Seewölfe - Piraten der Weltmeere 658. Jan J. Moreno

Seewölfe - Piraten der Weltmeere 658 - Jan J. Moreno


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      Impressum

      © 1976/2020 Pabel-Moewig Verlag KG,

      Pabel ebook, Rastatt.

      eISBN: 978-3-96688-072-5

      Internet: www.vpm.de und E-Mail: [email protected]

       Jan J. Moreno

       Verraten und verkauft

       Sie sind Gäste des Padischah – aber auch der Tod wurde eingeladen

      Die Nacht war unheimlich und hallte wider von den beängstigenden Lauten des Dschungels. An Schlaf dachte keiner der vier schiffbrüchigen Portugiesen. Die Entermesser in Händen, starrten sie in das dampfende, undurchdringlich scheinende Dickicht des Waldes.

       Ribeira phantasierte. Er fieberte und fror abwechselnd, aber die Vergiftungserscheinungen klangen allmählich ab. Unvermittelt sprang er auf. „Da ist ein Schiff!“ rief er. „Hört ihr?“

      Alle Gefahren vergessend, bahnte er sich einen Weg durch die verfilzten Mangroven. Die Gefährten folgten ihm – Kapitän DeLuz riß sogar noch einen glimmenden Ast aus dem Feuer.

      „Jemand singt die Fadentiefe aus“, behauptete Ribeira.

      Kurze Zeit später standen sie bis zu den Hüften im schlammigen Uferwasser und winkten und brüllten sich die Seele aus dem Leib. Aber niemand hörte sie.

       Flußaufwärts verschwand die Silhouette der kleinen Galeone in der Nacht. Das Schiff, zweifellos ein Portugiese, lief unter Segeln gute Fahrt …

       Die Hauptpersonen des Romans:

      Francis Ruthland – sieht seine böse Saat aufgehen: Die Arwenacks werden überrumpelt und als „Piraten“ zum Tode verurteilt.

      Enrile DeLuz – sein Schiff ist zum Teufel, aber er schafft es, mit drei Überlebenden nach Surat zurückzukehren.

      Don Juan de Alcazar und Blacky – sie sind die einzigen Arwenacks, die den Häschern des Padischah entwischen.

      Philip Hasard Killigrew – tappt ahnungslos in eine Falle, die ihm ein Unbekannter gestellt hat.

       Inhalt

       Kapitel 1

       Kapitel 2

       Kapitel 3

       Kapitel 4

       Kapitel 5

       Kapitel 6

       Kapitel 7

       Kapitel 8

       1.

      Das Geräusch schleichender Schritte auf dem Achterdeck der Schebecke weckte den Seewolf aus seinem ohnehin leichten Schlaf.

      In der Ferne bellte ein Hund, die heiseren Rufe von Sumpfvögeln hallten über den Fluß, und unter dem Rumpf des Schiffes gluckerte das Wasser. Philip Hasard Killigrew zögerte nur kurz, bevor er sich aus der Koje schwang und seine Kammer verließ. Wegen der immer drängender werdenden Ahnung einer nahen Gefahr schlief er seit der Ankunft in Surat in voller Kleidung.

      Die Nacht war warm und sternenklar. Der leichte Westwind trug den Geruch des feuchten Urwalds mit sich, mitunter wehte auch ein Schwall berauschend süßer Düfte über den Tapti-Fluß.

      Stenmark, der blonde Schwede, ging auf der Kuhl Wache. Als er Hasard bemerkte, deutete er nach unten.

      Vor dem Hintergrund der funkelnden Sterne zeichnete sich eine hochgewachsene Gestalt ab. Der Mann saß auf dem Schanzkleid. Er winkte, als er den Seewolf auf den Stufen des Niederganges sah.

      „Bis zur Morgendämmerung sind es noch gut zwei Stunden, Don Juan“, sagte Hasard.

      Der Spanier vollführte eine ausschweifende Handbewegung.

      „Dieses Fleckchen Erde ist ein kleines Paradies, mein Freund. In Nächten wie dieser unter Deck zu verweilen, erscheint mir wie sinnlos vergeudete Zeit. Und du denkst ähnlich, sonst wärst du nicht hier oben.“

      Der Seewolf verzichtete darauf, klarzustellen, daß ihn Don Juans Schritte an Deck gelockt hatten.

      „Ich konnte nicht schlafen“, erwiderte er. „Die Begegnung mit dem Padischah bedeutet viel für uns.“

      Don Juan de Alcazar kniff die Brauen zusammen und musterte ihn überrascht.

      „Du sorgst dich wegen der englischen Karavelle? Die Kerle sind keine ernsthaften Konkurrenten. Zugegeben, ihre rauhe Art, zum Padischah vorzudringen, hatte Erfolg, aber ob sie damit auf große Gegenliebe stießen, bleibt fraglich.“

      Das Keckern einer Affenhorde hallte über die Nebenbucht, in der die Schebecke vertäut lag. Vom Geschrei der Affen aufgeschreckt, zog ein riesiger Vogelschwarm schwerfällig über den Fluß davon. Hinter den Magazinen des Kaufmanns Rahid trompetete ein Elefant. Und auf der Großteil begann prompt der Bordschimpanse Arwenack zu zetern, der sich in seiner Ruhe gestört fühlte.

      Hasard lehnte sich an die Brüstung. Sinnend blickte er über die schlafende Stadt.

      Wo das Gewirr der Häuser und Hütten am dichtesten war, ragte schlank und zerbrechlich ein Minarett auf. In den frühen Morgenstunden, zwischen Morgenröte und Sonnenaufgang, würde der Muezzin von dort zum Gebet rufen. Fast am entgegengesetzten Ende Surats, trotz der Dunkelheit golden schimmernd, erhob sich der reich verzierte Hindutempel. Ungefähr zwischen diesen beiden Bauwerken, inmitten weitläufiger Gärten, ragte der Palast des Padischah auf.

      „Dieses Land übt einen eigenartigen Reiz aus“, sagte Don Juan. „Findest du nicht?“

      Hasard nickte. Vielleicht, dachte er, empfand Juan de Alcazar die Fremdartigkeit Hindustans noch eindringlicher. Weil er im Grunde seines Herzens Spanier geblieben war und es ihm schwerfiel, mit anzusehen, wie sich Portugiesen und Engländer anschickten, zumindest in diesem Teil der Welt der Seemacht Spanien den Rang abzulaufen.

      Vor allem die Niederländer trumpften auf, waren doch erst vor einem Jahr achtzig Handelsschiffe der Generalstaaten in die südlichen Meere aufgebrochen, nachdem zuvor vier niederländische Kauffahrer das Südkap Afrika gerundet hatten und durch den Indischen Ozean bis nach Java gesegelt waren.

      „Indiens Geheimnisse sind wahrscheinlich ebenso groß wie seine Reichtümer“, sagte der Seewolf. „Wir können leider nur Vermutungen anstellen, was in den Köpfen von Hindus und Moslems vorgeht.“

      „Sie treiben mit den Portugiesen Handel, also werden sie auch uns nicht unverrichteter Dinge ziehen lassen. Rahid ist das beste Beispiel dafür.“

      „Wahrscheinlich hast du recht, und meine Sorgen sind unbegründet.“ Philip Hasard Killigrew sog tief die würzige Luft in seine Lungen. Eine Weile stand er unbewegt, wie zur Salzsäule erstarrt, aber als er sich umwandte, lag ein herausforderndes Glitzern in seinen Augen. „Bis zum Mittag wissen wir mehr“, sagte er zuversichtlich.

      Der neue Morgen brachte düstere, schwere Wolkenbänke. Ein auffrischender Wind


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