The Wrong/Right Man. Aurora Rose Reynolds
ihre Zukunft vorausgesagt habe?«
»Ja, oder als du stundenlang von dem Mann erzählt hast, den du heiraten würdest, der zehn Kinder mit dir adoptieren würde und mit dem du in einem riesigen Haus leben würdest.«
»Das wünsche ich mir noch immer.« Schmunzelnd schaue ich aus dem Wagenfenster. »Selbst wenn ich niemals den richtigen Mann finde, sehe ich Adoption immer noch als Möglichkeit. Ich möchte einem Kind oder auch mehreren Kindern ein Zuhause geben, wo sie sich sicher und geliebt fühlen«, füge ich leise hinzu.
»Das weiß ich.« Er legt mir seine Hand an meine Wange, an die Stelle, wo mein Grübchen ist, was dafür sorgt, dass mein Herz einen Hüpfer macht.
»Heilige Scheiße, Mädchen. Sieh dich an!«, ruft Maggie, die Besitzerin des View – eines der bekanntesten Clubs in Seattle –, sobald sie mich auf der Kante der Bühne sitzen sieht, auf der Jamie und seine Band alles für ihren Auftritt vorbereiten.
Als ich Maggie kennenlernte, wusste ich nicht so recht, was ich von ihr halten sollte. Auf den ersten Blick wirkte sie fast aggressiv, mit ihrer lauten Persönlichkeit und ihrem extrovertierten Auftreten. Ihr weißes, beinahe silberfarbenes Haar ist an den Seiten kurz rasiert und oben länger und mutet fast wie ein Irokesenschnitt an. Maggie greift immer zu extremem Make-up und auffälligen Outfits, die perfekt zum Set eines Heavy-Metal-Videos der 90er passen würden, was ihr das Aussehen einer waschechten Rockerbraut verleiht.
»Es sind nur Jeans.« Ich springe von der Bühne, um sie zu umarmen.
Als sie mich wieder freigibt, packt sie mich am Oberarm und mustert mich eingehender. »Von wegen einfach nur Jeans. Du siehst heiß aus. Mir gefällt dieser ganze Vibe, den du ausstrahlst, echt verdammt gut.«
»Danke.« Ich kann ein Lächeln nicht unterdrücken, denn sie ist nicht die Erste, die mir in den letzten Tagen Komplimente gemacht hat. Dabei habe ich mein Aussehen nicht wesentlich verändert, sondern nur meinen Bekleidungsstil. Auf der anderen Seite liegt es vielleicht gar nicht an den Klamotten. Seit mir Jamie die Jacke geschenkt hat, die ich auch heute trage, habe ich das Gefühl, einen Teil meines Selbstbewusstseins zurückerlangt zu haben.
»Wie dem auch sei, ich wollte Jamie nach deiner Nummer fragen, aber da du jetzt hier bist, reden wir einfach von Angesicht zu Angesicht«, sagt sie mit einem Ausdruck in den Augen, der mich wachsam werden lässt. »Aber bitte dreh nicht gleich durch.« Sie umfasst mein Handgelenk und zieht mich über die leere Tanzfläche zur Bar hinüber. Am Tresen angekommen, schnappt sie sich eine Flasche Tequila vom obersten Regal und im Anschluss noch einen Salzstreuer und ein paar Zitronenscheiben.
»Willst du mich abfüllen?«, frage ich ungläubig, als sie ein Shotglas vor mich hinstellt und Tequila eingießt.
»Nicht abfüllen, aber beeinflussbar machen.« Sie grinst.
»Das sollte klappen«, murmle ich, nehme das Getränk, kippe es in einem Zug runter und schüttle den Kopf, als sie mir den Salzstreuer hinhält. Eine Zitronenscheibe nehme ich jedoch und beiße hinein.
»Nun.« Maggie füllt mein Glas erneut, und ich ziehe eine Braue in die Höhe, weil ich wissen möchte, was zur Hölle sie mir erzählen will. Ich bete darum, dass es nichts mit Jamie zu tun hat. Sie bedeutet mir auch den zweiten Shot zu trinken, und ich folge ihrer Aufforderung. »Ich möchte, dass du einen Freund von mir kennenlernst.«
»Nein.« Ich huste und gebe ihr zu verstehen, dass sie mir eine weitere Zitronenscheibe reichen soll.
»Hör mich doch erst mal an.«
»Maggie«, seufze ich und lege meinen Kopf auf meine auf dem Tresen ruhenden Hände.
