Befrei Dich von Nackenschmerzen. Juliane Vögele
Quelle:Dr. Anne B. Flothow, Diplom-Psychologin, Hamburg, Erstellt: Mai 2001
Ernährung
(Falsche) Ernährung und Körper-(Über-)gewicht beeinflussen den gesamten Bewegungsapparat des Menschen und die statische Belastung von Wirbelsäule und Gelenken. (Mehr dazu finden Sie im Kapitel „Ernährung“.)
Muskelzerrungen
Die Stabilität des Nackens ist sehr gering aufgrund der enormen Beweglichkeit. Unkontrollierte, schnelle Bewegungen führen daher oft zu einer reflexhaften Überspannung (als Schutzreaktion) oder sogar zu Zerrungen. Hier finden wir auch das Schleudertrauma.
Beschädigte Bandscheiben
Man kennt die Bandscheibenvorfälle vor allem aus dem Lendenwirbelbereich. Relativ häufig kommen sie aber auch in der Halswirbelsäule vor. Auch eine Bandscheibenentzündung (Diszitis) kann die Ursache von Nackenschmerzen sein.
Verletzungen der Wirbelsäule
Natürlich führen Verletzungen der Wirbelsäule auch zu Nackenschmerzen. Insbesondere bei einem schweren Schleudertrauma können Bänder oder Knochenteile an den Wirbelkörpern verletzt werden. Abgesehen von den starken Nackenschmerzen, folgen daraus oft Bewegungs- oder Gefühlsstörungen der Schulter- und Armmuskeln.
Gehirnhautentzündung
Nackenschmerzen sind manchmal auch „nur“ ein Symptom für eine andere Erkrankung, die nichts mit dem Nacken an sich zu tun hat. Beispielsweise bei der Gehirnhautentzündung sind sie ein häufiges Symptom. Der Kopf kann dann nicht mehr nach vorne zur Brust gebeugt werden. Begleitet wird dies dann noch von Kopfschmerzen und Übelkeit. Es muss unbedingt ein Arzt aufgesucht werden.
Schiefe Wirbelsäule
Menschen, die eine (meist angeborene) Skoliose (Schiefstand der Wirbelsäule) haben, bekommen oft Nackenschmerzen durch den Versuch, diese Asymmetrie auszugleichen.
Morbus Scheuermann
Auch der ausgeprägte Rundrücken verursacht durch Fehlhaltung Probleme im Nackenbereich.
Arthrose
Der Gelenkverschleiß, der früher nur die alten Menschen betroffen hat, tritt nun nicht selten auch bei jüngeren Menschen auf. Der Grund sind statische Fehlhaltungen. Häufig finden wir wegen der speziellen Anatomie der Wirbelkörper im Hals die „Uncovertebralarthrose“. Sie betrifft die sogenannten Uncovertebralgelenke, spezielle Gelenke zwischen den Halswirbeln, die die Wirbelkörper miteinander verbinden.
Spondylose
Hier entsteht eine Versteifung der Wirbelsäule, von der vor allem ältere Menschen betroffen sind. Ein steifer Nacken, stechende Schmerzen und Bewegungseinschränkungen sind die Folge.
Zervikale Spinalkanalstenose
Das ist eine Verengung des Wirbelkanals, in dem das Rückenmark verläuft. Die Symptome sind Nackenschmerzen, Taubheitsgefühle im Arm bis hin zu Lähmungserscheinungen.
Zervikozephales Syndrom (Barré-Lieou-Syndrom)
Veränderungen und Abnutzungserscheinungen im Bereich der Halswirbelsäule führen neben Nackenschmerzen oft auch zu Kopfschmerzen, Schwindel, Sehstörungen oder Ohrensausen. Die Beweglichkeit des Halses ist eingeschränkt und sogar Schluckstörungen können auftreten.
Osteoporose (Knochenschwund)
Sie betrifft vor allem Frauen nach den Wechseljahren und macht sich am gesamten Körper bemerkbar.
Osteomalazie/ Bei Kindern: Rachitis
Dabei tritt durch einen Vitamin-D-Mangel eine Störung des Knochenwachstums auf, die den ganzen Körper betrifft.
