Zukunft gestalten: JETZT. Jakob von Uexküll

Zukunft gestalten: JETZT - Jakob von Uexküll


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und Bewahrung des Planeten Erde umsetzen – Gesetze, die bessere Lebensbedingungen für heutige und künftige Generationen fördern.

      Jakob von Uexküll nennt die Preisträger des „Alternativen Nobelpreises“, der jedes Jahr in Stockholm vergeben wird, ‚Messengers of Hope’. Sie sind Umweltschützer, Friedenskämpfer, und Menschenrechtsaktivisten. Sie reden oder schreiben nicht nur über ihre jeweiligen „Projekte der Hoffnung“, sie leben sie. Und sie kommen nicht nur aus dem industrialisierten Westen, sondern von überall auf der Welt, meistens aus nicht-industrialisierten Ländern, und insbesondere aus den sogenannten Entwicklungsländern. Ihre Konzepte und Lösungen sind von großer Bedeutung, denn sie schaffen eine Verbesserung der Lebensbedingungen der armen Mehrheit der Weltbevölkerung.

      Der Preis verschafft ihnen und ihren Projekten eine breite Öffentlichkeit und ihre Arbeit wird international gewürdigt. Diese Anerkennung bewahrt sie davor, ignoriert oder bekämpft zu werden. Mit dem Augenmerk auf die nicht-industrialisierten Länder fordert Jakob von Uexküll den Status quo des westlichen Blicks auf die Dinge heraus, um auch insbesondere in den Ländern des Südens nach Lösungen zu suchen. Damit will er dafür sorgen, dass die industrialisierte Welt die restliche Welt nicht ignorieren kann. In der globalisierten Welt von heute können wir nur gemeinsam die Herausforderungen und Probleme meistern, da sie uns alle gleichermaßen betreffen.

      Insofern ist Jakob von Uexküll ein echter Vorreiter. So wurde bereits am 10. Dezember 2004 die Menschenrechtsaktivistin Wangari Maathai von Jakob von Uexküll mit dem Alternativen Nobelpreis für ihre Projekte zum Erhalt des afrikanischen Waldes ausgezeichnet. Erst 20 Jahre später erhielt sie für diese Kampagne den Friedensnobelpreis – den renommiertesten Preis der Welt.

      Mit seinem Anspruch, sich nicht damit zufrieden zu geben, dass man weiß, was falsch läuft, jedoch nichts dagegen unternimmt, fordert von Uexküll jeden Einzelnen von uns heraus, sich zu engagieren.

      Doch weiß er auch, wie wichtig eine gute Gesetzgebung ist, um vorhandene Lösungen zum Schutz und Erhalt des ökologischen Systems und somit des Lebens heutiger und zukünftiger Generationen abzusichern. Deshalb hat der Ende 2007 von ihm und Herbert Girardet gegründete Weltzukunftsrat gerade die Aufgabe sich mit einem Zusammenschluss von Bürgerrechtlern, Politikern, Akademikern, Humanisten und privat und öffentlich engagierten Menschen sowohl dafür einzusetzen, dass weltweit die besten politischen Konzepte zur Anwendung kommen, wie auch daran zu arbeiten, dass die Themen, die entscheidend für das Leben und Überleben zukünftiger Generationen sind, entsprechend in politischen und gesellschaftlichen Entscheidungsprozessen verankert werden.

      Der Weltzukunftsrat versteht sich als Stimme, Advokat und Fürsprecher zukünftiger Generationen weltweit. Sein Mandat ist es, durch verantwortungsvolles und nachhaltiges Handeln effektive und nachhaltige politische Konzepte zu verbreiten und sich für deren Umsetzung einzusetzen. Er ist verpflichtet, dafür zu sorgen, dass die Politik das Universalrecht der nächsten Generationen, unter gerechten und friedlichen Lebensbedingungen in einer gesunden Umwelt aufzuwachsen, sicherstellt.

      Wie Jakob von Uexküll müssen sich alle engagieren. Unsere aktive Teilhabe am Schutz unserer Umwelt ist nicht verhandelbar. Diese Tatsache wird weltweit mehr und mehr zur Kenntnis genommen. Unermüdlich reist Jakob von Uexküll um die Welt, um mit Reden und Vorträgen diese Botschaft zu vermitteln und zu verbreiten. Für viele Organisationen, Think Tanks, politische Parteien und Regierungen ist er zur Instanz geworden, wenn es um Fragen des Klimawandels und nachhaltigen ökonomischen Wachstums geht. Von sich sagt von Uexküll: „Wenn ich den Zustand der Welt betrachte, werde ich ungeduldig, aber ich bin auch ein Possibilist, denn ich sehe die Möglichkeiten, das Potential, das wir haben. Und dann bin ich überzeugt, dass es gelingen kann, dass wir die Welt noch retten können, solange wir es nur richtig machen.“

      Jakob von Uexküll macht es richtig. Machen wir mit, damit eine bessere Zukunft für unsere Kinder und Kindeskinder einigermaßen gesichert sein kann.