»Er ist ein guter Typ.«
»Das sind sie alle, bis sie es plötzlich nicht mehr sind.«
»Da hast du möglicherweise recht«, stimmt sie mir zu, und ich richte mich wieder auf. »Ich sage ja nicht, dass du ihn daten musst, aber ich möchte, dass du ihn kennenlernst. Bitte.« Sie faltet die Hände, als würde sie beten.
Wieder seufze ich. »Okay.«
»Okay?«
»Ja, okay.«
Sie reibt ihre Handflächen aneinander und wirkt dabei viel zu selbstzufrieden. »Das wird toll werden. Er ist nett und absolut perfekt für dich, versprochen.«
»Ich werde mich mit ihm auf einen Kaffee treffen.«
»Ein Abendessen.«
»Einen Kaffee.« Ich bleibe standhaft. Unter keinen Umständen möchte ich mich auf ein stundenlanges Abendessen mit einem Fremden einlassen, den ich vielleicht nicht sympathisch finde.
»Also gut, einen Kaffee.« Sie lenkt sichtbar widerwillig ein. »Aber falls du ihn heiraten solltest, erwarte ich, deine Trauzeugin zu werden.«
Ich schnaube, weil ich ziemlich sicher weiß, dass das nicht passieren wird. »Gut.«
»Ich sage dir schon jetzt, dass du mir danken wirst. Ihr zwei seid wie füreinander geschaffen.«
Das kann ich mir nur schwer vorstellen. »Erzähl mir von ihm«, ermuntere ich sie dennoch.
In den folgenden neunzig Minuten höre ich Maggie zu, während sie ununterbrochen von Adam spricht. Wenn ich ehrlich bin, erinnere ich mich dank der weiteren Tequilashots, mit denen sie mich in dieser Zeit versorgt, nicht mal mehr an die Hälfte von dem, was sie mir erzählt.
Ich wippe mit dem Fuß hin und her, während sich der Fahrer des Taxis, das mich zu meinem Blinddate bringen soll, durch den Verkehr kämpft. Nach meiner ersten Arbeitswoche ist Ausgehen nicht gerade das, wonach mir der Sinn steht. Maggie hat mich jedoch heute Morgen angerufen, um sicherzugehen, dass ich mein Date noch immer am Plan habe, und ich konnte es ihr nicht abschlagen.
»Es ist ja nur auf einen Kaffee.«
»Was?«, fragt der Fahrer, und ich schüttle den Kopf.
»Entschuldigen Sie, ich habe nur mit mir selbst gesprochen.« Ich sehe auf mein Handy. Zu spät zu kommen und zugleich auch noch hungrig und erschöpft zu sein, sorgt dafür, dass ich mich viel angespannter fühle, als es normalerweise der Fall wäre. Meine erste Woche bei IMG war toll, aber ich hatte unendlich viel zu lernen, und das hat mir mitunter den Schlaf geraubt.
Darüber hinaus muss ich mich daran gewöhnen, wieder allein zu leben. Ich liebe es, mein eigenes Zuhause und ein eigenes Bett zu haben, aber ich vermisse es, mich am Ende des Tages mit jemandem austauschen zu können.
»Verdammt.« Der Fahrer tritt so heftig auf die Bremse, dass ich nach vorn rutsche und mich mit der Hand an der Zwischenscheibe abstützen muss, um mir nicht den Kopf anzuschlagen. Ich lehne mich wieder auf der Rückbank zurück und erkenne durch die Windschutzscheibe, dass vor uns zwei Autos zusammengestoßen sind und beide Fahrspuren blockieren. Der Fahrer rollt das Fenster auf seiner Seite hinunter, streckt den Kopf nach draußen und wedelt aufgebracht mit der Hand. »Ihr Idioten, macht gefälligst die Straße frei.«
»Fick dich. Fahr doch drum rum!«, brüllt ein massiger Typ, der aussieht, als würde er kleine Kinder zum Frühstück verspeisen, und macht eine rüde Geste in Richtung des Taxifahrers.
»Ich kann nicht drum rumfahren. Niemand kann das!«, schnauzt mein Fahrer, was den großen Kerl noch wütender macht. Eine Ader an seiner Stirn beginnt, deutlich sichtbar zu pochen, als er auf das Taxi zumarschiert.
»Ich werde den Rest des Weges einfach zu Fuß zurücklegen«, stoße ich hervor, was meinen Fahrer dazu veranlasst, sich zu mir umzudrehen. Ich werfe einen Blick auf das Taxameter und reiche ihm einen Zwanziger.
»Sie sind noch immer vier Blocks von ihrem Ziel entfernt.«
»Es macht mir nichts aus, zu gehen.« Ich lächle ihn an, steige aus dem Taxi und