Bizarres Reich. Amelia Tashinami

Bizarres Reich - Amelia Tashinami


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Ansichtssache. Zumindest ist der Stahlkäfig, der unten mit einer Ledermatte ausgelegt ist, gerade groß genug, damit sie reinpasst. Sofern sie ihre Beine anzieht. Ganz vorsichtig, beinahe schon wie ein Hund, zwängt sie sich in diesen Verwahrungskäfig.

      Sara zittert. Gemischte Gefühle schießen in ihr hervor. Er meint es wirklich ernst. Die nächsten Stunden soll sie in dieser Box mit den Gitterstäben verbringen. Gehalten wie ein Tier, wie ein Hund.

      Tom schubst sie von hinten in den Käfig. Es dauert eine Weile, bis sie die richtige Haltung findet, so einfach ist das gar nicht. Die Metallstäbe drücken gegen ihre Beine. Wie auch immer sie es anstellt, wirklich bequem ist das nicht.

      Für Sara ist dieser Käfig eine Art Freiheitsentzug, der mit dem kompletten Verlust ihrer Bewegungsfreiheit einhergeht. An sich ist der Gedanke für sie durchaus erregend. Sie ist ihrem Master vollkommen ausgeliefert. Es gibt keine Möglichkeit zur Flucht. Besonders die Empfindungen auf der Haut sind ganz neu für Sara. Sie übergibt ihm in diesem Moment die komplette Kontrolle. Nur er hat den Schlüssel zu dem Vorhängeschloss, mit dem die Tür verriegelt ist.

      Sie zittert, zaudert mit sich. Angst macht sich breit aber auch ein neues, atemberaubendes Gefühl. Der kalte Stahl presst sich immer wieder auf ihre sanfte Haut. Es macht sich sogar eine gewisse Geborgenheit bemerkbar. Natürlich hatte er an alles gedacht. Vor dem Käfig stand ein Becher mit Strohhalm. Verdursten würde sie also nicht. Mit ihrem nackten Körper liegt sie zusammengekauert in diesem Käfig. Durch das leichte Schwitzen klebt sie immer wieder an der Lederunterlage fest.

      So viele neue Eindrücke kommen in dieser, beinahe endlosen Nacht, auf sie zu. Während Tom fast friedlich schläft, sich mal auf die eine oder andere Seite in dem großen Bett dreht, sind ihre Augen immer wieder offen. Nur kurz kann sie schlafen.

      Ein paar Stunden später rasselt der laute Wecker. Pünktlich wie jeden Morgen um 7 Uhr. So viele Stunden hat sie zusammengekauert in diesem furchtbaren Käfig verbracht. Als sich seine Augen öffnen, befreit er seine Sklavin endlich aus ihrer Demut. Für Sara ist es gar nicht so einfach, aus dem Käfig wieder hinauszukriechen. So viele Stunden lag sie eingepfercht und ohne jegliche Bewegungsmöglichkeit in diesem engen Käfig. Mit einem kleinen Ruck zieht er seine Sklavin raus, die danach versucht halt zu finden und so wahnsinnig froh ist, endlich wieder in Freiheit zu sein.

      Zur Belohnung serviert er ihr anschließend ein großes Frühstück. Nach diesen ganzen Demütigungen genießt sie seine Aufmerksamkeit und lässt sich in jeglicher Weise von ihm verwöhnen. Tom liebt seine Sklavin. Und nach jeder Session liegt ihm viel daran, sie bei Laune zu halten. Sara überlegt, wie sie erneut seinen Zorn auf sich lenken kann ...

      Jolina ist es leid, dass ihre Freundinnen ständig über WhatsApp und Tinder sprechen. Bianca, ihre älteste beste Freundin hat gerade erst gestern laut darüber gesprochen, wie sie wieder einen heißen Typen über Tinder kennengelernt hatte. Jolina hingegen ist altmodischer. Sie liebt Spaziergänge, den persönlichen Kontakt. Von Online-Dates hält sie nicht viel. Sie mag es direkter. In der Disco hat sie bisher immer noch einen Typen für eine Nacht oder für ein Wochenende gefunden.

      Dafür braucht sie keine App. Manchmal schauen ihre Freundinnen sie so an, als würde sie noch im Mittelalter leben. Nun gut, denkt sie sich. Mit ihren gerade mal 22 Jahren wird es vielleicht Zeit auch mal was Neues auszuprobieren. Und immerhin sind die Semesterferien gerade angebrochen. Genügend Zeit, um etwas anderes auszuprobieren.

      An diesem Abend liegt Jolina bereits in ihrem Bett, in der kleinen Studentenwohnung, die sie sich mit Ach und Krach gerade so leisten kann. Das Buch in ihrer Hand ist so langweilig, dass sie sich entscheidet, nun doch einmal die Tinder-App herunterzuladen. Bereits ein paar Minuten später ist alles installiert und die Neugierde groß.

      Sie staunt, wie riesig das Angebot ist. So viele Fotos. Dabei muss sie oft schmunzeln. Da sind die Kerle, die ihre Muskeln in den Vordergrund schieben und hoffen, so ein schnelles Date zu bekommen.

