Seewölfe - Piraten der Weltmeere 654. Frank Moorfield

Seewölfe - Piraten der Weltmeere 654 - Frank Moorfield


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den Landmassen der Insel ab.

      Jetzt vergaß sogar Old Donegal den Garten Eden.

      „Mir scheint“, sagte er, „wir segeln wieder mal genau zum richtigen Zeitpunkt auf den richtigen Ort zu.“ Er kratzte sich nachdenklich am Hinterkopf. „Ich lege nicht gerade Wert darauf, mich gleich irgendwelchen Eingeborenen vorstellen zu müssen. Wenn die nämlich gerade schlecht gelaunt sind, wird’s so schnell nichts mit all den Leckerbissen, die wir an Bord nehmen möchten.“

      „Das erzähl mal meinem knurrenden Magen“, sagte Philip. „Ich glaube nicht, daß er das einsieht.“

      Die drei Arwenacks ließen das vermeintliche Fischerboot nicht mehr aus den Augen, und schon bald stellten sie fest, daß es sich um ein Auslegerboot handelte, dessen Segel viele Löcher aufwies. Das seltsame Gefährt schien ohne Ziel im Wasser zu treiben. So sehr sie ihre Augen auch bemühten, ein menschliches Wesen war nirgends zu entdecken.

      „Das ist ja ein regelrechtes Geisterschiffchen“, sagte Old Donegal und schielte mit einem Auge auf das längliche Paket, das achtern in ihrer Jolle verstaut war.

      Säuberlich in ein Stück Segeltuch eingewickelt, befanden sich darin außer den Pulvervorräten einige erbeutete Musketen und Pistolen. Wenn es also irgendwelchen Ärger geben sollte, würden sie dem nicht hilflos gegenüberstehen. Zunächst aber sahen sie keine Veranlassung, nach den Waffen zu greifen.

      „Vielleicht ist das Boot bei einem Unwetter abgetrieben worden“, meinte Philip. „Es muß ja nicht aus der Küstengegend dort drüben stammen. Ich sehe jedenfalls keinen Grund, wegen einer halbwracken Nußschale auf unseren Landgang zu verzichten.“

      In diesem Punkt herrschte absolute Übereinstimmung. Die Arwenacks setzten ihren Kurs unbeirrt fort.

      Schon wenig später glitt die Jolle an dem Steuerbord querab dümpelnden „Geisterschiffchen“ vorbei. Die Entfernung betrug jetzt kaum noch den vierten Teil einer Kabellänge. Das quadratische Segel war arg mitgenommen, an der Steuerbordseite des Bootes klaffte in Höhe des Dollbords und zwei Handbreiten darunter ein zersplittertes Loch im Holz. Sonst schien das Boot kaum beschädigt zu sein. Auch an dem weit herausragenden Ausleger der Steuerbordseite war kein Schaden festzustellen.

      „Segel und Bordwand sehen aus, als seien sie mit einer kleinen Kanone beschossen worden“, sagte Old Donegal. „Weiß der Teufel, was sich da abgespielt hat.“

      Der geschwungene Bug, der den rückwärts gebogenen Hörnern eines Ziegenbocks glich, wies zahlreiche Schnitzereien auf. Hölzerne Streben verstärkten das Boot, um ihm mehr Stabilität zu verleihen.

      „Vielleicht leben dort drüben an der Küste Fischer, die von Piraten überfallen wurden“, sagte Hasard. „Wie sonst wurde das Holz aus der Bordwand gefetzt? Ein Aufprall auf irgendwelche Klippen scheidet aus, sonst wären als erstes die Ausleger zerstört worden.“

      „Mit dieser Vermutung könntest du recht haben“, entgegnete Philip, und mit einem schiefen Seitenblick zu Old Donegal fügte er hinzu: „Womöglich ist das erwartete Paradies gar keins, und wir segeln direkt in die finsteren Schlünde der Hölle.“

      Old Donegal legte die Stirn in Falten.

