Sophienlust Paket 4 – Familienroman. Patricia Vandenberg

Sophienlust Paket 4 – Familienroman - Patricia Vandenberg


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Nick. »Und wie hat man sie überhaupt von der Koppel geholt?«

      »Das hätten wir vielleicht nie erfahren, wenn Anja nicht wieder reden könnte. Danner hat den Tieren Kunststoffklötze über die Hufe gestülpt und ist mit ihnen durch den Wald geritten. Auf der anderen Seite des Tales hatte er seinen Lieferwagen stehen. Er brauchte noch nicht einmal einen Helfer.«

      Nick zog die Stirn in viele Falten. »Er ist quer durch den Wald geritten? Über Stock und Stein?« Ungläubig sah er seinen Vati an.

      »Niemand, der Pferde auch nur ein bisschen mag, würde so etwas tun. Denn die Gefahr, dass sie stürzen, ist viel zu groß. Danner scheint das nichts ausgemacht zu haben. Er nimmt auf Menschen keine Rücksicht und noch viel weniger auf Tiere.«

      »Er ist ein Schuft«, empörte sich der Junge. »Wir müssen froh sein, dass er Glück gehabt hat und nichts passiert ist.«

      Denise von Schoenecker, die eben die Halle von Schoeneich betrat, ahnte sofort, um was es bei diesem Gespräch ging. Auf Gut Schoeneich und in Sophienlust gab es an diesem Abend nur ein einziges Thema: Der Pferdedieb.

      Leichtfüßig eilte Denise zu ihrem Mann und zu dem großen Sohn, die beide am Fenster standen und sie noch gar nicht bemerkt hatten. »Anja schläft«, berichtete sie leise. »Nur die übrigen Kinder denken gar nicht daran, sich zur Ruhe zu begeben.«

      »Was sagen sie?«, fragte Nick interessiert.

      »Sie bewundern dich.« Denise lächelte charmant. Natürlich war sie stolz auf ihren Sohn, wenn sie das auch nicht so offen zum Ausdruck brachte.

      »Pünktchen auch?« Nick ärgerte sich, dass er dabei rot wurde.

      »Pünktchen am allermeisten«, berichtete Denise wahrheitsgemäß und lehnte sich sanft an ihren Mann. »Es tut mir leid, dass Danner Anjas wegen nach Schoeneich kam«, sagte sie leise.

      Alexander legte zärtlich den Arm um Denises Schultern. »Es war gut so. Denn ich habe das Gefühl, dass Danner noch wegen anderer Gaunereien gesucht wird. Vielleicht hätte man ihn nie erwischt, wenn er nicht diesen tolldreisten Diebstahl verübt hätte.«

      »Grit Möllendiek ist mit Herrn Strasser in die Stadt gefahren, da man dringend ihre Aussagen braucht.« Denise seufzte. Das war wieder einmal ein wirklich aufregender Tag gewesen.

      »Auch für sie war es gut«, sagte Alexander leise. »Beinahe wäre sie ahnungslos ins Verhängnis geschlittert.«

      »Ist es nicht sonderbar, dass durch Anja zwei Paare auseinandergekommen sind?« Denise sah ein wenig ratlos auf ihren Mann.

      »Beide haben nicht zueinandergepasst. Also war es ein Glück.« Alexander machte eine kleine Pause und meinte dann geheimnisvoll: »Vielleicht gibt es bald ein neues Paar.«

      »An wen denkst du?« Für Denise hatte es an diesem Tag so viel Arbeit gegeben, dass sie gar keine Zeit gehabt hatte, über solche Dinge nachzugrübeln.

      »Nick hat da eine Andeutung gemacht, und du weißt ja, dass er ein recht sicheres Gefühl für romantische Begebenheiten hat.« Alexander schmunzelte.

      »Manchmal glaube ich, er weiß es eher als die Betroffenen selbst.«

      »In diesem Fall ganz bestimmt.«

      »Denkt ihr an Hans Strasser und Grit Möllendiek?«, fragte Denise verwundert.

      »Kluge kleine Frau«, flüsterte Alexander.

      »Für Anja wäre es ein Segen. Aber ich weiß nicht …« Denise machte ein besorgtes Gesicht.

      »Abwarten!« Der Gutsherr schmunzelte. »Was hältst du davon, wenn wir noch ein Gläschen Wein miteinander trinken? Immerhin haben wir etwas zu feiern.«

      »Einverstanden.«

      Denises ausdrucksvolle Augen strahlten. Die schlimmsten Sorgen der letzten Wochen waren nun von ihr genommen.

