Dr. Norden Bestseller Box 12 – Arztroman. Patricia Vandenberg

Dr. Norden Bestseller Box 12 – Arztroman - Patricia Vandenberg


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hin. Sie brauchen keine Sorge zu haben. Ich bin auf Babytransporte eingerichtet.«

      Dr. Urban stand wie erstarrt. »Wieso sagst du, daß es ein Mädchen sei?« fragte er konsterniert.

      »Es ist ein Mädchen«, sagte sie scharf. »Du bist ja schon so blind, daß du nicht mal mehr die Geschlechter auseinanderhalten kannst.«

      »Anna«, sagte er warnend.

      »Halt deinen Mund. Bring uns bloß nicht in Schwierigkeiten. Dieser Tag kostet mich genug Nerven. Aber Norden wird mir jetzt schon gefällig sein. Diese Frühgeburt hat ihn ganz schön geschockt. Und er hat das Mädchen selbst hierhergebracht.«

      »Hüte dich, Anna«, sagte Dr. Urban tonlos. »Geh nicht zu weit.«

      »Misch du dich nicht mehr ein«, sagte sie scharf. »Ich bringe das Mädchen jetzt zur Leitner-Klinik. Niemand kann mir etwas nachsagen. Niemand, hörst du? Kümmere dich um die Mölnik. Sie ist ganz schön hysterisch.«

      Seine Gedanken arbeiteten fieberhaft, als sie mit dem Korb, in dem ein Baby schlummerte, hinausging.

      »Der Krug geht so lange zum Brunnen, bis er bricht«, murmelte er, »und es ist nichts so fein gesponnen, es kommt doch an das Licht der Sonnen.«

      Und da stand Hilde Roth vor ihm. Lautlos war sie aus ihrem Zimmer gekommen. Entsetzt starrte er sie an.

      »Ich will hier weg, Dr. Urban«, flüsterte sie angstvoll. »Ich habe Angst. Bitte, helfen Sie mir.«

      Er nickte stumm und ergriff ihre Hand, die eiskalt war, und dann redete er leise auf sie ein.

      Es war fast elf Uhr, als Anna mit dem Baby in der Leitner-Klinik erschien. Dr. Norden wartete in der Halle.

      »Das ist aber wirklich ein kräftiges Baby«, sagte er irritiert.

      »Es wird Sandra über den Schock hinweghelfen«, erklärte Anna Renz. »Ich kann mich nicht aufhalten, Dr. Urban ist ziemlich durcheinander. Sie werden das bestätigen können, falls es Schwierigkeiten geben sollte. Was Christel Jakob anbetrifft, sollten wir uns noch einmal unterhalten.«

      Das klang sehr nach einer versteckten Warnung, vielleicht sogar Drohung, und Dr. Norden hatte auch das unbehagliche Gefühl, daß er sich da etwas eingebrockt hatte, was ihm ganz hübsch zu schaffen machen würde. Aber er mußte erst einmal mit Christel sprechen. Vielleicht konnte sie eine Erklärung geben, wie es zu dieser Frühgeburt gekommen war.

      Anna Renz hatte sich schnell wieder entfernt. Nun betrachteten Dr. Leitner und Dr. Norden das Baby, das sie gebracht hatte.

      »Merkwürdig«, sagte Dr. Leitner, »das Baby ist nicht erst ein paar Stunden alt.«

      »Was meinst du?« fragte Daniel heiser.

      »Schätzungsweise zwölf bis vierzehn Stunden, aber sie können doch nicht so lange auf die Nachgeburt gewartet haben, dann wäre diese junge Frau nicht mehr am Leben.«

      »Es gibt ungewöhnliche Fälle«, sagte Daniel. »Es kann doch möglich sein, daß diese starke Blutung erst später einsetzte. Mit rechten Dingen geht es in diesem Heim nicht zu, Schorsch, davon bin ich jetzt überzeugt. Aber mit Christel habe ich mir anscheinend auch etwas eingebrockt.«

      »Du wirst dich wundern«, sagte Schorsch. »Sprich mal mit ihr. Ich werde mich jetzt um Sandra Trento kümmern. Mit dem Baby ist alles in Ordnung. Da gibt es nichts auszusetzen. Gedanken können wir uns später machen.«

      Christel lag in einem kleinen Zimmer. Ein anderes war nicht mehr frei gewesen, und Dr. Leitner war auch interessiert, daß sie allein blieb und nicht den neugierigen Fragen einer Mitpatientin ausgesetzt wurde.

      Sie war schon wieder in einer erstaunlich guten Verfassung. Und sie schien noch gar nicht zu begreifen, daß etwas nicht mit rechten Dingen zugegangen war.

