Coltkampf am Rio Grande: Western Exklusiv Sammelband 7 Romane. Pete Hackett

Coltkampf am Rio Grande: Western Exklusiv Sammelband 7 Romane - Pete Hackett


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Wasserstelle finden?«

      »Sie kreuzen die Straße nach El Carrizo. An ihr finden sie einen Rancho, der auch als Poststation benutzt wird.«

      »Danke, Capitan. Dürfen wir weiter?«

      »Verschwinden Sie!«

      Corcoran wandte sich um, wischte über das Gesicht, drängte seinen Hengst zur Seite und stieg auf. »Dwarf, hol den Bullen und gib mir die Longe.«

      Der kleine Cowboy ritt in den Corral. »Wir sollten den beiden Kerlen endlich Namen geben, damit man mit ihnen reden kann, Boss. Ich wette, die sind dann viel weniger störrisch.«

      Corcoran gab keine Antwort. Dwarf redete auf den Stier ein und spannte langsam die Longe. Das Tier gehorchte diesmal und ließ sich aus dem Corral führen.

      Corcoran nahm die Longe. »Dann wollen wir mal.« Er trieb sein Pferd an und ritt auf die Soldaten rechts der größeren Hütte zu.

      Chet blieb an der Seite des zukünftigen Schwiegervaters. Die Stiere folgten ihnen. Rizzos und Dwarf blieben zurück.

      Die drohende Mauer der Soldaten wich erst in letzter Sekunde. Eine Gewehrmündung streifte über Chets Texasstiefel hinweg und zog einen dunklen Strich in die Staubschicht. Dann waren sie vorbei, ließen die Hütten und schließlich die verdorrten Felder hinter sich.

      »Steuereintreiber«, murmelte der Rancher verächtlich. »Was die sich nur einbilden, woher die armen Campesinos das Geld nehmen sollen.«

      »Wer weiß, ob sie das interessiert.«

      »Kaum.«

      Dwarf ließ die Peitsche knallen. »Ich würde den linken Bullen Mister Crazy nennen, Boss.«

      Corcoran schaute über die Schulter. »Warum?«

      »Weil er so doof ist. Beinahe hätte er sich den Nasenring ausgerissen.«

      »In Ordnung, nennen wir ihn Mister Crazy.«

      Die Soldaten befanden sich inzwischen wieder hinter den Hütten bei ihren dort stehenden Pferden, saßen auf, verließen das aufgegebene Anwesen in der Wildnis, und ritten nach Westen.

      »Jetzt sind wir sie wirklich los«, sagte Rizzos. »War ein ziemlich arroganter Typ, was?«

      Corcoran mochte darüber nicht mehr nachdenken und ging nicht darauf ein.

      2

      Es dämmerte, als sie den Rancho sehen konnten. Eine drei Yard hohe Lehmmauer umgab das Anwesen wie eine kleine Festung. Flachdächer ragten darüber hinweg. Das größte Haus, eingeschossig wie die anderen, war in die Mauer integriert und besaß auf seiner Außenseite eine dicke Bohlentür, die geschlossen war. Auf den umliegenden Weideplätzen, die kaum Gras aufwiesen, stand kein einziges Rind.

      »Sieht genauso verlassen wie die Siedlerstelle aus«, sagte Chet.

      »Kein Wunder, wenn schon Soldaten losgeschickt werden, um Pesos zu holen, wo keine sind.«

      »Na und, wenn man nichts hat, ist eben nichts zu holen.«

      Rizzos ritt neben den Rancher. »Weißt du, was mit denen passiert, die nicht bezahlen können?«

      »Nein, woher sollte ich auch.«

      »Die landen vielleicht im Gefängnis und ziehen es deswegen vor, zu verschwinden.«

      Sie wurden langsamer, weil das große Tor in der hohen Mauer geschlossen war.

      Die Radrinnen führten von Südosten kommend in einem sanften Bogen auf das Tor zu und von dort aus im spitzen Winkel wieder nach Nordwesten. Zwischen den beiden Straßenteilen gab es keine Verbindung, was aussagte, dass alle Wagen hier innerhalb der Mauer gehalten haben mussten.

      Vor dem Tor hielten sie an.

      »Hallo, ist da jemand?«, rief Corcoran.

      Nichts rührte sich.