      „Willst du wohl damit aufhören, den Teufel an die Wand zu malen, du gepökelter Hering? Schließlich ist es nicht das erste Mal, daß wir ein verlassenes oder beschädigtes Boot sichten. Trimm lieber das Segel etwas nach, damit wir nicht die herrliche Bucht dort drüben verfehlen.“

      Die Küstenlandschaft und der Sandstrand, der die großzügige Bucht säumte, boten in der Tat einen paradiesischen Anblick, Scharen von Reihern, Sturmtauchern und Feenseeschwalben erhoben sich lärmend in den tiefblauen Himmel oder zogen sich in die Wipfel der hochaufragenden Takamaka-Bäume zurück.

      Diese Giganten mit ihrer grauen Rinde und den großen, dunkelgrünen Blättern reichten an die beachtliche Größe der Palmen heran und gaben dem bis dicht an den Strand reichenden Regenwald ein majestätisches Aussehen.

      Die Jolle segelte zunächst an üppigem Mangrovendickicht vorbei, dessen Luftwurzeln bizarr über das Wasser hinausragten. Philip und Hasard bargen das Segel, kurz darauf schob sich der Bug knirschend auf den weißen Sandstrand.

      Tatsächlich hatte es den Anschein, als seien die Seewölfe weit und breit die einzigen menschlichen Wesen. Nirgends waren weitere Boote zu sehen, und nichts wies auf das Vorhandensein eines Fischerdorfes hin.

      Da die Platzverhältnisse in einer kleinen Jolle bei einem längeren Törn doch recht beengend waren, tat es den drei Mannen gut, wieder mal festen Boden unter den Füßen zu spüren. Old Donegal behauptete sogar, daß der warme, weiche Sand seinem Holzbein guttäte.

      Dies wiederum gab den beiden jungen Burschen erneut Anlaß zum Grinsen, obwohl sie wußten, daß der alte Haudegen und sein Holzbein schon immer ein besonderes Verhältnis zueinander hatten.

      „Zunächst werden wir uns wohl die Umgebung ein bißchen anschauen müssen“, sagte Old Donegal. „Vor allem müssen wir feststellen, wo es Wasser und jagdbares Wild gibt. Danach können wir uns immer noch dem Fangen und Räuchern von Fischen widmen. Einer von euch sollte allerdings hier am Strand bleiben und auf die Jolle aufpassen.“

      „Muß das sein?“ fragte Philip. „Ich meine, wer sollte sich hier in dieser einsamen Bucht für unsere Jolle interessieren?“

      Old Donegal setzte sein „Kapitänsgesicht“ auf. „Es muß sein“, entschied er. „Das Schiffchen ist für uns zu kostbar, um es leichtsinnig aufs Spiel zu setzen. Und der Fußweg nach Indien – zum Teufel, der ist mir um einige Meilen zu weit.“

      Jung Philip erklärte sich, wenn auch nicht gerade mit Begeisterung, bereit, die Bootswache zu übernehmen. Er zog sich zu diesem Zweck mit einer Muskete bewaffnet in den Schatten einer Gruppe von Palmen zurück, von wo aus er den Strand gut überblicken konnte.

      „Vergeßt bei eurer Rückkehr nicht, mir mindestens ein Dutzend gebratener Täubchen und wenigstens ein kleines Fäßchen Rotwein mitzubringen“, trug er den anderen grinsend auf.

      „Kein Problem, Bruderherz“, erwiderte Jung Hasard, „wir werden ausschließlich knusprig gebratene Tauben vom Himmel schießen. Hast du sonst vielleicht noch irgendwelche Wünsche? Darf es statt Rotwein der edelsten Sorte notfalls auch eine Kanne Dünnbier sein, wenn die Quelle gerade nichts anderes hergeben sollte?“

      Old Donegal hingegen murmelte etwas vom „Hintern in den warmen Sand stecken und auch noch Ansprüche stellen“, danach folgte er Hasard mit einer Beweglichkeit, die ihm mit seinem Holzbein niemand zugetraut hätte, in das üppige Grün des Regenwaldes. Beide waren mit je einer Muskete und mit Messern bewaffnet.

      Keiner der drei Arwenacks hatte jedoch bemerkt, daß sie seit ihrer Ankunft an der Südwestküste Madagaskars von einem hochgewachsenen, dunkelhäutigen Mann beobachtet wurden, der regungslos im Dickicht verharrte und dessen Hände sich kraftvoll um den Schaft eines Speeres schlossen.

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