paris, ein Sohn des trojanischen Königs Priamos, die schöne Helena entführte. Ihr Gemahl Menelaos, der König von Lakedaimon, und ihr Vater Tyndareos riefen die achaischen Fürsten zum Kampf gegen den Frauenräuber und die reiche Stadt der Troer auf, die den Griechen längst ein Dorn im Auge war. Sie kamen, einem Eid gehorchend, den sie Tyndareos geleistet hatten, aus allen Landschaften und von den Inseln und zogen mit ihren Kriegern gegen Troja: Agamemnon, der Bruder des Menelaos; Nestor von Pylos, den man den »Rossebändiger« nannte; Odysseus, der König von Ithaka, klug, tapfer und listenreich; die Myrmidonenfürsten Achilleus und Patroklos und andere berühmte Helden.

      Neun Jahre lang belagerten sie die Stadt, im zehnten endlich siegten sie mit List und Waffengewalt. Aber von der herrlichen Stadt und Priamos’ stolzer Feste war nichts mehr geblieben als rauchende Trümmer, eingestürzte Mauern, geplünderte Paläste und zerstörte Tempel.

      Die Männer waren im Kampf gefallen oder Gefangene der Sieger. Die Frauen wurden auf die Schiffe geschleppt, um mit der übrigen Beute als Sklavinnen nach den reichen Städten und Fürstenhäusern Achaias gebracht zu werden.

      Aber auch die Griechen vermochten sich ihres Sieges nicht zu freuen. Viele ihrer besten Helden hatten vor den Mauern Trojas den Tod gefunden: Achilleus, der Niebesiegte, der Stolz des Heeres; sein Freund Patroklos, der von Hektor erschlagen wurde; Ajax, der schönste und tapferste unter ihren Kriegern, der sich in sein eigenes Schwert stürzte.

      Tage- und nächtelang beklagte das ganze Heer seine großen Toten, ehe man ihre Leiber verbrannte und gewaltige Grabhügel über ihren Gebeinen errichtete.

      Als die Überlebenden endlich die Schiffe zur Heimfahrt rüsteten, entstand Streit zwischen ihren Führern. So fügten es die Götter, die den Achaiern zürnten: Denn es waren viele Untaten in diesem Krieg geschehen. Hass, Grausamkeit und Habgier hatten schreckliches Unheil gestiftet, wie es stets geschieht, wenn die Menschen die Waffen gegeneinander erheben.

      Darum beschlossen Zeus und Pallas Athene dem Heere der Achaier eine bittere Heimkehr zu bereiten.

      Es begann damit, dass Athene Zwietracht säte zwischen den Atreussöhnen Menelaos und Agamemnon.

      Die beiden Brüder riefen eines Abends gegen alle Sitte bei sinkender Sonne ihre Krieger zum Rat zusammen. Die Männer kamen, trunken vom Wein, von Kampf und Sieg. Menelaos begann zuerst zu reden. »Wir wollen nun heimkehren! Lange genug sind wir in der Fremde und viele Leiden haben wir ertragen. Bereitet also die Schiffe zur Fahrt, so schnell ihr könnt!«

      Seinem Bruder Agamemnon missfiel aber diese Rede. Ihm graute vor dem Zorn der Götter um all der bösen Dinge willen, die geschehen waren, und er gedachte, sie durch reichliche Opfer zu versöhnen, ehe er mit dem Heer die gefahrvolle Reise über das weite wilde Meer begann. Armer Tor, er wusste nicht, dass seine Hekatomben vergebens sein würden und dass sein schreckliches Geschick schon bestimmt war!

      »Nein«, rief er heftig, »wir bleiben hier so lange, bis die Opfer vollendet sind, die ich darzubringen gedenke!«

      Menelaos widersprach und alsbald war ein lauter Streit zwischen den Brüdern im Gange. Und schnell, wie ein Feuer alles ringsum erfasst, griff er um sich. Zornige Rufe erschollen aus den Reihen der Krieger, die einen stimmten Menelaos zu, die anderen meinten, Agamemnon habe recht. Sie schrien einander ins Gesicht, ihre Fäuste fuhren in die Höhe oder zuckten zur Hüfte, wo die Schwerter hingen.

      Allmählich kam die Nacht und sie wurden des Streitens müde, aber sie legten sich dennoch nicht zum Schlaf nieder. Sie hockten an den Feuern, die einen hüben, die anderen drüben, stierten einander grimmig an und brüteten Unheil aus. Da und dort saßen ein paar von den Führern abseits und berieten insgeheim.

      Am Morgen aber, als Eos, die Göttin mit den rosigen Fingern, am Himmel emporstieg, machten sich die ersten daran, die Schiffe ins Wasser zu ziehen; die Masten wurden aufgestellt, die Segel gehisst, Ruder und alles nötige Gerät bereitgelegt und die Beute auf die Schiffe gebracht. Die Männer arbeiteten schnell und stumm, mit düsteren Gesichtern. Eine ungewisse Furcht hatte sich ihrer bemächtigt, als stünde ihnen Böses bevor.

      Auch den Fürsten gefiel der Lauf der Dinge keineswegs: Denn immer ist Zwietracht unter den eigenen Leuten der schlimmste Feind. Darum hatten Nestor, Menelaos, Odysseus und einige andere beschlossen, sogleich abzufahren, ehe etwa noch ihre Krieger die Waffen gegeneinander erhoben.

      So saßen alsbald die Männer in Reihen auf den Ruderbänken und langsam bahnten sich die Kiele ihren Pfad durch die graue Salzflut. Schwarz ragten die hohen Schiffswände aus dem Wasser, aus starken Bohlen zusammengefügt, die Ruder hoben und senkten


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