Praxiseinstieg Machine Learning mit Scikit-Learn, Keras und TensorFlow. Aurélien Géron

Praxiseinstieg Machine Learning mit Scikit-Learn, Keras und TensorFlow - Aurélien Géron


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wählen das auf dem Validierungsdatensatz am besten abschneidende Modell und die Hyperparameter aus. Nach diesem Hold-out-Validierungsprozess trainieren Sie das beste Modell mit dem vollständigen Trainingsdatensatz (einschließlich des Validierungsdatensatzes) und erhalten so das endgültige Modell. Schließlich führen Sie einen einzelnen abschließenden Test an diesem finalen Modell mit dem Testdatensatz durch, um den Verallgemeinerungsfehler abzuschätzen.

      Dieses Vorgehen funktioniert meist ziemlich gut. Ist aber der Validierungsdatensatz zu klein, wird die Modellbewertung ungenau sein – Sie landen eventuell unabsichtlich bei einem suboptimalen Modell. Ist der Validierungsdatensatz hingegen zu groß, wird der verbleibende Trainingsdatensatz viel kleiner sein als der vollständige Trainingsdatensatz. Warum ist das schlecht? Nun, da das finale Modell mit dem vollständigen Trainingsdatensatz trainiert werden wird, ist es nicht ideal, Modellkandidaten zu vergleichen, die mit einem viel kleineren Trainingsdatensatz trainiert wurden. Das wäre so, als würden Sie den schnellsten Sprinter auswählen, damit er an einem Marathon teilnimmt. Eine Möglichkeit, dieses Problem zu lösen, ist eine wiederholt durchgeführte Kreuzvalidierung mit vielen kleinen Validierungsdatensätzen. Jedes Modell wird einmal per Validierungsdatensatz geprüft, nachdem es mit dem Rest der Daten trainiert wurde. Durch ein Mitteln aller Bewertungen eines Modells können Sie dessen Genauigkeit deutlich besser bestimmen. Es gibt aber einen Nachteil: Die Trainingsdauer wird mit der Anzahl der Validierungsdatensätze multipliziert.

       Datendiskrepanz

      In manchen Fällen kommt man zwar leicht an große Mengen an Trainingsdaten, diese sind aber keine perfekte Repräsentation der im Produktivumfeld verwendeten Daten. Stellen Sie sich zum Beispiel vor, Sie wollten eine Mobil-App bauen, die Bilder von Blumen aufnimmt und automatisch deren Spezies bestimmt. Sie können problemlos Millionen von Blumenbildern aus dem Web laden, aber sie werden nicht perfekt die Bilder repräsentieren, die tatsächlich mit der App auf einem Smartphone aufgenommen werden. Vielleicht haben Sie nur 10.000 repräsentative Bilder (also solche, die mit der App aufgenommen wurden). In diesem Fall ist es am wichtigsten, daran zu denken, dass der Validierungsdatensatz und der Testdatensatz in Bezug auf die produktiv genutzten Daten so repräsentativ wie möglich sein müssen, daher sollten sie nur aus repräsentativen Bildern bestehen: Sie können sie mischen, die eine Hälfte in den Validierungsdatensatz und die andere in den Testdatensatz stecken (wobei Sie darauf achten müssen, keine Dubletten oder Nahezu-Dubletten in beiden Sets zu haben). Aber beobachten Sie nach dem Trainieren Ihres Modells mit den Bildern aus dem Web, dass die Genauigkeit des Modells beim Validierungsdatensatz enttäuschend ist, werden Sie nicht wissen, ob das daran liegt, dass das Modell bezüglich des Trainingsdatensatzes overfittet oder ob es einfach einen Unterschied zwischen den Bildern aus dem Web und denen aus der App gibt. Eine Lösung ist, einen Teil der Trainingsbilder (aus dem Web) in einen weiteren Datensatz zu stecken, den Andrew Ng als Train-Dev-Set bezeichnet. Nachdem das Modell trainiert wurde (mit dem Trainingsdatensatz, nicht mit dem Train-Dev-Set), können Sie es auf das Train-Dev-Set loslassen. Funktioniert es dort gut, hat das Modell kein Overfitting bezüglich des Trainingsdatensatzes. Ist die Genauigkeit beim Validierungsdatensatz schlecht, muss das Problem aus der Datendiskrepanz entstanden sein. Sie können versuchen, die Lösung des Problems durch eine Vorverarbeitung der Webbilder anzugehen, sodass sie mehr wie die Bilder aus der App aussehen, und dann das Modell neu zu trainieren. Funktioniert das Modell hingegen schlecht mit dem Train-Dev-Set, muss es bezüglich des Trainingsdatensatzes overfittet sein, und Sie sollten versuchen, das Modell zu vereinfachen oder zu regularisieren sowie mehr Trainingsdaten zu erhalten und diese zu säubern.

