Strategie und strategisches Management. Группа авторов
lassen sich strategische Entscheidungen primär durch folgende Merkmale beschreiben:
Langfristige Ausrichtung: Strategische Entscheidungen betreffen die langfristige Ausgestaltung und Ziele einer Organisation und unterscheiden sich demgemäß von kurzfristigen operativen Entscheidungen. In diese Richtung weist auch die Aussage, dass sich strategische Entscheidungen mit der Schaffung von (Erfolgs-)Potenzialen beschäftigen, operative Entscheidungen mit deren Nutzung.
Gesamthaftigkeit: Strategische Entscheidungen betreffen das Ganze und die Teile einer Organisation, die Teile jedoch nie getrennt vom Ganzen und den anderen Teilen. Zweckmäßige strategische Entscheidungen müssen somit gleichzeitig die Gesamtorganisation, deren einzelne Geschäftsbereiche und deren einzelne Funktionsbereiche umfassen. Operative Entscheidungen beziehen sich demgegenüber i.d.R. auf überschaubare Teilbereiche einer Organisation.
Erhöhte Bedeutung der Außenwelt der Organisation: Fundierte und nachhaltige strategische Entscheidungen bedürfen einer eingehenden Betrachtung des Umfelds der Organisation und ihrer Geschäftsbereiche. Das wirtschaftliche, politische, soziale und ökologische Umfeld sind ebenso eingehend zu betrachten wie die Wettbewerbs-, Angebots- und Nachfragesituation auf den relevanten Märkten der Organisation. Auch operative Entscheidungen haben externe Faktoren zu berücksichtigen, können jedoch aufgrund ihres Wirkungszeitraums öfter von Ceteris-paribus-Bedingungen betreffend das Umfeld und den Markt ausgehen.
Gleichwertige Bedeutung der Innensicht der Organisation: Ressourcen und Kompetenzen. Ebenso wichtig wie die Betrachtung der Außenwelt ist die objektive und offene Analyse der eigenen Fähigkeiten. Die ehrliche und nüchterne Betrachtung der eigenen Kompetenzen und Ressourcen ist ein maßgeblicher limitierender Faktor für strategische Entscheidungen, obgleich natürlich auch diese mittels strategischer Entscheidungen verändert und erweitert werden können. Operative Entscheidungen gehen demgegenüber – analog zur Außensicht – eher von aktuellen Gegebenheiten aus und beschäftigen sich seltener explizit mit dieser Thematik.
Bedeutung von Werten und Erwartungen verschiedener Interessengruppen: Strategische Entscheidungen finden wegen ihrer langfristigen Ausrichtung und ihrer Bedeutung für die Gesamtorganisation i.d.R. reges Interesse verschiedener Interessengruppen der Organisation. Als Beispiele seien genannt: Eigentümer, Aufsichtsorgane, Geschäftsführung, Mitarbeiter, Kunden, Partner. Diese Interessengruppen angemessen zu berücksichtigen und häufig auch in geeigneter Weise am strategischen Entscheidungsprozess zu beteiligen, stellt eine besondere Herausforderung dar. Demgegenüber finden operative Entscheidungen i.d.R. kein vergleichbares breites Interesse und werden oft ohne wesentliches Hinterfragen den zuständigen Experten überlassen.
1.2 Charakteristika strategischer Entscheidungen
Aus den angeführten kennzeichnenden Eigenschaften strategischer Entscheidungen lassen sich folgende Charakteristika ableiten, die für deren Ausgestaltung und Steuerung beachtet werden sollten:
Die langfristige Ausrichtung strategischer Entscheidungen führt einerseits dazu, dass diese Entscheidungen typischerweise eine längerfristige Bindung für die Organisation mit sich bringen und oft auch mit hohem Ressourcen-Einsatz – insbesondere Investitionen – verbunden sind. Daher sind diese wirtschaftlich von großer Bedeutung und sollten entsprechend fundiert auf Basis einer ausreichend umfangreichen und detaillierten Analyse getroffen werden. Vielleicht paradoxerweise führt die mit dieser Art von Entscheidungen verbundene langfristige Ausrichtung aber auch dazu, dass strategische Entscheidungen im Zeitablauf auch wieder angepasst und verändert werden können, oft ohne dass die strategische Grundausrichtung als Ganze in Frage gestellt wird. Dies resultiert daraus, dass strategische Entscheidungen aufgrund ihres Umfangs und ihres Zeithorizonts oft nicht unmittelbar und vollständig in vertraglich oder sonst verbindliche operative Entscheidungen umgesetzt werden.