      *

      Wie ein gefangenes Tier lief David Danner im Sprechzimmer des Untersuchungsgefängnisses auf und ab. »Sie müssen mich freilassen!«, forderte er. »Sie haben keinerlei Beweise.«

      »Ich glaube, du hast dich immer zu sicher gefühlt«, meinte Grit leise. Es hatte sie Überwindung gekostet, dem Vorschlag des Kommissars zu folgen und David hier zu besuchen.

      »Wie meinst du das?«, fragte er lauernd. Unsicher sah er zu dem Beamten hinüber, der scheinbar unbeteiligt am Tisch saß.

      »Es ist nicht das erste Mal, dass du versuchst, gestohlenes Gut zu verkaufen. Du hast es mit Gemälden und Teppichen, und sogar mit Schmuck, probiert.«

      David lachte bitter auf. »Bist du der Staatsanwalt? Wer hat dir denn diese Märchen aufgeschwatzt? Kein Wort daran ist wahr.«

      »Ich glaube, es wäre besser, wenn du jetzt endlich aufrichtig sein würdest.« Grit sah bedrückt zu Boden. Das, was sie auf dem Polizeirevier erfahren hatte, war noch viel schlimmer als das, was sie vermutet hatte. David Danner war kein kleiner Gauner. Er war ein seit langem gesuchter Schwindler, Betrüger und Räuber.

      Grit konnte sich gar nicht mehr vorstellen, dass sie ausgerechnet diesen Mann geliebt hatte. In ihrer Unerfahrenheit hatte sie sich von ihm belügen lassen. Doch das war endgültig vorbei. Die Liebe zu David existierte nicht mehr.

      »Ich bin immer aufrichtig.« David klopfte sich selbstgefällig an die Brust. Ganz nah trat er dann an Grit heran und zischte leise: »Nimm die Kassette aus meinem Schreibtisch. Die Bullen werden mein Haus durchsuchen. Bei dir werden sie nichts vermuten.«

      »Ist das so wichtig?« Grit war unheimlich ruhig. Seit sie wusste, was sich in dieser Kassette befand, glaubte sie David kein Wort mehr.

      »Frag doch nicht lange, Grit. Behalte sie, bis ich hier herauskomme. Das tust du doch für mich? Schließlich sind wir verlobt.«

      »Hast du noch nicht daran gedacht, dass ich die Verlobung unter diesen Umständen lösen werde?«

      »Nur weil ich durch falsche Anschuldigungen in Untersuchungshaft gekommen bin? Aber das ist doch kein Grund, die Verlobung zu lösen. Es wird sich alles aufklären. Man wird mir eine Entschädigung zahlen müssen.«

      »Nein, weil du mich belogen hast.« Unwiderruflich klangen diese Worte. So bestimmt, dass David nicht einmal zu widersprechen wagte.

      »Notlügen …, nichts als Notlügen«, stammelte er schwer atmend. »Wenn ich hier herauskomme, ist alles wieder in Ordnung. Dann machen wir zuerst einige Wochen Ferien, und dann ist Hochzeit.«

      Grit schüttelte sehr entschieden den Kopf. »Daraus wird nichts. Ich kann keinen Mann heiraten, der fragwürdige Geschäfte betreibt. Außerdem werde ich Anja zu mir nehmen, und das würde dir ohnehin nicht gefallen.«

      »Die kleine Verrückte? Aber das ist doch …« David schnappte nach Luft.

      »Anja ist ein völlig normales Kind. Vielleicht wird sie noch einige Zeit unter den Nachwirkungen des Schocks leiden, aber bei liebevoller Behandlung werden auch diese vergehen.«

      »Muss ich das so verstehen, dass wir uns nie mehr wiedersehen?« David stemmte die Arme in die Seiten und schaute Grit verwundert an.

      »Ja«, antwortete das silberblonde Mädchen kurz.

      »Hast du dir auch schon überlegt, wovon du leben willst mit deiner Nichte?«

      »Ich wollte dich bitten, mir mein Erbteil zurückzugeben.«

      Danner grinste spöttisch. »Wolltest du!«

      »Du hast mir doch erzählt, dass du alles in deine Firma gesteckt hättest. Es muss doch möglich sein, dass du einen anderen Kredit aufnimmst und mir das Geld zurückgibst.« Grit glaubte allerdings selbst nicht an diese Möglichkeit. Ihr war richtig bange vor dem, was David antworten würde.

      »Meine Firma«, krächzte David wie im Rausch, »war die Spielbank. Dort kann man über Nacht ein reicher Mann werden. Ich habe manchmal Glück gehabt. Aber dann setzte die Pechsträhne ein. Ich verlor alles.«

      »Du


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