Sprich nichts Böses. Kayla Gabriel

Sprich nichts Böses - Kayla Gabriel


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befindet sich momentan in einer Ruhephase und ist für mich nutzlos, bis sie… lass uns sagen, aktiviert wird. Damit das geschieht, musst du aufhören, Fragen zu stellen und meine Wünsche ausführen.“

      „Natürlich, Sir.“

      „Sobald ich die Bestätigung erhalten habe, dass sie abgeliefert wurde, werde ich dir die Bezahlung zukommen lassen, wie wir es besprochen haben“, sagte Pere Mal, der bereits das Interesse verlor.

      „Sir, wenn ich –“

      Pere Mal beendete den Anruf und schob das Handy wieder in seine Anzugtasche. Während er über das Wasser schaute, fühlte er sich zum ersten Mal seit Tagen zufrieden. Bald wären die Tage, an denen er vor seinen Ahnen zu Kreuze kroch und nach mehr Macht und Einfluss bettelte, vorbei.

      Alles, was er brauchte, war ein kleines Druckmittel und das hatte er gerade in die Wege geleitet. Sich vom Fluss abwendend schmunzelte Pere Mal.

      Tout vient à point à qui sait attendre.

      Gut Ding braucht Weile, n’est-ce pas? Gut Ding braucht Weile.

      2

      Wenn die Zeremonie heute Nacht abgehalten werden sollte, dann rannte ihnen so langsam die Zeit davon. Asher Ellison sah auf seine Armbanduhr und stellte fest, dass es 23:43 war. Noch siebzehn Minuten bis Mitternacht in dieser Vollmondnacht. Siebzehn Minuten, um sein Schicksal für die absehbare Zukunft zu entscheiden, ob er sich dem paranormalen Schutz New Orleans verschreiben sollte. Oder vielleicht auch nicht.

      „Wir wissen nichts über Asher. Kein Wissen, keine Kontrolle. Das ist nicht die Art und Weise, mit der ich meine Operationen führen möchte.“ Rhys Macaulay verschränkte die Arme und baute sich breitbeinig auf, eine typische Zurschaustellung von Dominanz. Rhys war die lehrbuchmäßige Version eines Bärengestaltwandlers: groß, muskulös und mehr als ein wenig aggressiv, wenn er es für notwendig hielt. Asher beneidete Rhys‘ Gegner nicht um diesen Kampf.

      „Wir können nicht mehr auf Aeric warten. Es sind drei Monate vergangen. Wir wissen nicht, wann er zurückkommen wird, falls überhaupt jemals… und ich für meinen Teil hege nicht die Absicht, einen Drachen dazu zu zwingen, etwas gegen seinen Willen zu tun“, schoss Mere Marie zurück und starrte zu dem riesigen rothaarigen Krieger hoch, der in abweisender Haltung vor ihr stand. Helles Mondlicht strahlte auf den Garten und beleuchtete die Szene. Die Hexenstunde hatte beinahe geschlagen, weshalb es fast an der Zeit für den Beginn der Zeremonie war.

      Asher befand sich beinahe hundert Meter entfernt und beobachtete die temperamentvolle kleine Voodookönigin beim Streit mit dem Anführer der Wächter, Rhys Macaulay. Trotz der Entfernung konnte er so gut wie jedes Wort des Gesprächs verstehen. In seinem vorherigen Job war Lippenlesen eine unverzichtbare Fähigkeit gewesen. Es tat gut zu wissen, dass er seinen Schneid nicht verloren hatte, seit er den Militärgeheimdienst verlassen hatte.

      Nun, er hatte ihn weniger verlassen, sondern war viel eher dutzende Male beschossen worden. Es war so schlimm gewesen, dass er gezwungen gewesen war, seinen Tod vorzutäuschen, damit die Marines nicht bemerkten, was für eine Art schlagkräftige Waffe sie zur Verfügung hatten. Die Vorstellung, dass das Militär von Gestaltwandlern erfuhr und sie dann irgendwie zu ihrer Waffe machte… Selbst Asher lief es bei dieser Vorstellung eiskalt über den Rücken und nichts in der Welt ließ ihn jemals in Angstschweiß ausbrechen.

      Er war aus Stein, innen und außen, durch und durch, genau das, wozu ihn die Ausbildung gemacht hatte. Seine ehemaligen Chefs sollten sehr stolz auf ihn sein.

      Er stand direkt hinter der Fensterfront und den Glastüren, die vom gemeinschaftlichen Wohnbereich im Erdgeschoss des Herrenhauses hinaus zum Garten führten, und wartete. Wartete darauf, dass sich Rhys und Mere Marie einig wurden, wartete darauf, dass Gabriel kam.

      Asher wartete sehr viel. Er hatte sich selbst antrainiert, sich während Kampf- oder Gesprächspausen in sein Inneres zurückzuziehen und diese Ruhephasen zum Analysieren und Planen zu nutzen. Dieses laute Streitgespräch zwischen Mere Marie und Rhys dauerte bereits über zwanzig Minuten an und ohne Gabriel konnte sowieso nichts unternommen werden.

