El Gustario de Mallorca und das tödliche Gemälde. Brigitte Lamberts
war es nicht gewohnt, bestellt zu werden und warten zu müssen, doch die Einladung erschien ihm vielversprechend. Die Andeutungen waren interessant und es könnte ein lukratives Geschäft für ihn dabei herausspringen, sodass er sich dazu entschlossen hatte, die Goldschmidts aufzusuchen.
Die Villa machte einen sehr gepflegten Eindruck und die Lage war sensationell. Klar, wieder ein Jude, der das Sahnestückchen ergattert hatte. Der schwergewichtige Mann wischte den Gedanken beiseite. Es war nur noch eine Frage der Zeit, wann dieses Anwesen frei werden würde. Und warum sollte er dann nicht hier einziehen? In seiner Position ein einfaches Unterfangen. Und er könnte auch das Personal übernehmen. Die junge Mallorquinerin, die ihn hereingebeten hatte, war sehr attraktiv.
Als die Tür der Bibliothek geöffnet wurde, drehte er sich um. Der Hausherr betätigte den Lichtschalter, der Kronleuchter tauchte den Raum in angenehmes helles Licht. Julius Goldschmidt kam auf ihn zu und reichte ihm die Hand. Instinktiv ergriff Bloch sie, obwohl das nicht seine Absicht gewesen war. Er hatte seine Stellung damit unterstreichen wollen, sie ihm zu verwehren, aber die Karte konnte er später noch ausspielen. Goldschmidt, ein untersetzter Mann Ende fünfzig, deutete mit der Hand auf eine Sitzgruppe. Nachdem sie Platz genommen hatten, kam der Gastgeber ohne Umschweife auf sein Anliegen zu sprechen.
»Herr Bloch, zuerst einmal danke, dass Sie meine Einladung angenommen haben.«
Bloch erschien es angebracht, mit einer Handbewegung zu bekunden, dass er diesen Termin gerade noch einschieben konnte.
»Ich will Ihre kostbare Zeit nicht mehr als nötig in Anspruch nehmen, deshalb erlauben Sie mir, direkt zum Thema zu kommen.«
»Das wäre mir auch recht, ich habe heute noch einige wichtige Termine.«
Goldschmidt legte seine Fingerkuppen gegeneinander. »Meiner Frau geht es gesundheitlich sehr schlecht und sie braucht dringend medizinische Hilfe, die hier auf Mallorca nicht gegeben ist. Daher benötigen wir schnellstmöglich ein Visum für die Vereinigten Staaten von Amerika.«
»Ich verstehe.« Karl Bloch räusperte sich. »Der Weg in Ihre Heimat steht Ihnen jederzeit offen.« Das breite Grinsen des Parteifunktionärs brachte Goldschmidts Härchen auf den Unterarmen zum Stehen. Vielleicht war das jetzt kein gelungener Schachzug, ging es ihm durch den Kopf, egal, ich halte mich an meine Strategie.
»Ja, ich weiß, dass die medizinische Versorgung«, er stutzte kurz, denn der Begriff Heimat wollte ihm nicht über die Lippen kommen, »im Reich ausgezeichnet ist. Aber es handelt sich hier um ein spezielles Krankheitsbild, und da sollen die Amerikaner erstaunliche Heilergebnisse erzielt haben.«
»Um unser Gespräch zu verkürzen – Sie wollen nach Amerika ausreisen und benötigen von mir die Vermittlung eines Drittlandvisums. Habe ich das richtig verstanden?«
Der Magen von Julius Goldschmidt krampfte sich vor Anspannung zusammen, egal wohin, Hauptsache weit weg, dachte er.
»Das ist unsere Bitte an Sie. Es dürfte für Sie in Ihrer Position doch keine allzu große Schwierigkeit darstellen.«
Karl Bloch lehnte sich in seinem Sessel zurück. Die Ellenbogen aufgestützt auf die Stuhllehnen, legte er die Hände ineinander. »So einfach ist das nicht. Es gibt hier auf Mallorca ein striktes Ausreiseverbot für deutsche Juden. Selbst ich kann das nicht umgehen.« Er musterte den Bittsteller eindringlich.
