Seewölfe - Piraten der Weltmeere 660. Davis J.Harbord

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sie waren.

      Nein, weil sie gewohnt waren, daß sich die Leute von Surat vor ihnen duckten, fühlten sie sich mächtig stark und hielten sich für unüberwindlich.

      Außerdem wollten eben sie es sein, die das hohe Kopfgeld für die Ergreifung der weißen Teufel kassierten.

      Eigene Machtherrlichkeit, Überschätzung ihrer Kampfkraft und Geldgier vernebelten ihnen den Verstand. Nach ihrer Meinung waren die Flüchtigen schon so gut wie gefangen. Das war nur eine Frage der Zeit.

      So gerieten sie an das Flußufer der Bucht, in der die Arwenacks gerastet hatten. Und damit nahm die Jagd erst mal ein Ende. Die Schöpfung hatte versäumt, die Hunderasse mit Schnüffelnasen fürs Wasser auszustatten. Da lief gar nichts mehr.

      Die Bestien zerrten hierhin und dorthin, der Rüde knurrte die Stelzwurzeln an, auf denen Philip Hasard Killigrew gesessen und die Beine ausgestreckt hatte, zwei andere orteten den Platz, an dem sich Plymmie niedergelassen hatte, hoben ein Bein und benäßten diese Stätte, und die anderen beiden schnüffelten in der Luft herum, aber die trug ihren Nasen auch nichts zu, weil ein leichter Wind flußabwärts wehte.

      Akabar, ein stiernackiger Mensch mit einem schwarzen Schnauzbart, war kein schneller Denker, aber sein Verstand reichte, um zu erkennen, daß ihr Wild in den Fluß geflohen war. Zwar können Fische flußaufwärts schwimmen, aber Menschen hätte es zuviel Kraft gekostet, gegen die Strömung anzukämpfen. Insofern folgerte Akabar, daß sich ihr Wild flußabwärts gewandt hatte.

      Jinnah, einer der anderen Hundeführer, dachte schneller als sein Meister und sagte: „Sie haben sich zu der Insel treiben lassen.“

      „Weiß ich selbst!“ fuhr ihn Akabar an.

      Auf diesen Jinnah mußte er aufpassen, der wollte gern selbst Oberhundeführer werden und neidete ihm den hohen Posten.

      „Und?“ fragte Jinnah spitz. „Was willst du jetzt tun?“

      „Was würdest zu denn tun?“ fragte Akabar tückisch. Er ärgerte sich, weil ihm nichts einfiel. Und schwimmen fiel ja wohl aus – er konnte es auch gar nicht. Wasser war ihm zuwider. Menschen, die sich hineinwagten oder darauf mit Booten fuhren, waren ihm ein Rätsel. Man konnte es trinken und sich damit waschen, wobei letzteres ihm gleichfalls ein Greuel war.

      Jinnah grinste. Akabar war ein Großmaul, im Hirn hatte er vermutlich Hirse, und es waren allenfalls die Köter, von denen er was verstand. Sicherlich war er selbst der Sohn einer Hündin, die von einem Ziegenbock gedeckt worden war.

      Ich werde, dachte Jinnah, den Sekretär des Padischahs mit dem Geld schmieren, das wir erhalten, wenn wir die weißen Teufel gefangen haben. Und da werde ich ihm sagen, daß ich es war, der diese Verfolgung in die richtigen Bahnen lenkte – weil ich denken kann! Und dann werde ich den Posten Akabars übernehmen. Das wird der Sekretär regeln. Und er wird meinen Vorschlag begrüßen, diesen Dummbart Akabar in die Kaste der Staubfeger zu überstellen.

      Jinnah sagte sehr laut und sehr deutlich, damit es auch die anderen Hundeführer hörten: „Etwas oberhalb dieser Bucht stehen die Hütten der Fischer. Wir beschlagnahmen einfach ihre Boote, fahren flußabwärts zu der Insel und fangen die weißen Teufel ein. So einfach ist das!“

      „Genau, das war mein Plan“, fauchte Akabar.

      Jinnah zog die Augenbrauen hoch. „So? Dann hättest du das ja sagen können, als ich dich fragte, was du jetzt tun willst.“

      „Hüte deine Zunge, Jinnah!“ schnappte Akabar. „Sonst könnte es passieren, daß sie dir abgeschnitten wird.“

      Da wußte Jinnah, daß er einen Todfeind hatte, aber einen dummen Todfeind.

      „Gut, daß du mir das sagst, Akabar“, erwiderte er kühl.

      „Vorwärts!“ brüllte Akabar, wandte sich ab und kehrte mit seinem Begleiter und dem Rüden auf den Dschungelpfad zurück, der weiter nach Osten verlief. Und dort am Tapti, zehn Minuten Fußmarsch von der Bucht entfernt, lag die winzige Ansiedlung der Fischer.

      Die Bestien jaulten und hechelten und empfingen Tritte und Knüffe. Sie begriffen nicht, warum man die Bucht verlassen und eine Richtung eingeschlagen hatte, die sich von dem starken Geruch des fremden Hundes und des anderen Wildes entfernte.

      Sogar der Rüde, Führer des Rudels, sträubte sich, aber da schlug ihm Akabar was ans Maul, und da wußte das Tier, daß es sich zu fügen hatte.

      Akabar „erzog“ seine Meute mit Zuckerbrot und Peitsche, aber mehr mit Peitsche als mit Zuckerbrot. Es befriedigte ihn, wenn er zuschlagen konnte. Und wenn er das tat, dann hatte er die Peitsche in der linken Hand, in der rechten jedoch den Fleischbatzen. Und jedes Mal, wenn sie danach schnappten, entschwand er, aber gleichzeitig fetzten die langen Riemen der Peitsche um ihre Läufe und rissen sie um. Auf diese Weise gefesselt, drosch Akabar ihnen die Pranke auf die Nasen, die so empfindlich waren. Den Fleischbatzen reichte er ihnen zum Nachtisch.

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