Mami Bestseller Staffel 3 – Familienroman. Jutta von Kampen

Mami Bestseller Staffel 3 – Familienroman - Jutta von Kampen


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die über dem Bund dieser beiden Menschen lag.

      Nur zwei Augenpaare waren ungewöhnlich ernst, als die glückliche Braut am Arm ihres Mannes vorüberging.

      Wird er sie glücklich machen? dachte Konrad Eckhoff besorgt, und Doktor Langeloh fragte sich voll Kummer, wie lange Ulrike Arundsen wohl noch zu leben hatte.

      *

      »Ich möchte mit dir ausreiten!« sagte Ulrike am Frühstückstisch. Sie trug Reithosen und eine ausgeschnittene weiße Bluse.

      Rainhart legte die Morgenzeitung, in der er geblättert hatte, ehe Ulrike das Zimmer betreten hatte, beiseite. »Ausgeschlossen!« sagte er entschieden. »Du weißt, daß du dir solche Anstrengungen nicht zumuten darfst.«

      Ulrike setzte sich ihm gegenüber auf ihren gewohnten Platz und warf trotzig das glattgebürstete Haar zurück. »Ich habe es satt, mich immer zu schonen und auf alles zu verzichten!«

      »Du mußt vernünftig sein, Ulrike. Bitte!« Er sah sie beschwörend an.

      Ihre Augen waren kühl und entschlossen. »Ich will aber nicht länger vernünftig sein! Ich nehme regelmäßig meine Medikamente, ich gehe zu den Bestrahlungen, ich ruhe mich aus, sobald ich mich schwach oder elend fühle! Aber an den Tagen, da es mir gutgeht, will ich so leben wie jeder andere gesunde Mensch! Warum darf ich das nicht?«

      Weil du todkrank bist! dachte er. Weil jeder Anschein der Besserung trügerisch ist!

      Aber er behielt seine Gedanken für sich.

      »Du würdest dich hinterher um so schlechter fühlen«, entgegnete er ruhig. »Vergißt du, daß du gestern erst einen Fieberanfall hattest und fast den ganzen Tag im Bett liegen mußtest?«

      »Das war gestern«, erwiderte sie lachend. »Heute bin ich wieder gesund und munter. Glaubst du mir nicht?« Strahlend sah sie ihn an.

      »Ich glaube dir, Ulrike«, antwortete er. »Trotzdem fürchte ich, daß der Ritt über die Felder dich zu sehr anstrengen wird.«

      »Es strengt mich nicht an!« entgegnete sie heiter und lachte.

      An ihren guten Tagen sieht sie so gesund, ja, beinahe robust aus, dachte Rainhart, daß man kaum glauben kann, mit einer Todgeweihten zu sprechen!

      Nachdem sie das Frühstück beendet hatten, erhob sich Ulrike noch vor Rainhart. »Ich hole nur rasch meine Jacke«, sagte sie.

      Er sprang auf und hielt sie zurück. »Laß, ich gehe hinauf und bringe sie dir.«

      »Nein, bitte, nicht«, flüsterte sie hastig.

      Er sah, daß sie blaß geworden war und mit unsicheren Schritten zur Tür wankte.

      »Was ist, Ulrike?« fragte er besorgt.

      »Nichts«, wehrte sie verwirrt ab und riß die Tür auf. Er blieb an ihrer Seite. »Du hast wieder einen Schwächeanfall, nicht wahr?« Er wollte sie stützen, doch sie stieß seine Hand zurück.

      »Laß mich!« keuchte sie und rang nach Luft. Wankend ging sie zur Treppe. »Es ist nichts weiter, Rainer! Du brauchst dich nicht zu beunruhigen«, sagte sie atemlos, doch schon erfaßte sie das quälende Würgen, das er bereits kannte.

      »Wieder diese scheußliche Übelkeit«, murmelte er und wollte sie ins Badezimmer führen.

      Er wußte jetzt über alle Symptome ihrer Krankheit Bescheid. Konrad Eckhoff hatte ihn kurz vor der Hochzeit eingehend darüber aufgeklärt. Aber er hätte es auch so gespürt, denn jede Veränderung in Ulrikes Verhalten fiel ihm sofort auf.

      Oft genug hatte er ihre Anfälle miterlebt, das unüberwindliche Würgen, das zum Erbrechen führte, die Schmerzen, unter denen sie zeitweise litt, die Schlaflosigkeit, die sie oft nächtelang quälte, und zwischendurch die hohen Fieberanfälle.

      Ulrike hatte sich jetzt von ihm losgerissen und stürzte ins Badezimmer. Ehe er ihr folgen konnte, hatte sie von innen die Tür abgeriegelt.

