Der Heilige Geist und das Auto. Reinhold Stecher

Der Heilige Geist und das Auto - Reinhold Stecher


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reine, ergiebige Quelle: Das ist die Heilige Schrift, das Wort Gottes. Wenn wir das Bachbett der Kirche zurückgehen, über dessen Steine und Stufen das Heil Christi in die Welt strömt, finden wir die wunderbare Quelle ganz am Beginn. Als Kinder sind wir oft zur Quelle unseres Dorfbaches hinaufgewandert, um dann fasziniert vor der dunklen Höhle zu sitzen, aus der das Wasser herausgesprudelt ist. So möchte ich einladen, zur Quelle zurückzuwandern, sich vor sie hinzusetzen, still zu werden, zu staunen, zu horchen, zu schauen und zu trinken und dann mit neuer Glaubensfreude weiterzugehen. Denn diese Quelle der Heiligen Schrift bricht aus den unfassbaren, unergründlichen Tiefen der Ewigkeit hervor: In ihr und in ihren Worten ist Gottes Geist am Werk.

      Es scheint mir aktuell zu sein, wieder einmal über diese wunderbare Quelle zu reden. Viele verlieren nämlich den Zugang zu ihr.

      Problemanzeigen

      Die einen vergessen und übersehen die Heilige Schrift in den tausend Angeboten unserer Zeit. Anderen ist der Zugang zu mühsam. Auch wenn man durchaus kein Gelehrter sein muss, um die Bibel lesen zu können, so kann man mit ihr doch nicht so oberflächlich umgehen wie mit Kriminalromanen, Sportberichten, Fernsehserien und Modeschauen. Schriftworte sind keine Billigware.

      Wieder andere lassen das Wort Gottes beiseite und begnügen sich mit Ersatz. Die kühle, reine Quelle des Evangeliums genügt nicht, man greift lieber zu einem künstlichen Getränk mit dem prickelnden Kohlensäurezusatz der Sensation. Die Worte Christi verdienen dann bei weitem nicht so viel Aufmerksamkeit wie irgendeine Erscheinung. Die Verheißungen des Herrn sind zu dürftig – geheime Botschaften müssen her, irgendein noch nie gehörtes Wissen, das sich angeblich irgendeine fromme Seele hinter dem großen Vorhang beschafft hat, den der offenbarende Gott über den jenseitigen Dingen belassen und nicht gelüftet hat. Das vom Heiligen Geist inspirierte Wort Gottes hat für manche lange nicht so viel Bedeutung wie irgendein Traktätchen, das in einem obskuren Verlag erscheint und eine krause Frömmigkeit verbreitet. Und die Gebote Gottes und die wunderbaren Weisungen des Herrn reichen manchen auch nicht – man muss neue Forderungen und Regeln erfinden und mit angsteinflößenden Drohbotschaften versehen, von denen der Heiland der Welt kein Wort gesagt hat.

      Manchmal wird die Heilige Schrift auch missbraucht. Schließlich hat jeder Sektierer und Fanatiker der letzten zweitausend Jahre mit der Bibel herumgefuchtelt. Und immer wieder besteht die Versuchung, in die Heilige Schrift das hinein- und aus ihr das herauszulesen, was einem gerade passt. Vor der Eigenmächtigkeit der Schriftauslegung musste ja schon der heilige Petrus warnen (2 Petr 1,20). Darum – um beim oben genannten Bild zu bleiben – muss man im Bachbett der Kirche bleiben, wenn man zur Quelle der Schrift zurückwill. Ohne die Kirche verirrt man sich leicht.

      Freilich braucht der Umgang mit der Heiligen Schrift auch Gelehrte, Spezialisten, die uns bei schwierigen Fragen helfen. Und man muss zugeben, dass diese Gelehrsamkeit hie und da auch, wie alle Wissenschaft, kompliziert und unverständlich geworden ist und mit ihrer Sprache manche Leser der Schrift entfremdet hat.

      Die verschiedenen Adressaten

      Die Heilige Schrift ist aber keineswegs nur eine Spielwiese für Gelehrte. Ich habe Vierjährige in einem Dorfkindergarten angetroffen, die die Erzählung vom verlorenen Sohn so gut und lebendig verstanden hatten, dass sie dazu eindrucksvolle Zeichnungen verfertigen konnten, die sie mir selbst erklärt haben. In der Volksschule kann die biblische Geschichte wirklich zum „erzählten Heil“ werden, das seine Bilder tief in die Seele senkt. Es gibt auch Familienrunden und Gruppierungen verschiedener Art, in denen man das Wort Gottes neu entdeckt hat. (Dazu gehören auch die vielen Gruppen, welche sich Jahr für Jahr zu „Exerzitien im Alltag“ treffen.) So wird das Wort der Heiligen Schrift zur Motivation für das Handeln, zur Richtschnur der Lebensgestaltung. Für den Kranken und Bedrängten spendet es Trost und Hoffnung. Der Verunsicherte trifft in der Heiligen Schrift das Wort, das nicht vergeht. Bei Besinnungstagen und in der Meditation vermittelt Gottes Wort die hohe Schule des Betens. Und durch die ganze Geschichte herauf war die Bibel für den Künstler die Fundgrube, in der er Anregung für sein Gestalten fand. In der heiligen Liturgie wird in Lesung und Evangelium der lehrende Christus gegenwärtig. Und so ist für die ganze Kirche Gottes Wort die ursprüngliche, fundamentale Botschaft des Heiligen Geistes. Bei einem ökumenischen Konzil liegt die Bibel nicht umsonst in der Mitte der versammelten Bischöfe.