Goldschmidt ignorierte die letzte Äußerung seines Gegenübers und entschloss sich, zum Angriff überzugehen.
»Ich hätte da etwas, das Sie als Kunstsammler sehr interessieren könnte. Um es auf den Punkt zu bringen: Ich überlasse Ihnen ein Gemälde eines mittlerweile international bekannten und hochangesehenen Künstlers und Sie besorgen mir im Gegenzug zwei Visa für ein Drittland.«
Julius Goldschmidt betrachtete den übergewichtigen Mann genau. Keine Regung war in dessen Gesicht zu erkennen. Lediglich ein kurzes Aufblitzen in den Augen ließ ihn ahnen, dass er Bloch am Haken hatte.
»Hat es sich schon bis zu Ihnen herumgesprochen, dass ich eine erlesene Sammlung renommierter Kunstwerke besitze?«, fragte dieser mit einem selbstgefälligen Gesichtsausdruck.
»Sie gelten als Kenner der aktuellen und natürlich auch der Kunst früherer Epochen. Und so glaube ich, Ihnen etwas Besonderes offerieren zu können.« Goldschmidt schluckte, dann hüstelte er, fast wäre ihm sein Mageninhalt nach oben gestiegen.
»Dann lassen Sie mal sehen, was Sie mir anbieten.«
Goldschmidt stand auf, ging zur Staffelei in der Mitte des Raumes und entfernte das Tuch von dem Gemälde. Ein kurzes Zucken der Mundwinkel verriet ihm: Bloch hatte erkannt, was er ihm anbot.
»Und von wem soll das sein?«, fragte er überheblich.
Goldschmidt ballte hinter seinem Rücken die Faust und lächelte. »Ich habe das Bild vor Jahren in dem Atelier des Künstlers erworben. Es ist ein frühes Selbstbildnis.«
»Schön und gut, aber wen stellt es dar?«
Goldschmidt atmete flach vor Anspannung. Entweder hatte der Fettwanst, von dem es hieß, er hätte großen Einfluss, keinen blassen Schimmer von Kunst oder er wollte es auf die Spitze treiben.
»Lassen wir die Spielchen«, erwiderte er schroff. »Sie als Kunstkenner haben sofort erkannt, dass es sich hier um ein Selbstbildnis von Max Beckmann handelt. Der markante eckige Kopf ist schon zu erkennen, obwohl es eine frühe Arbeit ist.« Er schlug das Tuch wieder über das Bild und drehte sich abrupt zu dem Kunstsammler um.
»Es ist mehrere zehntausend Reichsmark wert und in ein paar Jahren ein Vielfaches davon.« Er schaute ihm direkt in die Augen. »Mein Angebot steht. Bild gegen Visa für ein Drittland, ausgestellt für zwei Personen: Elisabeth und Julius Goldschmidt.«
Bloch ging auf das Bild zu, schlug das Tuch nach hinten und betrachtete das Gemälde genauer. Die Signatur war deutlich zu lesen, daneben die Jahreszahl 1916.
»Das fällt unter Entartete Kunst«, bemerkte er gespielt entrüstet.
»Ja, seit 1937. Doch das hält«, Goldschmidt konnte den Ausdruck »Ihresgleichen« gerade noch herunterschlucken, »die international renommierten Sammler nicht davon ab, diese Kunst zu kaufen.«
Der Parteifunktionär wandte sich Goldschmidt zu. »Sie werden verstehen, dass ich mich persönlich von der Echtheit der Arbeit überzeugen muss.« Mehr sagte er nicht.
Kurze Zeit später verließ Karl Bloch mit einem in Packpapier eingewickelten größeren Paket die Villa.
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