Zeitenwende 2020. Thomas Herold

Zeitenwende 2020 - Thomas Herold


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      Einleitung

       Wer nur für die Zukunft lebt, versäumt die Gegenwart. Wer nur für die Gegenwart lebt, verbaut sich die Zukunft. Wer nur von der Vergangenheit träumt, ist in der Zukunft nicht gegenwärtig.

      – Hermann Lahm (Schriftsteller und Aphoristiker)

      Das Nachrichtenmagazin Spiegel hatte bereits im Mai 2019 eine äußerst witzige Karikatur auf seiner Titelseite. Dort saß ein schwarzer Adler mit überfülltem Bauch auf einem mit Gold verziertem Stuhl, und blickte mit einem zwinkerndem Auge in eine leere Sektflasche. Der Titel der Ausgabe: Die fetten Jahre sind vorbei.

      Spätestens Ende April 2020 muss jedem klar gewesen sein, dass wir in einer außerordentlichen Krise stecken. Covid-19 diente dabei als Brandbeschleuniger für die Wirtschaft, und hat eine weltweite wirtschaftliche Brandrodung, die schon Jahre zuvor loderte, in Gang gebracht.

       Was vielleicht nur wenige in 2020 sehen können, ist das Ausmaß dieser Krise.

      Die meisten Menschen wünschen sich nach Monaten von sozialem Entzug, enormen finanziellen Einschränkungen, und gesundheitlicher Ungewissheit wieder ein Zurück zur Normalität.

      Zu einer Normalität, wie wir sie vor dem globalen Corona-Ausbruch hatten, werden wir aber sicherlich nicht mehr zurückkehren.

      Deutschland stand Ende 2019 bereits kurz vor einer Rezession. Für die Definition einer Rezession wird in der Regel vorausgesetzt, dass die Wirtschaftsleistung im Vergleich zu den vorherigen Perioden in mindestens zwei aufeinanderfolgenden Quartalen zurückgeht. Fast immer wird hierbei das sinkende Bruttoinlandsprodukt (BIP), als Indikator verwendet.

      Wer damals bereits ein kritisches Auge auf die Autoindustrie geworfen hat, konnte sicherlich bemerken, dass Deutschland den Übergang zum Elektroauto entweder verschlafen, oder über Jahre hinweg schlichtweg ignoriert hat. Die Absatzzahlen der großen Automobilfirmen gingen schon 2019 zurück, und die ersten Autozulieferer (siehe Continental) sahen bereits eine Flaute am Horizont auf sich zukommen.

      Es war im Januar 1886, als Carl Benz seinen Motorwagen zum Patent anmeldete, und das Jahr gilt seither als die Geburtsstunde des modernen Automobils. Im Jahr 1897 konstruierte Rudolf Diesel den ersten Dieselmotor, der aber erst ab dem Jahr 1923 bei Lkws, und ab den 1930er-Jahren bei Pkws zum Einsatz kam, da er vorher für mobile Anwendungen noch zu schwer war.

      Seitdem sind rund 100 Jahre vergangen, in dem sich die Technik des Verbrennungsmotors zwar wesentlich verbessert hat, aber das Prinzip immer noch das gleiche geblieben ist. Der Wandel vom fossilen Verbrennungsmotor zum fast lautlosen, emissionsfreien Elektromotor ist ein Indikator für eine Zeitenwende.

      Wer schon ein Elektroauto besitzt, oder vielleicht eines zur Probe gefahren hat, der weiß aus eigener Erfahrung, wie weit die beiden Konzepte auseinanderliegen.

      Als in Deutschland der Boom bei den Elektro-Fahrrädern startete, hatte Amerika bereits die erste neue Automobilfirma für Elektroautos – keine umgebauten Benziner, sondern komplette Neuentwicklungen. Zu dieser Zeit lebte ich noch in den Staaten und rauschte lautlos mit einem Fiat 500-E den Highway entlang.

      Bei der Größe eines Fiat 500 können Sie sicher sein, dass Sie keine neugierigen Blicke bekommen. Was sich aber schlagartig in dem Moment ändert, wenn Sie an der Ampel durchstarten, und im Rückspiegel sehen, dass die anderen Autos immer noch stehen!