      Unschlüssig ging Rainhart auf dem Korridor auf und ab und überlegte, warum Ulrike ihn heute zum erstenmal von sich gestoßen hatte.

      Habe ich etwas falsch gemacht? fragte er sich. Habe ich sie gekränkt oder verletzt?

      Nach einer Weile wurde der Riegel geöffnet, und Ulrike kam mit zögernden Schritten heraus.

      »Hast du hier vor der Tür auf mich gewartet?« fragte sie und wurde unverständlicherweise rot.

      »Ja. Ich verstehe nicht, weshalb du mich ausgesperrt hast, Ulrike!« Er hob die Hände und legte sie ihr behutsam auf die Schultern. »Geht es dir wieder ein wenig besser? Du mußt dich hinlegen. Aus unserem Ritt wird heute nichts werden!« sagte er.

      Sie lächelte immer noch und lehnte sich an ihn. »Warum nicht? Mir geht es schon wieder gut!«

      Er schüttelte heftig den Kopf. »Ich erlaube es nicht! Du weißt, daß diese Anfälle der Übelkeit wiederkommen.«

      »Nein«, sagte sie leise, und in ihren Augen schimmerte ein geheimnisvolles Licht. »Heute war es anders – ganz anders!« Sie hob triumphierend das Gesicht zu ihm auf. »Es war nicht die Übelkeit, die zu meiner dummen Krankheit gehört, sondern es war… es war…« Sie stotterte und hielt verwirrt inne. Hilflos hob sie die Hände. »Es war alles ganz natürlich, Rainer«, sagte sie, und in ihrer Stimme war ein unterdrücktes Schluchzen. »Ich glaube, es ist soweit! Ich bekomme ein Kind!« Erwartungsvoll sah sie ihn an.

      »Du – du bekommst ein Kind?« stammelte er fassungslos. »Ulrike, ist das wahr?«

      Sie lächelte voll Seligkeit. »Ja, Rainer«, flüsterte sie, »ich bin ziemlich sicher, und eben die Übelkeit…« Sie schloß die Augen und sank an seine Brust. »Freust du dich?« murmelte sie angstvoll zitternd.

      In einer Aufwallung heißer Zärtlichkeit preßte er sie an sich. »Wenn es wahr wäre, Ulrike – wenn es wirklich keine Täuschung gibt…«

      »Es ist wahr! Ich weiß es! Ich fühle es!« antwortete sie mit Überzeugung. »Freust du dich?« setzte sie noch einmal drängend hinzu.

      »Ja, Ulrike, ich freue mich unbeschreiblich«, entgegnete Rainhart überwältigt und schloß sie in die Arme. »Ich habe mir ebenso wie du ein Kind gewünscht!« Er strich ihr zärtlich eine Haarsträhne aus der Stirn. »Und doch mache ich mir Sorgen um dich.«

      Sie schüttelte lebhaft den Kopf. »Das darfst du nicht«, erwiderte sie mit blitzenden Augen. »Ich bin stark, Rainer. Ich werde es durchhalten, auch wenn niemand es mir zutraut. Ich bin nicht so krank, wie ihr alle glaubt!«

      Er preßte die Lippen aufeinander. Er durfte sich nichts anmerken lassen, wie es in ihm aussah. »Wir werden sofort zu Doktor Langeloh fahren«, sagte er entschlossen.

      *

      Rainhart Arundsen überquerte den Hof und ging durch den Garten zur Terrasse. Er wußte, daß Ulrike um diese Zeit im Liegestuhl saß, um die milde Luft des strahlenden Sommermorgens zu genießen.

      Ulrike sah ihn schon von weitem und winkte ihm mit einem strahlenden Lächeln zu. Langsam und schwerfällig erhob sie sich.

      Mit raschem Schritt war Rainhart bei ihr. »Weshalb bist du nicht liegengeblieben?« sagte er mit zärtlichem Vorwurf.

      »Ich habe mich so gefreut, dich zu sehen«, erwiderte Ulrike.

      Er nahm ihre Hände, die trotz der warmen Temperatur eiskalt waren, in die seinen und küßte sie. »Wie geht es dir, Ully?«

      »Gut, danke«, entgegnete sie ruhig.

      Sie sagte nie etwas anderes, auch wenn sie sich schwach und elend fühlte.

      Behutsam führte er sie zum Liegestuhl. »Eine halbe Stunde habe ich Zeit«, sagte er und rückte einen Gartenstuhl dicht neben sie.

      »Bald ist es soweit«, flüsterte sie. »Noch drei Wochen!«

      »Ja«, wiederholte er dumpf, »noch drei Wochen!«

      Drei Wochen


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