G.F. Barner 1 – Western. G.F. Barner

G.F. Barner 1 – Western - G.F. Barner


Скачать книгу
und röchelte nur noch.

      »Nun, nun«, sagte David Jericho – und Ferguson lief es eiskalt über den Rücken, weil der Undertaker schon wieder völlig gelassen und direkt müde wirkte. »Da sitzt der Halunke und ruht sich von seinen Schandtaten aus. Ferguson, du kannst ihm bestellen, daß er nur noch einmal wild zu werden braucht, und er wird dann nicht mal mit zur Beerdigung seines Vetters dürfen, sondern hier im Loch stecken bleiben, verstanden? Ist was, Bill?«

      »Dieser Wahnsinnige!« ächzte Old Regan und rieb seinen Bart. »Teufel auch, er hat mir beinahe den Bart ausgerissen, der Satansbraten. Loche ihn ein, bis er zahm ist, Jericho.«

      Jericho zuckte nur die Schultern, schob Old Regan aus dem Jail und schloß die Tür hinter sich. Er hörte noch, wie Ferguson fluchte: »Du verdammter Vollidiot, wann lernst du endlich Beherrschung? Ich sollte dir alle Knochen brechen, Mensch!«

      »Mein Gott, Onkel Bill«, stammelte Mabel Regan erschrocken. »Sie waren doch auf der Ranch beim Auftrieb ganz friedlich. Was ist nur in diese Burschen gefahren?«

      »Das frage ich mich auch«, knirschte Bill Regan. »Es war nichts gegen ihre Arbeit zu sagen, wenngleich dieser Eddie immer ein großes Maul hatte, aber mit Rindern konnten sie bestens umgehen. Der verfluchte Fusel muß sie so verändert haben. Gib mir einen Drink, wenn du einen hast, Jericho – Teufel, du hast ja keinen Whisky hier, was?«

      »Habe ich nicht«, bestätigte Jericho. »Tut mir leid, Bill, wenn ich wirklich mal einen Bitters für meinen Magen brauche, hole ich mir den bei Alan Price. Was ist, willst du hier übernachten, soll ich Price Bescheid geben?«

      »Übernachten?« brummte der Oldtimer unwirsch. »Mann, ich habe zwei Tage in Perkinsville liegen müssen. Kann mir keinen Tag mehr leisten und muß zur Herde. Daß diese Kerle einfach davonritten – beim Treiben die Herde im Stich ließen –, regte mich doch verdammt so auf, daß ich ihnen nachritt. Hätte verdammt nicht reiten sollen. Dachte, meine Hüfte zerbräche bei der Stuckerei im Sattel. Ich war halbtot nach dem Ritt und mußte wirklich liegen. So weit ist es mit mir gekommen – ich kann nur noch fahren.«

      »Na, na«, murmelte Jericho. »Immerhin hätte dein rechtes Bein samt der Hüftknochen völlig steif werden können. Du kannst fahren, aber andere, die ein wilder Bulle auf die Hörner nahm, liegen längst unter der Erde, also beklage dich nicht. Miß Mabel, er vergißt immer, daß er keine dreißig Jahre mehr ist.«

      »Ja, Marshal, er mutet sich zuviel zu«, nickte Mabel Regan, Jericho leicht errötend anblickend. »Es ist schlimm mit ihm, er läßt sich von niemand etwas sagen und muß immer mit seinem Kopf durch die Wand.«

      »Nun höre sich einer das Kücken an«, grollte der Oldtimer. »Sie ist wie meine gute Schwester – kommandiert mich herum wie… Na, schon gut, schon gut, Kind. Ich meine es nicht so. Dieser Eddie Shaggers! Und so einen Kerl schickt mir dein Vetter Alec zur Aushilfe, nicht zu glauben. Was hat sich der Junge nur dabei gedacht? Ferguson geht ja, aber die Shaggers – so ein verdammt pflichtvergessenes Gesindel! Na, ich werde Alex was erzählen, daß ihm die Löffel klingen, Jericho. Wie lange willst du Eddie und Ferguson einlochen?«

      »Ich denke, ich jage sie morgen aus dem Jail«, meinte Jericho achselzuckend. »Shaggers war stockbetrunken, als er auf mich lospreschte. Ich bin sicher, er hat wirklich auf meine gute Posaune und nicht auf mich schießen wollen, Bill. Es ist ein Jammer – trifft dieser Verrückte das Ventil so, daß ich das hohe C und F nicht mehr spielen kann. Ich habe alles versucht, den Tubus auszubeulen, aber es ist nicht zu schaffen. Nun muß ich die Posaune zu Wagner nach Tucson mitnehmen. Das ist der einzige Instrumentenmacher in ganz Arizona, der sie reparieren kann.«

      »Du mußt nach Tucson, Jericho?«

      »Ja, aber nicht wegen der Posaune – wegen Norman Godfreys Prince-Albert-Coffin. Godfrey hat mir einen Haufen Bilder von Prince Alberts Beerdigungszeromonie gebracht. Ich habe ihm den Sarg genau nachbauen müssen.«

