Der Himmel küsst die Erde. Karl-Heinz Fleckenstein

Der Himmel küsst die Erde - Karl-Heinz Fleckenstein


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für uns alle: „Ihr seid erwählt. Durch euch soll das Göttliche zur Entfaltung kommen. In euch soll Christus Gestalt annehmen. In jedem von euch.“

      Im Folgenden lade ich Sie ein, zusammen mit mir und im Dialog mit Maria ihren eigenen Lebensweg zu finden.

      Karl-Heinz Fleckenstein

      Ein Mädchen wirft sich ohne Sicherheitsnetz in die offenen Arme des Vaters

      Maria, der Evangelist Lukas berichtet schon im ersten Kapitel in den Versen 26 bis 38 wie der Engel Gabriel dir die Nachricht überbrachte, dass du den Sohn Gottes in menschlicher Gestalt zur Welt bringen darfst. Wie hast du dich gefühlt, als der Bote Gottes dir aus der lichtdurchfluteten Herrlichkeit des Himmels erschienen ist?

      Ich habe mich sehr erschrocken, da sein Licht mich bis ins Innerste durchleuchtete.

      Hast du dich nicht gewundert, dass der Engel Gabriel Gottes Botschaft ausgerechnet dir eine Botschaft brachte. Meist waren es doch Männer, die von Gott direkt angeredet wurden. Als Unverheiratete hattest du noch weniger Ansehen als eine verheiratete Frau. Du warst ein ganz einfaches, blutjunges Mädchen, noch dazu aus Galiläa, einer Gegend, die von den Schriftgelehrten aus Jerusalem gar nicht mehr richtig zum Heiligen Land dazugerechnet wurde. Schließlich wird Nazareth kein einziges Mal im Alten Testament erwähnt. Ausgerechnet du solltest die Mutter des Messias werden? Das widersprach für die frommen Israeliten jeglicher Logik.

      Aber gerade darin zeigte sich Gottes Handschrift: Der Allmächtige begab sich ganz bewusst in meine Niedrigkeit.

      Gott suchte deine Nähe. Durch den Engel sprach er dich als Begnadete an. Das heißt: Du bist von Gott angesehen, geachtet, geehrt. Gott kennt dich. Er will mit dir zu tun haben. Du bist sein Liebling. Dabei wurdest du mit einer Erfahrung konfrontiert, die du noch nie gemacht hattest, mit der du nicht rechnen und auf die du dich schon gar nicht vorbereiten konntest.

      In der Tat, nicht mein eigenes Planen und Können war hier gefragt. Weder auf das Machen noch auf das Leisten kam es jetzt an, sondern genau auf das Gegenteil: still zu werden, hinhorchen zu lernen, fähig werden zu empfangen.

      Du hattest den Mut zu sagen: Ich gehöre dem Herrn. Ich bin einverstanden mit dem, was er mit mir vorhat. Das war keine Resignation in dem Sinne: Da kann man ja doch nichts ändern. Es kommt doch alles, wie es kommen soll.

      Da hast du recht. Mein „Ja“ war kein mutloses, passives, niedergedrücktes oder lustloses „Ja“. Natürlich hätte ich auch „Nein“ sagen können. Der Allmächtige wollte mir nicht seinen Willen aufzwingen. Er wartete vielmehr darauf, dass ich mit seinem Plan einverstanden war. Er wartet auf meine Antwort. „Mir geschehe, wie du es gesagt hast“, sagte ich zu dem Engel (Lk1,38). Und damit warf ich mich voller Vertrauen ohne Sicherheitsnetz in die offenen Arme des himmlischen Vaters.

      Trotz allem musste doch die Verheißung einer Schwangerschaft ein Schock für dich gewesen sein, zumal du nicht verheiratet warst.

      Ich war ja noch sehr jung. Also noch im Teenageralter, wie man heute sagen würde. Ich hatte mein Leben anders geplant. Josef, mein Verlobter, hatte einen guten Beruf. Er sollte später die Werkstatt seines Vaters übernehmen. Unserer Hochzeit und dem Eheglück stand nichts im Wege. Ich hatte Träume wie jedes junge Mädchen. Träume von einer glücklichen Zukunft mit Familie im eigenen Haus. Doch Gott stellte meine Weichen anders. Unehelich schwanger zu sein galt als eine Katastrophe und konnte den Tod durch Steinigung nach sich ziehen. Aber das wurde mir erst klar, als der Engel von mir gegangen war und ich allein zurückblieb. Im Nachhinein muss ich sagen: Wenn Gott uns persönlich anspricht, weicht alle Furcht. Als ich dann vor Josef stand und ihm alles erklären wollte, merkte ich erst, wie unglaublich die ganze Geschichte war. Doch da gab es kein Zurück mehr. Manchmal wollten Zweifel mich überkommen. Ich habe mit Gott gerungen. Vielleicht gehören Glauben und Zweifel irgendwie zusammen.

      Trotzdem hast du alles durchgestanden, was Gott von dir wollte.

      Der Allmächtige hat es mit mir durchgestanden. Er hat mich ausgehalten. Mit meinen Zweifeln und meiner Ängstlichkeit. Er hat mich Gehorsam und Vertrauen gelehrt. Ich wundere mich manchmal schon, wie der Himmlische Vater mich verändert hat.

