Mami Staffel 4 – Familienroman. Diverse Autoren

Mami Staffel 4 – Familienroman - Diverse Autoren


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wohl so sein, nun dürfen wir uns zueinander bekennen.

      Törin, die sie gewesen war! Er wollte sie ja gar nicht für immer, wie er im Rausch der Sinne vorgegeben hatte.

      Illusionen, nichts als Illusionen!

      Torstens Finger trommelten auf das Steuerrad. Richtig, er hatte es ja eilig, fortzukommen. »Entschuldige, daß ich dich aufgehalten habe«, sagte sie tonlos, stieg aus und lief wie mit frierend hochgezogenen Schultern davon.

      *

      »Okay, wenn du unbedingt meinst, daß ich neue Schuhe brauche, dann gehn wir eben, Mama«, sagte Felix zu seiner Mutter. Er hatte eine merkwürdige Abneigung dagegen, in Geschäfte zu gehen und etwas anzuprobieren.

      »Wenn wir unsere Einkäufe erledigt haben, besuchen wir auf dem Rückweg Tante Ingeborg, da kannst du mit Uli spielen.«

      Beate machte sich Sorgen um die Familie, seit Bertold ihr am Samstag überraschenderweise den Sohn gebracht hatte. Wie versteinert war sein Gesicht gewesen, aber er hatte nur gesagt: »Frag mich nichts.«

      Sie hatte es danach nicht gewagt, dort anzurufen, und Ingeborg rührte sich auch nicht. Jetzt verlangte es sie aber doch zu wissen, wie es um die Menschen stand, mit denen sie seit langem freundschaftlich verbunden war.

      Uli spielte mit einem anderen Jungen vor dem Haus, als Beate, mit einer Einkaufstüte und an der linken Hand ihr Söhnchen, die Straße entlangkam. Sie ließen ein ferngesteuertes Spielzeugauto dort herumsausen. Als Uli sie entdeckte, lief er auf sie zu.

      »Ich muß dir was sagen, Tante Beate!« Er winkte sie zu sich herab, sie beugte sich über ihn. »Bei uns ist es gar nicht mehr schön«, tuschelte er ihr ins Ohr. »Meine Eltern reden fast nichts mehr zusammen, und sie schlafen auch nicht mehr zusammen. Papa nimmt immer sein Bettzeug und schläft auf der Couch.«

      »Was flüsterst du denn?« entrüstete sich Felix. »Mich siehst du wohl überhaupt nicht.«

      Beate strich Uli über das Haar. »Ist deine Mutti denn jetzt da?«

      »Ja, ist doch Mittwoch. Sie ist überhaupt nicht mehr so oft weg. Möcht nur wissen, warum sie sich denn böse sind. Vielleicht kriegst du das raus, Tante Beate.«

      Beate nickte ungewiß. »Ich geh erst mal allein hinein. Laßt Felix mit euch spielen.« Der war schon bei dem anderen Jungen und ließ sich mit ihm wichtig über das Auto aus.

      Mit einem halben und nur gezwungenen Lächeln begrüßten sich die Freundinnen. Ingeborg war beim Bügeln. »Laß dich nicht stören«, sagte Beate. »Ich setze mich da hin und schau dir zu.«

      Ein paar Minuten lang plauderten sie über völlig alltägliche Dinge, das Wetter, die neuen Schuhe von Felix und wie teuer Kindersachen doch waren.

      Dann schaltete Ingeborg das Bügeleisen ab. »Ich glaube, wir brauchen uns nichts vorzumachen, Beate. Du wirst schon wissen, was los ist.«

      »Ich ahne es nur, Inge. Du warst gar nicht bei deiner Tante, und Bertold muß irgendwie dahintergekommen sein. Er sah schrecklich aus, als er neulich sonntags zu mir kam und Uli brachte.«

      Mit müder Miene wandte sich Ingeborg zum Schrank. »Trinkst du einen Kognak mit mir?«

      »Jetzt schon, am Nachmittag? He, du wirst doch nicht das Trinken anfangen!« Es sollte scherzhaft klingen.

      »Manchmal ist mir danach«, behauptete Ingeborg und schenkte ein.

      »Füge den Torheiten, die du schon begangen hast, nicht noch eine neue hinzu«, sagte Beate energisch. Sie sah die Freundin an. »Wie soll es denn nun weitergehen bei euch?«

      »Keine Ahnung.« Ingeborg setzte sich, sie nahm einen Schluck. »Es wärmt ein bißchen, weißt du«, murmelte sie wie entschuldigend. Dann fuhr sie fort: »Bertold redet nur noch das Notwendigste mit mir. Er ist von einer Kälte, die mich frieren läßt.«

      »Wundert dich das? Innerlich mag er leiden wie ein Hund. Will er sich scheiden lassen?«

      »Nein, das will er nicht. Wegen Uli. Unser Sohn soll nicht zu den unzähligen Scheidungswaisen gehören. Wenn ich es wollte, würde er das Sorgerecht für sich erkämpfen. Und wie sollte ich auf Uli verzichten können…« Ihre Stimme war immer leiser geworden.

