Polizeiliche Presse- und Öffentlichkeitsarbeit im digitalen Zeitalter. Jan Schabacker
Pressekonferenz
8.1.8.8Das Hintergrundgespräch
8.1.9Medienanalyse – das Monitoring
8.1.10Die publizistische Krise und ihre Veränderung im digitalen Wandel
8.2.1Texten für das Web – eine besondere Form des Schreibens
8.2.2Die Online-Medienkanäle der Polizei
8.2.2.1Die polizeiliche Internetpräsenz
8.3Die Instrumente der internen Kommunikation
8.3.1Das polizeiliche Intranet
8.3.4E-Mail und Newsblog als weitere Wege der internen Kommunikation
8.4Corporate Design als Teil professioneller PR – sorgen Sie für ein einheitliches Erscheinungsbild!
1Vorwort
Als Marcus da Gloria Martins am 22. Juni 2016 zum Dienst fuhr, hatte er noch keine Vorstellung davon, was dieser Tag für ihn bedeuten würde. Für den Sprecher der Münchner Polizei war es ein ganz normaler Mittwoch, doch dieser Tag sollte sein Leben verändern. Bei einem spektakulären Amoklauf, bei dem zunächst von mehreren Tätern ausgegangen worden war, tötete ein 18-Jähriger neun Menschen und richtete sich anschließend selbst. Im Anschluss war da Gloria Martins der bekannteste Polizeisprecher in Deutschland. Ausgezeichnet mit Medienpreisen, von der Presse gefeiert wegen seiner ruhigen und sachlichen Art, blieb er bescheiden und beschrieb auch im Anschluss den Amoklauf von München in aller Ruhe und Sachlichkeit. Denn er hatte an diesem Tag nur eines getan: Er hatte einen guten Job gemacht. Trotzdem war dieser Tag wie eine Zäsur für die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit nicht nur der deutschen Polizei. Auf einmal war das Thema Social Media in aller Munde. Über die anschließende Berichterstattung wurde auch dem Letzten klar, dass die Zeit der klassischen Kommunikation mit den Bürgerinnen und Bürgern nahezu ausschließlich über die Presse endgültig ad acta gelegt war. Und worüber weniger berichtet wurde: Hinter Marcus da Gloria Martins stand ein Team. Ein Team professionell agierender Öffentlichkeitsarbeiter, die in Windeseile Social-Media-Kanäle bedienten, Botschaften formulierten und da Gloria Martins die notwendigen Informationen zur Verfügung stellten.
Wenn Sie dieses Buch in die Hand nehmen, wird das in der Regel deswegen geschehen, weil Sie im Bereich der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit einer deutschen Polizeibehörde Ihren Dienst versehen. Ob als Öffentlichkeitsarbeiter oder Pressesprecher: Auch Sie erleben tagtäglich den Wandel der Kommunikation, die immer wichtiger werdenden Online-Präsenzen der großen, ehemals nur in Print erscheinenden Medien, den Einfluss von Social Media auf die Berichterstattung der Presse und die erhebliche Dynamisierung des Medienmarktes. Und egal, wo Sie das tun, auch in Ihrer Behörde ist jeder Tag eine neue Herausforderung. Jederzeit ist alles möglich. Die großen medialen Ereignisse, die ganz besonderen Polizeilagen, kündigen sich in der Regel nicht an. Sie geschehen, und wenn es so ist, dann sind Sie meist zu 110 Prozent gefordert, weil dann innerhalb kürzester Zeit ein Anspruch der Öffentlichkeit auf Information an die Polizei besteht, der im ersten Angriff kaum zu bewältigen ist. Und diesen Anspruch erheben heute nicht mehr nur allein die Medien. Wir lernen mit der Zeit, mit diesem Umstand umzugehen. Die Polizei bereitet sich auf schwierige Einsatzlagen professionell vor. Und so macht es auch die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit einer Polizeibehörde.
Um im Alltag aber auch bei ganz herausragenden polizeilichen Ereignissen professionell agieren zu können, benötigen Sie als Pressesprecher, als Öffentlichkeitsarbeiter oder Social-Media-Manager eine fundierte Ausbildung und kommunikatives Geschick. Unterstützt durch gutes Handwerkszeug, wie technische Ausstattung, Kommunikationskonzepte und Vorbereitung auf mögliche Einsatzszenarien. Sie müssen die Klaviatur der heute zur Verfügung stehenden Medieninstrumente beherrschen und sie taktisch klug einsetzen. Das Stichwort lautet Crossmedia. Denn die Kommunikation mit unseren „Kunden“, und damit letztendlich mit der gesamten Bevölkerung, findet schon lange nicht mehr nur auf einem Kanal statt. Die Veränderung der kommunikativen Strukturen des letzten Jahrzehnts dürfte in der Geschichte der Menschheit bislang einmalig sein und vermutlich auch für lange Zeit bleiben. Ich möchte Ihnen mit diesem Buch ein Handwerkszeug zur Verfügung stellen, das Ihnen hilft, die heutigen Kommunikationskanäle professionell zu nutzen, und Sie in die Lage versetzt, für die Polizei das zu tun, was heute notwendig ist: Public Relations aus einem Guss zu betreiben. Sie lernen, crossmedial zu denken und Ihre Themen mit guten Botschaften, Bildern, Audios und Videos auf unterschiedlichen Kanälen zu platzieren.
Dieses Buch ist Leitfaden, Nachschlagewerk und Ratgeber für alle, die sich in der Polizei mit Public Relations, also mit moderner Presse- und Öffentlichkeitsarbeit und Behördenkommunikation, beschäftigen: ob Pressesprecher, Intranet- oder Internetredakteur, Social-Media-Manager oder Mediengestalter für Flyer, Mitarbeiterzeitung und Webdesign. Sie werden wichtige Ratschläge und Hinweise für Ihre Arbeit finden. Dabei lernen Sie, Ihre Arbeit im Gesamtkontext guter PR für die Institution Polizei zu sehen.
Ich wünsche Ihnen viel Spaß bei der Lektüre und vor allem stets eine glückliche und erfolgreiche Hand bei Ihrer Arbeit für die PR der Polizei!
Jan Schabacker
Münster im September 2019
2Der Einstieg: Warum machen wir Presse- und Öffentlichkeitsarbeit? Ein Rückblick
Der Begriff der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit hat jahrzehntelang die Arbeit der Pressesprecher und Öffentlichkeitsarbeiter innerhalb der Polizei geprägt. In Nordrhein-Westfalen, aber auch in vielen anderen Bundesländern, kann die Geburtsstunde professioneller hauptamtlicher Presse- und Öffentlichkeitsarbeit mit dem Gladbecker Geiseldrama begründet werden. Am 16. August 1988 hatten Dieter Degowski und Hans-Jürgen Rösner eine Filiale der Deutschen Bank in Gladbeck überfallen und waren anschließend mit mehreren Geiseln durch ganz Deutschland geflüchtet. Gefolgt von einem Tross von Pressevertretern scheuten sie sich nicht, vor laufender Kamera mit vorgehaltener Waffe Interviews zu geben. Einzelne Medienvertreter stiegen sogar in das Tatfahrzeug, um Rösner und Degowski sowie die Geiseln zu interviewen. Es entstand der Eindruck der Solidarisierung von Journalisten mit den