Dr. Norden (ab 600) Jubiläumsbox 4 – Arztroman. Patricia Vandenberg

Dr. Norden (ab 600) Jubiläumsbox 4 – Arztroman - Patricia Vandenberg


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      »Und du bist so töricht, mir zuzutrauen, daß ich deren Wert nicht kenne? Ich kaufe keine Katze im Sack.«

      Sie lächelte herausfordernd. »Ich denke doch, daß du das getan hast, zumindest was Julie betrifft. Aber sie hatte sich ja ein wunderschönes, kurzes Leben erkauft. Ich denke nur, daß du etwas Besseres verdient hättest. Ich könnte dir sehr nützlich sein, David.«

      »Als was?« fragte er sarkastisch.

      »Zum Beispiel als PR-Managerin, das beherrsche ich.«

      »Danke, ich habe eine ganz perfekte. Mit Julies Vergangenheit, zu der du ja auch gehörst, will ich nichts zu tun haben.«

      Und nun nahte zu seiner Erleichterung Jürgen und drängte zum Aufbruch.

      »Es war mir ein Bedürfnis, offene Worte zu sagen, David, und ich hoffe, du hast sie richtig verstanden. Viel Glück weiterhin. Vielleicht sehen wir uns bald in München.«

      »Da sei Gott vor«, seufzte David mit Klaras Worten.

      Jürgen sah ihn fragend an.

      »Denkst du, daß wir Dubois einen zu guten Preis zahlen?« fragte David.

      »Das nicht, ich habe alles überprüft, aber ich habe eingefügt, daß wir zwanzig Prozent des Kaufpreises erst in einem halben Jahr zahlen, wenn alles Inventar überprüft ist.«

      »Gut gemacht, auf dich kann man sich wirklich verlassen.«

      »Und was wollte die feurige Schöne von dir?«

      »Mich mit wahren Geschichten verunsichern, was ihr auch fast gelungen ist. Wie gern hattest du eigentlich Julie?«

      Jürgen war konsterniert, auch nicht auf solche Frage eingestellt.

      »Will man mir etwas unterstellen?« fragte er unwillig. »Sie war deine Frau, und ich bin dein Freund, dein bester Freund, so hoffe ich.«

      »Mein einziger Freund«, nickte David. »Dann frage ich so: wie hat dir Julie gefallen?«

      »Was soll denn das? Sie war bezaubernd, aber nicht mein Typ. Ich liebe etwas Handfesteres, aber das wußtest du doch immer.«

      »Glaubst du, daß sie mich geliebt hat?«

      »Sicher auf ihre Weise. Sie hat sich geklammert, aber das wurde mir verständlich, als ich von ihrer Krankheit erfuhr. Mir ist solche Anhimmelei suspekt, und sie hat mich auch nicht gemocht. Sie war eifersüchtig auf unsere Freundschaft. Sie wollte ja auch Bobby mit niemand teilen. Was soll plötzlich die Fragerei? Hat dich diese Fiona verunsichert? Solche Frauen würde ich mit der Feuerzange anfassen, Frauen wie Julie mit Samthandschuhen, was du ja auch getan hast.«

      »Sie war krank, sie war schon krank, als wir geheiratet haben«, sagte David geistesabwesend.

      »Sicher kommen solche Krankheiten nicht von heute auf morgen, aber das heißt nicht, daß sie es gewußt haben muß.«

      »Es scheint aber so, daß ich manches nicht gewußt habe.«

      Das wollte Jürgen nun gar nicht gefallen. Er ahnte, daß Fiona ihm solche Gedanken eingegeben hatte, aber er wollte keine Fragen stellen. Wenn David reden wollte, war es gut, wenn nicht, war es auch in Ordnung. Jürgen spürte, wie nachdenklich er war.

      Sie kamen auf den letzten Drücker zum Airport, und in der ersten Viertelstunde nach dem Start herrschte Schweigen zwischen ihnen. Die Stewardeß wollte ihnen einen Imbiß bringen, aber sie lehnten beide ab und wollten beide nur einen Whisky.

      »Hattest du das Gefühl, daß Dubois nervös war?« fragte David.

      »Er fragte mich nur, ob du dich gut mit Julie verstanden hättest und wie du mit ihrer Krankheit zurechtgekommen wärest. Ich habe ihm gesagt, er solle dich das selber fragen, und da meinte er, daß Julie sich ihm und seiner Frau gegenüber so verhalten hätte, als wären sie Fremde. Aber wahrscheinlich sei ihr seltsames Benehmen wohl auf die Krankheit zurückzuführen.«

      »Wahrscheinlich war es so«, murmelte David.