       Future Policy Award 2015 – Gold: Sansibars Kindergesetz, Vereinigte Republik Tansania, 2011

      2015 wurde Sansibars wegweisendes Kindergesetz mit dem Future Policy Award ausgezeichnet. Es legt die Grundlage für ein koordiniertes Kinderschutzsystem, um die Rechte von Kindern zu stärken. Es reagiert auf Gewalt und Missbrauch und regelt Sorgerecht, Pflegeelternschaft und Vormundschaft und legt die Verantwortlichkeit von Fachleuten und Institutionen bei der Bereitstellung von Dienstleistungen für den Schutz von Kindern fest. Seit seiner Einführung im Jahr 2011 hat dieses Gesetz die Position von Kindern in Sansibars Gesellschaft spürbar gestärkt.

      Im Rahmen einer partizipativ entwickelten 5-jährigen Kinderrechts-Reformstrategie wurden u. a. regionale und nationale Kinderräte, spezialisierte Kindergerichtshöfe und Polizeistationen mit geschulten Ansprechpersonen für von Gewalt betroffene Kinder und Frauen eingerichtet.

       Menschen von Morgen

      Warum leben wir mit Problemen, die wir lösen können? Die Antworten sind entweder resignativ und pessimistisch (zu spät) oder naiv-optimistisch (die da oben oder irgendeine Erfindung werden uns noch retten). Beide Haltungen sind bequem aber unverantwortlich: Man wird ja nicht gefordert.

      Ist es aber nicht wirklich schon zu spät? Es ist in der Tat sehr spät, und wir haben in den letzten Jahrzehnten viel Zeit verloren. Aber ich bin überzeugt, dass wir noch die Chance haben, den Klimawandel – die umfassendste Bedrohung weltweit – global zu begrenzen, auch wenn einige Regionen der Welt zunehmend unbewohnbar werden. Dies erfordert jedoch auf vielen Gebieten Umsteuerung und eine bespiellose Mobilisierung, und zwar in den nächsten Jahren und nicht in Jahrzehnten.

      Ist das nicht vollkommen illusorisch? Nein, denn unsere Energie-Versorgung können wir schon mit heute bekannten Technologien zu 100 % mit erneuerbaren Energien decken. Der Wille dazu ist, wie ich aus persönlichen Gesprächen weiß, auch bei der chinesischen Regierung an höchster Stelle vorhanden, sodass unsere Regierungen sich nicht mehr mit dem Hinweis auf China vor der eigenen Verantwortung drücken können!

      Wir tragen heute die Verantwortung für die Lebensgrundlage aller zukünftigen Generationen, denn unsere Entscheidungen (oder eben Nicht-Entscheidungen!) werden über ihre Lebensqualität, vermutlich sogar über ihr Überleben entscheiden. Nie zuvor hatten menschliche Entscheidungen solch tiefgreifende und langfristige Konsequenzen.

      Ernst Bloch, der Philosoph der Hoffnung, sagte, der Preis des menschlichen freien Willens sei das Risiko, dass der große historische Augenblick auf ein zu kleines Menschengeschlecht trifft, das der Aufgabe nicht gewachsen ist. Ob das so sein wird, liegt jetzt an jedem von uns.

      Der Klimawandel ist nicht unsere einzige Herausforderung. Auch die Zerstörung der Artenvielfalt, die beispiellose Versäuerung der Meere, die zunehmende Erosion von Ackerland und die Verknappung wichtiger Naturgüter bedrohen die Zukunft.

      Ich bezeichne mich trotzdem als „Possibilist“, weil ich weiß, dass viele Lösungen nicht nur existieren, sondern sich sehr schnell verbreiten können.

      Seit mehr als 35 Jahren zeigt der Alternative Nobelpreis, was einzelne Menschen und Initiativen erreichen können. Ein Preisträger von 2013, der Schweizer Dr. Hans Herren, hat – nachdem die „modernen“ Methoden versagten – mit seiner biologischen Schädlingsbekämpfung zur Rettung der Maniok-Wurzel in Afrika nach UN-Schätzungen mindestens 20 Millionen Menschen vor dem Hungertod gerettet. Er ist einer von inzwischen weit über hundert Preisträgern.

      Bereits vor zehn Jahren wurde mir allerdings auch klar, dass die Unterstützung solcher „best practice“-Lösungen – Projekte der Hoffnung, wie sie oft genannt werden – noch nicht ausreicht, um eine rechtzeitige Wende zu erreichen. Die herrschenden Institutionen sind zu unbeweglich und die derzeitigen Handlungsanreize falsch, ja pervers, um diesen Lösungen den nötigen Durchbruch zu ermöglichen.

      Denn Menschen, Gesellschaften,


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