Vampiralarm. Thurid Neumann

Vampiralarm - Thurid Neumann


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wenn nun nichts aus der Halloweenparty wird.“ Lara holte tief Luft.

      „Aber ich habe doch noch Luisa eingeladen“, gab Flo zu bedenken. „Und außerdem ... außerdem habe ich keinen Vampirtick“, wollte sie noch hinzufügen. Doch da klopfte es plötzlich an der Zimmertür. Flo riss erschrocken ihre Augen auf und klammerte sich an Lara. Waren sie jetzt die Nächsten, die gebissen werden sollten? Trieb wirklich ein Vampir in Freiburg sein Unwesen? Aber ... klopften Vampire vorher an?

      Da steckte ihre Mutter Kerstin den Kopf ins Zimmer. „Ich weiß gar nicht, wie ich es euch sagen soll ...“, fing sie mit schwerer Stimme an und trat ein. Dann setzte sie sich gegenüber von Lara und Flo auf das Bett, ohne sich zu fragen, weshalb sich Flo so an ihre Schwester krallte. Auch dass die Bettdecke zerwühlt war, schien sie nicht zu bemerken. Sie wunderte sich nicht einmal darüber, weshalb Flo so weiß im Gesicht war und warum ihre Lippen rot glänzten. Jetzt senkte sie ihren Blick und sah auf das Kleid am Boden. Dann atmete sie einmal kräftig durch.

      „Luisa hat ebenfalls die Masern“, sagte sie schließlich leise, aber es war doch laut genug, dass Lara und Flo es hören konnten.

      „Luisa? Sie hat auch die roten Punkte?“, rief Flo entsetzt und Lara spürte, wie sich die Fingernägel ihrer Schwester in ihren Arm bohrten. Doch sie fühlte sich wie betäubt. Sie spürte fast nichts.

      „Das war´s dann wohl“, sagte sie und ihre Augen füllten sich mit Tränen. „Alles umsonst.“

      Flo sah stumm von einem zum anderen. Sie war sich sicher, dass das nicht mit rechten Dingen zuging. Rote Punkte? Marie und Luisa? Die beiden waren ja noch nicht einmal auf derselben Schule. Wieso hatten sie auf einmal beide rote Punkte? Und dann auch noch so kurz vor Halloween? Für Flo war die Sache eindeutig: Hinter all dem steckte ein Vampir. Bald würden alle Menschen in Freiburg rote Punkte haben und ... zu Vampiren werden.

      „Nun macht mal nicht so lange Gesichter“, versuchte ihr Vater Thomas sie zu trösten, als die Mädchen später gemeinsam beim Abendbrot saßen. „Ihr könnt die Party ja nachholen.“

      Lara löffelte lustlos in ihrer Kürbissuppe herum. „An Weihnachten vielleicht?“, murrte sie.

      „Ach Lara, ich kann ja verstehen, dass ihr nun enttäuscht seid. Aber so etwas kann man leider nicht ändern. Und mit dem Nachholen müsst ihr ja nicht bis Weihnachten warten. Halloween unter dem Weihnachtsbaum ist wirklich keine so gute Idee. Aber im November gibt es doch auch einige Wochenenden, an denen es so richtig schön neblig ist.“

      Flo sah aus dem Fenster und schauderte, als sie sah, wie in der Freiburger Innenstadt der Nebel aufzog. Sofort musste sie wieder an die weiße Frau denken. Sie hatte so echt geklungen. Flo hatte sie auch ganz eindeutig gesehen. Es war nicht Lara, die da gesprochen hatte. Dann noch die plötzliche Erkrankung von Marie und Luisa. Die roten Punkte. Der Vampir. Oder waren es vielleicht schon mehrere?

      „Flo? Was hast du denn?“, hörte sie da ihre Mutter besorgt sagen. „Du siehst aus, als hättest du draußen ein Gespenst gesehen!“

      „Nebelgeister“, flüsterte Flo.

      Ihr Vater folgte ihrem Blick, während er sich von dem Salat nahm. „Ja, sieht wirklich gruselig aus dort draußen“, meinte er. Dann schob er sich eine Gabel Rote-Beete-Salat in den Mund.

      Flo starrte ihn an.

      „Was schaust du mich denn so merkwürdig an?“, fragte Thomas, während er genüsslich kaute.

      „Dir ... dir läuft Blut aus dem Mund ...“, stammelte Flo und merkte gar nicht, wie sie ihr Brot auf dem Teller zerkrümelte.