      Matthias Horx schreibt in seinem Beitrag 51 – Das Neue Normal: „Besteht unser eigenes Leben nicht aus einer wahren Aneinanderreihung von Krisen? Geburt, Kindheit, Pubertät, Berufsleben, Familie, Reifung, Alter – sind das nicht alles krisenhafte Ereignisse, Übergänge, Transformationen, die immer mit Schmerz und Verlust verbunden sind, wenn sie gelingen sollen? Und machen wir nicht immer die Erfahrung, dass Liebeskrisen, Berufskrisen, Orientierungskrisen dann zu einer neuen Richtung führen, wenn wir sie annehmen?“

      Warum 2020 eine Zeitenwende ist, und wir bis 2025 gewaltige Veränderungen in fast allen Bereichen unseres täglichen Lebens sehen werden, dass erfahren Sie in den nächsten Kapiteln.

      Was ist eine Zeitenwende?

      Eine Zeitenwende stellt einen Umbruch im historischen Geschehen dar. Als Beispiel sei das Buch Zeitenwende 1979 des Historikers Frank Bösch genannt. Er schreibt: „Die Welt, in der wir heute leben, nahm vor vier Jahrzehnten ihren Anfang“.

      Er erklärt dies anhand von zehn Beispielen – von der Revolution im Iran über Margaret Thatcher bis zum Kaffee aus Nicaragua. Wie sich ausgehend vom Krisendiskurs der späten 70er-Jahre vielerorts der Wunsch nach radikaler Veränderung breitmachte.

      Dies führte in Großbritannien zur Wahl von Margaret Thatcher mit ihren marktliberalen Ideen, und in Deutschland zum Aufstieg der Grünen, die von einer ökologisch verträglichen Wirtschaft träumten. Frank Bösch stellt markante Ereignisse in einen historischen Zusammenhang.

      Mittels dieser Wendepunkte zeigt er Entwicklungen auf, die bis in die Gegenwart reichen: die Neoliberalisierung der westlichen Welt, das Aufleben des islamischen Fundamentalismus, Flüchtlingsbewegungen, das neue ökologische Denken, der Klimawandel, sowie Chinas Weg zur Weltmacht.

      1971 beendete US-Präsident Nixon mit einem einzigen Satz die geltende Geldordnung. Dieser Tag ging als ‚Nixon-Schock‘ in die Geschichtsbücher ein, da zum ersten Mal in der Geschichte alle relevanten Währungen der Welt von der Golddeckung entkoppelt wurden.

      Mit Sicherheit kann man erst in etwa zehn Jahren eine Aussage darüber stellen, wie drastisch die jetzige Zeitenwende war. Vieles erahnen wir bereits, aber wir können uns nicht einfach zehn Jahre in die Zukunft schicken und dann auf die vergangenen Ereignisse zurückblicken.

      In diesem Artikel möchte ich Ihnen ein paar sehr beeindruckende, und auch aufschlussreiche Einblicke in den Bereich der Prognostik geben. Sie werden dadurch weitaus besser verstehen, weshalb bis ins Jahr 2025 massive globale Veränderungen auf uns zukommen werden.

      Diese Neugestaltung wird soziale, wirtschaftliche und auch die politische Ebene betreffen. Kollektive Veränderungen, auch Paradigmenwandel, wie wir sie bald sehen werden, hat es bereits unzählige Male in der Geschichte der Menschheit gegeben. Vieles davon wird demnächst die Presse berichten, aber es wird auch Veränderungen geben, die sich lautlos und fast unsichtbar einschleichen.

       Diesen subtilen Veränderungen sollten Sie eine extra Portion Aufmerksamkeit widmen.

      Um kollektive Veränderungen besser zu verstehen und damit umzugehen, hat der Mensch schon seit jeher verschiedene Methoden der Prognostik benutzt. Prognostik bedeutet, dass wir uns Mittel und Instrumente bedienen, welche zeitlich wiederkehrende Zusammenhänge aufzeigen und verdeutlichen. Wir können uns damit auf kommende Veränderungen besser einstellen und Fehlverhalten vermeiden.

      Denken Sie an Menschen, die vor Jahrtausenden nichts anderes zur Verfügung hatten, als den Stand der Sonne und die Jahreszeiten. Sie mussten die Saat im Frühjahr zum richtigen Zeitpunkt ausbringen, um im Herbst eine ertragreiche Ernte einzubringen. Eine Woche zu früh oder zu spät konnte über Leben und Tod eines Dorfes, sogar eines Volkes entscheiden. Der Mensch war davon abhängig, die Zusammenhänge der Natur richtig zu erkennen und danach zu handeln, um sich ein gesundes und glückliches Leben zu ermöglichen.

      Der


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