      Rizzos ritt weiter und schlug gegen das Tor.

      Im Dach der größeren Hütte öffnete sich eine Luke und eine Gestalt stieg ins Freie. Es handelte sich um einen sechs Fuß großen, breitschultrigen Mexikaner. Er trug ein großkariertes Hemd von vorwiegend roter Farbe, grüne, in Schaftstiefeln steckende Hosen, einen riesigen schwarzen Sombrero, an dem funkelnde Kupfermünzen das Conchoband zierten und zwei hellbraune, breite Patronengurte über Kreuz auf der Brust. Zwei schwere Peacemaker Colts steckten in den Holstern über den Hüften am Kreuzgurt.

      Dwarf pfiff leise durch die Zähne. »So stellt man sich die Guerillas vor.«

      »Hallo!«, rief Corcoran. »Wir sind mit zwei Stieren nach Neu Mexico unterwegs und brauchen Wasser. Wenn es geht, auch eine Nacht Ruhe für uns und die Tiere.«

      Der ungefähr sechsundzwanzig Jahre alte Mann trat an den Rand des Flachdaches. »Es sind Gringos. Lass sie herein, Alfredo!«

      Im Hof waren Schritte zu hören. Ein Schaben erschallte am Tor, und die beiden Flügel wurden geöffnet.

      Vier Männer mit Gewehren in den Händen und wie der eine auf dem Dach mit Kreuzgurten und Revolvern behängt, standen vor den vier Weißen und musterten sie finster.

      »Wir sind unterwegs zur Grenze«, erklärte der Rancher. »Konnten den ganzen Tag kein Wasser finden und sind hundemüde.«

      Der eine schaute zum Dach hinauf und rief dem großen Mann auf spanisch etwas zu.

      »Kommt herein«, sagte der Mann auf dem Dach, wandte sich ab und kletterte in die Luke.

      Sie ritten in den großen Innenhof und hielten am leeren Corral.

      Das Tor wurde geschlossen und ein Balken in derbe Eisenkrampen gehängt. Aus dem Haus trat der Mann mit dem schwarzen Sombrero, der die anderen um Haupteslänge überragte. Das Gewehr hatte er am Lauf ergriffen und den Kolben lässig über die Schulter geschlenkert.

      Corcoran saß ab und band die Longe an den Zaun. Dabei erklärte er, woher sie kamen und wohin sie wollten.

      Chet folgte John Corcorans Beispiel und trat dann neben ihn. Rizzos und Dwarf blieben bei den Pferden am Corral, als würden sie Deckung suchen.

      »Habt ihr Soldaten gesehen?«

      »Ja.«

      »Wann?«

      »Vor ungefähr fünf Stunden südlich von hier auf einem verlassenen Farmgelände.«

      »Wo sind sie hin?«

      »Nach Westen.«

      Der große Mann atmete tief und erleichtert durch und lächelte flüchtig. Er hatte dunkle Augen und langes schwarzes Haar, machte aber durchaus keinen finsteren, sondern eher einen sympathischen Eindruck. »Sie wollen bei den Campesinos Steuern eintreiben. Aber die armen Leute wissen schon seit Jahren kaum noch, wie sie am Leben bleiben sollen. Wer nicht zahlt, wird zusammengeschlagen und ins Gefängnis im Palast des Gobernators gesperrt.«

      »Und wo sind die Leute?«

      »Geflohen. Allerdings nicht alle. Ein paar stecken schon im Palastkeller. Und da der Gobernator niemals einen Fehler eingesteht, wird auch keiner je wieder freigelassen.«

      Corcoran schaute über den Hof. Die Stalltür stand halb offen. Pferde waren dahinter zu sehen. Sie trugen Sättel, was den Rancher seltsam berührte, sah es doch so aus, als sollten sie jeden Moment einsatzbereit sein.

      »Gehört der Rancho Ihnen?«, fragte Chet.

      »Ja. Uns allen. Wir sind eine Familie.«

      Corcoran blickte von einem zum anderen, konnte aber keine große Ähnlichkeit unter ihnen feststellen.

      »Unsere Frauen und Kinder sind auch schon weg. Mit dem Rest unseres Viehs in die Sierra.«

      Die Pferde am Corral schnaubten und drängten nach links, wo sich eine


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