      „Jetzt ist aber Schluss mit dem Quatsch“, schimpfte ihre Mutter und nahm ihr das Brot aus der Hand. „Ihr macht einen noch ganz verrückt mit dem ganzen Halloweenkram. Ich möchte jetzt nichts mehr von Geistern und Vampiren hören, die hier ihr Unwesen treiben. Marie und Luisa haben die Masern. Das ist alles. Es gibt keine Geister ... und keine Vampire und ... Oh Mann! Jetzt läutet schon wieder das Telefon! Was ist heute nur los?“

      Mit einem Stöhnen stand Kerstin auf und ging ins Wohnzimmer nebenan, um den Hörer abzunehmen. ... „Oh, ihr seid das! Wie schön, von euch zu hören!“

      Lara hörte nur mit halbem Ohr hin. Die Herbstferien hatten gerade erst begonnen und waren für sie eigentlich schon gelaufen. Und jedes Mal war das blöde Telefon daran schuld. Auch Flo schob ihren Teller von sich.

      ... „Ja, super! Das wird Lara und Flo wieder aufheitern!“

      Aufheitern? Hatte ihre Mutter gerade aufheitern gesagt? Mit wem telefonierte sie da überhaupt? Und was würde sie aufheitern? Lara legte ihren Löffel zur Seite. Mist! Wieso hatte sie nur nicht genau hingehört? Jetzt erzählte ihre Mutter irgendetwas von der Arbeit. Was sollte das denn nun? War es gerade nicht noch um sie und Flo gegangen?

      ... „Ja, zum Glück sind die beiden geimpft. Sie können also keine roten Punkte bekommen. Das dürfte kein Problem sein. Prima. Ja, so machen wir das.“

      „Und? Wer wurde dieses Mal von einem Vampir gebissen?“, frotzelte Thomas, als seine Frau wieder ins Esszimmer zurückkam.

      „Ich glaube, du bist hier der Vampir“, lachte sie und gab ihrem Mann eine Serviette.

      „Oh danke“, sagte er verlegen, nachdem er sich über den Mund gewischt und den roten Saft auf der Serviette bemerkt hatte.

      „Also, wollt ihr alle eine gute Nachricht hören?“, fragte Kerstin.

      „Nun mach es nicht so spannend“, platzte Lara heraus.

      „Warum hast du eigentlich so rote Lippen?“, wandte sich ihre Mutter plötzlich an Flo.

      Diese riss erschrocken die Augen auf und sah Hilfe suchend zu ihrer Schwester. Oh nein! Warum hatte sie nur vergessen, den roten Lippenstift vor dem Abendessen wegzuwischen? Ihre Mutter konnte es nicht leiden, wenn sie ihre Schminksachen benutzten.

      „Willst du uns nicht endlich sagen, wer gerade eben angerufen hat?“, fragte Lara schnell, während Flo unschuldig mit den Schultern zuckte.

      „Nun gut. Wie auch immer. Ich kann es sowieso nicht länger für mich behalten. Markus und Sibylle laden euch beide über die Herbstferien an den Bodensee ein!“ Bevor Laras und Flos Mutter weiter reden konnte, sprangen die Mädchen auf und fielen ihr um den Hals.

      „Jipiiih! Wir fahren nach Konstanz an den Bodensee!“, jubelte Lara. „Wir werden Max und Tim wiedersehen. Und auf Jerry, Louis, Sissi und Romeo reiten!“ Laras Augen blitzten vor Freude.

      „Igor, der Schreckliche, wird Max und Tim das Fürchten lernen!“, gruselte Flo und schwebte mit ihrem schwarzen Umhang einmal um den Tisch herum. Doch dabei sah sie alles andere als furchterregend aus. Dafür lachte sie viel zu vergnügt.

      *

      Ausritt in der Dämmerung

      „Du lieber Himmel! Ein Vampir!“, rief Sibylle erschrocken, als sie die Haustür öffnete, und schlug sich beide Hände vor den Mund.

      „Das ist nur Igor, der Schreckliche“, stellte Lara nüchtern fest und grinste ihre kleine Schwester an. „Er ist ganz harmlos. Vor ihm brauchst du dich nicht zu fürchten.“

      „Aha“, sagte Sibylle und grinste nun ebenfalls. Dann drückte sie den kleinen Vampir und Lara an sich.

      „Herzlich willkommen in Konstanz, ihr beiden. Und du bist dir sicher, dass der Vampir nicht beißt?“, wandte sie sich flüsternd an Lara.

      Lara nickte. „Keine Sorge. Der Vampir hier isst nur Blutbonbons.“

      Sibylle stupste Flo auf die Nase. „Blutbonbons. So, so“, wiederholte sie und nickte.

      „Wenn ich Süßigkeiten bekomme, beiße ich niemanden. Versprochen!“, quäkte Flo und begann damit, sich die neuen schwarzen Stiefel auszuziehen.

      „Schön,


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