      »Hä?« staunte Old Bill mit offenem Mund. »Den Sarg muß ich sehen! Wo hast du ihn?«

      »Na, wo schon – in der Werkstatt«, murrte Jericho. »In drei Tagen müßte ich mit der letzten Politur fertig sein. Dann werde ich fahren. Habe keine Lust, am Agua Fria herunter zu zockeln, werde wohl die Tonto Route über Globe City nehmen. Die Strecke ist abwechslungsreicher. Könnte sein, ich hole dich noch ein, Bill.«

      »Das ist die zweite gute Nachricht an diesem Tag«, freute sich der Alte. »Wahrhaftig, du könntest unseren Wagen etwa an den Santa Catalinas vor dir sehen, wenn du dich ein wenig beeilst. Sonst treffen wir uns sicher in Tucson. Ich werde ein paar Tage zu tun haben. Muß mich endlich mal um die Cienega Ranch kümmern. Alec scheint ganz gut zurechtzukommen, hätte ich ihm gar nicht zugetraut. Der Junge hat wohl doch mehr von uns Regans als von seinem Alten, diesem Leichtfuß McLoud. Dieser Schottenbursche taugte keinen Schuß Pulver, aber meine arme Schwester wollte ja nicht auf mich hören, sage ich dir. Jedenfalls vermehrt Alec das Geld, das ich in die Ranch gesteckt habe. Die Bankberichte über das Guthaben klingen vielversprechend. Ich fürchtete heimlich, er würde nicht zurechtkommen und Schulden machen.«

      Drüben im Jail starrte Eddie zu Ferguson, der an die Zellentür geschlichen war und lauschte. Über Fergusons Gesicht glitt ein spöttisches Lächeln, denn Ferguson verstand fast jedes Wort des Alten, da Regan laut und polternd sprach.

      »Was ist – was ist, Neil?« stöhnte Eddie, sich die Ohren massierend. »Was sagt er – was?«

      »Er glaubt, Alec hat keine Schulden gemacht, weil sein Konto auf der Bank in Ordnung ist«, hechelte Ferguson spöttisch. »Stell dir das mal vor!«

      »Der glaubt…, hähähä!« legte Eddie los und vergaß das Zwicken seiner Ohrmuscheln. »Hähähä, ich werde verrückt, ich werde…«

      »Halt’s Maul!« zischte Neil Ferguson. »Ich kann ja nichts verstehen, wenn du dummer Hund wie eine verdammte Hyäne lachst. Die haben was von Tucson geredet, das habe ich auch schon nicht verstehen können, weil du über deine Löffel gejammert hast. Sei still, Mensch!«

      Eddie schwieg und schnitt eine Grimasse, während Ferguson wieder lauschte. Er hörte jedoch nur noch, daß Regan auf die Armee schimpfte: »Das ist das sturste Volk in diesem Land, sage ich dir, Jericho. Du bringst ihnen deine guten Rinder, aber sie geben dir nichts als ein schäbiges Stück Papier, das sie Anweisung nennen und für das du dann erst bares Geld bei der State Bank in Tucson siehst, aber erst nach Tagen, wenn du Pech hast. Geschäfte macht man gegen Bargeld, sonst gar nicht, hol’s der Geier! Was soll ich mit einer Anweisung über zehntausend Dollar, he? Bargeld lacht, so ist das!«

      »Immerhin kann niemand außer dir mit der Anweisung etwas anfangen«, bemerkte Jericho trocken und ging zur Tür. »Na, dann kommt – ich bin bei Masterson Douglas zum Kaffee eingeladen, und es wird höchste Zeit, daß ich dort erscheine.«

      Gleich darauf klappte die Tür des Office, und die Schritte entfernten sich.

      Neil Ferguson wandte sich um, hockte sich auf die Pritsche und starrte vor sich nieder.

      Hätte David Jericho gewußt, was Ferguson dachte und was er wenig später Eddie zu erzählen hatte, hätte er sie todsicher nicht am morgigen Nachmittag aus dem Jail gejagt.

      In Gedanken war David Jericho, der seltsame Townmarshal, Undertaker, Sargmacher und Posaunentröter, schon bei jenem Prachtsarg, den er nach Tucson bringen mußte. Er dachte auch an das demolierte Perinet-Ventil und daran, daß Mabel Regan ein verdammt hübsches Girl war, wenngleich Ireen Douglas, seine Miß Lehrerin, bestimmt hübscher war.

      David Jericho ahnte nichts von dem, was auf ihn wartete. Er hatte sich vorgenommen, Moss Shaggers morgen gegen elf Uhr zu beerdigen und danach dessen Vetter Eddie, den Giftzwerg, davonzujagen. Zwei Tage später – und da Jericho es so geplant hatte, würde es so geschehen! – würde er seine Posaune in den Posaunenkoffer packen, den Sarg in Decken und Überzug hüllen und über die Verde River- und Tonto Route nach Tucson fahren.

      David Jerichos Plan war fertig. Er sollte auch losfahren und sogar bis an die Santa Catalina Mountains kommen. Aber dann…

      *

      Die


Скачать книгу