      »Das alles hättest du dir früher überlegen müssen«, sagte Beate unbarmherzig. Tatsächlich galt ihr Mitgefühl mehr Bertold und dem kleinen Ulrich als der Freundin. »Wie stellt sich denn eigentlich dein Liebhaber dazu, dein wunderbarer Torsten Fendrich?«

      Ingeborg senkte die Lider, Röte stieg ihr in die blassen Wangen. »Er ist nicht mehr mein Liebhaber«, erwiderte sie fast abweisend. »Dr. Fendrich ist nur noch mein Chef.«

      »Ach was, auf einmal«, wunderte sich Beate. »Ist die himmelhochjauchzende Verliebtheit schon verraucht?«

      »Er will nichts zu tun haben mit meiner Ehemisere. Als er davon erfuhr, hat er sehr kühl reagiert.« Sie schluckte hart. »Es hat weh getan«, gab sie zu. Sie nahm den letzten Schluck aus ihrem Glas.

      Irgendwie tat sie Beate nun doch leid. »Ich möchte nicht in deiner Haut stecken, Ingeborg. Du mußt jetzt durchhalten und darauf hoffen, daß Bertold dir verzeiht. Ich wünsche euch sehr, daß ihr eines Tages wieder zusammenfindet.« In diesem Moment klingelte es. Die Kinder kamen herein. »Tag, Tante Inge«, sagte Felix.

      »Jochen mußte nach Hause«, berichtete Uli. »Ich hol uns mal die Bälle.«

      »Nein, wir gehen jetzt«, bestimmte Beate. »Deine Mama hat zu tun, da liegt noch viel Bügelwäsche. Du kommst bald mal wieder mit uns ins Freibad, Uli.« Sie legte den Arm um die schmalen Knabenschultern und drückte ihn leicht und wie tröstend an sich.

      Er begleitete sie ein Stück bis an die Straßenecke. »Hast du was rausgekriegt, Tante Beate?« fragte er, ohne den Blick vom Boden zu erheben.

      »Uli, Schatz«, Beate setzte ihre Worte vorsichtig, »es gibt da ein Problem zwischen deinen Eltern, das zu lösen seine Zeit braucht.

      Du kannst ihnen am besten helfen, wenn du geduldig bleibst und zu beiden gleich lieb bist. Nicht viel fragst und dich nicht beklagst.«

      Uli nickte. Dann kehrte er um und ging wieder nach Hause.

      »Haben die Eltern von Uli Krach zusammen?« fragte Felix.

      »Ja, sie sind nicht mehr richtig glücklich«, antwortete seine Mutter bedrückt, während sie auf die Straßenbahn warteten.

      »Das kommt bestimmt nur davon, weil Tante Ingeborg meistens den ganzen Tag weg ist.« Ordentlich tiefsinnig sah der kleine Junge aus, während er das von sich gab. »Bei Sandra ist das nämlich auch so. Die haben keinen Krach, ihre Eltern, weil sie sich bald überhaupt nicht mehr sehen. Aber ihr Papa wär’ manchmal traurig, sagt Sandra, weil die Mama nie da ist. Noch viel viel weniger als Tante Ingeborg.« Er faßte nach ihrer Hand. »Da haben wir es doch viel besser, Mami, nicht?« Treuherzig blickte er zu ihr auf, und mit einem zärtlichen Lächeln nickte ihm seine Mutter zu.

      An diesem Abend sagte Uli zu seinem Vater: »Die Mama sitzt am Küchentisch und schreibt und schreibt.«

      »Laß sie schreiben«, gab Bertold gleichgültig zurück, ohne den Blick vom Bildschirm zu nehmen.

      »Dabei hat sie Zeitungen neben sich liegen«, wagte der Junge einen neuen Vorstoß.

      »Ich möchte mir in Ruhe die Tagesschau ansehen, Ulrich«, war alles, was sein Sohn darauf zu hören bekam. Daraufhin ging er in sein Zimmer. Wenn keiner mit ihm reden wollte, würde er eben auch nichts mehr sagen.

      Aber als er finster brütend auf der Bettkante saß, fielen ihm Tante Beates Worte wieder ein, daß er Geduld haben und lieb sein müßte. Er wünschte sich, schon größer zu sein und mehr zu verstehen.

      Der Junge schlief schon, als Bertold, im Wohnzimmer, vernahm, daß die Wohnungstür wieder aufgeschlossen wurde. Er trat in die Diele. Seine Frau hatte eine Jacke übergezogen und die große Handtasche mit.

      »Du gehst«, sagte er. Es lag viel in den


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