      Während Asher den Streit draußen beobachtete, ging er gedanklich alle möglichen Resultate der Auseinandersetzung durch. Duverjay, der Butler des Herrenhauses, schaltete das Licht in der Küche an. Plötzlich verschwand Ashers Blick auf den Streit draußen und wurde von seinem eigenen Spiegelbild ersetzt. Dunkles, kurz rasiertes Haar, das an den Schläfen allmählich ergraute, dunkle Augenbrauen, die sich über fast schwarzen Augen wölbten, ein breiter, voller Mund und dick gewölbte Muskeln von Kopf bis Fuß. Sein Körper war eine fein geschliffene Waffe, sein Verstand schärfer als das tödlichste Messer und dennoch…

      Sein Spiegelbild zeigte, dass ihm etwas Kopfzerbrechen bereitete. Ein Anflug von Erschöpfung, so viel war normal. Aber da war auch etwas Dunkleres, ein Schatten, der überraschender hätte sein sollen. Es war nichts Spezifisches, eher ein Mangel von etwas… Asher musste sich eingestehen, dass es, was auch immer es war, seit Jahren wuchs. Seit –

      „Sie sind immer noch am Streiten, was?“ Gabriels Stimme schreckte Asher aus seiner Grübelei. Der große, dunkelhaarige Brite tauchte neben Asher auf und kniff die Augen zusammen, während er nach draußen spähte. Er trug noch immer seine Patrouille-Uniform, schwarze Hose und ein schwarzes T-Shirt unter einer schweren kugelsicheren Weste. Sein Schwert und Feuerwaffen fehlten, aber er trug eine schwarze Tasche bei sich.

      „Ja. Es wirkt allerdings, als hätte Rhys nachgegeben“, meinte Asher.

      „Super. Jetzt, da das geklärt ist“, sagte Gabriel, griff in seine Tasche und zog ein Bündel aus schimmerndem schwarzem Samt hervor. Er stieß das Bündel Asher vor die Brust. „Fass den Dolch nicht an, bis ich es dir sage, außer dir gefällt die Vorstellung, ein paar Finger zu verlieren.“

      Asher nahm die eingewickelte Waffe behutsam entgegen und folgte Gabriel, der hinaus in den Garten marschierte. Asher zögerte einen ganz kurzen Moment, während dem er die winzige Stimme zum Verstummen brachte, die dagegen protestierte, dass er den Wächtern ein so lang andauerndes Versprechen machte. Seine Phobie vor einer festen Verpflichtung war nichts Neues und er hatte sich bereits für diesen Weg entschieden.

      Wenn Asher Ellison einmal eine Entscheidung gefällt hatte, dann blieb er dieser auch treu. Das war ein Grundsatz seiner Persönlichkeit, etwas, das ihm dabei geholfen hatte, einige der schwierigsten Momente in seinem Leben durchzustehen. Er überdachte oder grübelte oder zauderte nicht, er entschied sich für einen Pfad und folgte diesem bis zum bitteren Ende. Ohne Ausnahme.

      Mit mahlendem Kiefer lief Asher hinaus in den Garten und ließ seine Befürchtungen vom Mondlicht fortspülen.

      3

      Etwas stimmte ganz und gar nicht mit Kira Hudson. Dessen war sie sich sicher. In einem metallenen Klappstuhl zusammengesackt, unter dem einzigen Fenster in dem dunklen, feuchten Keller kauernd, starrte sie auf ihre Hände. Sie waren jetzt vor ihr gefesselt und das Klebeband scheuerte ihre Handgelenke auf. Die neue Wache hatte ihr klipp und klar gesagt, dass jeder Fluchtversuch in einer sehr schmerzhaften Bestrafung resultieren würde und dass es ohnehin zwecklos war.

      Kira war vor vier Tagen in Baton Rouge von der Straße entführt worden… oder waren es mittlerweile fünf? Jedenfalls war der dürre, bleiche Meth-Junkie, der sie momentan bewachte, ihr Favorit unter den Männern, die bisher diesen Posten innegehabt hatten. Dieser war viel zu stark weggetreten, um sich für viel zu interessieren, und Kira erhielt nicht mehr als ab und zu einen Blick, solange sie sich ruhig verhielt.

      In Anbetracht dessen, dass sie nur ein dünnes weißes Top und einen langen smaragdgrünen Rock trug, der während ihrer Gefangenschaft mehrere Risse abbekommen hatte, war sie geneigt, den Meth-Junkie der ersten Wache vorzuziehen. Die erste Wache hatte sie wie ein saftiges Stück Fleisch angestarrt, über seine Lippen geleckt und den halben Tag gegrinst. Allein der Gedanke an ihn ließ sie erschaudern.

      Ihr Kiefer verspannte sich, als sie darüber nachdachte. Das war natürlich genau


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