Chronische Schmerzkrankheit (Fibromyalgie)
Das ist eine sehr komplexe Krankheit, bei der starke Müdigkeit, Konzentrationsmangel und Schlafstörungen im Vordergrund stehen. Aber auch Nackenschmerzen können als Symptom auftreten.
Tumore im Halsbereich
Selten können Nackenschmerzen auch durch Tumore verursacht werden. Dann nämlich, wenn sie sich z. B. an der Schilddrüse, einem Wirbelkörper oder anderen Strukturen im Halsbereich bilden. Benachbarte Lymphknoten sind dann meist auch vergrößert und lassen sich ertasten.
Übertragungsschmerz
Erkrankungen innerer Organe wie Herz, Leber, Gallenblase oder Magen können sich als Schmerzen im Nacken zeigen. Möglich ist dies vermutlich, weil bestimmte Körperareale durch Nervenwurzeln aus dem Rückenmark versorgt werden. Aber auch Muskelverhärtungen, die druckschmerzhaft sind, können diese übertragenen Schmerzen verursachen.
Probleme UNTERHALB des Nackens (körperlich)
Der Auslöser für Rückenprobleme liegt oft in anderen Körperregionen, z. B. bei den Füßen. Durch Fehlstellungen der Füße, Beinlängendifferenzen, Schonhaltungen bei Kniegelenksschmerzen versucht die Wirbelsäule als Achse des Körpers, die Asymmetrien auszugleichen. Dies passiert bis in die oberste Region der Wirbelsäule. Dort entstehen dann Ausweichbewegungen und Zwangsstellungen. Als Folge treten Schmerzen, aber auch teilweise Schwindel, Kopfschmerzen, Tinnitus, Leistungsabfall, Hörstörungen, Konzentrationsschwierigkeiten bis hin zu depressiven Verstimmungen auf.
Probleme OBERHALB des Nackens (körperlich)
Das Kiefersystem braucht die Nackenstrecker als Stabilisator. Finden sich im Kiefergelenk Probleme und Behinderungen, können sich diese auf die Nackenmuskulatur auswirken und nicht nur Verspannungen, sondern sogar Gleichgewichtsstörungen auslösen.
Von der Schonhaltung zum Schmerzgedächtnis
Um Schmerz zu vermeiden, wird die Statik eines schmerzenden Bewegungssegmentes der Notlage angepasst. Beispielsweise die typische, seitlich gekrümmte Schonhaltung bei „Ischiasbeschwerden“. Diese Schonhaltungen können jedoch wiederum zu schmerzhaften Verspannungen führen.
Wenn Schmerzreize immer wieder auftreten, können sie das Schmerzempfinden verändern. Bei einigen Betroffenen kommt es zu einer Überempfindlichkeit gegenüber Schmerzen. Unter anderem geschieht dies deshalb, weil die Schmerzrepräsentanzen im Rückenmark und Gehirn bei ihnen so etwas wie ein Schmerzgedächtnis ausgebildet haben. Selbst das Gehirn hat sich verändert. Darum müssen diese negativen Schaltkreise so bald wie möglich durchbrochen werden. Sonst wird evtl. ein sogenanntes „Schmerzgedächtnis“ aktiv und sorgt dafür, dass die Schmerzen chronisch werden und so auch viel schwerer zu beherrschen sind.
Kissen und Matratzen fast nie die Ursache
Morgens sind Nackenschmerzen oft schlimmer als während des Tages. Deshalb liegt natürlich die Vermutung nahe, dass die Ursache in der Schlafposition, der Matratze oder beim Kopfkissen liegt. Diese Verschlimmerung am Morgen resultiert jedoch aus dem Umstand, dass die Muskulatur und das Bindegewebe sich in der Nacht um etwa 7 % zusammenziehen (am ganzen Körper). Vermutlich, weil man sich nachts fast nicht bewegt. Bei den Muskeln, die bereits verspannt sind, wirkt sich diese Verkürzung natürlich sehr schmerzhaft aus. Die Verspannung nimmt noch zu und lockert sich erst durch Bewegung oder eine warme Dusche wieder.