      Doch hier und da sind auch ein paar interessante Bilder zu sehen. Sie studiert zwar in einer Großstadt, doch einige der Fotos kommen ihr bekannt vor. Manchmal kann selbst eine große Metropole wie ein Dorf sein. Schnell bekommt sie die ersten Nachrichten von ihren Matches.

      Der Wortlaut ist meistes immer derselbe. Hi, Hallo, hey Geile, Wie geht’s, Was machst Du und so weiter. Große Fantasien scheinen die anderen nicht zu besitzen. Aber darum geht es wohl bei dieser App auch nicht, denkt sich die quirlige Studentin. Manchmal kommt es vor, dass sie mit der Hand durchs Haar streift. Wohl eher unbewusst, bleibt sie dann einige Sekunden bei einem Foto hängen.

      Die Nachrichten häufen sich schnell und so richtig wusste sie eigentlich gar nicht, nach was sie sucht. Eigentlich ging es ja nur darum, mit den Freundinnen mitreden zu können. Ob dazu auch ein richtiges Date notwendig ist, war ihr noch nicht klar. Und da ist immer wieder dieser eine Mann. Nur wenige Daten sind verfügbar. Auf dem Bild wirkt er ganz nett. Statt Muskeln ist ein wirklich tolles Lächeln zu erkennen. 10 Jahre älter ist er, zumindest gibt er das an. Sie spürt einen gewissen Reiz und sendet ihm ihre Facebook-Adresse. Es dauert nicht lange, bis sie seine erste Nachricht dort empfängt.

      »Hey Jolina, schön von Dir zu hören. Was suchst Du? Ich interessiere mich für Freundschaft Plus, eine lockere Fickbeziehung ...«

      Sie muss herzhaft bei diesen Worten lachen. Direkt ist er ja, denkt sie in diesem Moment. Er nimmt kein Blatt vor dem Mund. Die Fotos, die sie auf seiner Facebook Seite sehen kann, gefallen ihr ebenfalls. Er scheint eine ganz gute Figur zu haben und wirkt charmant.

      »Hey Derek, Du bist ja ziemlich direkt. Machst Du das bei jeder so?« Sie konnte bei diesen Worten ein erstes, leichtes Kribbeln in der Magengegend spüren.

      »Ja, warum denn nicht. Ist es Dir lieber, ich rede um den Brei herum. Ich finde, direkt zu sein, ist viel ehrlicher. So weißt Du, woran Du bist. Und ich würde Dich gerne für einen Fick treffen! Wann hattest Du das letzte Mal Sex?«

      Jolina muss bei seinen Worten immer herzhafter lachen. Dabei fragt sie sich, ob jeder so schreibt. Irgendwie törnt sie das in diesem Moment an. Vermutlich deshalb, weil sie Tinder zum ersten Mal genutzt hat und noch nicht so abgestumpft wie die anderen User ist.

      »Vor 8 Wochen. Und wann hattest Du das letzte Mal Sex?«, schreibt sie lässig zurück.

      »Vor 3 Wochen ...«, lautet seine kurze Antwort.

      Nach ein paar Minuten Small-Talk fragte er ganz direkt: »Was meinst Du, wollen wir uns mal treffen. Für ein paar Stunden oder gleich eine ganze Nacht? Hättest Du Lust?«

      Jolina muss schlucken. In der Disco ist das alles irgendwie einfacher.

      »Ok, warum nicht. Ich hätte morgen, am Samstag Zeit!«

      »Hey, toll Jolina. Das passt auch bei mir. Wir können uns in einer Bar treffen und wenn alles zwischen uns passt, zu mir gehen und Sex haben. Was meinst Du?«

      Jolina ist immer noch baff von seinen offenen Worten. Ihre Antwort: »Ok, erst die Bar, alles Weitere dann, wenn es passt!«

      Nach ein paar Minuten beendet sie das Gespräch. Sie freut sich auf die erste Begegnung zu einem Online-Sex-Date, wobei sie sich sehr unsicher ist. Vielleicht ist er ja in real gar nicht so, wie er auf den Bildern wirkt und schließlich will sie nicht mit jedem einfach in die Kiste gehen. Aber in ein paar Stunden wird sie mehr wissen.

      (Samstagabend, die Begegnung)

      Ungeduldig sitzt sie auf dem Hocker in der Bar. Bereits 10 Minuten vor der vereinbarten Uhrzeit ist sie eingetroffen. Ungewöhnlich für Jolina, die sonst eigentlich regelmäßig 20 Minuten zu spät kommt. Sie wertet das als ein gutes Zeichen. Die Bar hatte er ausgesucht. Viele junge Menschen sind hier anzutreffen, an diesem Abend herrscht eine ausgelassene Stimmung. Jolina ist dennoch ein wenig beunruhigt. Ihr erstes Sex-Date, das online vereinbart wurde. Was ist, wenn wir beide kein Thema finden und uns nur anschweigen oder uns nicht sympathisch sind? Schon komisch. Vielleicht gewöhnt man sich ja daran. Ihre Gedanken spielten verrückt und für einen Moment war sie sogar geneigt, die Bar wieder zu verlassen.


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