Die Gesamthaftigkeit strategischer Entscheidungen führt insbesondere zu folgenden zwei Charakteristika: Komplexität und organisatorischer Wandel. Die Komplexität ist darin begründet, dass bei strategischen Entscheidungen gleichzeitig die Gesamtorganisation, deren Geschäftsbereiche und deren Funktionsbereiche berücksichtigt und die diesbezüglichen (Teil-)Entscheidungen aufeinander abgestimmt werden müssen. Damit ist es notwendig, über die oft eingeschränkte Perspektive organisatorisch abgegrenzter Verantwortungsbereiche und deren Konzentration auf das Tagesgeschäft hinauszublicken. Andererseits sind strategische Entscheidungen, im Gegensatz zum oft inkrementalen Charakter operativer Entscheidungen, mit größeren Veränderungen und Entwicklungen für die Organisation verbunden und bringen damit einen organisatorischen Wandel mit sich, der es oft notwendig macht, dass strategische Prozesse auch von einem mehr oder weniger ausgeprägten Change Management begleitet werden.
Die hohe Bedeutung einer umfassenden Außen- und Innensicht der Organisation hat ebenfalls zwei fundamentale Auswirkungen: Notwendigkeit einer Struktur und Umfang der Analyse. Um fundierte strategische Analysen durchführen und Entscheidungen treffen zu können, ist es erforderlich, den strategischen Analysebereich zu strukturieren. Dies betrifft v.a. die geeignete Strukturierung in Geschäfts- und Funktionsbereiche, aber auch die Identifikation von Entscheidungsfeldern auf Gesamtorganisations- und Zusammenarbeitsebene. Das Erfordernis einer umfassenden und multidimensionalen Analyse in Außen- und Innensicht führt dazu, dass der Ressourcen-Einsatz für die Analyse und die Zeitdauer für die Ableitung definitiver Entscheidungen typischerweise deutlich länger ist, als dies bei operativen Entscheidungen der Fall ist.
Die Bedeutung von Werten und Erwartungen verschiedener Interessengruppen führt dazu, dass der Kreis von Beteiligten zur Ableitung von strategischen Entscheidungen wesentlich größer ist als bei operativen Entscheidungen. Natürlich können strategische Entscheidungen auch von einer oder wenigen Personen getroffen werden, aber dann ist die Einbeziehung breiterer Personenkreise spätestens bei der Umsetzung erforderlich und es kann dann in dieser Phase auch eher dazu kommen, dass getroffene strategische Entscheidungen revidiert werden müssen. Die Einbeziehung eines großen Kreises von Interessengruppen mit auch unterschiedlichen Interessen stellt eine intensive organisatorische Herausforderung dar, wie sie bei operativen Entscheidungen nicht gegeben ist. Strategische Entscheidungen stellen besondere Anforderungen an die Projektmanagement- und Moderationsfähigkeiten in einer Organisation.
1.3 Aufbau des Beitrags
Der Aufbau dieses Beitrags orientiert sich an der klassischen Vorgehensweise strategischer Entscheidungsfindung, wie sie auch die Fachliteratur zum strategischen Management[2] prägt: der Entscheidungsprozess beginnt mit einer Analyse des Umfelds der Organisation und ihrer eigenen strategisch relevanten Fähigkeiten. Auf diesen Analysen bauen die Entscheidungen in Bezug auf die Strategie auf Gesamtunternehmensebene einerseits und in Bezug auf Geschäftsbereichs- und Funktionsbereichsstrategien andererseits auf. Im Anschluss an diese Darstellung geht der Beitrag auf die besondere Bedeutung der Stakeholder für strategische Entscheidungen ein. Abschließend wird die Balanced Scorecard (BSC) als Instrument dargestellt, um strategische Entscheidungen konkret und verbindlich zu machen.
Die genannten Themengebiete werden zunächst hinsichtlich ihrer theoretischen Grundlagen dargestellt. Zu den einzelnen Punkten werden die praktischen Herausforderungen und die Umsetzung in einem Strategieprojekt in einem mittelgroßen Finanzdienstleistungskonzern (Total Assets ca. 10 Mrd. EUR) dargestellt, in dem der Autor Projektleitungsverantwortung getragen hat (aktualisiertes Fallbeispiel). Der Finanzdienstleistungskonzern war zum Zeitpunkt der Strategieentwicklung in fünf Geschäftsfeldern tätig (Universalbankgeschäft, Private Banking, Leasinggeschäft, Versicherungsvermittlung und -beratung sowie Eigengeschäft (Treasury)). Das Marktgebiet war primär regional definiert (Bundesland), der Finanzdienstleistungskonzern expandierte jedoch in eine Nachbarregion in einem anderen Mitgliedsstaat der Europäischen Union (EU) sowie als Nischenanbieter in mehrere urbane Zentren im eigenen Land und in benachbarten Ländern (in- und außerhalb der EU). Die Strategie hatte einen Zeithorizont von fünf Jahren.
Der Beitrag schließt mit einer generellen Betrachtung von Status und Entwicklungsanforderungen