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      Bach im Waldviertel

      So hat das Wort Gottes viele Adressaten und viele Weisen der Fruchtbarkeit – eben wie eine Quelle, die ihr lebenspendendes und reinigendes Wasser in viele Richtungen verströmt. Immer wieder gilt es, durch das Bachbett Kirche, das heißt mit ihrer Lehre und Führung, zurückzuwandern bis zur Quelle, aus der das Leben strömt, „auf dass das Wort Christi mit seinem ganzen Reichtum bei euch wohne“ (Kol 3,16).

      Sinnvoller Sonntag

      Es ist kein Geheimnis, dass die Feier des Sonntags bei vielen ins Wanken gerät. Das sagen die Statistiken, und das wissen wir sicher aus so mancher Debatte, die mit der jungen Generation in der eigenen Familie läuft. Es gibt verschiedene Bedrohungen des Sonntags, seiner Feier und seiner ganzen Kultur: Die einen kommen mehr von außen, wie etwa die wirtschaftlichen und beruflichen Zwänge eines Tourismuslandes, oder weltweite Versuche, das menschliche Leben nur nach dem rationelleren Einsatz der Maschinen und den vollen Kassen zu gestalten. Und andere Bedrohungen kommen mehr von innen: „Was soll denn der Trott einer Tradition, die für die Welt unserer Großeltern gegolten haben mag? Meine Frömmigkeit braucht keinen Fahrplan! Ich bete, wenn mir wieder einmal danach zumute ist. Alles andere ist eigentlich Heuchelei …“ Und wieder gibt es manche, denen die Art der gottesdienstlichen Feier einfach zu fad ist und die – vielleicht mit Recht – mehr Lebendigkeit wünschen. Dem steht der Wunsch anderer entgegen, die ihn am liebsten so hätten, wie er zur Zeit ihrer Kindheit war. Und manchmal stirbt der Sonntag einfach im weichen Polstersitz der Bequemlichkeit, im stundenlangen Starren auf den Bildschirm und in einer ausufernden Langeweile …

      Der Sonntag ist vielfach bedroht. In so manchen Herzen und Hirnen existiert er sogar noch als lästige Pflichterfüllung. Und doch ist er für ein christliches Leben und eine menschliche Entfaltung unverzichtbar. Und bei diesem letztgenannten Punkt, der Entfaltung des Menschlichen, möchte ich eigentlich beginnen. Mir scheint, dass man in unserer Zeit im religiösen Bereich manchmal Lebensgesetze übersieht. Und eines davon heißt:

      Das Leben braucht Rhythmus

      Das ganze Leben in der Schöpfung, das uns heute alle so fasziniert, hat immer zwei Seiten: Die erste ist das Unberechenbare, Spontane, Außerordentliche. Und die zweite ist das Rhythmische, Selbstverständliche, die Wiederholung.

      Diese zweite Seite wird in einer hektischen, unruhigen Zeit sehr leicht missachtet. Aber es ist doch so: Alles in der Natur ist neben Bewegtheit und Buntheit auch auf Rhythmen angelegt: auf Tag und Nacht, Sommer und Winter, Atem und Herzschlag. Die Tiere haben ihre Rhythmen – das weiß jeder Jäger und Bauer. Jedes gesunde Kind braucht neben seiner Freiheit und dem Umhertollen auch eine gewisse Ordnung, vom Essen bis zum Gute-Nacht-Kuss. Wenn alles nur der Laune und der Stimmung überlassen wäre, stockt das Leben. Die Hausfrau kann doch nicht nur dann kochen, wenn sie wieder einmal dazu aufgelegt ist, der Lehrer kann nicht nur dann unterrichten, wenn er einen pädagogischen Anfall hat, und der Lokführer kann nicht nur dann fahren, wenn der Geschwindigkeitsrausch über ihn kommt. Alles Leben wird von Selbstverständlichkeiten und Wiederholungen getragen, die man nicht jedes Mal diskutieren kann.

      Warum soll das im religiösen Leben anders sein? Sicher gehören die spontane Herzlichkeit, die einmalige Stunde der Ergriffenheit, das große Erlebnis auch dazu. Aber ebenso wichtig sind auch diese selbstverständlichen, rhythmischen Vollzüge, die von der augenblicklichen Stimmung unabhängig sein müssen. Das Leben ist wie unsere Vorhänge und Teppiche nach Mustern gewoben.

      Ein Ruhe- und Festtag, sechs Werktage … das ist ein uraltes Strickmuster der Menschheit, und es ist zutiefst sinnvoll. Denn das Leben braucht Rhythmus. Und das göttliche Gebot entspricht dem Wesen des


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