      »Ich wußte nicht, daß alles so schnell gehen würde«, sagte sie. »Ich weiß nicht, was ich getan hätte, wenn ich allein gewesen wäre.«

      »Haben Sie sich irgendwie aufgeregt, Christel?« fragte Dr. Norden behutsam.

      »Nein, gar nicht. Ich hatte nur so ein komisches Ziehen, und Frau Renz hat gesagt, daß das die Senkwehen wären. Die spüre man schon im siebten Monat. Aber sie hat mir noch eine Spritze gegeben, damit die Schmerzen nicht zu stark würden.«

      »Ein Spritze?« fragte er verwundert.

      »Ja, das habe ich Dr. Leitner auch schon gesagt. Zuerst habe ich mich dann auch ganz wohl gefühlt, aber dann wurden die Schmerzen plötzlich ganz stark, und mir wurde so komisch. Dann kam Frau Renz, und alles ging ganz schnell. Aber die Hauptsache ist doch, daß mein Baby lebt.«

      »Ja, das ist die Hauptsache, Christel«, erwiderte Dr. Norden gedankenvoll.

      »Und mir geht es ganz gut. Ich bin nur müde.«

      »Dann schlafen Sie. Schlafen Sie sich richtig aus. Für das Baby wird schon gesorgt. Wie soll Ihre Tochter denn heißen?«

      »Daniela. Es ist ein schöner Name, und ich habe Ihnen doch so viel zu verdanken. Wer hätte sich denn schon um mich gekümmert, wenn ich allein in meinem Zimmer gewesen wäre.«

      Ein Frösteln kroch Daniel über den Rücken. Sie war ihm noch dankbar, und dabei konnte er sich nicht davon freimachen, daß er sie einer Gefahr ausgesetzt hatte.

      *

      Dr. Leitner verschränkte die Arme über der Brust. »Nun, was sagst du dazu, Daniel? Das ist doch interessant. Die Renz gab Christel eine Spritze, die die Wehen in Gang setzte. Sie hat sich dabei etwas gedacht.«

      »Etwas Fürchterliches«, sagte Daniel heiser. »Wahrscheinlich rechnete sie damit, daß das Kind nicht lebensfähig sein würde, um es mir dann anzuhängen, daß ich Christels Zustand nicht richtig beurteilt habe.«

      »Sie kann dir jetzt nichts mehr anhängen«, sagte Schorsch. »Sie wird sich hüten, den Mund aufzutun. Wir haben uns mit einer ganz widerlichen Geschichte zu befassen. Erzähle mir, wie du auf diese Idee mit Christel gekommen bist. Ich fürchte, du hast da in ein Wespennest gestochen.«

      »Das fürchte ich auch«, sagte Daniel, aber er ahnte nicht, was sich nun in dem Entbindungsheim Miranda abspielte.

      Schwester Bernadette kam Anna Renz, aufgeregt mit den Armen fuchtelnd, entgegen. In Worten konnte sie sich ja nicht ausdrücken, aber Anna hatte gelernt, ihre Gesten zu deuten.

      Schnell begriff sie, daß sich hier etwas abgespielt hatte, was sie Kopf und Kragen kosten konnte. Hilde Roth war verschwunden, auch das Baby, das Sandra zur Welt gebracht hatte. Und auch Dr. Urban war nicht mehr anwesend.

      Schwester Bernadette machte ihr begreiflich, daß sie bei Cornelia Mölnik gewesen sei, daß sie sich auf Befehl von Dr. Urban dorthin begeben hätte.

      Anna Renz war einem Tobsuchtsanfall nahe. Mit zitternden Fingern wählte sie Dr. Urbans Nummer, aber es meldete sich niemand. Sie stieß wilde Flüche aus, die Bernadette glücklicherweise nicht verstehen konnte. Dann stürzte sie hinaus zu ihrem Wagen und fuhr zu Dr. Urbans Haus.

      Sie läutete Sturm, und endlich wurde die Tür geöffnet. Mit verschlafenem Gesicht stand Sepp vor ihr.

      »Wo ist Urban?« fauchte sie ihn an.

      »Weiß ich nicht. Er ist doch vorhin zu dir gefahren«, erwiderte Sepp gereizt. »Warum läutest du Sturm?«

      »Weil sich niemand am Telefon gemeldet hat, du Depp!« schrie sie ihn an.

      »Sag nicht noch mal Depp zu mir«, sagte er wütend.

      »Bei mir ist die Hölle los. Du mußt mir helfen«, lenkte sie ein. »Die Roth ist verschwunden, das Baby und Urban auch.«

      »Warum?« fragte er töricht.

      »Warum, warum, das weiß ich doch nicht. Heute ist alles schiefgegangen, aber wenn Norden mir das eingebrockt hat, wird er es büßen.«

      Sepp kniff die Augen zusammen. »Du hast es auf die Spitze getrieben, Mama«, stieß er hervor. »Du


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