      »Sie war völlig auf dich fixiert«, stellte Jürgen fest. »Und ich habe ihr lange nichts angemerkt.«

      »Das ist manchmal so bei dieser Krankheit, hat Dr. Norden gesagt. Er hat sie ja erst im letzten Stadium behandelt.«

      »Habt ihr euch jetzt wegen einer Betreuerin entschieden?« lenkte Jürgen ab.

      »Das überlasse ich Mama. Da Bobby jetzt aber eine ganz spezielle Vorstellung von einer Idealfigur hat, wird es schwierig sein, seine Zustimmung zu erhalten.«

      »Ihr solltet ihm nicht alles durchgehen lassen und ihn zu sehr verwöhnen. Er muß sich im Leben auch behaupten können. Julie hat ihn mit ihrer fixen Idee, daß er nur sie brauche, zu abhängig gemacht. Nimm es mir nicht übel, aber das war auch krankhaft.«

      »Es war meine Schuld, daß ich mich nicht eingemischt und mich mehr um ihn gekümmert habe. Ich glaube, daß bei mir der Verstand zeitweise ausgesetzt hat, aber man kann sich doch nicht so täuschen.«

      »Was ist denn bloß los mit dir?«

      »Das weiß ich selbst nicht.«

      »Diese Fiona wird dir doch nicht den Kopf verdreht haben?«

      »Es ist wohl eher so, daß sie ihn mir geradegerückt hat.«

      »Vielleicht redest du mal deutsch mit mir, da dir das Französische nicht bekommen zu sein scheint.«

      »Es könnte sein, daß Julie in manchen Dingen nicht ehrlich war, und ich war so verliebt in sie, daß mein Verstand ausgeschaltet war.«

      »Das soll den klügsten Männern passieren. Und manchmal ist Verschweigen nicht mit Unehrlichkeit gleichzusetzen, sondern eher mit Angst. Und jetzt solltest du dir damit den Kopf nicht schwermachen, Dave.«

      »Du meinst, weil sie tot ist? Tod, wo ist dein Stachel, Hölle, wo ist dein Sieg? Wer hat das gesagt?«

      »Das weiß ich auch nicht. Es steht in der Bibel, soviel ich weiß. Aber wenn dir meine Meinung etwas bedeutet, Julie hat dich geliebt, sie hat dich angebetet. Was vorher gewesen sein mag, hatte für sie keine Bedeutung mehr. Meinst du nicht, daß das zählt?«

      »Wenn du es so siehst, zählt es schon.«

      Der Flug war ruhig, die Maschine landete pünktlich. Jürgen holte den Wagen.

      »Wir fahren erst ins Büro. Ich möchte dich mit unserer Neuen bekannt machen«, sagte David. »Ich muß sie auch erst kennenlernen.«

      »Na, hoffentlich taugt sie was.«

      »Das hoffe ich auch. Ich werde sie bald nach Frankreich schicken, damit sie den Laden dort in Schwung bringt.«

      »Das wäre ja gleich die Feuerprobe.«

      David schwieg wieder, und Jürgen konzentrierte sich auf den Verkehr. Sie waren kurz vor Büroschluß in der Firma. Sie trafen nur ein paar Angestellte auf dem Weg zu Davids Büro, aber da kam Simone gerade aus ihrem und erstarrte, als sie die beiden Männer sah. Aber Jürgen starrte sie auch fassungslos an. »Was machst du denn hier, Simone?« fragte er rauh.

      David schaltete schnell, »Ach, ihr kennt euch«, sagte er. »Dann brauche ich dich ja nicht mit meiner neuen PR Managerin bekannt zu machen, Jürgen. Und Ihnen ist Dr. Stern auch bekannt«, fügte er lächelnd hinzu. »Das finde ich ja nett.«

      »Entschuldigung, aber es kam überraschend«, sagte Simone hastig.

      »Haben Sie sich schon eingelebt, Frau Roswald?« fragte David. »Ich nehme an, Sie wissen, daß ich hier der Boß bin.«

      »Ich habe es vermutet. Einigermaßen habe ich mich mit meinen Belangen schon vertraut gemacht. Herr Wecker hat mich herumgeführt.«

      »Was er bestimmt sehr gern getan hat. Wir werden uns morgen länger unterhalten, Sie wollten anscheinend gehen.«

      »Hoppla, nicht so schnell«, sagte Jürgen. »Wir sollten auch miteinander reden.«

      »Dann


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