      Der Engel versprach dir, dass der Heilige Geist über dich kommen und die Kraft des Höchsten dich überschatten würde. Deshalb wird man auch das Kind heilig und Sohn Gottes nennen.

      Das habe ich zuerst nicht verstanden. Deshalb habe ich auch nachgefragt. Ich wusste nicht, wie das zugehen sollte. Die Antwort des himmlischen Boten war eindeutig. Er machte mir klar, dass für Gott nichts unmöglich ist. Der Vater meines Kindes sollte kein Mann, sondern Gott selbst sein. So wie Gottes Kraft am Anfang über den dunklen Chaoswassern schwebte, so sollte sein schöpferischer Geist mich überschatten. Auf diese Weise wurde Jesus als Gottes Sohn empfangen. Ganz Mensch, ganz Gott.

      Am Anfang der Botschaft an dich machte der Engel die zentrale Zusage: „Gott ist mit dir! Du wirst ein Kind empfangen, dem sollst du den Namen Jesus, Jeschua, geben.“ Das bedeutet: Jahwe ist der, der beisteht, der hilft, der rettet. Dieser Name ist Programm. Der Prophet Jesaja hatte das verheißene Kind Emmanuel genannt: Gott mit uns.

      Das bedeutet aber auch, dass Gott mit jedem von euch ist. Weil er in meinem Sohn Mensch und damit euer Bruder wurde. Jesus weiß um alles, was es in eurem Leben an Leiden gibt. Von der Wiege bis zur Bahre. Weil auch er sich oft unverstanden fühlte, so wie ihr. Er lernte einen Beruf, der eigentlich nichts mit seiner Berufung zu tun hatte. Vielen von euch geht es ähnlich. Er hat Ängste und Nöte ausgestanden, wie ihr.

      „Du hast Gnade gefunden“, sagte der Engel zu dir. Deine Antwort „Mir geschehe wie du es gesagt hast“ klingt so einfach.

      Aber sie hatte ungeheure Konsequenzen. Das wisst ihr aus eigener Erfahrung. Manchmal kommt ihr im Leben ganz unverdient zu etwas. Sei es das Schwere oder das Gute, das euch widerfährt. Oft ist es nicht das, was ihr für euch selbst vorgesehen habt. Da wünscht ihr euch ein Kind, tut alles für sein Wohl. Und dieses Kind enttäuscht euch später. Da arbeitet ihr Jahre lang in einem Beruf und müsst schließlich doch erkennen, dass ihr dazu nicht begabt seid, dass eure Stärke in einer ganz anderen Richtung liegt.

      Ich verstehe. Wenn man erkennt, dass das eigene Leben ganz und gar nicht so verläuft, wie man es sich vorgestellt hat. Das kann schon Angst machen.

      Deshalb sagte der Bote Gottes zu mir: „Fürchte dich nicht!“ (Lk1,30).

      Der Engel Gabriel hat leicht reden. Der steckt nicht in unserer Haut. Der hat keine Kinder, um die er sich Sorgen machen muss. Der kennt keine Existenzängste.

      Dazu möchte ich euch einen guten Rat geben: Nehmt diese Botschaft unseres Himmlischen Vaters ernst: „Fürchte dich nicht! Der Herr ist mit dir!“ Lasst diese Worte tief in eure Seele fallen, bis sie in einem stillen Moment plötzlich zu euch sprechen und zu leuchten beginnen. Gerade so, als wäre ein Engel Gottes zu euch hingetreten. Für diese Botschaft bürgt mein Sohn, der Mensch gewordene Gott. Das kann ich euch aus eigener Erfahrung versichern, und ich wünsche euch, dass es auch eure Erfahrung werde.

      Super-Model wird Nonne

      Olalla Oliveros war noch bis vor wenigen Jahren ein erfolgreiches Model. Sie spielte Theater und stand in Kinofilmen vor der Kamera. Sie führte ein glamouröses Leben und zierte Werbeplakate. Ausgerechnet zu jenem Zeitpunkt, als sie immer mehr Popularität erlangte, erkannte sie: Das ist nicht die Karriere, die ich mir vorgestellt habe. Die rassige 36-jährige Schönheit aus Galizien hängte daraufhin ihre schicken Designerkleider an den Nagel und tauscht sie gegen eine schlichte Ordenstracht. Statt Blitzlichtgewitter wählte sie das Stundengebet. Eine sehr untypische Wendung. Heute lebt sie als „Olalla del Si de Maria“ im St. Michael Orden.

      Wie kam es zu diesem Sinneswandel? Olalla gibt selbst die Antwort darauf: „Beim Besuch des Fatima-Schreins in Portugal fand in mir ein inneres Erdbeben statt. Ich wurde wachgerüttelt, erkannte, dass ich mit zunehmenden Bekanntheitsgrad immer unglücklicher wurde. Außerdem hatte ich es als Model, Schauspielerin und Werbeträgerin langsam satt, dass sich immer alles nur um mich drehte. Der Herr sprach zu mir im genau richtigen Moment. Als ich in Madrid einem Priester


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