       Das No-Free-Lunch-Theorem

      Ein Modell ist eine vereinfachte Version der Beobachtungen. Die Vereinfachung soll überflüssige Details eliminieren, die sich vermutlich nicht auf neue Datenpunkte verallgemeinern lassen. Um allerdings zu entscheiden, welche Daten zu verwerfen und welche beizubehalten sind, müssen Sie Annahmen treffen. Beispielsweise trifft ein lineares Modell die Annahme, dass die Daten grundsätzlich linear sind und die Distanz zwischen den Datenpunkten und der Geraden lediglich Rauschen ist, das man ignorieren kann.

      In einem berühmten Artikel aus dem Jahr 1996 (https://homl.info/8)11 zeigte David Wolpert, dass es keinen Grund gibt, ein Modell gegenüber einem anderen zu bevorzugen, wenn Sie absolut keine Annahmen über die Daten treffen. Dies nennt man auch das No-Free-Lunch-(NFL-)Theorem. Bei einigen Datensätzen ist das optimale Modell ein lineares Modell, während bei anderen ein neuronales Netz am besten geeignet ist. Es gibt kein Modell, das garantiert a priori besser funktioniert (daher der Name des Theorems). Der einzige Weg, wirklich sicherzugehen, ist, alle möglichen Modelle zu evaluieren. Da dies nicht möglich ist, treffen Sie in der Praxis einige wohlüberlegte Annahmen über die Daten und evaluieren nur einige sinnvoll ausgewählte Modelle. Bei einfachen Aufgaben könnten Sie beispielsweise lineare Modelle mit unterschiedlich starker Regularisierung auswerten, bei einer komplexen Aufgabe hingegen verschiedene neuronale Netze.

       Übungen

      In diesem Kapitel haben wir einige der wichtigsten Begriffe zum Machine Learning behandelt. In den folgenden Kapiteln werden wir uns eingehender damit beschäftigen und mehr Code schreiben, aber zuvor sollten Sie sicherstellen, dass Sie die folgenden Fragen beantworten können:

      1 Wie würden Sie Machine Learning definieren?

      2 Können Sie vier Arten von Aufgaben nennen, für die Machine Learning gut geeignet ist?

      3 Was ist ein gelabelter Trainingsdatensatz?

      4 Was sind die zwei verbreitetsten Aufgaben beim überwachten Lernen?

      5 Können Sie vier häufig anzutreffende Aufgaben für unüberwachtes Lernen nennen?

      6 Was für einen Machine-Learning-Algorithmus würden Sie verwenden, um einen Roboter über verschiedene unbekannte Oberflächen laufen zu lassen?

      7 Welche Art Algorithmus würden Sie verwenden, um Ihre Kunden in unterschiedliche Gruppen einzuteilen?

      8 Würden Sie die Aufgabe, Spam zu erkennen, als überwachte oder unüberwachte Lernaufgabe einstufen?

      9 Was ist ein Onlinelernsystem?

      10 Was ist Out-of-Core-Lernen?

      11 Welche Art Lernalgorithmus beruht auf einem Ähnlichkeitsmaß, um Vorhersagen zu treffen?

      12 Worin besteht der Unterschied zwischen einem Modellparameter und einem Hyperparameter eines Lernalgorithmus?

      13 Wonach suchen modellbasierte Lernalgorithmen? Welche Strategie führt am häufigsten zum Erfolg? Wie treffen sie Vorhersagen?

      14 Können Sie vier der wichtigsten Herausforderungen beim Machine Learning benennen?

      15 Welches Problem liegt vor, wenn Ihr Modell auf den Trainingsdaten eine sehr gute Leistung erbringt, aber schlecht auf neue Daten verallgemeinert? Nennen Sie drei Lösungsansätze.

      16 Was ist ein Testdatensatz, und warum sollte man einen verwenden?

      17 Was ist der Zweck eines Validierungsdatensatzes?

      18 Was ist das Train-Dev-Set, wann brauchen Sie es, und wie verwenden Sie es?

      19 Was kann schiefgehen, wenn Sie Hyperparameter mithilfe der Testdaten einstellen?

      Lösungen zu diesen Übungsaufgaben finden Sie in Anhang A.

       KAPITEL 2

       Ein Machine-Learning-Projekt von A bis Z

      In diesem Kapitel werden Sie ein Beispielprojekt vom Anfang bis zum Ende durchleben. Wir nehmen dazu an, Sie seien ein frisch angeheuerter Data


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